JVC DLA-X75 RBE (Test)

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JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro Mit dem neuen X75 verfeinert JVC die innovative E-Shift-Technik und steigert Kontrast und Detailschärfe.

Wackelnde Pixel für schärfere Bilder: Mit der sogenannten E-Shift-Technik debütierte der DLA-X70 von JVC (Test in audiovision 2-2012), sie erzeugt ein mit 4k vergleichbares Pixelraster. Nun hat der Hersteller die innovative Technologie verbessert und bringt E-Shift 2, dazu die neu entwickelte MPC-Videoverarbeitung sowie eine stärkere Lampe. Die Bildqualität des Projektors steigert sich merklich, was sich auch in unserer Punktwertung niederschlägt.

Erhältlich sind drei Varianten: Der leicht abgespeckte DLA-X55R (kein THX-Zertifikat, kein automatischer Objektivschutz) kostet 5.000 Euro, der neue Top-Projektor X95R (hat zusätzlich u.a. eine Auto-Kalibrierung) kommt auf 10.000 Euro. Wir testeten die goldene Mitte, den X75 für 7.000 Euro. Für das 3D-Vergnügen kommen noch die Funkbrille PK-AG3 RF für je 149 Euro und der Funksender PK-EM2 RF für 99 Euro hinzu.

Ausstattung und Bedienung

In Bezug auf den nativen Bildkontrast liegt JVCs reflektive D-ILA-Projektion seit Jahren vorn. Der X75 verspricht hier nun einen Wert von 90.000:1, das Topmodell X95 soll es gar auf 130.000:1 bringen. Möglich machen das doppelte Blenden und ein optischer Polarisationsfilter (Wiregrids) im Strahlengang gegen das Streulicht. Die mechanische Iris lässt sich wie beim Vorgänger in 16 Stufen manuell einstellen, arbeitet aber statisch und nicht dynamisch. In der kleinsten Stufe steigert sie den nativen Kontrast im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich von 38.000:1 auf 88.700:1 – und das im farblich besten Bildmodus! Allerdings reduziert sie die Lichtausbeute auf ein Drittel, was nicht praxisgerecht ist. Die eigentliche Sensation besteht daher im Kontrastumfang bei maximaler Lichtausbeute mit offener Iris: Hier schraubt der X75 den Ein-Aus-Kontrast auf 24.000:1 und trifft damit nicht nur bei Science-Fiction-Fans ins Schwarze. Er hängt selbst Sonys 19.000 Euro teures 4k-Flaggschiff VPL-VW 1000 mit S-XRD-Technik (10.900:1) und Epsons LCD-Topmodell EH-TW 9100 W (5.180:1) ab, ebenso die besten DLP-Projektoren (maximal 3.800:1). Verbessert hat sich auch der beim Vorgänger überraschend schwache ANSI-Kontrast im Schachbrettmuster: Von 150:1 stieg er auf 290:1, was wieder typischen D-ILA-Werten entspricht. Der Im-Bild-Kontrast von 8.500:1 ist grandios.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro

Praktisch: Die beleuchtete
Fernbedienung steuert fast alle
Bildfunktionen direkt. Nur eine eigene
Bildformattaste gibt es nicht.

Die Luxus-Ausstattung mit 2D-Lens-Shift, Zweifach-Zoom und kompletter Motorsteuerung wird selbst anspruchsvollen Heimkinos gerecht. Praktisch: Die Lens-Memory-Funktion, die bis zu zehn Optik-Konfigurationen speichert und auf Knopfdruck aufruft. Statt einer Overscan-Schaltung gibt es eine flexible vierfache Maskierung und eine optische Anpassung von Bildgröße und Bildlage – die technisch beste Lösung mit optimaler Skalierung.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro

 

Schwarze Eminenz: Der hochglänzende JVC wiegt gut 15 Kilogramm und fällt
in dunklen Heimkinos kaum auf. Ein automatischer Schieber schützt die Zoomoptik vor Staub.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro
3D-Synchronisation mit Funk: Am Mini-DIN-Anschluss lässt sich jetzt auch
ein RF-Sender anstecken, der keine störenden IR-Signale aussendet.
Zusammen mit zwei 3D-Funkbrillen muss man dafür allerdings
400 Euro extra auf den Tisch legen.

Zu den auch bislang schon kompletten Bildformaten – sogar für 4:3-Letterbox-Filme oder eine anamorphotische Projektion – spendiert JVC noch eine elektronische Kissen-Korrektur für gewölbte Leinwände. Mit an Bord sind wie beim Vorgänger ein Sieben-Achsen-Farbmanagement mit feinstufiger RGB-Gamma-Korrektur, diverse Bildmodi und Farbprofile inklusive THX-Modus und Adobe-RGB-Farbraum sowie "Double Speed-Clear Motion Drive" für scharfe Kino- und TV-Bilder. Zusätzlich regelt das neue Bildmenü "Dark/Bright Level" in ganz dunklen und hellen Bereichen die Pegel für Weiß, Rot, Grün und Blau nach. Gerade ganz dunkle Graustufen sind aufgrund des extremen Kon­trastumfangs leicht aufgehellt besser sichtbar. Die zahlreichen Bildmenüs erfordern etwas Eingewöhnungszeit, stellen anspruchsvollen Tüftlern aber komplette Justagen zur Verfügung.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 Euro

 

 

 

Licht und Farbe

Der D-ILA-Projektor zeichnet sich durch einen großen Farbraum aus, der etwa im Farbprofil "Kino 1" bei Blau leicht und bei Rot und Grün deutlich erweitert ist. Im vorprogrammierten Farbprofil "Adobe RGB" lassen sich Fotos mit besonders reichen Grün- und Türkistönen darstellen. Gemessen wird jeder Projektor in der farblich besten Voreinstellung für Kinofilme. Beim Vorgänger war das der THX-Modus, den JVC nun weiter verbessert hat, sodass er nun nahezu perfekte Farben zeigt. Weil aber die Farbtemperatur über verschiedene Graustufen leicht wandert, fiel die Wahl der Tester beim neuen X75 auf eine Kombination aus dem Bildmodus "Kino" und dem Farbprofil "Standard". Hier bildet der JVC neben stabilen Graustufen und sattem Weiß bei rund 6.700 Kelvin einen leicht erweiterten Farbumfang ab. Grund- und Mischfarben erscheinen sehr natürlich, aber auch rein und intensiv gesättigt. Der farblich minimal dezentere THX-Modus ist bei angepasster Kontrasteinstellung ebenso hell, bietet als Nachteil aber keinen Zugang zu den Gamma-Menüs, sondern nur zum neuen Menü "Dark/Bright Level". Die Voreinstellung von 2,2 passt jetzt besser; beim X70 war das Preset mit 1,9 zu hell. Der X75 zeigt keine störenden Einfärbungen durch Shading und kann mit der neuen Lampe (230 statt 220 Watt) die Lichtstärke von 645 auf 803 Lumen steigern. Das reicht für 2,8 Meter breite Leinwände; allerdings ist der Lüfter mit 32 Dezibel recht laut. Der knapp sieben Dezibel leisere Eco-Modus ist farblich nahezu gleichwertig und reicht für 2,3 Meter Leinwandbreite.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €
Mehr Details: Die drei Regler des neuen MPC-Menüs stehen für
fünf Bildprofile bereit, wirken aber auch im Modus "MPC Aus" ohne E-Shift-Funktion. 

MPC und E-Shift 2 von JVC

JVCs E-Shift-Technik basiert auf Full-HD-Projektionschips. Das feinere, mit 4k vergleichbare Pixelraster erzeugt der JVC, indem er die Pixel in diagonaler Richtung um je einen halben Bildpunkt wackeln lässt. Aus einem Bildpunkt werden so durch Überlagerung vier, weshalb das Pixelraster in der Praxis nicht mehr sichtbar ist. Das Verfahren erhöht die horizontale und vertikale Linienauflösung nicht, produziert aber glatter skalierte schräge Kanten, genau wie bei einem viermal feineren Raster (3.840 x 2.160 Pixel). Für die Verschiebung zuständig ist das E-Shift-Element, eine zusätzliche Flüssigkristallschicht, die zwischen den drei D-ILA-Panels und der Optik sitzt. Die Verschiebung basiert auf dem Doppel­brechungseffekt und benötigt keine beweglichen Bauteile.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €
Funktionsweise von E-Shift 2: Mit verbessertem E-Shift-Glaselement
wackelt das Full-HD-Bild um ein halbes Pixel in diagonaler Richtung.

In der Version 2.0 wurde das E-Shift-Element verbessert, hinzu kam die Signalverarbeitung MPC (Multiple Pixel Control) für Skalierung und Schärfeanpassung. Mit aktivem E-Shift 2 zeigt der X75 feinste Full-HD-Testbilder technisch bedingt etwas weicher; in realen Filmbildern bestimmen auch wenig kontrastreiche Muster den Schärfeeindruck. Hier steigert die MPC-Schaltung die Detailfülle mittels intelligenter Analyse benachbarter Pixel mit Reglern für Schärfe, dynamischen Kontrast und Kantenglättung. Von den fünf zum Teil etwas plakativ wirkenden MPC-Profilen liefert der Modus "Film" die besten Ergebnisse. Feine Muster in Bonds Krawatte erscheinen knackiger, der Jaguar-Schriftzug auf der schwarzen Limousine ist glatter skaliert und besser lesbar. Doch auch E-Shift 2 zeigt leichte Artefakte wie teils geschärfte Kanten und gelegentliches Flackern oder Rauschen in kleinen Bildbereichen. Mit niedriger Schärfeanhebung wirken die Bilder aber feiner und natürlicher. Anders als beim Vorgänger lässt sich E-Shift 2 in Stellung "MPC Aus" ganz abschalten. Anhand des dann sichtbaren feinen Pixelrasters kann man die Fokussierung der Zoomoptik direkt vor der Leinwand kontrollieren und optimal einstellen. Im 3D-Betrieb ist JVCs Pixelverschiebung immer inaktiv.

 

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €
Glatte Kanten ohne Pixelraster: Der stark vergrößerte Ausschnitt oben
zeigt den Jaguar im letzten Kapitel von "Casino Royale" in Full-HD-Projektion
mit leichtem Pixelraster und stärker gestuften Kanten. Mit E-Shift 2 (unten)
verschwindet das Raster vollständig, und im MPC-Modus "Film"
erscheinen Buchstaben glatter skaliert und besser lesbar.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €

 

Schärfe und Videoverarbeitung

JVCs Videoverarbeitung holt aus Halbbildvideos in SD-Qualität (576i) viel heraus, insbesondere TV-Material erscheint sehr ruhig und mit bester Kantenglättung. Auch die Vollbildwandlung von 1080i-Inhalten klappt bei TV- und Kino-Material gut. Im Schwarzweiß-Intro von "Casino Royale" erweist sich der X75 gleich als Meister der dunklen Szenen. Die großen schwarzen Flächen verschwinden auf der Leinwand ebenso wie die rabenschwarzen Letterboxstreifen. Das Filmkorn dieser Szene ist in der Stellung "MPC Film" deutlich zu sehen, alle Graustufen wirken neutral, und helle Kontraste, wie etwa glitzernde Metallstangen, blenden geradezu.

Im Bond-Vorspann begeistern die prächtigen Farben, wobei die Rouletteräder wahlweise in 24p-Darstellung mit leicht verwischter Mehrfachkante oder glatt (Clear Motion Drive auf Niedrig) erscheinen. Gewünscht hätten wir uns hier noch eine dezentere Glättungsstufe, die den Kino-Look besser bewahrt. Die hellen Strandszenen auf den Bahamas gelingen dank der ebenso nuancierten wie kraftvollen Farben hervorragend, von den Türkistönen im Meer über die fein gestuften Hautfarben bis zu den differenzierten Grüntönen der Pflanzen. Sowohl in hellen als auch in ganz dunklen Bildern wie der nächtlichen Montenegro-Szene beeindruckt der Kontrast­umfang – bis auf die dunkelsten Abstufungen. Wegen der XXL-Dynamik von 24.000:1 sollte man den neuen Regler "Bright Level" um zwei bis vier Punkte anheben. Er hellt dunk­le Graustufen, aber nicht die gesamte Gamma-Charakteris­tik auf. Die Buchsbäume in der Schlussszene am Comer See wirken so differenzierter.

Geschmacksache bleibt, ob man E-Shift 2 nutzt oder nicht. Es beseitigt das Pixelraster und glättet kontrastreiche Kanten wie die Zierleisten des vor dem Schloss geparkten Jaguars zugunsten eines filmisch feinen, dennoch detailreichen Bilds. Wegen der höheren Kantenschärfe flackern aber die Konturen des Schlosses beim Kameraflug etwas stärker als in Stellung "MPC Aus", und kleine Bereiche in den Wäldern im Hintergrund zeigen selbst in Standbildern leichtes Flackern. Erstaunliche Details holt der MPC-Regler "Dynamischer Kontrast" heraus, wenn in "Avatar" das Raumschiff vor dem Weltall schwebt: In Maximalstellung treten rund zweimal mehr Sterne aus dem Schwarz hervor.

Die 3D-Bildqualität

Die aufladbare Funkbrille (Laufzeit bis zu 100 Stunden) wiegt nur 37 Gramm, sitzt fest und bietet auch Brillenträgern ein weites Gesichtsfeld. Die Synchronisation gelingt selbst über große Entfernungen sicher; bei veränderter Kopfhaltung verschlechtert sich das Übersprechen aber deutlich. Im 3D-Menü regelt der Punkt "Crosstalk löschen" die Eigenschaften Helligkeit und Übersprechen in weitem Bereich nach. Im Bildmodus "3D" bleiben bei maximaler Bildtrennung von 165:1 zwischen dem linken und rechten Auge nur noch 50 Lumen für die 3D-Projektion übrig – viel zu dunkel! Bei maximaler Helligkeit sind es 160 Lumen, dann aber liegt das Übersprechen bei 67:1. Wir empfehlen daher die Mittelstellung, die bei ordentlicher Bildtrennung von 150:1 noch rund 110 Lumen übrig lässt (zum Vergleich: Der Vorgänger schaffte 90 Lumen, die hellsten 3D-Projektoren liegen knapp über 200 Lumen). Rein rechnerisch reichen die Werte des JVC nur für ein 105 Zentimeter breites 3D-Bild, doch subjektiv kommt man nach einer gewissen Eingewöhnung gut zurecht, was auch am extrem satten Schwarzkontrast liegt. Diese Bilddynamik erhöht in "Avatar" subjektiv den Kontrasteindruck und verleiht den fluoreszierenden Pflanzen und umherschwirrenden Fabeltierchen im nächtlichen Urwald viel Leuchtkraft. In hellen Szenen am Hubschrauber-Landeplatz flackert der Himmel leicht mit 48 Hertz. Die Farbtemperatur von Weiß erreicht etwas kühle 7.500 Kelvin, und die Farben wirken insgesamt eine Spur zu intensiv. Der THX-Modus ist zwar farblich neutraler und noch ausgewogener, kostet aber Licht.

Bewegungen erscheinen sauber im klassischen Kino-Look mit 24 Bewegtphasen, werden also nicht ruckelnd mit 60 Hertz gezeigt. Auch bei aktivierter 2D/3D-Konvertierung rotieren die Rouletteräder aus dem Bond-Vorspann rund und mit messerscharfer Doppelkante. Da JVCs Interpolation "Clear Motion Drive" bei 3D inaktiv ist, lassen sich Bewegungsabläufe von Kinofilmen nicht zusätzlich glätten. Dagegen sind die drei Regler des MPC-Menüs aktiv, um den Schärfeeindruck plakativer oder dezenter einzustellen.

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €

 

 

 

 

Fazit

JVC hat die E-Shift-Technik beim DLA-X75 RBE deutlich weiterentwickelt und Kontrast und Farben optimiert. So kassiert der Beamer acht Punkte mehr als der Vorgänger und zählt dank Top-Bewegungsschärfe und kontraststarken 3D-Bildern zu den besten Full-HD-Projektoren. Nur mit echten 4K-Projektoren geht noch mehr. Udo Ratai

JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €

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Technische Ausstattung und Bewertung

 
JVC DLA-X75 RBE – D-ILA-Projektor für 7.000 €

 

 

 

Der Testbericht JVC DLA-X75 RBE (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 7000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2013 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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