Nubert NuVero-Set – 5.2-Boxenset für 9.400 Euro
Günther Nubert hat für die neuen NuVero-Boxen mit vielen Traditionen gebrochen. Nicht aber mit dieser: Auch beim teuersten Set des Schwaben gibt’s richtig viel Klang fürs Geld.
Schaut man ins nicht eben kleine Lautsprecher-Programm des Boxenbauers Nubert, so fällt auf, dass der Direktversender aus Schwäbisch-Gmünd in der Vergangenheit ausschließlich auf Zweiweg-Boxen setzte. Das hat seinen Grund: Firmenchef Günther Nubert war der Meinung, dass sämtliche Dreiweg-Lautsprecher – inklusive seiner eigenen, versuchsweise gebauten Prototypen – typische "Dreiweg-Verfärbungen" aufwiesen. Deshalb beließ es der innovative Tüftler lange Zeit bei zwei Wegen, deren prinzipbedingte Nachteile für ihn deutlich leichter wogen als die für sein Empfinden äußerst störenden Verfärbungen der Dreiweg-Lautsprecher.
Technik
Doch jetzt präsentiert Nubert auch Dreiweg-Boxen. In langen Testreihen war der Firmenchef der Ursache für die Verfärbungen auf die Spur gekommen. Sie lag in den Zeitverzögerungen, die herkömmliche Frequenzweichen im Übergangsbereich verursachen und die bei Dreiweg-Konstruktionen ganz andere Dimensionen annehmen als bei den viel einfacher aufgebauten Zweiweglern. Diese Laufzeitfehler ließen sich in der Vergangenheit nur mit aufwändigen Digitalfiltern korrigieren. Nubert entwickelte daraufhin selbst ein ungewöhnliches Filter, das diese Laufzeit- und Phasenprobleme drastisch reduziert, und meldete es auch gleich zum Patent an. Damit sind die Verfärbungen passé und der Weg frei für Dreiweg-Lautsprecher von Nubert. Und zwar nicht für irgendwelche: Mit der NuVero-Serie gehen gleich echte Spitzenprodukte an den Start.
In unserer Testkonstellation verwenden wir als Frontlautsprecher die beeindruckende NuVero 14 für 1.940 Euro pro Stück – die teuerste und größte Box, die Nubert je gebaut hat. Als Surrounds fungieren die ebenfalls stattlichen NuVero 11 (je 1.345 Euro), als Center kommt die NuVero 7 (1.085 Euro) zum Einsatz. Da der passende NuVero-Subwoofer noch nicht fertig ist, legte uns Nubert zwei NuLine AW-1000 (je 864 Euro) ans Herz. Mit dem 30-Zentimeter-Chassis, einer Verstärkerleistung von je 300 Watt und vielen Einstellmöglichkeiten (inklusive Fernbedienung) sollte sich diese "Notlösung" als bassgewaltiger Partner der NuVeros erweisen.
Am Anschlussfeld des Nuline AW-1000 gibt es nur einen Phasenregler,
die Steller für Pegel und Trennfrequenz sitzen an der Front des wuchtigen Gehäuses.
Dass der neue Filtertyp viel Arbeit machte, lässt sich schon daran ablesen, dass die Frequenzweiche der NuVero 14 insgesamt vier Platinen benötigt. Auf ihnen befinden sich sagenhafte 70 Bauteile, ein Riesenaufwand, der uns in dieser Form bislang noch nicht untergekommen ist. Doch auch der Aufwand in Sachen Chassis ist beachtlich: Ober- und unterhalb des mit Seidenkalotten ausgestatteten Hochtöners sitzen zunächst die beiden mit Glasfaser-Membran arbeitenden Mitteltöner. Direkt daran schließen sich zwei der vier 18-Zentimeter-Tieftöner an – Doppel-D’Appolito nennt man diese Bauweise. Sie verspricht in beiden Ebenen, also sowohl horizontal als auch vertikal, ein besonders kontrolliertes Rundstrahlverhalten. Die beiden weiteren Tieftöner reihen sich unterhalb dieser Gruppe auf; wie ihre Kollegen weisen sie eine steife Glasfaser-Papier-Verbundmembran und einen immensen Maximalhub von mehr als 1,5 Zentimeter (in beide Richtungen) auf. Sie sind deutlich tiefer als ihre beiden Kollegen abgetrennt, damit sie sich nicht in den Mitteltonbereich einmischen.
Die Standbox NuVero 11 und der NuVero-Center geben sich in Sachen Bassbereich nicht ganz so aufwändig wie die NuVero 14, die Mittel/Hochton-Abteilungen gleichen sich aber aufs Haar. Alle drei Boxentypen besitzen am hochwertigen Anschlussterminal Schalter für Tief-, Mittel- und Hochtonbereich, über die sie sich eingeschränkt an die Aufstellung, die Raumakustik und – nicht zuletzt – an den Geschmack der Zuhörer anpassen lassen.
Komfortabel: Die Steller für Pegel und Trennfrequenz an der Front des
Nuline AW-1000 lassen sich auch per mitgelieferter Fernbedienung betätigen.
Tonqualität Surround
Bei so viel Aufwand waren die Tester natürlich gespannt auf das klangliche Ergebnis. Zunächst stand aber das Messlabor auf dem Programm, in dem sich die NuVeros untadelig verhielten. Front und Surround versprechen mit einer Linearität von 2,3 respektive 1,9 Dezibel eine neutrale Wiedergabe. Besonders bemerkenswert ist das gute Rundstrahlverhalten, das selbst bei extremen Winkeln keine merklichen Einbrüche produziert. Hier bekommen selbst seitlich sitzende Hörer alles mit – äußerst lobenswert.
Und das ist gut so, denn das Nubert-Set bietet den Hörern wahrlich viel. Gleich beim ersten Stück, "Duck and Run" von Three Doors Down (in DTS von der DVD "Away From the Sun"), beweist die Kombi eine ihrer Stärken: So dynamisch, sauber und fein aufgelöst bekommen die Tester das Stück nur selten zu hören. Dabei lässt sich die Lautstärke offenbar endlos steigern, ohne dass sich der Klangcharakter ändert. Große Klasse ist auch die Basswiedergabe, die mit Druck und Volumen, aber dennoch ungemein trocken und dynamisch kommt.
Großes Kino demonstrieren die Nuberts ab der ersten Sekunde, etwa mit der Eingangsszene von "Ratatouille" (PCM 5.1 von Blu-ray). Der Blitz schlägt ansatzlos und mit solcher Wucht ein, dass selbst die Tester, für die solche und ähnliche Szenen zum täglichen Brot gehören, überrascht zusammenzucken. Die Schrotflinte der unfreiwilligen Ratten-Gastmutter knallt ebenfalls mit gewaltiger Dynamik. Auch hier bringt selbst ein beherzter Dreh am Lautstärkeregler die Lautsprecher nicht im Geringsten in Verlegenheit.
Nichts zu meckern gibt es beim Rundstrahlverhalten des Nubert-Centers. Unter
großen Winkeln ist zwar ein Einbruch um 1.000 Hertz vorhanden, er bleibt aber
tolerabel und mindert die Sprachverständlichkeit für seitliche Hörplätze kaum.
Von Verlegenheit findet sich ebenfalls keine Spur, wenn Detailreichtum und musikalische Finessen ganz andere Anforderungen an die Schallwandler stellen als actionreiche Unterhaltung. Bei "Givin‘ It Up" von George Benson und Al Jarreau prunken die NuVeros geradezu mit Feinauflösung und plastischer Räumlichkeit. Jedem Detail schenkt das Set die nötige Aufmerksamkeit, ohne dabei übertrieben analytisch oder gar höhenbetont zu musizieren. Ganz im Gegenteil, die Kombo bleibt immer äußerst neutral, enthält sich gleichsam völlig einer eigenen Meinung zum gerade gespielten Programm und bringt nur das zu Gehör, was der Datenträger enthält. Bemerkenswert dabei: Während andere Lautsprecher, die so neutral spielen, oft ein wenig langweilig wirken, lässt sich das von den NuVeros angesichts ihrer fantastischen Dynamik wirklich nicht behaupten.
Die Testkombi: fünf der neuen NuVero-Boxen, dazu zwei Subwoofer der NuLine-Serie.
Die Standboxen ruhen auf Metall-Trägern, die sich mit Gummi-Standfüßen
oder Spikes bestücken lassen; Rollen kosten extra. Die NuVero-Serie gibt
es in Anthrazit, Weiß und Mocca, die NuLine in Schwarz, Weiß,
Silber, Buche- und Kirschfurnier.
Tonqualität Stereo
Im Stereo-Betrieb könnte man mit den großen NuVero 14-Boxen auf einen Subwoofer eigentlich verzichten: Bassschläge wie auf Michael Ruffs "Speaking in Melodies" kommen sehr exakt, ultraschnell und mit erstaunlichem Tiefgang. Stimmen und Instrumente fächern die Boxen zudem fein auf und stellen sie in Breite und Tiefe ohne jegliche Unsicherheit an ihre exakten, fest umrissenen Positionen. Mit "Crystal" von Friend ’n Fellow" zeigen sie dann auch noch eine beeindruckende Homogenität. Die Musik rückt mit den NuVero 14 derart in den Vordergrund, dass man beim Hören fast vergisst, dass der Sound aus Lautsprechern und nicht direkt aus Instrumenten kommt.
Unglaublichen Aufwand betreibt Nubert bei der
Frequenzweiche der NuVero-Serie: In der Frontbox verbaut er sage und schreibe 70 Bauteile auf vier großen Platinen.
Fazit
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Nubert NuVero-Set (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 9400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2009 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.