TCL 65C855 (Test)

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TCL will es bei seiner neuen TV-Serie C855 wissen: So verspricht der chinesische Hersteller Spitzenhelligkeiten von mehr als 3.000 Candela, außerdem spendiert das Unternehmen seinen Flachmännern mit Mini-LEDs und Quantum-Dot-Technik zusätzlich nach oben ausgerichtete Lautsprecher für eine fülligere Klangkulisse.

Der von uns getestete 65C855 kostet regulär 2.500 Euro, für den 75-Zöller werden 3.300 Euro fällig, die Modelle in 85 und 98 Zoll schlagen mit4.500 bzw. 7.500 Euro zu Buche. Im 65-Zöller kommen stolze 1.344 Dimming-Zonen zum Einsatz, auf die sich die tausenden Mini-LEDs verteilen. Optisch sieht der Flachmann in diesem Modelljahrgang moderner aus als der Vorgänger. Das Panel ist nur 1,4 Zentimeter tief und wird von einer Metallblendeumgeben, inklusive Anschlüssen trägt der TCL mit 5,6 Zentimeter ebenfalls nicht zu dick auf. Der Apparat thront auf einem massiven Metallfuß. Anschlusskabel lassen sich rückseitig durch eine Plastikabdeckung führen.

Ausstattung und Praxis
In der langen Ausstattungsliste fehlen dem 65C855 nur zwei relevante Einträge: Der 65-Zöller verzichtet auf eine Aufnahme-Option per USB-Buchse (deshalb genügen die Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2). Beim Thema HDR lässt der TCL keine Diskussionen aufkommen: Mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision IQ beherrscht er alle aktuellen Formate. Gamer freuen sich über das native 144-Hertz-Panel. Von den vier HDMI-Anschlüssen erfüllen zwei mit Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit bis zu 144 Hertz alle wichtigen 2.1-Spezifikationen. FreeSync Premium sorgt mit kompatiblen AMD-Grafikkarten für ein flüssiges Spielvergnügen.

Der silberne Steuerstab verfügt über eine hochwertige Metalloberfläche. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Lautstärke-Taste rechts außen.

Android 12 und Google TV: Die TCL-Oberfläche kennt man auch von anderen Flat-TVs. Das macht aber nichts, denn der Bedienkomfort ist vorbildlich.

Intelligente Features: Helligkeit, Bildqualität in Abhängigkeit vom Inhalt und Farbtemperatur – der 65C855 passt Bildparameter bei Bedarf eigenständig an.

„TCL Channel“ ermöglicht einen kostenlosen Zugang zu tausenden Filmen und Serien. Eingespeist werden diese größtenteils über Rakuten TV und Pluto TV. Eine Anmeldung und ein eigener Account sind nicht erforderlich. Nach dem Starten der App geht es sofort los.

Unter „Live“ werden diverse TV-Kanäle aufgelistet, unter anderem aus den Genres „Reality-Show“ (8 Sender), „Unterhaltung“ (6), „Essen und Gesundheit“ (4), „Dokumentation“ (8), „International“ (11) und „Klassisches Fernsehen“ (8). Streaming-Fans dürfen sich über die Rubriken „Pluto TV kostenlos“, „Filme“, „Kinder“, „Fitness“ und „News“ freuen. TCL Channel arbeitet flott, der Aufbau der Anwendung ist übersichtlich.

Prall gefüllt: TCL Channel ist über eine eigene Taste auf der Fernbedienung zu erreichen und enthält neben TV-Sendern auch Filme und News.

Bei der Benutzeroberfläche vertraut TCL mit Google TV auf der Basis von Android 12 auf Bewährtes. Die Einrichtung gelingt blitzschnell über die für iOS und Android erhältliche App „Google Home“. Zum Koppeln der neuen Fernbedienung drückt man gleichzeitig die „Home“- und die „OK“-Taste. Der kompakte Signalgeber hat eine hochwertige Metalloberfläche, die mit vergleichsweise wenigen Buttons ausgestattet ist. Zifferntasten fehlen, diese kann man virtuell einblenden. Gewöhnungsbedürftig ist die seitliche Taste zum Anpassen der Lautstärke. Auf die Mikrofontaste zum Aktivieren des cleveren Helfers Google Assistant kann man bei Bedarf verzichten, denn der Flachmann selbst hat ein Mikrofon integriert.

In Google TV finden sich auch Ein- und Umsteiger schnell zurecht. Die übersichtliche Oberfläche stellt wichtige Apps und zahlreiche Streaming-Inhalte bereit. Personalisierte Vorschläge erhält, wer sich ein individuelles Benutzerkonto anlegt. Klasse: Das Bedientempo des 65C855 ist hoch. Im Eiltempo navigiert man hier durch Apps und Menüs. Das App-Portfolio fällt üppig aus. Streamer kommen unter anderem mit Netflix, Amazon Prime Video, Youtube (für diese Dienste gibt es Direkttasten auf der Fernbedienung), Disney+, Joyn, Rakuten TV, DAZN, Paramount+ und Apple TV+ auf ihre Kosten. Ebenfalls über eine eigene Taste erreicht man TCL Channel, ein Streaming-Portal (siehe Kasten). Technikdetails zum AiPQ Pro Prozessor will TCL nicht verraten – er liefert auf jeden Fall genug Leistung für eine Top-Bedien-Performance.

Zum Streamen von Mobilgeräten unterstützt der 65-Zöller neben Bluetooth auch Miracast, Chromecast und Apple AirPlay 2. In den Einstellungen findet man verschiedene Energiespar-Optionen. Im Setting „Energieeinsparung“ wird unter anderem die Bildschirmhelligkeit auf den Wert 60 oder niedriger geschaltet. „Beim Beobachten“ schaltet den Apparat automatisch nach einer selbst festgelegten Dauer aus, „Bei Inaktivität“ gönnt sich der Fernseher eine Pause, wenn er nicht mehr benötigt wird und kein Signal anliegt. Für ungenutzte TV-Pausen stellt der TCL diverse Bildschirmschoner zur Verfügung, die neben ansprechenden Motiven auch die Uhrzeit und Wetterinfos auf das Panel holen.

Bild- und Tonqualität
Die spannende Frage gleich zu Beginn? Wie hell ist der 65C855 wirklich? Im „Dynamisch“-Modus messen wir in Spitzlichtern kurzzeitig 3.360 Candela, heller war in unserem Testlabor bisher kein anderer Fernseher. Nach wenigen Sekunden reduziert sich die Leuchtkraft von 2.800 auf 2.100 Candela, was immer noch sensationell ist. „Standard“ kommt auf bis zu 3.240 Candela, im farblich am besten abgestimmten Setting „Kino“ erzielt der Flachmann überragende 3.160 Candela und pendelt sich dann bei 1.830 Candela ein. Bei einem Weißanteil von 50 bzw. 100 Prozent bleibt die Leuchtkraft mit 1.400 bzw. 760 Candela überdurchschnittlich hoch. Der ANSI-Kontrast beläuft sich auf starke 6.250:1. Die Schwarzdarstellung ist famos und kaum schlechter als bei einem OLED. „Lokal dimmen“ sollte auf „Hoch“ stehen. Von vorne betrachtet sind schwarze Flächen brutal dunkel, um weiße Objekte erkennt man lediglich im komplett abgedunkelten Raum eine winzige Aufhellung. Diese wird von der Seite aus gesehen nur marginal intensiver. Viel besser kann ein LCD-TV kein Schwarz abbilden. Chapeau!

SDR-Könner: Im „Kino“-Modus muss man sich um farbliche Abweichungen keine Sorgen machen, hier ist der Mini-LED-Fernseher sehr gut voreingestellt.

In der Norm: Auch im DCI-P3-Spektrum schneidet der TCL hervorragend ab. Bei HDR-Darstellungen stellt er die gesamte Farbpalette zur Verfügung.

Lückenhaft: Nur zwei der vier HDMI-Ports unterstützen den 2.1-Standard. TCL verzichtet auf die Möglichkeit, TV-Programme über eine angeschlossene USB-Festplatte aufzuzeichnen.

Apple-kompatibel: Der TCL-Fernseher empfängt Multimedia-Inhalte von iPhone und Tablet per Streaming über den Standard Apple AirPlay 2.

Wir starten unseren Bildcheck mit der HD-Doku „Europa von oben: Vereinigtes Königreich“. Im „Standard“-Modus überzeugt der TCL durch ein sehr klares, auf tolle Schärfe hochskaliertes Bild mit enormer Detailfreude. In den riesigen Glasflächen der modernen Londoner Hochhäuser erkennt man feinste Spiegelungen der Wolken. Grazile Strukturen der Stahlträger springen dem Zuschauer förmlich ins Auge, und nahe Betonplatten punkten durch ihre exakt herausgearbeitete Oberflächenstruktur. Die Farben sind sehr natürlich. Übertrieben lebhaft geht es im Modus „Dynamisch“ zu, während „HDR-Verbesserung“ das Bild minimal aufhellt. „Kino“ beschert nicht nur bei der SDR-Messung das präziseste Ergebnis, auch in der optischen Kontrolle erzielen wir in dieser Einstellung das authentischste Resultat.

Für eine bestmögliche Bewegungsglättung hält das Menü diverse Parameter bereit. Hier kann man unter anderem die „Bewegungsschärfe“ aktivieren, Unschärfe sowie Ruckeln stufenweise reduzieren und „Dynamische Beschleunigung“ einschalten, um die Bildwiederholfrequenz zu erhöhen. Kamerafahrten gelingen fl üssig und geschmeidig. Die Blickwinkelstabilität kann mit der eines OLED-Fernsehers nicht ganz konkurrieren. Aber auch von einem seitlichen Sitzplatz aus sind Farben und Kontrast überdurchschnittlich gut.

HDR-Titel bereiten auf dem Mini-LEDler aufgrund der hohen Panel-Leuchtkraft viel Freude. Eine „Istanbul“-Doku erweckt die Millionenmetropole nicht nur scharf zum Leben. In abendliches Sonnenlicht getaucht, faszinieren die orange-rötlich leuchtenden Fassaden und Dächer. Die Plastizität des Stadtbilds ist grandios, die Tiefenwirkung top. Im Hafenbecken reflektieren einzelne Lichter mit enormer Helligkeit, der Abendhimmel zeichnet sich durch feinste, kaum zu erkennende Farbübergänge aus. Die Homogenität des gesamten Bilds ist spitze. Nur an den diagonal verlaufenden Drahtseilen einer Brücke sieht man dezentes Kantenflimmern.

Auch im nächtlichen Stadtbild geizt der C855 nicht mit Details. In dunklen Straßen beispielsweise registriert man sofort unterschiedliche Straßenbeläge und nachträglich geflickte Asphaltdecken. Selbst die weißen Rümpfe der Boote im Hafen offenbaren eine strukturierte Oberfläche mit kleinsten Schmutzablagerungen. Je nach Bildinhalt kann es sinnvoll sein, in die Einstellung „Dynamischer Kontrast“ zu wechseln und hier zwischen den Optionen „Niedrig“ und „Hoch“ zu wechseln.

Der gefällige Ton rundet den überzeugenden Gesamteindruck des 65-Zöllers ab. Das 2.2.2-Soundsystem von Onkyo mit 60 Watt Leistung und Dolby Atmos- sowie DTS:X-Unterstützung spielt angenehm füllig. Die Akustik wirkt nicht zugeschnürt, vielmehr atmet der 65C855 ziemlich frei durch. Seine Stimmverständlichkeit ist ausgezeichnet. Auch Musik bereitet Freude, weil der Flachmann bei höheren Pegeln nicht gleich unsauber agiert. Das Bassvolumen ist solide, hier haben viele Mitbewerber deutlich weniger auf den Rippen.

Der Testbericht TCL 65C855 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 2.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 Sehr gut

Mit dem 65C855 greift TCL die OLED-Konkurrenz an. Der Mini-LEDler paart enorme Helligkeit mit einer ausgezeichneten Schwarzdarstellung. Viel besser geht es fast nicht. Auch der Ton sowie der Bedienkomfort stimmen. Mit 2.500 Euro befi ndet sich aber auch der Preis praktisch auf OLED-Niveau.

Jochen Wieloch

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