Epson EH-TW 6000 W – 3D-Projektor für 1.800 Euro
In der Preisklasse unter 2000 Euro überrascht Epsons LCD-Projektor EH-TW 6000 W mit toller Lichtstärke bei 3D und drahtloser HDMI-Technik.
Bei Epsons TW 6000 W steht das W für die drahtlose HDMI-Übertragung per Transmitter und die Gehäusefarbe Weiß. Das schwarze Modell ohne Transmitter kostet 300 Euro weniger.
Ausstattung und Bedienung
Lens-Shift und eine Bewegungs-Technologie gibt es nicht, sie bleiben dem Topmodell EH-TW 9000 W für 3.200 Euro vorbehalten. An Bord ist ein 1,6-fach-Zoom, die Helligkeit lässt sich automatisch anpassen. Beim mobilen Einsatz korrigiert der Epson Verzeichnungen einer schrägen Projektion nach oben von allein, horizontal per Schieber hinter dem Objektiv. Bildtüftler freuen sich über RGB-Gain- und Offset-Regler und ein komplettes Farbmanagement. 20-Watt-Stereo-Lautsprecher für HDMI- oder Cinch-Ton und eine komfortable Diaschau per USB machen den Epson zum Alleinunterhalter. Die flotte Fotofunktion zeigt gleich 60 Vorschaubilder, erkennt aber keine 3D-Fotos im MPO- oder JPS-Format. Highlight ist die drahtlose HDMI-Übertragung, die auch bei 3D-Videos klappt. Die mitgelieferte 3D-Brille wird über rund ums Objektiv verteilte IR-LEDs gesteuert. Im hellen Lampenmodus für 3D-Filme wird der Lüfter um gut sieben Dezibel lauter. Bei 2D entwickelt er im Eco-Modus nur 23 Dezibel, der Stromverbrauch sinkt von 310 auf 225 Watt.
Groß und schwer: Die beleuchtbare Fernbedienung steuert alle
wichtigen Funktionen mit Direkttasten,
die aber zum Teil weit auseinander liegen.
Wireless: Wer den Epson EH-TW 6000 W mit drahtloser HDMI-Technik möchte, bekommt
ihn nur in Weiß. Neben dem HDMI-Transmitter wird eine 3D-Brille mitgeliefert.
3D mit Stereo: Zwei Lautsprecher liefern ordentlichen Stereoton, der sich über Cinch,
HDMI und per Wireless HD Transmitter empfangen lässt.
Über die USB-Buchse spielt der Epson Dias ab.
Licht und Farbe
Die besten Hautfarben und Gelbtöne zeigt der Farbmodus "Natürlich". Hier projiziert der Epson 1.325 Lumen helle Bilder und ein sattes Weiß mit einer angenehm warmen Farbtemperatur von 6.000 Kelvin. Im Eco-Modus sind es 6.560 Kelvin und 840 Lumen, was für ein 2,9 Meter breites Bild reicht. Nur der 2.200 Lumen helle Farbmodus "Dynamisch" liefert stark verfälschte Farben. Interessant ist, dass dem Beamer in Telestellung kein Licht verloren geht, während manch andere Objektive hier bis zu 30 Prozent schlucken.
Der ANSI-Kontrast im Schachbrettmuster liegt mit 370:1 im guten Mittelfeld, während der Im-Bild-Kontrast, gemessen mit einem kleinen Weißfeld auf Schwarz, lediglich 1.110:1 erreicht. Werte von 40.000:1 sind nur dynamisch mit Iris in schwarzen Testbildern möglich. Es vergehen aber mehr als zehn Sekunden, bis die Iris Restlicht um den Faktor 40 reduziert. In der Praxis wirkt die Iris mit düsteren Nachtszenen aus "Königreich der Himmel" viel dezenter: Das zu den Ecken hin leicht bläuliche Restlicht in den Letter-boxstreifen wird nur knapp halbiert, gleichzeitig kompensiert ein helleres Gamma die geringe Helligkeit ohne Qualitätsverlust. Allerdings nervt der klackernde Irismotor, und der native Kontrast von 1.200:1 steigert sich nur leicht auf einen dynamischen Kontrast von 2.000:1. Zum Vergleich: Epsons 2D-Flaggschiff EH-TW 5500 schaffte in unserem Test ohne Iris einen nativen Bildkontrast von 7.740:1 (Test in audiovision 1-2010).
Bildqualität Standardsignale
Bei SDTV-Halbbildern lässt sich der Overscan gut justieren oder ganz abschalten. Dank sauberer Skalierung zeigt der Epson dann besonders fein gezeichnete Bilder, die im Progressive Modus "Film/Auto" bei Kino- und TV-Material überzeugen. Kritische Sequenzen aus "Sechs Tage sieben Nächte" klappen perfekt, in "Space Cowboys" flimmern die Holzlatten am Rummelplatz nur einen Moment. Ebenso professionell verarbeitet der Epson TV-Material. Die Projektion leidet nur unter dem begrenzten Kontrast in düsteren Szenen und der leicht verschmierten Bewegungsdarstellung. Bei hochskalierten SDTV-Bildern steht leider keine Bildformatumschaltung zur Verfügung.
Testbild: Feine Muster erscheinen etwas weicher, zeigen aber keine
störenden Konvergenzfehler oder Einfärbungen.
Bildqualität HDTV
Der Videoprozessor kommt mit 1080i-Videos bestens zurecht und wandelt Kinofilme und TV-Material in flimmerfreie Vollbilder. Auch ultraweiße und ultraschwarze Kontraste von AVCHD-Camcordervideos zeigt er an und wandelt bei einer Halbbild-Zuspielung HD-Material im Format 1080/30p in nahezu flimmerfreie Vollbilder. Kinofilme behalten die 24p-Qualität, wobei sich der zuschaltbare "2-2-Pulldown 48 Hz" subjektiv kaum auswirkt: Im animierten Bond-Intro von "Casino Royale" drehen sich die Rouletteräder in beiden Fällen gleichmäßig mit leicht verschmierter Doppelkante.
Gut gefallen die intensiven Farben und die enorme Helligkeit. Im Schwarz-Weiß-Vorspann von "Casino Royale" sieht man nur in ganz dunklen Szenen bläuliches Restlicht. Leuchtendes Rot im Vorhang strahlt so überzeugend von der Leinwand wie Blau- und Türkistöne am Meeresstrand. Wenn Bond den Fluten entsteigt, wirken Hauttöne natürlich und nuanciert. Dass satte grüne Farben in Richtung Gelbgrün tendieren, ist kaum zu sehen: Der Rasen vor dem Hotel wirkt frisch und setzt sich von den hellgrünen oder gelblich verwelkten Palmenblättern ab. Die helle Projektion verhilft zu einem farbenprächtigen Bild. Düstere Szenen offenbaren aber Grenzen im Kontrast, schnelle Schwenks beim Formel-Eins-Rennen zeigen Schwächen in der Bewegungsauflösung.
Viel Licht: Selbst im hellsten 3D-Modus verschlechtert sich das Übersprechen nicht.
Gut: Alle Daten des Videosignals werden übersichtlich im Menü angezeigt.
Die 3D-Bildqualität
Die 3D-Shutterbrille sitzt dank dreifach verstellbarer Bügel fest auf jedem Kopf. Die 3D-Helligkeit lässt sich von "Niedrig" mit zwölf Prozent bis "Hoch" mit 18 Prozent Lichtausbeute umstellen, das Übersprechen von rund 85:1 verschlechtert sich dabei nicht. Im farblich gut justierten 3D-Bildmodus "Dynamisch" schafft der Epson 240 Lumen, im Modus "3D-Kino" sind es 170 Lumen bei etwas wärmeren Farben. Damit leuchtet er rein rechnerisch Leinwände zwischen 1,3 und 1,55 Meter Breite aus und zählt zu den bislang hellsten 3D-Projektoren. Selbst auf unsere 2,6 Meter-Leinwand zauberte er farbenprächtige 3D-Bilder, die Flugszenen über den Urwald in "Avatar" oder weite Wüstenlandschaften in "Dinosaurier 3D" überzeugend wirken lassen. Als Artefakt ist nur leichtes Flackern in hellen Flächen sichtbar. Im Vergleich zur hervorragenden 2D-Projektion ist, wie bei allen bisherigen 3D-Beamern, aber noch viel Luft nach oben – weswegen er in dieser Disziplin nur ein Befriedigend bekommt.
Zusatzinformation: Wireless-HD bei Epson-Projektoren
Der 16 Zentimeter lange Wireless-HD-Transmitter hat ein Steckernetzteil und einen HDMI-Eingang nach 1.4a-Norm. Er basiert auf Funktechnik und überträgt die hohen Bandbreiten von HDMI-Signalen mit 3D-Frame Packing ebenso wie HD-Videos in den Formaten 1080/24p oder 1080/60p. Im Heimkino der audiovision klappte die Übertragung inklusive Ton selbst bei zehn Metern Abstand ohne Aussetzer. Selbst gute HDMI-Kabel machen bei Längen von mehr als zehn Metern, die in einem großen Heimkino schnell zusammenkommen, Probleme. Zu Unterbrechungen kam es im Test kurzzeitig nur beim Wechsel des HDMI-Formats. Der Wireless-Eingang fungiert als vollwertiger dritter HDMI-Eingang und ist ein toller Problemlöser. Der Sender führt auch im Bereitschaftsmodus eine drahtlose Kommunikation durch, erwärmt sich dabei und verbraucht mit 7,5 Watt kaum weniger als im Betrieb mit neun Watt. Daher empfiehlt es sich, ihn komplett abzuschalten. Menschen mit Herzschrittmacher sollten sich laut Hersteller nicht näher als 22 Zentimeter nähern, sonst kann es zu Interferenzen oder Fehlfunktionen kommen – hoffentlich beim Transmitter und nicht beim Schrittmacher.
Drahtloser HDMI-Eingang: Der beigelegte WiFi-HD-Transmitter hat auf der Rückseite einen
3D-kompatiblen HDMI-Eingang. Die Sendeantenne strahlt nach
vorn in Richtung des Projektors ab.
Fazit
Der TW 6000 W verfügt über tolle Farben und eine enorme Helligkeit, die ihm vor allem im 3D-Modus zugutekommt. Dazu gibt’s pfiffige Funktionen wie Stereoton und drahtlose HDMI-Übertragung. 79 Punkte für unter 2.000 Euro gab’s noch nie – das ist uns einen Preistipp wert. Udo Ratai
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Epson EH-TW 6000 W (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2012 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.