Epson EH-TW 5500 (Test)

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Epson EH-TW 5500 – LCD-Projektor für 3.300 Euro

Test Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 EuroSo gut, so scharf und so kontrastreich war noch kein LCD-Projektor vor ihm – der neue Epson TW 5500 setzt Maßstäbe.

Äußerlich und im Aufbau ähnelt Epsons neuer TW 5500 dem TW 5000 (Test in audiovision 6-09), der bis jetzt das Feld der LCD-Projektoren anführte. Das neue Flaggschiff legt noch eine Schippe drauf.  

Ausstattung und Bedienung

Hinter dem Quantensprung der neuen, kontraststarken LCD-Projektoren steckt eine Technik mit zusätzlichen Polarisationsfiltern, die Epson "Deepblack" nennt. Sie filtert Streulicht hinter den Chips ein zweites Mal heraus, was den nativen Kontrast steigert. Schaltet man alle dynamischen Hilfsmittel ab, bleibt einem konventionellen LCD-Beamer wie dem Epson TW 2900 (audiovision 12-09) ein Kontrast von 1.070:1. Der TW 5500 dagegen legt mit 5.755:1 einen neuen LCD-Rekord hin und übertrifft sogar die DLP-Modelle von Benq und Samsung. Aktiviert man die adaptive Iris, gelingt im besten Farbmodus mit 32.190:1 ebenfalls ein neuer Rekord.
Das LCD-typische Verschmieren bei Bewegung gehört dank der weiterentwickelten Frame Interpolation der Vergangenheit an (siehe Kasten). Auch hier gerät die DLP-Konkurrenz ins Hintertreffen,  denn sie setzt keine Bildverbesserer ein. Nur teure DILA-Projektoren, etwa von JVC, Pioneer oder Sony, trumpfen mit ähnlichen Techniken auf. Sie schaffen zum Teil einen noch etwas höheren Bildkontrast sowie das feinere Pixelraster.
Auch die Abbildungsschärfe der Projektion gelingt dem TW 5500 besser, obwohl es beim 2,1-fach-Zoom und dem praktischen Lens-Shift des Vorgängers blieb. Doch eine verfeinerte Videosignalverarbeitung für die drei Farbauszüge reduziert Farbabweichungen in feinen Mustern. Außerdem neu ist eine Schärfeanhebung für feinste Strukturen namens "Super Resolution" (siehe Kasten). Mit komplettem Farbmanagement und separaten RGB-Reglern spricht der TW 5500 anspruchsvolle Bildtüftler an und bietet bewährte HQV-Videoverarbeitung für das De-Interlacing.

Test Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 Euro

Alles da: Zwei HDMI-Eingänge reichen für die meisten Heimkinos.
Für alle analogen Videosignale gibt es jeweils eine Anschlussmöglichkeit.

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Bewährt: Die beleuchtete Fernbedienung bietet praktische
Direkttasten für alle Eingänge und fürs Bildformat.

Licht und Farbe

Der ANSI-Kontrast erreicht mit 480:1 gute Werte. Er könnte sogar noch höher ausfallen, da eine diffuse Grenzfläche im Linsensystem des Epson recht viel Licht streut. Wie bislang optimiert Epsons Cinema-Filter direkt zwischen Iris und Lampe die Farbtemperatur, sodass bei natürlichen Farben mehr Bildkontrast bleibt. Noch etwas besser als der mit 7.050 Kelvin leicht kühl eingestellte Bildmodus "Kino" schneidet "Natürlich" ab, der im hellen Lampenmodus angenehm reines Weiß mit 6.400 Kelvin produziert; im flüsterleisen Eco-Modus driftet das Lampenspektrum dagegen merklich in Richtung Grün ab und wirkt leicht eingefärbt. Dieser Farbstich lässt sich aber recht gut im RGB-Menü korrigieren – das kostet aufgrund des famosen nativen Kontrasts praktisch keine Bildqualität. Auch die im Eco-Modus leicht nach Grün verschobenen Mischfarben lassen sich im Farbmanagement besser einstellen – hier wäre es eine gute Idee, wenn die Firmware passendere Presets für den Eco-Modus automatisch laden würde.
Mit heller Lampeneinstellung zeigt der TW 5500 aus dem Stand eine ausgezeichnete Farbwieder­gabe, die bis auf eine minimale Grünbetonung bei den Mischfarben an die Perfektion des Vorgängers TW 5000 anknüpft. Pluspunkte sammelt der Projektor auch durch seine gleichmäßige Ausleuchtung sowie die für einen LCD-Projektor minimalen Farbabweichungen (Shading). In den Ecken der Projektion tendieren Grauflächen nur marginal zu Rosa oder Cyan. Auch feine Muster kommen ohne störende Einfärbungen auf die Leinwand. Einziges Manko: Unser Testgerät zeigt ein schwach grün leuchtendes defektes Pixel, das aber aus normaler Sehdistanz nicht mehr zu erkennen ist.

Test Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 Euro
 

Bildqualität Standardsignale

Simple FBAS-Quellen oder S-Videosignale weisen einen starken Bildbeschnitt mit fixer Overscan-Einstellung auf. Sie wirken ziemlich flau, weil feinste Details weich gezeichnet werden und die Farbauflösung auf gerade einmal ein Megahertz begrenzt ist. Dagegen liefert der analoge YUV-Eingang eine großbildtaugliche Bildschärfe und Farbauflösung und bietet dafür auch einen feinstufig bis auf null zurückschaltbaren Overscan.

Noch einen Tick besser sehen über HDMI zugespielte Videos aus, die der HQV-Prozessor in perfekte Vollbilder konvertiert. Interessant ist, dass Kinofilme auch bei aktivierter Frame Interpolation flimmerfrei erscheinen und durch die zusätzlichen Zwischenbilder kaum Artefakte wie Pixelwolken entstehen. Wir stellten die dreistufige Frame Interpolation auf "Normal"; dann wirkt die Kamerafahrt über die Dächer von Rom in "Gladiator" ungemein plastisch und zeigt keinerlei Flimmerstörungen – so sauber konnten das frühere Zwischenbildverfahren nicht. Selbst Puristen, die derartige Schaltungen bislang ablehnen, werden Gefallen an diesen wunderbar dreidimensionalen Kamerafahrten finden. Der fantastische Kontrast und die hohe Bildschärfe der Projektion verstärken den 3-D-Effekt noch – Hut ab! Nur bei einem unscharf gesendeten Fußballspiel auf Eurosport konnte die Frame Interpolation nichts ausrichten. Hier war die Qualität des Ausgangsmaterials schlicht zu schlecht und wurde in bewegten Szenen durch die Datenreduktion des Senders nochmals unschärfer – doch dafür kann der TW 5500 nichts.

Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 €

Ordentlich: Für einen Drei-Chip-LCD-Projektor löst der Epson TW 5500 feinste Muster scharf auf.
Störende Einfärbungen treten nicht zu Tage.

 

Bildqualität HDTV

Auch mit Halbbildvideo aus dem HDTV-Satreceiver kennt sich der TW 5500 bestens aus. Er wandelt Dokumentationen und Kinofilme in einwandfreie HDTV-Vollbilder. Selbst in einer unserer kritischen Testsequenzen flimmern die Wimpern eines Mädchens (aufgenommen im Format 1080/30p) nicht, wenn man den Progressive-Modus des

TW 5500 von Auto auf Film umschaltet. Progressive 24p-Bilder vom Blu-ray-Player zeigt der Epson auf Wunsch im Original mit dem kinotypischen Ruckel-Look oder mit Bewegungsglättung an – beide Varianten überzeugen (siehe Kasten). Helligkeit, Kontrast und die glänzend ausbalancierten Farben beeindrucken nachhaltig. Sogar die düstere blaugrüne Grotte in "Der Fuchs und das Mädchen" erscheint in klaren Farben, während sie bei kontrastschwachen Projektoren in tristem Grau verschwimmt. Dunkle Szenen wirken äußerst plastisch und liefern sattes Schwarz. Schaltet man die leise Iris zu, so eliminiert sie das ohnehin geringe Restlicht in schwarzen Szenen fast komplett. Obendrein liegt die pure Bildschärfe höher, dank der neuen Schaltung "Super Resolution" (siehe Zusatzinfokasten). 

Zusatzinfo: Für mehr Schärfe – "Frame Interpolation" und "Super Resolution"

Frame Interpolation: Bislang setzen nur LCD- und einige DILA-Projektoren auf moderne Bildverbesserer, die bewegte Motive schärfer erscheinen lassen. Dabei werden zusätzliche Zwischenbilder berechnet, und zwar je nach Art und Bildrate des Ausgangsmaterials. Bei Dokumentationen, die schon im Ausgangsmaterial 50 oder 60 Bewegtphasen pro Sekunde enthalten, verhindert die Frame Interpolation von Epson das LCD-typische Verschmieren, indem sie 100 bzw. 120 Bildphasen erzeugt. Dank verbesserter Rechenleistung produziert die Schaltung des TW 5500 hier kaum Artefakte, sondern schlicht schönere, schärfere und plastischere Bilder – ideal für sportliche Großveranstaltungen wie die Fußball-WM in Südafrika im kommenden Sommer. Auch wer einen HDTV-Camcorder besitzt, sollte die Aufnahmen einmal über den neuen Epson laufen lassen. AVCHD-Bilder im Format 720/50p oder 1080/30p wandelt der Projektor derart sauber in ruckelfreie 720/50p oder 1080/60p-Videos um, dass Hobby-Filmer diese deutlich bessere Qualität mit sichtbar mehr Bewegungsschärfe garantiert nicht mehr missen wollen – stark!
Noch frappierender ist der dreidimensionale Schärfeeffekt, den die Zwischenbilder erzeugen, bei Blu-ray-Kinofilmen. Auch dabei produziert Epsons Frame Interpolation kaum Artefakte und irritiert das Auge weit weniger als bisherige Schaltungen. Die Frame Interpolation lässt sich in drei Stufen einstellen und ist eine interessante Alternative zum leichten Ruckel-Look der klassischen 24p-Kinowiedergabe. Die beherrscht der TW 5500 aber natürlich ebenfalls.
Super Resolution: Nur bei den Top-Projektoren von Epson ist die neue Schaltung verfügbar, die intelligenter als herkömmliche Schärferegler funktioniert. Sie analysiert im Bild kleinräumige Strukturen mit schwachem Kontrast und hebt sie besonders stark an, lässt aber grobe Bildkanten nahezu unbelassen. Feinste Strukturen wie das Laufgitter des Baukrans in "Casino Royale" (Bild) sind dann knackscharf – so gut konnte das der Vorgänger TW 5000 nicht. Der noch etwas schärferen und feineren DLP-Projektion von Samsung und Benq bietet der Epson gekonnt Paroli, denn er betont Details geschickt. Störende Säume gibts bei dezentem Einsatz der Schaltung nicht. Nur wer sehr nah vor einer extragroßen Leinwand sitzt, sieht die etwas gröbere LCD-Pixelstruktur.

Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 €
Die Baukranszene aus "Casino Royale" sieht dank der Frame Interpolation
und der Super Resolution noch schärfer aus.

   

 

Fazit

Viele kleine Verbesserungen summieren sich beim Epson TW 5500 zu einer beeindruckenden Darbietung. Die tolle Bewegungsschärfe, die flexible und scharfe Shift-Optik und der grandiose Kontrast begeistern selbst erfahrene Tester. Dagegen sehen die meisten DLP-Konkurrenten ganz schön alt aus.

Test Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 €

Technische Ausstattung und Bewertung

Test Epson EH-TW 5500 - LCD-Projektor für 3.300 €

 

 

 

Der Testbericht Epson EH-TW 5500 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 3300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2010 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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