We. by Loewe We See 55 (Test)

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Mit dem 1.700 Euro teuren We. See 55 bringt Loewe Farbe in die überwiegend schwarze TV-Welt. Die Geräte gehören zur neuen Marke We. by Loewe (siehe Kasten) und sind in den Farben Aqua Blue, Coral Red und Basalt Grey in den Größen 32, 43, 50 und 55 Zoll erhältlich, die Preisspanne reicht von 1.000 bis 1.700 Euro. Wir sind von der Optik unseres Testgeräts in Coral Red begeistert: Der LCD-Fernseher mit Edge-LED-Backlight wirkt unheimlich frisch und modern, Loewe hat hier ein echtes Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Der Stoff des Lautsprechers der integrierten 80 Watt starken Dolby-Atmos-Soundbar ist in die identische Farbe wie der schwere Standfuß aus Metall und die Rückseite des TV-Apparats getaucht. Der obere Bereich des rückseitigen Gehäuses ist schwarz gefärbt, auch das ein Zentimeter tiefe Display ist von einem schwarzen Kunststoffrahmen umgeben. Der We. See 55 darf gerne frei im Raum stehen – denn die seitlichen Anschlüsse sitzen unter einer Blende, und die Kabel lassen sich ebenfalls versteckt sauber nach unten ins Freie verlegen. Dadurch ist der zweifarbige Rücken ein echter Blickfang. Wer den mitgelieferten Tischfuß nicht mag, kann optional eine von drei manuell drehbaren Standlösungen (den Floor Stand C gibt es nur für Modelle von 32 bis 50 Zoll) oder eine Wandhalterung zur flachen bzw. neigbaren Montage separat erwerben. Der 55-Zöller unterstützt außerdem die VESA-Norm 400 x 200 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Was gerade jüngeren Käufern, die Loewe mit dem We. See primär ansprechen möchte, wichtig sein dürfte: Apps stehen direkt über das Gerät zur Verfügung und müssen nicht wie bei manch anderem Loewe-Fernseher über externe Streaming-Adapter abgegriffen werfen. Allerdings weist das Portfolio noch Lücken auf: Von den wichtigen Streaming- Anbietern findet man Netflix, Amazon Prime Video, Rakuten TV, RTL+, DAZN und YouTube, allerdings fehlen Apple TV+, Disney+ und Sky Ticket. Diese App-Lücken sollen aber zeitnah geschlossen werden. Was beim Durchstöbern der Menüs auffällt: Die Fernbedienung liegt zwar gut in der Hand, ist hochwertig verarbeitet und logisch strukturiert; jedoch ist die Oberfläche so plan, dass man regelmäßig neben die gewünschte Taste drückt.

Als Betriebssystem setzt Loewe auf os7. Auf schwarzem Hintergrund werden hier in einer waagerechten Reihe sieben Apps nebeneinander angezeigt. Die Auswahl und die Reihenfolge kann man beliebig ändern. Darunter serviert der 55-Zöller diverse Streaming-Vorschläge aus unterschiedlichen Genres. Die Oberfläche sieht modern und ansprechend aus, die Bedienung gelingt intuitiv. Um den vollen Funktionsumfang des We. See nutzen zu können, benötigt man ein VIDAA-Konto. Sprachbefehle empfängt der Loewe mittels Alexa über die Fernbedienung oder über die kostenlos für Android und iOS erhältliche VIDAA-App. Diese erlaubt auch eine Steuerung des Flachmanns, das Starten von Apps und das Streamen von Fotos, Videos und Musik.

In den technischen Spezifikationen verweist Loewe zwar auf vier Buchsen, die den Standard 2.1 unterstützen. Hierzu gehören Variable Refresh Rate (VRR) und Auto Low Latency Mode (ALLM), allerdings fehlt die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz, weswegen wir die Ports nur als 2.0 ausweisen können. Die TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nur als Single-Tuner ausgelegt. Aufnahmen unterstützt der Apparat auf USB-Festplatte, ebenso gestattet er zeitversetztes Fernsehen. Apps starten recht flott, auch bei Menüwechseln ist der Loewe schnell. Etwas mehr Tempo wünscht man sich beim Umschalten sowie beim Initialisieren von Aufnahmen. Der Mediaplayer erlaubt Diashows mit Hintergrundmusik und Animationen. Bei der Wiedergabe eigener 4K-Videos im MP4-Format von einer GoPro offenbarte der Apparat Performance-Probleme.

Zu flach: Die schwarze Loewe-Fernbedienung liegt gut in der Hand und ist vernünftig verarbeitet. Leider sind die einzelnen Tasten so plan in die Oberfläche eingelassen, dass man diese nur schwer unterscheiden kann. Der Bedienkomfort wird dadurch eingeschränkt. Für die Portale Netflix, Amazon Prime Video, Rakuten TV, Deezer und YouTube sind eigene Streaming-Tasten reserviert.

Moderner Look: Die Loewe-Benutzeroberfläche os7 ist aufgeräumt und intuitiv bedienbar. Seine Lieblings-Apps kann man hier auf die Startseite pinnen.

Mit We. by Loewe hat der traditionsreiche deutsche TV-Hersteller vor Kurzem eine neue Marke an den Start gebracht, die sich speziell an die Bedürfnisse junger Konsumenten richtet und viel Wert auf ein modernes Design und frische Farboptionen legt. Aufgeteilt ist die Marke in die beiden Produktgruppen Fernseher (We. See) und Audiogeräte (We. Hear). Alle bunten TV-Modelle in Coral Red und Aqua Blue werden seit Frühjahr wieder in der eigenen Fertigung am Unternehmensstandort in Kronach gefertigt. Die „We. See“-Fernseher in Basalt Grey produziert Loewe aus Platzgründen weiterhin im slowenischen Velenje. Dort hat man in einer Fabrik des strategischen Partners Hisense eine Produktionslinie angemietet, auf der die Flat-TVs ausschließlich von Loewe-Mitarbeitern nach eigenen Qualitätsstandards produziert werden. Sobald am Stammsitz in Kronach mehr Platz zur Verfügung steht, soll die komplette Fertigung der We. See-Modelle dort erfolgen. Loewe wird in den nächsten drei Jahren auf 12.500 Quadratmetern ein neues Headquarter in Kronach errichten. Die Unternehmenszentrale wird direkt an die Produktionshallen angebunden. Dabei investiert das Unternehmen mehr als 25 Millionen Euro sowohl in den Neubau als auch in die Modernisierung der Fertigung sowie in Lager und Logistik. Die Loewe Technology GmbH beschäftigt momentan rund 200 Mitarbeiter.

Willkommen in Kronach: Loewe fertigt den We. See in Coral Red und Aqua Blue am eigenen Fertigungsstandort in Deutschland.

Bild- und Tonqualität
Im normalen TV-Betrieb liefert der 55-Zöller ein ausgewogenes Bild mit natürlichen Farben, schöner Schärfe und ordentlicher Tiefe. Im erleuchteten Wohnzimmer ist der „Standard“-Modus jedoch fast schon etwas zu dunkel. Entweder hebt man die Helligkeit an oder wechselt in den lichtstärkeren, aber farblich nicht ganz so authentischen „Dynamisch“-Modus.

Uns interessiert natürlich die Schwarz-Performance – unsere OLEDs in diesem Testfeld haben uns diesbezüglich verwöhnt, und selbst das für 1.000 Euro deutlich günstigere Medion-Modell hat beim Schwarz geglänzt. Da der Loewe lediglich mit einer Edge-LED-Hintergundbeleuchtung ausgestattet ist, sind unsere Erwartungen eher zurückhaltend. Wie sich zeigt, leider zu Recht. Denn die schwarzen Kapiteleinblendungen der Blu-ray „Deutschland von oben“ stellt der We. See selbst im Setting „Kino Nacht“ bei frontaler Draufsicht nur in einem Grauton dar. Über die Menü-Einstellungen erzielen wir auch bei manuellen Anpassungen kein signifikant besseres Ergebnis. Blickt man von der Seite und leicht von oben auf das Panel, so wird aus dem Schwarz ein Grau-Blau mit punktueller Fleckenbildung. Dieses Szenario fällt allerdings nur im vollständig abgedunkelten Raum auf. Die Cinemascope-Balken werden dann recht gleichmäßig, aber eben nicht satt schwarz dargestellt.

Handarbeit erforderlich: Ab Werk ist der We. See 55 farblich kein Präzisionswunder. Erst nach einem Feintuning kann sich seine SDR-Performance sehen lassen.

Nur Durchschnitt: Im DCI-P3-Spektrum werden Grün und Blau nicht perfekt abgebildet. Auch manuell haben wir hier kein besseres Ergebnis erzielt.

Kleines Ausstattungs-Defi zit: Die vier HDMI-Ports unterstützen zwar ALLM und VRR, allerdings nur eine 4K-Wiedergabe mit 60 und nicht mit 120 Hertz.

Steht die „Bewegungskompensation“ auf „Stark“, überzeugt das 50-Hertz-Display mit geschmeidigen und weichen Bewegungen – Spitzen-TVs mit 100-Hertz-Technik bringen aber noch etwas mehr Ruhe ins Bild. Die Skalierfähigkeiten des Loewe sind klasse. Helgoland wird in der Deutschland-Doku aus luftiger Höhe mit seinen markanten roten Felsen und saftig grünen Wiesen nicht nur scharf, sondern auch detailreich mit kantigen Felsvorsprüngen in mannigfaltigen Rot-Brauntönen abgebildet.

Für HDR-Darstellungen unterstützt der 55-Zöller neben HLG und HDR10 auch Dolby Vision, nur HDR10+ fehlt. Im Setting „HDR Dynamisch“ erreichte der Loewe bei unseren Messungen 410 Candela, 305 im „Standard“-Modus und 330 Candela im „Tag“-Setting. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Weißanteil 10, 50 oder 100 Prozent beträgt, die Helligkeit bleibt im Gegensatz zu einem OLED-Fernseher immer quasi auf identischem Niveau. Wichtig: Um die maximale Helligkeit aus dem Panel herauszuholen, müssen die „Dynamische Steuerung der Hintergrundbeleuchtung“ und der „Automatische Lichtsensor“ deaktiviert sein. Sonst bricht die Helligkeit in dunklen Räumen auch bei HDR-Darstellungen ein, wie wir bei unseren Messungen feststellen mussten.

Der Testbericht We. by Loewe We See 55 (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 1.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

73 Gut

Optisch und akustisch sorgt der We. See 55 für frischen Glanz und jugendlichen Look im Wohnzimmer – und klingt richtig klasse. Sein Bild ist harmonisch abgestimmt, Schwarzwert und Helligkeit sind aber nur Mittelmaß. Auch beim App-Angebot hat der 55-Zöller (noch) Luft nach oben.

Jochen Wieloch

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