Im 8.000 Euro teuren XR-75Z9K kombiniert Sony Mini-LEDs mit 8K-Auflösung. Wir sind gespannt, ob das neue LCD-Flaggschiff im aktuellen Jahrgang auch Inhalte mit maximaler Pixel-Power wiedergeben kann.
Mini-LED-Technik und 8K-Auflösung – Sony will im neuen Z9K seinen Kunden die derzeit beste LCD-Bildschirmtechnik bieten. Der 8.000 Euro teure XR-75Z9K wird von Sonys XR Backlight Master-Drive-Technologie gesteuert. Wem die Bildschirmdiagonale von 189 Zentimeter (75 Zoll) nicht ausreicht, kann auch zum 215-Zentimeter-Boliden in 85 Zoll für 11.500 Euro greifen. Während OLED-TVs durch ihre hauchzarten Panels punkten, ist der Z9K ein regelrechter Koloss – das reine Display ist 3 Zentimeter tief, das gesamte Gehäuse kommt auf stattliche 7,4 Zentimeter. Der 75-Zöller ist zudem kein Gerät, dessen Standort man gerne verändert: Schließlich müssen hier 49,1 Kilogramm bewegt werden. Die beiden Standfüße erlauben drei Aufstell-Optionen: die Standardeinstellung mit den Füßen außen benötigt ein TV-Möbel mit mindestens 167 Zentimeter Breite, das schmale Setup erfordert nur noch 58 Zentimeter, und in der Soundbar-Position kann man sogar einen Lautsprecher unter den TV-Boliden schieben. Um den Flachmann an der Wand zu montieren, reicht eine handelsübliche Halterung, die den VESA-Lochabstand 30 x 30 Zentimeter unterstützt.
Ausstattung & Bedienung
Der Check der Ausstattungs-Features beginnt mit einer Enttäuschung: Wie seine 8K-Vorgänger spielt auch der XR-75Z9K natives 8K-Material weder per YouTube noch von einem USB-Stick ab. Gerade die kostenlose Streaming-Plattform, auf der immer mehr 8K-Inhalte mit 7.680 x 4.320 Pixeln abrufbar sind, wäre eine tolle Gelegenheit für jeden Käufer, um die XXL-Auflösung zu testen. Doch leider ist hier bei 4K Schluss. So bleibt lediglich ein HDMI-Anschluss, um 8K-Videos mit bis zu 60 Vollbildern zum Leben zu erwecken, entsprechende HDMI-Player sind aber selten und teuer.
Damit beschränkt sich der einzige Vorteil des 8K-Panels im Gegensatz zu den 8K-Fernsehern bei Samsung und LG – diese spielen YouTube-Clips in 8K genauso wie 8K-Videos per USB-Speichermedium ab – für die meisten Zuschauer darauf, Inhalte auf 8K hochzuskalieren. Ob dies sichtbare Vorteile gegenüber 4K-Displays bringt, klären wir im Kasten oben. Zum Vergleich: Sonys derzeit bester 4K-LCD-Fernseher mit Mini-LED-Technik, der X95K, kostet als 75-Zöller 4.000 Euro und damit gerade mal die Hälfte vom Z9K in 75 Zoll.
Die macht Spaß: Sonys Premium-Fernbedienung mit Aluminium-Oberfläche hat beleuchtete Tasten. Dank einer speziellen Beschichtung bleiben an den Tasten keine Flusen hängen, außerdem lässt sich die Oberseite der
Tasten leicht reinigen. Die Anordnung ist stimmig, die Bedienung des 75-Zöllers gelingt intuitiv.
Die sonstige Ausstattung des 8K-Apparats fällt üppig aus. Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen für Gamer Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM) und die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Im Zusammenspiel mit einer PlayStation 5 ist der 75-Zöller in der Lage, das Bild automatisch an die besten Einstellungen anzupassen, und zwar sowohl bei Spielen als auch bei Filmen. Die TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, TV-Sendungen lassen sich auf USB-Festplatte aufzeichnen, Time-Shift klappt hierüber nicht. Speziell bei den öffentlich-rechtlichen Programmen lassen sich angefangene Sendungen durch einen Druck auf die blaue Taste der Fernbedienung aber von vorne schauen, wenn der Fernseher ins Internet eingebunden ist.
Beim Prozessor vertraut Sony auf seinen leistungsstärksten Prozessor aus den 4K-Fernsehern, den Cognitive Processor XR, der Bilder wie das menschliche Auge erfassen und mit möglichst realistischer Tiefenwirkung darstellen möchte. Das XR Backlight Master Drive unterteilt mit einem speziellen Local-Dimming-Algorithmus die Tausende Mini-LEDs der Hintergrundbeleuchtung in kleine Dimmingbereiche (die Anzahl verrät Sony nicht). Jede einzelne dieser Zonen lässt sich separat ansteuern, um mehr Helligkeit und satteres Schwarz als bei einem Fernseher mit klassischem Edge- oder Direct-LED-Backlight zu erzielen.
Als Betriebssystem werkelt Android 10, als Benutzeroberfläche fungiert Google TV. Die Kombination ist gelungen, das Bedientempo sehr hoch. Der TV-Butler Google Assistant lässt sich per Stimme über ein im Fernseher integriertes Mikrofon steuern, außerdem ist der Z9K mit Alexa kompatibel. Zum perfekten Handling trägt die kompakte Fernbedienung mit hochwertiger Aluminium-Oberfläche und beleuchteten Tasten bei, die sich durch eine Polyurethan-Beschichtung blitzschnell reinigen lassen. Fussel von einem Pullover bleiben hier erst gar nicht haften. Sony liefert eine zweite, einfache Fernbedienung mit Ziffernfeld mit.
Mit dem „Netflix Adaptive Calibrated Mode“ hat der Sony eine neue Einstellung an Bord, welche mit Hilfe des Umgebungslichtsensors sicherstellen will, dass Netflix-Filme so dargestellt werden, wie es sich der Produzent vorgestellt hat. Farbwiedergabe, Kontrast und Bewegungsdarstellungen werden entsprechend angepasst. Wer gerne Inhalte von einem Smartphone oder Tablet streamt, freut sich über AirPlay 2, Chromecast, Miracast und Bluetooth. Das App-Angebot des Japaners ist traditionell riesig, unter anderem stehen hier die Filmportale Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV+, Netflix, Pluto TV und Rakuten TV zur Verfügung, außerdem die „HD+“-Plattform und RTL+. Über die Sony-eigene Videothek Bravia Core lassen sich auch IMAX Enhanced-Filme wiedergeben. Die Inhalte können nahezu mit der Qualität einer UHD-Blu-ray-Disc abgespielt werden.
Wir haben das Feature in unterschiedlichen Bild-Modi getestet, uns auf bildliche und tonale Veränderungen konzentriert, konnten aber keine feststellen. Zuverlässig funktioniert die „Näherungswarnung“. Der Fernseher meldet sich per audiovisueller Warnung, wenn man näher an den Bildschirm herantritt als festgelegt, das Bild wird dann ausgeblendet. Erst wenn die Distanz wieder stimmt, kann man weiterschauen. Über Apps wie Google Duo erlaubt der Sony per Bravia Cam Kommunikation mittels Video. Die Gestensteuerung wird per Software-Update bald nachgereicht.
Bild- und Tonqualität
Sonys großer 8K-Bolide begeistert durch kraftvolle Farben, hohe Detailtreue und eine sehr saubere Zeichnung selbst kleinster Objekte. HDR-Inhalte (unterstützt werden die Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision) sind ob des extrem leuchtstarken Displays ein Genuss. „Das Leben in Farbe“ auf Netflix ballert richtig drauf los, und obwohl die „Dolby Vision“-Settings die natürlichsten Farben liefern, macht es doch mal Spaß, in den „Brillant“-Modus zu wechseln. Jetzt bringt der Sony sein Panel vor Klarheit, Schärfe und Helligkeit beinahe zum Zerbersten. Beim Messen stellen wir fest: Der Z9K ist unser Rekordhalter! 3.300 Candela in der Spitze haben wir noch nie gemessen, im „Brillant-Modus schafft der Sony bei 50-prozentigem Weißanteil starke 1.425 und 961 Candela in der kompletten Fläche. Im „Standard“-Setting leuchtet das Mini-LED-Panel mit bis zu 2.575 Candela, im „Kino“-Modus sind es immer noch überragende 2.374 Candela (50 Prozent Weiß: 1.030 Candela, 100 Prozent Weiß: 829 Candela). Mit einem Wert von 3.850:1 lässt sich der 75-Zöller auch beim ANSI-Kontrast nicht lumpen. Die ab Werk voreingestellte Farbtemperatur „Warm“ liefert mit 6.977 Kelvin das etwas präzisere Ergebnis als „Experte 2“ mit 5.899 Kelvin.
Die Schwarzdarstellung des Mini-LEDlers ist ebenfalls klasse. Den „Schwarzwert“ sollte man auf „45“, die „Autom. lokale Dimmung“ auf „Hoch“ stellen: Dann liefert der Flachmann bei frontaler Betrachtung ein super sattes Schwarz auf OLED-Niveau. Bei seitlichen Blickwinkeln haben weiße Objekte auf schwarzem Hintergrund einen kleinen hellen Hof, der aber zu vernachlässigen ist. Dementsprechend beschert der Sony hervorragende Filmbalken mit homogener Ausleuchtung, nur bei hellen Hintergründen sind diese punktuell minimal hinterleuchtet. Pluspunkte sammelt der Sony ebenfalls bei der Bewegungsdarstellung und der vorzüglichen Blickwinkelstabilität.
Beim Ton setzt Sony auf Dolby-Atmos-Unterstützung und seine bewährte Acoustic Multi-Audio-Technik, bei welcher der Bildschirm als Lautsprecher fungiert. Verbaut sind zwei Mittelton- und vier Hochtonlautsprecher mit vier Subwoofern und einer Gesamtleistung von 85 Watt. Die Präzision der Stimmwiedergabe ist exzellent. Effekte und Musikuntermalungen wie beispielsweise einzelne Klavieranschläge gibt der Z9K ungemein klar und räumlich wieder. Die Dynamik und die Breite der Klangbühne sind hervorragend. Und bei Musik darf man die Lautstärke gerne höher drehen, der Sony bleibt sehr lange pegelfest.
Der Testbericht Sony XR-75Z9K (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 8.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Bild, Ton, Helligkeit und Ausstattung sind beim XR-75Z9K klasse, der Sony spielt auf Referenz-Niveau. Allerdings rechtfertigt sich der hohe Aufpreis für die 8K-Auflösung nicht. Der XR-75X95K liefert ähnlich geniale Bilder und kostet nur die Hälfte.
Jochen Wieloch