Pioneer VSX-923 – AV-Receiver für 500 Euro
Schon Pioneers Vorgängermodell VSX-922 wusste durch günstigen Preis und reiche Audio-Ausstattung zu überzeugen. Sein Erbe kostet 50 Euro weniger, bietet einen zweiten HDMI-Ausgang und noch mehr Multimedia-Funktionen, ohne dabei Kernkompetenzen wie die automatische Phasenanpassung zu vernachlässigen.
Ausstattung & Praxis
Neuester Schrei ist die „HTC Connect“-Funktion, die erstmals in einem Pioneer-Receiver zum Einsatz kommt: Ähnlich wie DLNA und Apples AirPlay ermöglicht sie in Verbindung mit kompatiblen Smartphones eine drahtlose Audio- und Videoübertragung. Für rund 100 Euro lässt sich mittels Adaptern WLAN und Bluetooth nachrüsten. Der moderne USB-/DLNA-Audioplayer beherrscht das nahtlose Abspielen von WAV-, FLAC-, AIFF- und ALAC-Dateien. Klangtüftlern steht neben einem Neun-Band-Grafik-Equalizer auch ein Drei-Band-Kerbfilter zur Verfügung, mit dem man bis zu drei Dröhn-Frequenzen gezielt leiser machen kann. Es erlaubt individuelle Einstellungen für jede Kanalgruppe und wirkt auch am Sub, allerdings ist die tiefste Einsatzfrequenz von 63 Hertz für viele Räume nicht tief genug. Das sechsstufig einstellbare X-Curve-Filter lässt zu schrill gemischten Filmton sanfter klingen. Das manuelle Setup gestattet dank Schritten von einem halben Dezibel respektive einem Zentimeter einen präzisen Klang-Abgleich.

Top und Flop: Die Tastenbeschriftung ist nicht gut zu lesen,
aber immerhin gibt es viele Direktfunktionen.
Die Einmess-Automatik erledigt alle Einstellungen inklusive Frequenzgangkorrektur, während die zuschaltbare Phasenkontrolle eventuelle Bass-Auslöschungen zwischen den Hauptkanälen und dem LFE-Kanal behebt. Nicht zu verwechseln ist „Phase Control+“ mit der „Full Band Phase Control“, die den teureren Pioneer-Receivern vorbehalten bleibt. Im Unterschied zu Einmess-Routinen der meisten anderen Receiver führt „MCACC advanced“ alle Messungen an einem einzigen Ort durch, so dass die exakte Mikrofonpositionierung enorm wichtig ist. Bei der Endstufenzuweisung hebt sich der VSX-923 durch ein zweites zuschaltbares Stereo-Boxenpaar ab, das sich im Pegel regeln lässt. In puncto Video überzeugen zwei HDMI-Ausgänge sowie die 4K-Durchleitung und -Skalierung in guter Qualität. Kritik verdienen die vielen MCACC-Untermenüs und die unübersichtlichen Zonen-Einstellungen. Dafür erfreuen die zahlreichen Direktfunktionen und das für die Preisklasse großzügige Display.

Advanced MCACC: Die mitgelieferte Software stellt die Ergebnisse der Einmessung anschaulich dar.
Tonqualität
Beim VSX-923 setzt Pioneer auf bewährte, diskret aufgebaute Analog-Endstufen. Sie liefern guten Klang und hohe Leistung, verbrauchen aber relativ viel Strom – aus diesem Grund sind zwei zuschaltbare Eco-Modi an Bord, welche die maximale Lautstärke und damit den Energiebedarf begrenzen. Mit rund 400 Watt Gesamtleistung beschallt der Pioneer selbst große Heimkinos druckvoll. Im Hörtest begeistert besonders der üppige Bass, der sich sowohl bei Dolby- als auch bei DTS-codierten Tonspuren einstellt. Die satten Kickdrums auf dem Steely-Dan-Album „Two Against Nature“ schiebt der Pioneer in Verbindung mit unserem subwoofer-losen Lautsprecherset noch etwas kräftiger als die Mitbewerber in den Hörraum. Dabei bleibt der Klang stressfrei und sauber – einzig bei sehr hohen Pegeln wirken die Snaredrums etwas spitz. Die Einmess-Automatik überzeugt im EQ-Modus „All Ch Adjust“, der den Frequenzgang aller Boxen sinnvoll entzerrt: Der Klang gewinnt an Transparenz, ohne aufdringlich zu wirken. Zudem verbessert sich durch Angleichung des Timbres sowie der exakten Pegel- und Distanzeinstellung die Ortung, so dass die Lautsprecher homogener zusammenspielen. Im Stereobetrieb überzeugt der Sound erst nach manueller Nachjustierung. So verschwinden die leicht verschobene Stereomitte und die schwammige Basswiedergabe, wenn man bei den Kanälen Front Links und Front Rechts symmetrische Entfernungen einstellt. Anschließend besticht der Sound durch Transparenz, Präsenz und Volumen.

500 Euro: Wie in dieser Preisklasse üblich, besteht die Frontblende des
Pioneer VSX-923 aus Kunststoff. Gut gefallen den Testern das großzügige
Display sowie der 2,1 Ampere starke USB-Port zum Laden von Mobilgeräten.

Ordentlich: Der Receiver verfügt über eine ausreichende Anzahl analoger
und digitaler Audio- und Videoschnittstellen.
Fazit
Der Pioneer lässt seine Mitstreiter knapp hinter sich. Zu verdanken ist das vor allem dem luftigen Klang und der guten Multimedia-Ausstattung. Auf der Schattenseite stehen die komplexe Einmessung und die relativ komplizierte Bedienung. Florian Goisl, Udo Ratai

Technische Ausstattung und Bewertung

Der Testbericht Pioneer VSX-923 (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2013 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.