Sony XR-75X95J (Test)

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Kognitive Intelligenz soll Sonys neues LCD-Flaggschiff XR-X95J mit ­direkter Hintergrundbeleuchtung zur audiovisuellen Höchstform treiben. Dies gelingt eindrucksvoll, wie unser Test beweist.

Mit dem XR-X95J hat Sony sein 4K-Full-Array-LCD-Flaggschiff des Jahrgangs 2021 auf den Markt gebracht. Der 3.400 Euro teure 75-Zöller arbeitet wie der 85-Zöller für 4.600 Euro mit kognitiver Intelligenz zur Bild- und Tonoptimierung und unterstützt den HDMI-Standard 2.1. Eine 65-Zoll-Variante erscheint später. Der X95J ist von vorne nahezu rahmenlos und ermöglicht es, sich ohne optische Ablenkung vollkommen auf den Inhalt zu konzentrieren. Praktisch: Besitzer der beiden größeren Modelle können die beiden puristischen Metallfüße gleich dreifach positionieren: relativ zentral, ganz außen, sodass der Rahmen nur minimal über dem TV-Tisch bzw. Sideboard thront, oder in der sogenannten Soundbar-Einstellung, die den Flachmann anhebt, damit darunter ein Lautsprecher platziert werden kann. Nahezu die komplette Rückwand lässt sich mit Kunststoff­abdeckungen verkleiden, Anschlusskabel können beinahe unsichtbar nach außen verlegt werden. Dem Premium-Anspruch der X95J-Baureihe wird auch die Fernbedienung aus gebürstetem Aluminium mit beleuchteten Tasten gerecht.

Ausstattung & Praxis
Herzstück des LCD-Fernsehers ist der neue Cognitive Processor XR, der den Bildschirm in unterschiedliche Zonen aufteilt und zu erkennen versucht, wo der Fokuspunkt im Bild liegt. Zudem analysiert und verbessert er parallel Bildparameter wie Farbe, Kontrast und Schärfe. Außerdem ist der Prozessor darum bemüht, die Position des Klangs exakt zu bestimmen, damit der Ton genau der Handlung folgt, und hebt alle Töne auf 3D-Surround-Sound an. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, was die Flexibilität bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte steigert. Time-Shift wird nach wie vor nicht unterstützt. Zwei der vier HDMI-Ports erlauben die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz und beherrschen den Auto Low Latency Mode (ALLM), VRR (Variable Refresh Rate) wird mit einer künftigen Firmware-Aktualisierung bereitgestellt.

Zum Streamen kooperiert der Sony neben ­Bluetooth und Chromecast auch mit AirPlay 2. Die App-Auswahl fällt mit Netflix, Amazon Prime Video, Apple TV, Disney+, DAZN und weiteren Anbietern großzügig aus, zudem ist der Sony-eigene ­Streamingdienst Bravia Core verfügbar, der dank Datenraten von bis zu 80 Mbit/s praktisch UHD-Blu-ray-Qualität liefert. Das Bedientempo des 75-Zöllers ist hoch, Android 10.0 als Betriebssystem harmoniert sehr gut mit der Benutzerober­fläche von Google TV. Zur Ausstattung gehören ferner ein Netflix-Modus und die Unterstützung von IMAX Enhanced.

Schönes Teil: Die Sony-Fernbedienung hat eine hochwertige Oberfläche aus Aluminium. Die Tasten verfügen über einen sauberen Druckpunkt. Sobald man den Steuerstab neigt, werden die Tasten hinterleuchtet, was im dunklen Heimkino den Bedienkomfort spürbar erhöht. Für vier Streamingdienste sind Direktwahltasten vorhanden.

Google TV: Aufbauend auf dem Betriebssystem Android 10 präsentiert der Sony-Fernseher diese übersichtliche und ansprechend gestaltete Oberfläche.

Bild- und Tonqualität
Der XR-75X95J ist unheimlich hell – im „Standard“-Modus leuchtet das Panel mit bis zu 1.210 Candela und damit sogar noch etwas kräftiger als im „Brillant“-Setting, im „Kino“-Modus sind 1.185 Candela drin, die Strahlkraft bleibt auch bei 50-prozentigem (740 Candela) und 100-prozentigem Weißanteil (695 Candela) hoch. Beim ANSI-Kon­trast haben wir einen Wert von 1.400:1 ermittelt. Mit „Experte 2“ und 6.595 Kelvin ist die Farbtemperatur ab Werk hervorragend eingestellt.

Der Sony ist kompatibel mit Alexa und reagiert auf Sprachbefehle, wenn man einen kompatiblen Lautsprecher in der Nähe stehen hat. Deutlich interessanter ist jedoch die Funktionalität von Google Assistant. Für Sprachbefehle kann man zwar auch auf die Mikrofontaste der Fernbedienung drücken, doch es geht noch komfortabler.

Das Mikro einschalten: Schaut man von vorne auf den Flat-TV, so findet man links seitlich bei den Anschlüssen einen Schalter, der auf „On“ stehen muss“.

Auch steuern ist möglich: Google Assistant holt nicht nur Infos aus dem Internet, sondern kann auch Sender wechseln oder die Lautstärke anpassen.

Ist das Mikrofon im Flat-TV aktiviert – dies erledigt man über einen kleinen Schalter von vorne gesehen links hinten bei den Anschlüssen – so genügt die Ansage „OK Google“, um den Fernseher zu steuern und Sender zu wechseln oder die Lautstärke anzupassen, Streaming-Plattformen zu durchsuchen oder um personalisierte Empfehlungen zu erhalten. Dazu reicht es aus, dem XR-75X95J die Frage „Was soll ich sehen?“ zu stellen. Eine Übersicht mit wichtigen Sprachbefehlen ist im Fernseher hinterlegt.

Ein Genuss: Um dieses präzise Messergebnis im SDR-Bereich zu realisieren, war fast keine Handarbeit gefragt. Der Sony ist farblich ab Werk sehr gut voreingestellt.

Mini Grün-Defizit: Auch im DCI-P3-Spektrum gibt sich der 75-Zöller keine nennenswerte Blöße. Lediglich beim grünen Messpunkt geht er nicht bis ans äußere Limit.

Die mehr als 100 Dimming-Zonen erzeugen bei frontaler Draufsicht ein sehr dunkles und homogenes Schwarz mit ganz dezenten Aufhellungen um weiße Objekte. Bei seitlichen Blickwinkeln wird der Blooming-Effekt stärker, hier hat der Sony gegen­über OLED-Fernsehern und Modellen mit Mini-LED-Technik wie dem TCL 65C825 (Seite 30) das Nachsehen. Überzeugende Ergebnisse erzielt der 75-Zöller in den Bereichen Blickwinkelstabilität, Bewegungsdarstellung und Farbtreue. Unterstützt werden die HDR-Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Dolby-Vision-Titel strotzen nur so vor Dynamik, leuchtenden Farben, brutaler Schärfe und Detailverliebtheit. Die Plastizität ist enorm, und das kräftige Schwarz bildet die Basis für ein souveränes Bild.
Das 50 Watt starke Soundsystem besteht aus zwei Mittelton- und zwei Hochtonlautsprechern sowie einem Subwoofer. Dolby Atmos wird unterstützt, Sony stellt eine automatische Akustik-Raumanpassung bereit. Die Klangfülle überzeugt, Stimmen und Musik weben, auch aufgrund der Bilddia­gonale, einen breiten Tonteppich. Konzerte sind klar akzentuiert und bleiben selbst bei höherem Pegel verzerrungsfrei. Die Bass­performance ist solide.

Top ausgestattet: Der 75-Zöller kann in einem Heimkino-System als Center-Speaker eingebunden werden. Seitlich befindet sich der Schalter für das Mikrofon.

Der Testbericht Sonos Roam (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 180 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

AV-Fazit

87 sehr gut

Sonys XR-75X95J ist ein bildliches und klangliches Pfund: hell, leuchtstark und top ausgestattet. Die Schwarzdarstellung überzeugt, zeigt aber auch: Flat-TVs mit OLED- und Mini-LED-Technik haben hier die Nase noch leicht vorne.

Jochen Wieloch

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