TCL 55C728 (Test)

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Mit Quantum-Dot-Technik, 100-Hertz-Panel und einer Direct-LED-Hintergrundbeleuchtung stellt sich der 1.200 Euro teure 55C728 von TCL in diesem Testfeld der 55-Zoll-Konkurrenz. Das Display thront auf einem geschwungenen zentralen Metallfuß, wodurch dieser auch auf kompakten TV-Möbeln Platz findet. Zur Wandmontage wird die VESA-Norm 300 x 300 Millimeter unterstützt. Der Metallrahmen fällt von vorne äußerst schlank aus und kommt auch in der Tiefe auf gerade mal 9 Millimeter. Die Verarbeitungsqualität ist gut. Für den Ton zeichnet ein Onkyo-Lautsprecher mit Dolby-Atmos-Support verantwortlich. Im Netz ist der 55C728 für rund 850 Euro erhältlich, auch der 65-Zöller für rund 1.100 Euro sowie die 75-Zoll-Variante für etwas mehr als 1.400 Euro unterbieten die unverbindlichen Preisempfehlungen deutlich.

Ausstattung und Praxis
Bei der Ausstattung muss man sowohl mit Licht als auch mit Schatten leben. So besitzt der 55-Zöller lediglich Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Dies stellt im TV-Alltag jedoch keine Beeinträchtigung des Nutzungskomforts dar, weil der C728 ohnehin keine Fernsehsendungen auf USB-Festplatte aufzeichnen kann. Aus dem Vollen schöpft der Flachmann beim Thema HDR: So unterstützt der Apparat neben HLG und HDR10 auch HDR10+, Dolby Vision und Dolby Vision IQ für die Auswertung dynamischer HDR-Metadaten.

Android 11.0: Die aussagekräftigen Kacheln bilden die Basis für eine intuitive Bedienung. App-Wechsel gelingen flüssig und ohne spürbare Wartezeiten.

TCL Channel: Auf dieser eigenen Plattform bündelt der Fernseher Filme, Serien, Musik, Spiele und spezielle Inhalte für Kinder.

Von den vier HDMI-Ports unterstützen zwei den Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, dem Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). TCL gibt für Gamer eine TV-Spiel-Eingabeverzögerung von weniger als 15 Millisekunden an. Gerade mal eine USB-Buchse ist recht dürftig, hinzu kommen ein Slot für Pay-TV-Module („CI+“) sowie ein Kopfhöreranschluss.

Der 55C728 arbeitet mit dem aktuellen Android 11.0 und bietet mit dem Quadcore-Prozessor ein insgesamt flottes Arbeitstempo. Das Bedienkonzept ist schlüssig. Großzügig fällt das App-Angebot aus, Streaming-Fans dürfen sich unter anderem über Netflix, Google Play Filme, Rakuten TV, Amazon Prime Video, Disney+, DAZN und Apple TV freuen. Zur Steuerung liefert TCL zwei Fernbedienungen mit: Einen längeren, handlichen Steuerstab mit Direktwahltasten für zwei Streaming-Dienste sowie einen kompakteren mit Taste für Google Assistant. Da der 55-Zöller über ein eingebautes Mikrofon auch auf den Befehl „OK, Google“ reagiert, kann man sich den Griff zum Signalgeber sparen.

Vorbereitung: Auf dem Windows-Rechner muss der Media Player installiert sein, Voraussetzung ist mindestens Version 11.

Schritt für Schritt: Der TCL erklärt detailliert mit Texten und Bildern, welche Kniffe für die Wiedergabe per Windows Media Player auf dem Flat-TV nötig sind.

Über die Quellentaste und die Auswahl „Medienspieler“ führt der TCL seine Nutzer Schritt für Schritt zum Ziel, um Inhalte von einem Windows-PC auf den 55-Zöller zu transportieren. Dazu muss auf dem Rechner der Media Player 11 oder eine höhere Version installiert sein. Im Media Player muss in der Symbolleiste das Dropdown-Menü „Stream“ geöffnet und „Medienstrea­ming aktivieren…“ ausgewählt werden. Klicken Sie nun erneut auf das Feld „Medienstreaming aktivieren“. Jetzt können Sie festlegen, welche Geräte auf Ihre freigegebenen Medien zugreifen dürfen. Befindet sich der TCL-TV im selben Netzwerk wie der PC, wird dieser hier aufgelistet. Suchen Sie nun unter Windows nach „Dienste“ und öffnen Sie diese. Scrollen Sie zu „Windows Media Player-Netzwerkfreigabedienst“ und ändern Sie den Starttyp in „Manuell“. Wählen Sie im Windows Media Player den gewünschten Inhalt aus und geben Sie diesen über einen Klick mit der rechten Maustaste auf dem 55C728 wieder. Auf dem TV-Bildschirm werden Sie zum Aufbau einer Verbindung aufgefordert. Fertig!

Der Mediaplayer baut die Vorschaubildchen für Musik, Fotos und Videos recht flott auf. Bilder lassen sich drehen, vergrößern und verkleinern sowie mit Musik hinterlegen. 360-Grad-Darstellungen sind nicht möglich. Ebenfalls greift der TCL Multimedia-Dateien von der PC-Festplatte oder einer Fritz!Box ab. Über den Elektronischen Programmführer, der die Sendungen der nächsten sieben Tage auflistet, lassen sich Erinnerungen einrichten. Ein Druck auf die gelbe Taste der Fernbedienung genügt, um alle Terminerinnerungen vollständig aufzurufen.

Bild- und Tonqualität
Im normalen TV-Betrieb weiß der TCL auf Anhieb zu gefallen. Hier punktet er durch natürliche Farben, eine angenehme Schärfe und gute Plastizität. Egal, ob Nachrichten, Sport, Talkshow oder Spielfilm, der 55-Zöller erweist sich als echter Allrounder. Für 1.200 Euro hätten wir allerdings eine etwas höhere Bildschirmhelligkeit erwartet. So erreicht der C728 im HDR-Betrieb maximal 357 Candela. Diesen Wert erzielen wir im „Standard“-Modus, dabei spielt es keine Rolle, ob der Weißanteil 10, 50 oder 100 Prozent beträgt. Im „Dynamisch“-Setting strahlt der Flat-TV nicht heller, hier begnügt er sich mit 313 bis 356 Candela. In der farblich besten „Kino“-Abstimmung sind konstant 345 Candela drin. Zum Vergleich: Der nur 200 Euro teurere Sony XR-55X90J aus diesem Testfeld (Seite 36) knackt die 850-Candela-Marke. Beim ANSI-Kontrast kann der 55C728 jedoch überzeugen: Hier ermitteln wir einen sehr guten Wert von 1.750:1. Und auch die Farbtemperatur ist mit „Warm“ und „-5“ bestmöglich ab Werk voreingestellt: 6.505 Kelvin sind Referenzklasse-Niveau.

 

Das passt: Mit minimalen farblichen Korrekturen liefert der 55C728 sowohl bei den Grund- als auch bei den Mischfarben ein präzises Ergebnis ab.

Grün-Ausreißer: Trotz Feintunings haben wir im DCI-P3-Spektrum bei Grün keine präzise Messung erzielt, die anderen Ergebnisse sind in Ordnung.

Von diesem ist der Chinese beim Thema Schwarzdarstellung allerdings weit entfernt. Selbst wenn man die „Schwarzstufe“ auf 45 senkt, muss man sich mit einem dunklen Grauton zufrieden geben, der bei direkter Draufsicht recht homogen ausgeleuchtet ist. Zuschauer von der Seite bemerken hingegen speziell an den Bildschirmrändern leichte Verfärbungen ins Rot-Bräunliche, das gesamte Panel hellt jetzt leicht auf. Auf Lichthöfe um helle Objekte wie weiße Schriften verzichtet der TCL jedoch fast komplett. Cinemascope-Balken können zumindest im abgedunkelten Raum mit denen auf einem OLED-Fernseher nicht mithalten, die Intensität des Schwarz und die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung sind erwartungsgemäß deutlich schlechter.

Abgesehen davon brauchen sich HD-Titel qualitativ nicht zu verstecken, hier passen alle wichtigen Parameter wie Schärfe, Farbtreue und Detaildarstellung. Kommen Bewegungen ins Spiel, muss man unbedingt die „Bewegungsschärfe“ aktivieren und die Regler bei „Reduzierung der Unschärfe“ sowie „Reduzierung des Ruckelns“ nach oben schieben. Das 100-Hertz-Panel schlägt sich wacker und überzeugt mit guter Bewegungs-schärfe, die Geschmeidigkeit kann aber mit deutlich teureren Spitzengeräten nicht ganz mithalten.

Nichts mehr verpassen: Damit man die Lieblingssendung immer schaut, kann man über den EPG eine oder mehrere Erinnerungen einrichten.

Mut zur Lücke: Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1. TCL hat jedoch lediglich eine USB-Buchse und Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 verbaut, eine Aufnahme-Option fehlt.

HDR-Titel schießen ob der limitierten Panel-Leuchtkraft logischerweise kein Farbenfeuerwerk ab. Im Dolby-Vision-Modus „Hell“ generiert der TCL in der Netflix-Doku „Unser Planet“ trotzdem ein recht kontraststarkes Bild, etwa wenn der weiße Eisbär im blauen Meer zu einer Eisscholle schwimmt. Die Aufnahmen sehen jetzt authentisch aus, die Dynamik bleibt allerdings ein wenig auf der Strecke. Bei seitlicher Betrachtung beginnen Farben recht schnell auszubleichen und an Intensität zu verlieren. Speziell in Nahaufnahmen läuft der 55-Zöller zur Höchstform auf. Die Herde Walrosse beispielsweise zeichnet der Flachmann fein strukturiert mit präg-nantem stoppeligen Haarkleid und furchteinflößenden, schön gemaserten Stoßzähnen.

Ganz klassisch: Der TCL spielt Fotos bei Bedarf als Diashow mit Musik ab und erlaubt auch das Drehen sowie Vergrößern und Verkleinern von Bildern.

Der 20 Watt starke Down-Firing-Lautsprecher von Onkyo hat für eine saubere Sprachausgabe keine Probleme. Im Menü stehen sieben Sound-Modi zur Verfügung. Bei Filmen ist die Klangkulisse solide, aber nicht überragend, hier mangelt es ein wenig an Dynamik, Bassstärke und Fülle. Für einige YouTube-Songs nebenbei reicht die Akustik aus, für konzertanten Hochgenuss wünscht man sich aber speziell bei höheren Pegeln mehr Druck und Präzision.

Der Testbericht TCL 55C728 (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

73 gut

Der TCL 55C728 liefert insgesamt eine ausgewogene Bildqualität mit natürlichen Farben, guter Schärfe und einer Vielzahl an HDR-Formaten. Auch das App-Angebot fällt üppig aus, der Bedienkomfort überzeugt. Minuspunkte sammelt der 55-Zöller jedoch wegen der limitierten Panel-Helligkeit und der durchwachsenen Schwarzdarstellung.

Jochen Wieloch

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