Sharp XV-Z 17000 – 3D-Projektor für 4.000 Euro
Der neue DLP-Projektor Sharp XV-Z 17000 präsentiert sich ausgesprochen kompakt. Ihm gelingt stressfreies 3D-Kino ohne Flackern, zwei passende Brillen bringt er schon mit.
Er ist nur zehn Zentimeter hoch und 40 Zentimeter breit: Der neue Full-HD-Projektor von Sharp findet überall Platz. Für 4.000 Euro bringt der 3D-Beamer sogar zwei Shutter-Brillen mit; andere Hersteller verlangen dafür locker 350 Euro extra. Neben einer Lichtstärke von 1.600 Lumen verspricht Sharp einen Bildkontrast von 40.000:1 mit Motor-Iris – utopische Werte, wie unser Test zeigt.
Ausstattung und Bedienung
Der seitliche Griff macht den flachen Sharp XV-Z 17000 mobil, das Objektiv ist dabei per Schiebetür geschützt. Da es keinen Lens-Shift gibt, muss bei der Aufstellung der starke Bildversatz und der kleine Zoom-Faktor von 1,15:1 berücksichtigt werden. Sharps Ein-Chip-DLP-Beamer kennt keine Konvergenzprobleme und projiziert feinste Testbildlinien farbrein sowie kontraststärker als die meisten Drei-Chip-Projektoren.
In der Preisklasse durchaus üblichen Komfort wie einen Testbildgenerator oder motorisch verstellbare Zoom- und Fokusfunktionen lässt der Sharp leider vermissen. Ärgerlich ist, dass er bei einer 1080p-Zuspielung keine 4:3- oder Letterbox-Formate darstellen kann; er beschränkt sich auf fünf verschiedene Zoom-Formate. Dafür gibt es Spielereien wie eine automatische Trapez-Korrektur und Korrekturfunktionen für kissen- oder tonnenförmige Verzeichnung, die man eher beim mobilen Einsatz als im Heimkino braucht. Die Direkttaste "Image Shift" verschiebt das Bild elektronisch nach oben oder unten – eigentlich ideal, um einen 21:9-Film auf eine schwarz maskierte 16:9-Leinwand zu bringen. Leider endet der Regelbereich aber zu früh und lässt einen Spalt zum Rand offen.
Klein und dunkel: Leider lässt sich die winzige Fernbedienung nicht
beleuchten. Die Beschriftung der kleinen Tasten ist nur schwer lesbar.
Der voreingestellte Bildmodus "Standard" zeigt wie der Modus "Natürlich" zu kühle Farben (8.500 Kelvin) und ein etwas schwach gesättigtes Grün. Neben dem unbrauchbaren Modus "Dynamik" bleiben somit "Kino1" und "Kino 2". Sie passen besser, obwohl sie mit rund 7.000 Kelvin immer noch etwas kühle Bilder zeigen. Versierte Anwender rufen deshalb Sharps "C.M.S. Colour Management" auf, um manuell nachzuregeln. Leider gibt es aber nur zwei Speicher, was die Optimierung einschränkt.
Lob verdient der 24 Dezibel leise Eco-Modus. Dann liefert die Lampe aber weniger als die halbe Lichtausbeute, weshalb man mit einer Leinwandgröße ab zwei Meter Breite nicht am knapp 32 Dezibel lauten Normal-Modus vorbeikommt. Ein netter Gag ist die Schiebetür vor dem Objektiv, mit der sich die Projektion sofort unterbrechen lässt. Nach 30 Minuten mit geschlossenem Schieber wechselt der Sharp automatisch in Standby. Dabei verbraucht er allerdings stolze sieben Watt. Nach EU-Spezifikation dürfte er maximal ein Watt ziehen.
Gut gefällt das aufgeräumte Anschlussfeld für zwei 3D-kompatible HDMI-Quellen und analoge Zuspieler aller Art. Vorne im Projektor sitzt der Infrarot-Sender (IR), der die beiden 3D-Brillen indirekt über die Leinwand triggert. Technologien zur Bewegungsverbesserung, die bei der 3D-Konkurrenz aus dem D-ILA und SXRD-Lager in der Regel zum Standard zählen, sind nicht an Bord.
Objektiv mit Schiebetür: Sie schützt beim Sharp die Optik vor Staub. Zoom und Fokus müssen
von Hand justiert werden, ein Lens-Shift fehlt.
Einfach und übersichtlich: Schnittstellen für alle analogen Bildquellen sind am Sharp vorhanden,
dazu gibt es zwei 3D-kompatible HDMI-Eingänge und eine RS-232-Buchse mit
Fernsteuerfunktion.
Licht und Farbe
Im Modus "Kino 1" trifft der Projektor die Grund- und Mischfarben nicht gut und tendiert zudem bei den Graustufen leicht in Richtung Violett. Dafür driften verschieden helle Graustufen kaum, was nach der Modifikation auf eine homogene Schwarz-Weiß-Darstellung hoffen lässt. Der leichte Blaustich zieht im CIE-Segel auch die Mischfarben Cyan und Magenta in Richtung Blau. Die Farben Grün, Gelb und Rot liegen im erweiterten Bereich, wobei subjektiv das gelbliche Grün unnatürlich wirkt. Rot und Gelb knallen dagegen mit voller Intensität, was durchaus sympathisch wirkt, weil warme Farben betont werden.
Im dunklen Sparmodus kann der Sharp nur 1,8 Meter breite Leinwände ausleuchten, mit voller Lampenleistung reicht es in der besten Voreinstellung mit 674 Lumen für 2,6 Meter breite Bilder. Bei aktiviertem Weißsegment schafft er 910 Lumen, was sogar für eine drei Meter breite Projektion reicht. Alle Farben wirken so zwar leicht entsättigt, aber nicht unnatürlich, weshalb man diesen Trick für die Event-Projektion am Nachmittag und notfalls für eine hellere 3D-Projektion nutzen kann.
Der gemessene Im-Bild-Kontrast erreicht mit 1.330:1 nur durchschnittliches DLP-Niveau und kann nicht mit der D-ILA- und SXRD-Konkurrenz mithalten, die Werte jenseits von 5.000:1 schafft. Immerhin verdient sich der ANSI-Kontrast mit 450:1 eine Top-Bewertung. Zur Kontraststeigerung empfehlen wir "Iris 2", die nur bei dunklen Bildern dynamisch wirkt und so den maximalen Kontrast auf rund 2.800:1 verdoppelt. Gleichzeitig regelt der Sharp je nach Bildinhalt die Gammawerte im Videosignal dynamisch nach, ohne dass bei Lichtwechseln störende Pumpeffekte sichtbar werden.
Bildqualität Standardsignale
Der Videoprozessor erkennt schnell und sicher TV-Material und Kinofilme. Die technisch schwierige Strandszene der DVD "Sechs Tage, sieben Nächte" läuft fehlerfrei durch, andere kritische Passagen flimmern höchstens ganz kurz. In "Space Cowboys" rastet der Filmmode in der Rummelplatzszene nach dem Videoschnitt schnell ein, dann flimmern die Baulatten im Hintergrund nicht mehr. Besonders gut beherrscht der Sharp TV-Material. Bei Sportübertragungen glättet der Videoprozessor schräge Spielfeldlinien auf dem Rasen besonders sauber, zu Sägezähnen oder Treppenstufen kommt es nicht. Mit diesen Qualitäten taugt der Projektor zum Bildtuning, denn sein Upscaling ist besser als das der meisten HD-Sat-Receiver.
Scharf fokussiert: Der Ein-Chip-DLP von Sharp löst in der Bildmitte feinste Testbildlinien
kontraststark auf. Nach oben lässt die Schärfe aufgrund des Bildversatzes geringfügig nach.
Überschaubare Funktionen: Im 3D-Menü des Sharp lässt sich über den Punkt "Tiefenebene"
die Bildlage nach vorne oder hinten verschieben, wobei aber seitliche Bildanteile leicht
beschnitten werden.
Bildqualität HDTV
Auch HDTV-Halbbilder wandelt der Sharp in ordentliche Vollbilder um. In "Casino Royale" erscheinen bei 1080i-Zuspielung die Zierstreifen des Flugzeugs im Kapitel 4 aber leicht stufig, während die Vollbildversion direkt aus dem Blu-ray-Player glatter und eine Spur schärfer gelingt. TV-Material zeigt der Sharp wiederum mit feinstufiger Kantenwiedergabe. Leider verschmieren schnelle Objekte, da der Beamer keine zeitgemäße Bewegungsoptimierung beherrscht.
Alle Projektoren, die bei audiovision zum Test antreten, müssen sich an unserer DLP-Projektor-Referenz Samsung SP-A 900 B messen lassen. Obwohl die Farben des Sharp messtechnisch etwas neben der Spur liegen, gefallen sie subjektiv gut. Das sehr satte Rot und Gelb lenken die Augen geschickt vom etwas gelblichen Grün und der zu kühlen Farbtemperatur ab. Dunkle Kontraste werden aber etwas zu hell gezeichnet und legen einen Wechsel auf den dunkelsten Gammamodus "-2" nahe. Schwarze Letterboxstreifen schimmern ohne "Auto-Iris 2" zunächst aufgrund des schwächeren Kontrastumfangs in bläulichem Restlicht. Doch nach der Aktivierung der "Iris 2"-Funktion verschwindet das Restlicht, ohne nennenswerte Störung im Gammaverlauf. Die "Auto-Iris"-Schaltung funktioniert wirklich gut, denn mit ihr kann der Sharp sogar in Sachen Kontrast in vielen Szenen mit unserer DLP-Referenz von Samsung mithalten.
Nach dem Wechsel auf die optimierten Farbeinstellungen braucht sich der Projektor nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil. Die kritischen Schwarz-Weiß-Szenen zu Beginn von "Casino Royale" lassen sich jetzt mit perfekt aufgelösten Details und ohne Farbabweichung genießen. Trotz der hohen Kontraste an den weißen Metallstangen im dunklen Büro treten keine störenden Farbradblitzer auf. Es fällt auf, dass der Sharp das feine Filmkornrauschen in den Gesichtern schärfer als der Samsung zeichnet. Ein kurzer Test ergibt, dass Sharps Regler "Detailerweiterung" in Stellung "0" filigrane Bildinhalte bereits anhebt und erst in Stellung "-30" neutral agiert. Auf Position "-15" macht der Projektor sogar feinste Hautrillen in James Bonds Daumen beim Eintippen einer Telefonnummer sichtbar, ebenso minimale Poren in der sonst glatt wirkenden Haut der Bond-Gespielin. Die Kombination aus filmisch feiner DLP-Projektion und überragender Detailauflösung ist jedenfalls beeindruckend.
Farbmanagement: Den mittels eines Cursors ausgewählten Farbton zeigt der XV-Z 17000
im Regenbogenfeld an. Farbton, Sättigung, Helligkeit und Sektorgröße lassen sich nur
für zwei Farben speichern.
Erweitertes Bildmenü: Hier lassen sich unter anderem Bildregler für Gamma, Detailerweiterung
und Weiß-Betonung sowie die beiden C.M.S.-Menüs für das Farbmanagement aufrufen.
Bildqualität 3D
Die beiden mitgelieferten, mit austauschbaren Nasenflügeln bestückten 3D-Brillen passen selbst Brillenträgern gut. Sie sitzen ohne Druck und werden sicher über den IR-Sender gesteuert. Die 3D-Bilder erscheinen flackerfrei, selbst helle Schriften produzieren kein sichtbares Übersprechen. Das macht die 3D-Projektion des Sharp besonders stressfrei. Kinostreifen wie "Avatar" kommen sauber mit 24 Bewegtphasen auf die Leinwand, die Raumschiffe gleiten ohne zusätzliches Ruckeln durchs Weltall. Der nächtliche Urwald auf Pandora verzaubert durch intensive Farbspiele, im Raum umherschwirrende Fabeltierchen lassen die zweidimensionale Leinwand vergessen. Der 3D-Regler "Tiefenabgleich" ermöglich eine Verschiebung der Bildebene, was aber einen leichten seitlichen Bildbeschnitt zur Folge hat. Die Lichtausbeute reduziert sich wegen der Dunkelphasen und der Filterwirkung der Brille auf rund 18 Prozent der Ausgangshelligkeit. Die resultierenden 120 Lumen sind rein rechnerisch für 1,1 Meter Bildbreite gut, wenn man den Idealwert von 16 Footlambert zu Grunde legt. Viel mehr ist mit Shutter-Technik derzeit nicht machbar.
Zusatzinformation: Bildoptimierung beim Sharp XV-Z 17000
Um die etwas kühle Graustufenwiedergabe zu optimieren, eignet sich das reichlich grobe Farbtemperatur-Menü nur bedingt, da es in der nächsten Stufe mit 5.950 Kelvin weit über das Ziel hinausschießt. Deutlich besser klappt es mit dem feineren Menü "Blau", das direkt darüber liegt. In Stellung "Blau -3" sorgt es für eine Punktlandung bei 6.500 Kelvin. Den kleinen Rotstich in hellen Graufeldern vermeidet man am einfachsten, indem man den Kontrast um zwei bis drei Punkte absenkt. Da beim Sharp XV-Z 17000 weder Shading noch Drifteffekte stören, gelingt ihm dann eine sehr natürliche und gleichmäßige Darstellung von Schwarz-Weiß-Klassikern wie "Casablanca". Genau das ist die Stärke einer gut justierten DLP-Projektion. Der Sharp beherrscht sie durchaus, allerdings erst nach dem manuellen Feintuning.
In den Untermenüs "C.M.S. 1" und "C.M.S. 2" bietet der Sharp unter dem Punkt "weiterführend" ein Farbmanagement an, leider nur für zwei Farben. Um eine Farbe auszusuchen, muss man die entsprechende Stelle im Filmbild mit einem Videocursor markieren. Eine direkte manuelle Farbwahl für Rot, Grün, Blau und Gelb, Cyan und Magenta ist nicht möglich. Für eine sichere Farbwahl benötigt man folglich eine Testbild-Disc mit entsprechenden Farbfeldern. Nach der Farbwahl kann man Farbton und Farbsättigung justieren sowie mit "Wert" die Helligkeit und mit "Effekt" die Größe des Sektorenwinkels beeinflussen.
Wir beschränkten uns bei der Farboptimierung auf Anpassungen für die Primärfarbe "Grün" und für die Sekundärfarbe "Magenta" und justierten das zu gelbliche Grün in Richtung Cyan (Farbton Grün -60) sowie das zu bläuliche Magenta in Richtung Rot (Farbton Magenta + 50). Für perfekte Resultate reicht der Regelbereich aber vor allem bei Grün nicht aus. Warum Sharp nicht mehr CMC-Speicher, etwa für sechs Farben, vorgesehen hat, bleibt ein Rätsel.
Bessere Farben: Nach der Optimierung der Farbtemperatur
erreicht der Sharp nahezu exakt 6500 Kelvin. Mit kleinen
Anpassungen lassen sich zudem neutrale Mischfarben Cyan und Magenta sowie ein
etwas natürlicheres Grün einstellen.
Fazit
Sharps kompakter XV-Z 17000 macht viel Spaß im 3D-Heimkino, da er weder störendes Flackern noch stressiges Übersprechen produziert. In den Punkten Kontrast, Lichtstärke und Bewegungsschärfe lässt er aber etliche Wünsche offen.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Sharp XV-Z 17000 (Gesamtwertung: 72, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2011 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.