Arcam AV 888 / P 777 (Test)

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Arcam AV 888 / P 777 – Vor/Endstufe für 10.000 Euro

Vor/End-Kombi Test Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 € Nach längerem Dornröschenschlaf gibt es bei Vor/End-Kombis wieder Bewegung: Auch der englische Traditionshersteller Arcam präsentiert ein neues, spannendes Geräteduo.

Ausstattung und Technik

Im Vergleich zum Receiver bringt die Vorstufe AV 888 unter anderem Wolfson D/A-Wandler vom Typ WM 8741 mit, die hervorragend klingen. Statt eines Wandlers mit acht Kanälen kommen vier Stereo-Konverter zum Einsatz, was ein großzügigeres und somit weniger störanfälliges Platinenlayout erlaubt. Symmetrische Ausgänge sorgen für eine störungsfreie Verbindung bei langen Kabeln. Ein Radio-Empfangsteil gibt es nicht. Das Gehäuse besteht aus einem Verbundmaterial aus Aluminium und Sorbothane, das Schwingungen besonders gut dämpfen soll. Einzelne Bauteile werden mit speziellen Pads oder Ringen ruhiggestellt.
Bei aller konventioneller Verstärkerbaukunst kommt die moderne Technik nicht zu kurz, wie fünf HDMI-Eingänge und zwei -Ausgänge, Decoder für die HD-Tonformate und Dolby Volume belegen. Im Heimnetzwerk empfängt die Vorstufe Musik von einem DLNA-Server oder Web-Radio. Bei den Schaltern zur Eingangswahl gehen die Engländer einen speziellen Weg: Statt mechanischer Schalter oder hochwertiger Relais setzen die Entwickler auf moderne Schalt-ICs. Mit einem schaltungstechnischen Trick eliminieren sie dabei die Nachteile der elektronischen Schalter, die ansonsten bei kleinen Spannungen meist nicht linear arbeiten und Verzerrungen produzieren.

Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 €

Schnörkellos, übersichtlich und funktionell: Das Menü der Vor/End-Kombi von Arcam ist klar gegliedert und gut strukturiert.

In Sachen Videowandlung begeht die Kombi leider die gleichen Fehler wie der Receiver AVR 600: Bei analoger Zuspielung gelingen nur die per S-Video zugespielten Signale. Mit FBAS fehlt Bildschärfe, mit Komponenten-Video tritt ein gelblicher Farbstich auf. Zudem zeigen sich bei 576i-Material über HDMI in kleinen Mustern flimmernde Farbstörungen. Bildschärfe und De-Interlacing gehen weitgehend in Ordnung, bei 1080i-Material aus ursprünglichen Vollbildfilmen – wie bei Sat-Fernsehen in HD – fehlt es aber an Bildruhe. Hier hat sich seit dem Test des AVR 600 nichts verbessert.
Spaß macht die Bedienung: Die Metall-Fernbedienung überzeugt ebenso wie das übersichtliche Bildschirmmenü und die korrekte Einmess-Auto­matik. Die von der Elektronik errechneten Equalizer-Einstellungen sind eher Geschmackssache.
Die unauffällige Endstufe P 777 offenbart bei geöffnetem Deckel den Aufwand, der in ihr steckt (siehe Kasten rechte Seite). Signale empfängt sie über symmetrische XLR- Anschlüsse und Cinch­buchsen.

Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 €
Internet-Radio und Streaming vom Homeserver sind bei Geräten der gehobenen Klasse mittlerweile fast eine Selbstverständlichkeit.

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Tonqualität Surround und Stereo

Kommt nicht oft vor: Die Kombi entfesselt mehr Verstärkerleistung, als der Hersteller verspricht.  An acht Ohm ergibt sich mit 7 x 155 ein Plus von fünf, an vier Ohm mit 7 x 240 gar von zehn Watt. Eindrucksvoll verläuft der Hörtest. Die Kombi zeigt keinerlei Schwäche, ob nun in "Ratatouille" die Schrotkugeln fliegen oder in "Iron Man" die Mine mit ohrenbetäubender Wucht explodiert. Selbst bei sehr hohen Pegeln bestechen faszinierende Feinauflösung und Dynamik.

Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 €

Klar und übersichtlich: Wie viele Vor/End-Kombis setzt auch das
Arcam-Duo optisch auf Eleganz und Zurückhaltung. Die schwere
Metall-Fernbedienung liegt sehr gut in der Hand.

Im Vergleich zur Onkyo-Kombi aus dem letzten Heft setzt sich das Arcam-Duo dank der griffigeren, stabileren und luftigeren Wiedergabe durch. Es behält mit Rockmusik wie "Away From The Sun" von 3 Doors Down mehr Überblick und spielt müheloser. Enger wird es mit einer unserer Klangreferenzen, der Denon-Kombi AVP-A1 HD/POA-A1 HD (audiovision 8-2008). "They Can’t Take That Away From Me" von Jane Monheit und John Pizarelli gelingt beiden Kombis präzise, dynamisch und locker. Um Nuancen liegen die Denons vorn, sie spielen im Bass konturierter und zeichnen Details feiner.

Beim Stereotest mit "Children of Sanchez" von Chuck Mangione betören die weiträumige Instrumentenaufstellung und die überragende Dynamik. Selbst brachiale Pegel gelingen mühelos. Doch auch feine Töne erklingen meisterhaft, etwa "Limehouse Blues" aus "Jazz at the Pawnshop".

Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 €  
Dank klarer Gliederung findet man sich bestens auf den Arcam-Anschlussfeldern zurecht.

Zusatzinfo: das Innenleben

Fast könnte man meinen, als Basis der Vor/End-Kombi diente der AV-Receiver AVR 600 (Test in audiovision 8-2009). Doch bei der Kombi beschränkte sich Arcam nicht darauf, die Technik in zwei Gehäuse aufzuteilen. Schon die Kühlkörper der Endstufe P 777 würden nie in ein Receiver-Gehäuse passen, ganz zu schweigen von den sieben Verstärker-Platinen, die mit dicken Sieb-Elkos bestückt sind. Von den beiden Ringkerntrafos, die im vorderen Bereich der Endstufe unter einem Blech stecken, sind nur die großen schwarzen Sechskant-köpfe der Befestigungsschrauben zu sehen. Luftiger geht es in der Vorstufe AV 888 zu. Sämtliche Schaltungen sitzen auf den senkrecht stehenden Modulplatinen, die an ihrem hinteren Ende die Anschlussbuchsen für den jeweiligen Bereich tragen. Ähnlich wie bei einem PC sind die Platinen auf ein Motherboard gesteckt, das für die passende Spannungsversorgung und für die Signalverbindung zuständig ist.

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Beeindruckende Technik: Blick unter die Haube der Endstufe P 777 (oben) und der Vorstufe AV 888 (unten) von Arcam.
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Fazit

Technische

Technische Ausstattung und Bewertung

Arcam AV888/P777 - Vor/Endstufe für 10.000 €

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Der Testbericht Arcam AV 888 / P 777 (Gesamtwertung: 94, Preis/UVP: 10000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2010 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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