Viewsonic X2000L-4K (Test)

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Langlebige Laserlicht-Technik, 100-Zoll-Bilddiagonale aus wenigen Zentimetern, eine Soundbar und intelligente Konnektivität – der neue Viewsonic Ultrakurzdistanz-Projektor X2000L-4K will mit diesen und weiteren Features die deutschen Wohnzimmer erobern.

Ultrakurzdistanz-Projektoren sind wie geschaffen dafür, um sie im Wohnzimmer auf das Sideboard zu stellen, da sie von dort Bilder in Lebensgröße an die Wand werfen und im Nichtbetrieb kaum störend auffallen.

Mit dem 2.900 Euro teuren X2000L-4K erweitert Viewsonic die Serie seiner Ultrakurzdistanz-Projektoren. Geliefert wird der kompakte Lichtwerfer in einem umweltfreundlichen und stabilen Pappkarton, der wie ein Reisekoffer aufgeklappt wird. Im Inneren befinden sich neben dem gut geschützten Bildwerfer eine Fernbedienung, Netzkabel, Abstandsschablone sowie eine gedruckte Installationsbroschüre. Der Projektor ist in den Farben Weiß (X2000L-4K) und Schwarz (X2000B-4K) erhältlich. Mit 6,8 Kilo bringt er ein vertrauenserweckendes Gewicht auf die Waage. Alle relevanten Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite, damit kein Kabelsalat vom Sofa aus zu sehen ist. Zusätzlich befindet sich an der rechten Seite ein USB-Lesegerät.

Ausstattung und Technik
Der Viewsonic X2000L-4K verfügt über ein 0,47-Zoll-DMD mit nativer Full-HD-Auflösung. UHD-Inhalte kann er allerdings bis zu 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und sequentiell via vierfache XPR-Shift-Technologie projizieren.

2.000 Lumen soll die Lichtquelle von Nichia mit 74 Watt erzielen. Hierbei handelt es sich um eine Laser-Phosphor-Technologie der zweiten Generation, die mit einer Lebensdauer von 20.000 Stunden beziffert ist. Wer den Lichtwerfer wie ein TV-Gerät 4 Stunden pro Tag nutzt, kann ihn über 13 Jahre lang verwenden. Danach hat der Beamer rund 50 Prozent seiner Lichtausbeute eingebüßt – und kann natürlich weiter betrieben werden.

Der integrierte Augenschutz schaltet das Laserlicht schlagartig aus, wenn zu neugierige Gemüter oder Kleinkinder dem Projektionsstrahl zu nahe kommen. Dies ermöglichen integrierte Ultraschallsensoren. Ab Werk ist diese Funktion allerdings ausgeschaltet und muss in den Grundeinstellungen aktiviert werden. Damit der Beamer vollständig als TV-Alternative herhalten kann, ist eine Soundbar von Harman Kardon integriert, die DTS und Dolby Digital beherrscht.

Die beleuchtete Fernbedienung besitzt eine vom TÜV zertifizierte antibakterielle Silberionenbeschichtung, um die Gesundheit des Nutzers zu schützen. Direktwahltasten für das Hauptmenü mit App-Center, Bildeinstellungen und Lautstärkeregler für die Soundbar sind vorhanden.

Zu den Smartfunktionen gehören WiFi, Bluetooth und die Unterstützung von Apps. Die Auswahl der Apps ist in Aptoide allerdings überschaubar. Während Disney+ und der Chrome Browser fehlerfrei laufen, können wir Netflix nicht starten, da der Streamingdienst fortwährend nach einem Update verlangt, das nicht vorhanden ist. Via Bildschirmspiegelung lassen sich Inhalte vom Smartphone, Tablet oder Notebook kabellos wiedergeben. Klassisches Fernsehen muss extern zugespielt werden, da der Projektor keine TV-Tuner integriert hat.

Der X2000L-4K kann überdies als Bluetooth-Lautsprecher verwendet werden, zudem funktioniert die Signalübertragung auch umgekehrt. Wer Mitbewohner und Nachbarn nicht stören möchte, kann beispielsweise den Ton vom X2000L-4K auf das eigene Bluetooth-Headset streamen.

Statisches Tone Mapping für HDR, Frame Interpolation zur Verbesserung der Bewegungsschärfe, ein Sechs-Achsen-Farbmanagement sowie eine Touch-Steuerung, mit der Telefon und Tablet via „vCastSender-App“ zur Fernbedienung werden, vervollständigen das Ausstattungspaket.

Im Home-Menü können bis zu vier liebgewonnene Apps wie Netflix, Disney+ und Napster abgelegt werden.

Der Fokus auf der Leinwand lässt sich mit der Fernbedienung bequem bis in die Ecken einstellen.

Aus physikalischen Gründen sollte ein Raum grundsätzlich gut abgedunkelt werden, wenn eine Projektion im Wohnzimmer angedacht ist. Bereits leichtes Umgebungslicht hellt dunkle Bereiche auf der Leinwand auf, was dem Bild viel Plastizität raubt. In sonnendurchfluteten Räumen ist eine Projektion sogar ganz unmöglich, weil herkömmliche Heimkino-Projektoren dagegen schlichtweg nicht ankommen. Sogar Fernseher sind unter diesen Bedingungen nicht selten überfordert. Schattiert sollte es daher schon sein im Raum.

Wer sein Wohnzimmer im Sommer nicht komplett abdunkeln möchte, aber tagsüber trotzdem seine Lieblingsserie oder Fußball-Bundesliga schauen will, der kommt auch mit Projektoren auf seine Kosten: Mit Hilfe einer Spezialleinwand für Ultrakurzdistanz-Beamer, die in 100 Zoll ab 800 Euro erhältlich ist. In dieser Kombination wird der Laser-TV zur vollständigen Fernseher-Alternative, weil nur das von unten auftreffende Licht des Projektors zum Zuschauer gelenkt wird. Das übrige Raumlicht wird zur Seite reflektiert oder absorbiert.

Mit einer Spezialleinwand lässt sich der Viewsonic X2000L-4K wie ein handelsüblicher Fernseher auch am Tag einsetzen. Je nach Sideboard kann die Gerätefarbe (Schwarz oder Weiß) passend ausgewählt werden.

Installation und Bedienung
Der X2000L-4K wird einfach auf das Sideboard gestellt und alle gewünschten Zuspieler verbunden. Das können AV-Receiver, Spielekonsole, Blu-ray-Player oder ein Streaming-Stick sein. Nach dem ersten Einschalten nimmt der Projektor den Nutzer sprichwörtlich an die Hand und führt ihn durch alle relevanten Installationsmenüs. Zunächst wird die Fernbedienung mit dem Bildwerfer gekoppelt, indem die „Okay“-Taste für ein paar Sekunden gedrückt wird. Anschließend geht es weiter mit der Netzwerkverbindung. Hierfür müssen wir nur unser Passwort eingeben. Das geschieht ruckzuck mit Hilfe der On-Screen-Tastatur. Über den gesamten Testzeitraum bleibt die Internetverbindung stabil.

Mit Hilfe der beigelegten Schablone ist es möglich, den Ultrakurzdistanz-Projektor exakt so aufzustellen, dass er die anvisierte Bildgröße projiziert. Aus einer Distanz von 23,4 Zentimetern wird ein 100-Zoll-Bild (2,54 Meter) auf die Wand geworfen. Wer eine größere oder kleinere Bildbreite anstrebt, schiebt den X2000L-4K einfach ein wenig vor oder zurück.

Gut erreichbar sind die Stellschrauben, mit denen die Füße aus- und eingefahren werden können. Das ist praktisch, falls Sideboard oder Wand nicht exakt in Waage sein sollten. Die Bedienung im Alltag ist ebenso bequem wie bei jedem TV-Gerät. Mit der Fernbedienung kann der Eingang gewechselt werden. Die Umschaltzeiten sind angenehm kurz, so dass wir wohltuend schnell die Inhalte vom verbundenen 4K-Blu-ray-Player erleben können.

Mit zwei HDMI-Eingängen ist der ViewSonic X2000L-4K ordentlich ausgestattet. HDMI 2 ist ARC-fähig, somit ideal, um einen passenden AV-Receiver zu verbinden. An HDMI 1 kann ein externer WiFi-Stick eingesteckt werden, die Stromversorgung dafür übernimmt der USB-Port links daneben. Audio Out (3,5 mm) und eine LAN-Verbindung komplettieren das Anschlussfeld auf der Rückseite.

Licht und Farbe
Im Bildmodus „Am Hellsten“ liegen 2.020 Lumen an, womit die Herstellerangabe vorbildlich eingehalten wird. Da die Farbtemperatur in diesem Modus wie üblich zu kühl ist, wechseln wir in „Nutzer“. Mit wenigen Handgriffen treffen wir die Vorgabe mit 6.500 Kelvin. Die Lichtausbeute beträgt 1.540 Lumen (HDR) und 1.350 Lumen (SDR) im höchsten Lasermodus „Vollbild“. „Standard“ (-12 Prozent) und „Öko“ (-23 Prozent) reduzieren die Laserleistung, was das Betriebsgeräusch von 29 Dezibel auf 27 Dezibel verringert. Der statische On/Off-Kontrast beträgt für einen DLP-Projektor ordentliche 2.450:1, und der Schwarzwert fällt mit 0,62 Lumen ebenfalls gut aus.

Wir empfehlen, ausschließlich den Bildmodus „Nutzer“ zu verwenden, um nicht unbeabsichtigt die dort hinterlegten Einstellungen zu überschreiben. Hintergrund: Sobald in einem anderen Bildmodus (z. B. „Film“) auch nur ein Wert verändert wird, schaltet der X2000L-4K sofort in den „Nutzer“- Modus und überschreibt alle dort vorher eingegebenen Parameter. Darüber hinaus müssen sich HDR und SDR diesen Bildmodus teilen, da es nur ein einstellbares Preset gibt.

Das statische Tone Mapping für HDR macht insgesamt einen guten Job und bewältigt sogar optisch anspruchsvolle Filme wie „Sully“ zuverlässig, ohne dass nennenswerte Details ins Weiß überstrahlen.

Mit der Frame Interpolation auf Niedrig wird das 3:2-Pulldownruckeln wirkungsvoll unterbunden, das üblicherweise durch die Wandlung in 60 Hz bei diesem DLP-Chip entsteht. Die Farbdarstellung des Full-HD-Bildes ist hingegen exzellent.

Nicht nur Besitzer eines Curved-Screens profitieren von der Geometrie-Anpassung, die ViewSonic „4 Eckenverstellung“ und „60 Punkte Korrektur“ nennt. Ebenso dürfen Besitzer des X2000L-4K daran Gefallen finden, wenn Fußboden oder Wände im Wohnzimmer nicht in Waage oder im Lot sind. Bereits eine minimale baulich bedingte Schräge sorgt für sichtbare Geometriefehler bei Projektoren mit so starker Weitwinkeloptik, wie sie in den Ultrakurzdistanz-Projektoren verbaut sind.

Mittels der Warping-Funktion des ViewSonic ist es möglich, diese deutlich sichtbaren Verzerrungen auszugleichen. Nennenswerte negative Auswirkungen auf die Bildqualität hat das Feature nicht, weil die Auflösung des Beamers groß genug ist.

Wenn die Projektion trotz gewissenhafter Aufstellung verzerrte Ecken besitzt (links), ist die Warping-Funktion ein gutes Mittel, um die rechten Winkel wieder zu erlangen (rechts).

Bildqualität
Spielfilme mit 24 Hz werden angenehm flüssig mit der Zwischenbildberechnung (niedrig) dargestellt, ohne dass der typische Filmlook abhandenkommt. Es ruckelt nichts und der sogenannte Soap-Effekt stellt sich ebenso wenig ein. Wenn in der Neuverfilmung von „West Side Story“ die Puerto Ricanerinnen durch New York tanzen, verschmiert nichts, was im Quellmaterial scharf abgelegt ist. Die Kleider der Frauen sehen umwerfend natürlich aus, weil der feine Faltenwurf erhalten bleibt. Die Muskeln der Jungs sind klar abgebildet. Schweißperlen sind wegen der hohen Auflösung bestens erkennbar. Bis zu den Rändern sind die Aufnahmen scharf. Dank des hohen nativen Kontrastumfangs des X2000L-4K liegt kein Grauschleier auf Nachtaufnahmen, die wir bei anderen DLP-Projektoren schon mal als störend erachten. Nicht so beim Viewsonic. Hier wird Schwarz überzeugend dunkel abgebildet und Spitzlichter leuchten überaus kraftvoll.

Im hohen Lichtmodus fi nden wir den X2000L-4K bereits angenehm leise. Sobald Ton abgespielt wird, ist das Betriebsgeräusch praktisch nicht mehr zu hören – auch weil das Gerät weit vor dem Zuschauer steht. Filme, Sport und Serien in Full-HD- und UHD-Auflösung besitzen eine sehr homogene Ausleuchtung mit 94 Prozent. Auf der gesamten Fläche ist kein Helligkeitsabfall zur Seite auszumachen. Der Regenbogen-Effekt (RBE) fällt überraschend gering aus. Nur ganz selten können wir farbige Blitze an kontrastreichen Kanten detektieren.

Nachtaufnahmen in HDR sind hingegen eine Spur zu dunkel, aber „Tasty Sandwiches, Take Out, Eat-In“ auf der Leuchtreklame unter dem „Frankfurters“ (ganz rechts) sind bestens zu lesen, dank der exzellenten Randschärfe.

In der HDR-Version von „West Side Story“ erscheinen die Farben durch das statische Tone Mapping etwas zu blass. Wer es bunter mag, kann im Menü die Sättigung wunschgemäß anheben.

Unsere Makroaufnahme zeigt, dass horizontale Linienmuster in UHD-Pixelgröße vom X2000L-4K auf der Leinwand abgebildet werden. Vertikale Linien werden von der XPR-Shift-Technik hingegen unterschlagen.

Tonqualität
Die Soundbar von Harman Kardon besitzt zwei Sätze mit 10-Watt-Hochtönern und 15-Watt-Tieftönern. Bereits das typische Pfeifen in „West Side Story“ klingt realistisch. Als Maria zusammen mit Toni „Tonight“ singt, sind ihre Stimmen bestens zu verstehen und frei von Zischlauten. In „Amerika“ baut sich eine kleine Stereobühne auf und die Stimmen folgen sogar den Protagonisten über das XXL-Bild. Via Bluetooth streamen wir den Partykracher von Kungs zu: „Clap Your Hands“. Die Bässe knallen recht kräftig für eine Soundbar und können es sogar mit guten TV-Geräten aufnehmen. Wer hier ein kräftigeres Bassfundament anstrebt, sollte zu einem 5.1-Soundsystem greifen.

Der Testbericht Viewsonic X2000L-4K (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 2.900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 Sehr gut

Der Ultrakurzdistanz-Projektor X2000L-4K von Viewsonic punktet mit natürlicher Farbdarstellung und exzellenter Schärfeverteilung. Dazu gesellt sich ein satter Sound von Harman/Kardon. Beim App-Angebot ist hingegen noch Luft nach oben.

Michael B. Rehders

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