Technics SC-C70MK2 (Test)

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Japaner gelten als konservativ. Auf Technics-Ingenieure trifft das ganz sicher zu, denn trotz sinkender CD-Verkaufszahlen hat sich der Audio-Hersteller aus Osaka dazu entschieden, den 900 Euro teuren Bluetooth-Lautsprecher SC-C70 auch in der MK2-Version mit einem Top-Loading-Laufwerk für Silber­scheiben auszustatten. Am klassischen Radio-Empfang (UKW und DAB) halten die Japaner ebenfalls fest. Optisch gibt sich der „Neue“ bewährt: Vom Vorgänger unterscheidet ihn optisch nur das graue Lamellen-Frontgitter, das zuvor schwarz war.

Was hat sich bei der acht Kilogramm schweren und 45 Zentimeter breiten „Kompaktanlage deluxe“ geändert? Beispiels­weise die Lautsprecher­einheiten: Der 8-Zentimeter-Tieftöner soll dank Verbesserungen, wie dem geringeren Gewicht der Schwingspule und der erhöhten Steife der Membran, über besseres Klangpotential verfügen. Den neuen 2-Zentimeter-Kalottenhochtöner kombiniert Technics nun mit einer akustischen Linse, deren Form für ein breiteres Abstrahlverhalten optimiert wurde. Genau wie sein Vorgänger verfügt der SC-C70MK2 über ein 2.1-Kanal-Lautsprechersystem mit 12-Zentimeter-Sub, der nach unten abstrahlt.

Auf der Rückseite finden sich nicht nur Anschlüsse für Strom, analogen und digitalen Ton, das Netzwerk und die Radio­antenne, sondern auch zwei Bassreflex-Öffnungen für die Tiefton-Unterstützung.

Im Vergleich zum Vorgängermodell unterstützt der ebenfalls top verarbeitete SC-C70MK2 nun aber auch Netzwerkdienste wie Apple AirPlay 2 und Google Chromecast, ist Multiroom-fähig und kann mit kompatiblen Technics-Geräten über die neugestaltete „Technics Audio Center App“ zusammenspielen. Auch die Gerätesteuerung ist per App möglich, eine klassische Fernbedienung liegt dem dem SC-C70MK2 zusätzlich bei. An integrierten Streaming-Anbietern stehen Deezer, Spotify und Tidal zur Verfügung.

Audio-Geräte interagieren immer auch mit den Räumlichkeiten, in denen sie spielen. Außerdem reagieren sie auf ihren jeweiligen Aufstellungsort. Positioniert man den Technics SC-C70MK2 auf einem Sideboard direkt vor einer Wand oder in einer Zimmer­ecke, dann ist mit einer deutlichen Zunahme an Tieftonenergie zu rechnen. Einfacher ausgedrückt: Die Bässe fangen an zu dröhnen. Das wiederum sorgt dafür, dass der für die Musikwiedergabe so wichtige Mitteltonbereich ebenfalls negativ beeinträchtigt wird. Klangdetails werden so verdeckt.

Für eine optimale Klangqualität, unabhängig von der Platzierung, nutzt der SC-C70MK2 die Kalibrierungssoftware Space Tune. Sie korrigiert Parameter über das eigene Netzwerk und passt den Sound an die jeweilige Raumumgebung an. Space Tune verfügt über drei Voreinstellungen (frei, wand- und ecknah) und bietet außerdem die Verwendung der „Technics Audio Center App“ zur präzisen Anpassung der Klangqualität an die Hörposition.

Klangqualität

Das Musiksystem wird von zwei getrennten Stromversorgungskreisen (für den Verstärker und andere Schallkreise) sowie von drei Digitalverstärker-Einheiten angetrieben. Insgesamt stehen 50 Stereo-Watt zur Verfügung. In das 30-Quadratmeter-Wohnzimmer des Autors zauberte der SC-C70MK2 damit ein „erwachsenes“ Klang­erleben, wie es der Schreiber bis dato von keinem anderen Bluetooth-Speaker gehört hatte. Wo die Konkurrenz es oft beim Oberbass übertreibt, um zu kaschieren, dass sie nicht wirklich tief spielen kann, erwies sich der Technics-Proband als ehrlicher. Das führte dazu, dass insbesondere mittlere Tonlagen aufblühten und mit einer Fülle an Details verblüfften, die bei dieser Gerätekategorie sonst nicht ans Ohr des Hörers gelangen.

Die satte Synthie-Basslinie beim Ambient-Elektro-Stück „Love Hope Change“ (Kruder & Dorfmeister: 1995) war dafür ein Paradebeispiel: Sie klang zugleich vielschichtig und klar und für ein Audio-Gerät, das gerade einmal so groß ist wie früher ein Videorekorder beeindruckend substanziell. Das war kein „One-Note-Bass“, wie HiFi-Fans das nennen – keine undifferenzierte, scheinbar auf einer einzigen Note „rumsumpfende“ Tieftonwiedergabe; das war einfach nur klasse.

Die Plastik-Fernbedienung fällt in der Wertigkeit ab, liegt aber gut in der Hand. Mit ihr lassen sich praktisch alle Funktionen steuern, auch die Klang-Einstellungen via Space Tune.

Auch in puncto Maximalschallpegel ließ der Proband nichts anbrennen. Wer es noch lauter braucht, der sollte besser in keiner Mietwohnung zuhause sein. Steigerungen sind dennoch denkbar, denn zwei klassische Stereo-Lautsprecher können noch größere Klangbilder in die eigenen vier Wände zaubern. Wer aber alles in einem Gerät sucht, der wird kaum Besseres finden, als es Technics mit dem SC-C70MK2 derzeit anbietet.

Der Testbericht Technics SC-C70MK2 (Gesamtwertung: 64, Preis/UVP: 900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

sehr gut

Der Bluetooth-Speaker von Technics beeindruckt mit einem reifen, substantiellen Klang, an dem sich viele Konkurrenten die Zähne ausbeißen. Dazu gibt es eine Top-Verarbeitung, Radio-Empfang und die Möglichkeit, CDs abzuspielen.

md

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