Onkyo TX-NR 818 – AV-Receiver für 1.200 Euro
Obwohl der Onkyo TX-NR 818 mit einem Marktpreis von 900 Euro der günstigste Receiver in diesem Testfeld ist, bietet er rare Funktionen wie eine digitale Frequenzweiche, wofür es von uns gleich mal einen Innovations-Award gibt.
Ausstattung und Technik
Damit lassen sich Tief/Mittel- und Hochtonchassis eines Boxenpaars nicht nur mit eigenen Endstufen ansteuern, sondern auch passend filtern, so dass der Lautsprecher keine Passivweiche braucht. Neben der Übergangsfrequenz kann man beim Onkyo auch Pegel, Überschneidung, Phasenlage und Delay anpassen. Integriert ist die aufwändigste Einmess-Variante MultEQ XT32 von Audyssey. Sie optimiert Frequenzgang und Zeitverhalten mittels zahlloser Filterbänder und berücksichtigt acht Messorte; leider bekommt man die ermittelten Korrekturkurven nicht zu sehen. Zur manuellen Klangregelung stehen ein Grafik-Equalizer mit sieben Bändern pro Lautsprechergruppe und fünf Bändern für den Sub bereit, dessen Phase zudem schaltbar ist. Unschön sind die groben Schritte von 15 Zentimetern für den Abstand, wodurch trotz Einmessung nur bei symmetrischer Aufstellung der Boxen eine perfekte Ortung gelingt. Die 4k-kompatible Videoverarbeitung mit leistungsfähigen Bildreglern, die sogar die Farbtemperatur korrigieren, ist auf dem neuesten Stand. Zu Punktabzug führt der vergleichsweise deutliche Schärfeverlust beim Wandeln von Analogvideo.
Übersichtlich: Die Fernbedienung ist gut gruppiert,
toll wären noch Direkttasten für EQ und Kanalpegel.
Der USB-/DLNA-Musikplayer spielt neben MP3, WMA, OGG, WAV, FLAC und ALAC sogar exotische DSD-Stereo- und Dolby TrueHD-Dateien ab. Drahtlos klappt der Musikempfang per optionalem WLAN-Modul UWF-1 (35 Euro), nur AirPlay fehlt. Am Front-HDMI-Eingang lassen sich HD-Videos von Handys einspeisen (HDMI-MHL). Im Internetportal des Receivers finden sich teils kostenpflichtige Musik-Apps; das bequem bedienbare vTuner-Radio wartet mit vielen Sendern auf, spielt aber keine Podcasts. Das Menü reagiert leicht verzögert, bietet aber Komfortfunktionen wie Bild-im-Bild von HDMI-Quellen und einen detaillierten Infobildschirm. Beim manuellen Pegelabgleich per Testdisc stört, dass der Rauschgenerator anspringt.
Praktisch: Horizontale Boxenanschlüsse vereinfachen
die Verkabelung. Auch VGA und Phono sind an Bord.
Tonqualität
Im Audiolabor zeigen sich kleine Auffälligkeiten: Der Stromverbrauch ist mit 310 Watt recht hoch, zudem fällt die Leistung im Siebenkanalbetrieb im Vergleich zu den Mitbewerbern ab. In der Praxis merkt man das aber so gut wie nie, weil nur selten alle Kanäle unter Volldampf laufen und der Onkyo auch bei hohen Pegeln unbeschwert aufspielt und die akustische Übersicht behält.
Ob beim Live-Konzert von Three Doors Down oder dem Steely Dan-Album "Two Against Nature": Der Receiver liefert mit Dolby Digital wie DTS ein warmes und präzises Klangbild. Der Bass überzeugt mit unserem Boxenset von B&W, das bei Receiver-Tests ohne Subwoofer läuft, wird aber vom Pioneer noch übertroffen, obwohl der Onkyo beim satten Tiefbass im Dolby TrueHD-Trailer "Spheres" die Deckenplatten klirren lässt. Die Einmess-Automatik verbessert den Klang durch Einstellungen für Bassentlastung, Pegel und Distanz. Die Auto-Equalizer Movie und Music gefallen uns nicht, da sie den Klang mit zuviel oberen Mitten (Präsenz) anreichern. Bei niedriger Lautstärke bleiben dank der gut funktionierenden Loudness-Schaltungen Dynamic-EQ und Dynamic-Volume ein effektvolles Klangbild und die Dialogverständlichkeit erhalten.
Bequem: Radiostreams lassen sich per Webinterface komfortabel speichern.
Im Stereo-Betrieb überzeugt der Onkyo durchgängig. Das Klangbild bleibt stets detailreich, sauber und dynamisch. Den kühl-distanzierten Sound von Depeche Mode im Stück "Walking In My Shoes" reproduziert der Receiver via HDMI genauso gut wie über den optischen Eingang.
1.200 Euro: Unter der riesigen Klappe verbergen sich zahlreiche Tasten zur
Bedienung ohne Fernsteuerung. Den Onkyo gibt es in Schwarz und Silber.
Fazit
Obwohl der Onkyo mit einem Straßenpreis von 900 Euro der günstigste Receiver im Testfeld ist, spielt er klanglich auf praktisch gleichem Niveau wie die Konkurrenz. Dass es ’nur‘ für 86 Punkte reicht, liegt an seiner vergleichsweise geringen 7.1-Leistung und dem nicht perfekten Boxen-Setup. Florian Goisl
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Onkyo TX-NR 818 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2012 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.