Nubert nuLine WS-Set (Test)

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Nubert nuLine WS-Set – Boxenset für 1.760 Euro

Nubert nuLine WS-SetFür die Wandmontage eignet sich das Boxenset WS-12 von Nubert. Es wirkt unscheinbar, hat aber technisch und klanglich ganz schön was drauf. 

Große Flachbildschirme bieten ein Bild, das dem Kino erheblich näher kommt als das der guten alten Röhrenglotze. Nur mit dem Ton ist es meist nicht weit her. Nubert bietet als Lösung jetzt ein hochwertiges Lautsprecher-Set, das zum aktuellen Hochglanz-Design von Flat-TVs passt und sich neben dem Schirm an der Wand montieren lässt.

Ausstattung und Technik

Die Wandmontage stellt einen Entwickler aber vor Probleme. Während ein Lautsprecher bei freier Aufstellung die Frequenzen bis in den unteren Mitteltonbereich ungerichtet rundum abstrahlt, werden bei Wandmontage alle Schallwellen, die sonst nach hinten wandern würden, wieder nach vorn reflektiert. Im Tieftonbereich addieren sie sich zum Direktschall der Box, woraus sich bis zu sechs Dezibel mehr Pegel ergeben. Im mittleren Frequenzbereich kommt es zu Wellenlängen in der Größenordnung der Lautsprecher-Abmessungen. Die Folge: Der von der Rückwand reflektierte Anteil erreicht bei bestimmten Frequenzen die Zuhörer gegenphasig zum Direktschall, was zu Auslöschungen und damit zu Klangstörungen führt – ein prinzipbedingter Nachteil der Wandmontage.


Die beiden Schalter links und rechts der Buchsen dienen der Umschaltung
zwischen freier Aufstellung (beide Schalter oben) und
Wandmontage (beide Schalter unten).

Klangtüftler Günter Nubert wollte das nicht einfach hinnehmen. Wenn sich die negativen Effekte bei seinem kleinen Wandlautsprecher NuLine WS-12 nicht vermeiden ließen, so wollte er sie zumindest merklich mildern. Ein erster Schritt bestand darin, die Boxen möglichst klein und flach zu gestalten. Damit verschiebt sich die Frequenz der ersten Auslöschung nach oben, die weiteren Frequenzen kommen dann in den Bereich, in dem der Lautsprecher gerichtet abstrahlt und nur noch einen geringen Anteil nach hinten sendet.
Die Kompensation der Bassanhebung durch die Wand gestaltet sich mittels einiger Anpassungen in der Frequenzweiche relativ einfach. Für den Mittel/Hochtonbereich fand Nubert eine probate Lösung, indem er voraussetzte, dass die WS-12 meist nicht allein an der Wand hängt, sondern neben oder – als Center – unter einem Flachbildschirm, dessen Oberfläche dann mehr oder weniger bündig mit der Front der WS-12 abschließt. Dadurch verringern sich die Nichtlinearitäten des Frequenzgangs so weit, dass sie sich ebenfalls über die Auslegung der Weiche weitgehend kompensieren lassen. Doch auch die freie Aufstellung berücksichtigt Nubert mit einer alternativen Auslegung der Frequenzweiche. Zwei kleine Schalter auf der Rückseite der Box schalten zwischen den beiden Betriebsarten um.
audiovision probierte Nuberts Konzept mit einem Heimkino-Set aus fünf NuLine WS-12-Boxen und dem Subwoofer NuLine AW-560 aus.

Der Nubert-Subwoofer hat sinnvolle Anschlüsse und Regler. Lautstärke und
Trennfrequenz regelt man auf der Front oder über die Fernbedienung.

Tonqualität Surround

Nuberts Aufwand – die Frequenzweiche enthält 24 Bauteile – lohnt sich: Bei freier Aufstellung treten nur im Mitteltonbereich kleinere Welligkeiten auf, die sich bei üblicher Hörposition seitlich der Boxen deutlich verringern (siehe Kasten oben). Bei Wandmontage neben einem Flach-TV ist die Welligkeit zwar größer, aber noch verträglich.
So tönt das Set in beiden Modi neutral. Al Jarreau näselt auf der gemeinsam mit George Benson eingespielten DVD "Givin’it Up" an der Wand minimal mehr als bei freier Aufstellung. Das stört aber selbst geschulte Ohren kaum. Die Dynamik des Sets nimmt bei Wandmontage im oberen Bass- und Grundtonbereich sogar zu, wie "Alive and Kicking" von den Simple Minds belegt. Die 13-Zentimeter-Tieftöner müssen dank Wandunterstützung nämlich weniger arbeiten als bei freier Aufstellung, um den gleichen Pegel zu erreichen.

Das Set glänzt mit achtbarer Dynamik und Maximallautstärke. Trommelschläge kommen selbst bei gehobenem Pegel mit Nachdruck, die Bassgitarre tönt wuchtig und mit fester Kontur. Anteil an diesem Wohlklang hat der kompakte Subwoofer NuLine AW-560, der eine untere Grenzfrequenz von 30 Hertz und einen Maximalpegel von 104 Dezibel schafft. Live-Lautstärke erreicht das 20-Zentimeter-Chassis zwar nicht, lässt aber beispiels­weise in der Eröffnungsszene von "Iron Man" die Sprengfalle mit beachtlicher Wucht in die Luft fliegen.
Leise Tönen gelingen ebenfalls. Nachvollziehbar und stimmig malt das Set in "Master and Commander" die gespannte Atmosphäre mit knarrenden Planken und surrendem Tauwerk. Feine Details lassen aufhorchen, wenn Dave Matthews und Tim Reynolds "Crash Into Me" oder das San Francisco Symphony-Orchester Aaron Copelandes "Appalachian Spring" (beide von Dolbys Demo-Blu-ray "The Sound of High Definition") spielen.

 

Als Center wird die NuLine WS-12 in den allermeisten Fällen liegend betrieben. Das Rundstrahl-
Verhalten in dieser Lage zeigt im Mitteltonbereich kräftige Einkerbungen
vor allem bei größeren Winkeln. Eine optimale Wiedergabe bietet der Center
nur Zuhörern, die ihm direkt gegenüber sitzen.

Tonqualität Stereo

Stereo-Musik bringt die Nuberts ebenfalls nicht in Verlegenheit. Mit dem "Limehouse Blues" von der CD "Jazz at the Pawnshop" liefert das Set feine Details, die Raumdarstellung wirkt dreidimensional und weiträumig. Verfärbungen treten selbst bei  Wandmontage kaum auf, wie Friend ’n Fellow mit "Crystal" demonstrieren. Hier bewährt sich die Antrittsschnelle der WS-12. Im Verein mit dem sauber aufspielenden und tiefreichenden Subwoofer erreicht das Set fast die Qualitäten von ausgewachsenen Standboxen.

Klein, aber oho: Trotz kompakter Abmessungenzeigt das Nubert-Set durchaus erwachsene
Leistungen. Lieferbar in Schwarz, Weiß und Silber; Schutzgitter in Schwarz oder Silber.

 

Zusatzinfo: Kantenreflexionen

Für Lautsprecher-Entwickler sind Gehäuse eigentlich nur ein notwendiges Übel. Sie stellen das unerlässliche Arbeitsvolumen für das Tiefton-Chassis bereit, bringen aber ein paar negative Eigenschaften mit, die es zu kompensieren oder zumindest zu beachten gilt.

Dazu gehören die so genannten Kantenreflexionen: Lautsprecher-Chassis strahlen Schall nicht nur nach vorn ab, sondern auch seitlich, nach oben und nach unten. Dabei trifft er zwangsläufig auf die Boxenfront und vor allem auf deren Kanten, die aus physikalischen Gründen wie Reflektoren wirken und so ebenfalls Schall erzeugen – allerdings unerwünschten. Diese beide Schallarten mischen sich, und daraus ergeben sich Anhebungen und Auslöschungen bei solchen Frequenzen, deren Luft-Wellenlängen ein ganzzahliges Verhältnis zum Abstand zwischen Chassis und Gehäusekante aufweisen. Stark tritt das Phänomen bei Boxen auf, deren Chassis mittig auf der Schallwand angeordnet sind, da die Abstände zu den Kanten hier gleich groß sind und die Effekte, die beide Seiten gleichermaßen betreffen, sich addieren.

Auf Achse gemessen (blau) weist die NuLine WS-12 einen deutlichen Einbruch
bei 3,5 Kilohertz auf. Seitlich der Achse ist diese Auslöschung nicht mehr
vorhanden, wie die Messung unter einem Winkel von 20 Grad (rot) beweist.

Ein besonderes Beispiel für diese Kantenreflexionen ist die NuLine WS-12 von Nubert. Ihr Frequenzgang weist auf Achse  bei 3,5 Kilohertz eine deutliche Einkerbung auf. Wird der Frequenzgang unter einem Winkel von 20 Grad gemessen, was der normalen Sitzposition im Heimkino entspricht, treten hingegen nur noch ganz geringfügige Welligkeiten auf. Die Kanten sind unterschiedlich weit vom Messmikrofon entfernt, die Laufzeiten dieses Schalls verschieden. Anhebungen und Auslöschungen gibt es zwar noch, aber nicht mehr so stark und zudem recht gleichmäßig verteilt. Die Kantenreflexionen fallen bei der NuLine WS-12 kaum auf, weil das Gehör nicht nur den direkt von den Boxen kommenden Schall wahrnimmt, sondern auch den seitlich abgestrahlten und den von den Wänden reflektierten Anteil.

Selbst die gute Korrekturschaltung der NuLine WS-12 gleicht die starken Frequenzgang-
Schwankungen bei Wandmontage (rosa) nicht aus. Erst wenn die Box direkt neben einem
Flachbild-TV hängt (schwarz), zeigt sie ausgeglichenes Verhalten.

 

 

 

Fazit

Das Konzept von Günter Nubert geht auf: Sowohl an der Wand als auch frei aufgestellt überzeugt das NuLine-Set WS-12. Der Subwoofer AW-560 rundet die Leistung im Bassbereich gekonnt ab.             

  

Technische Ausstattung und Bewertung 

 

 

Der Testbericht Nubert nuLine WS-Set (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 1760 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2009 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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