Sony XR-65X95K (Test)

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Sonys Top-LCD-Fernseher des Jahrgangs 2022, der 3.500 Euro teure XR-65X95K, fällt optisch ein wenig aus der Zeit. Während Mini-LED-Modelle eigentlich sehr flach sind (der Samsung GQ65QN90B in dieser Ausgabe ist inklusive Anschlüssen gerade mal 2,6 Zentimeter tief), kommt der Japaner auf stattliche 6 Zentimeter und satte 32,1 Kilo ohne Tischstandfuß. Dies lässt nur einen Rückschluss zu: Sony hat seinen 65-Zöller mit jeder Menge Technik für tolle Bilder und kräftigen Sound vollgestopft. So kommt ein hochwertiges XR Backlight Master Drive mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz, die tausenden Mini-LEDs sind auf 432 Zonen aufgeteilt. Schick und minimalistisch wirken die beiden dezenten Metallfüße, wenn diese flach außen am Gehäuse montiert sind. Alternativ für kleinere Tische befestigt man diese eher mittig oder in der Soundbar-Position, um das Display anzuheben, damit ein Klangriegel darunter Platz findet. Die 75-Zoll-Variante des X95K ist für 4.500 Euro zu haben, selbst der 85-Zöller ist mit 6.500 Euro nicht unbezahlbar.

Ausstattung und Praxis
Für die Bildoptimierung hat Sony seinem Flachmann jede Menge Features spendiert. Im Zusammenspiel mit dem leistungsstarken Cognitive Processor XR will „XR HDR Remaster“ jedes Objekt auf dem Bildschirm erkennen, dessen Farbe analysieren und den Kontrast anpassen. Auch Schattierungen, Sättigung und Helligkeit werden verbessert. Der „XR Contrast Booster“ erhöht die Tiefenwirkung und die Detailfreude, indem helle Bereiche heller und dunkle Passagen dunkler abgebildet werden. „4K XR Smoothing“ wiederum will die Streifenbildung in Aufnahmen verhindern, und „4K XR Super Resolution“ soll sich um möglichst authentische Strukturen kümmern.

Zwei der vier HDMI-Buchsen sind mit dem Automatischen Low Latency Modus (ALLM), der variablen Bildwiederholrate (VRR) sowie der 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz gemäß der HDMI 2.1-Spezifikation voll belegt. Die PlayStation 5 erkennt den XR-65X95K automatisch und wählt selbstständig die beste HDR-Einstellung. Die TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt belegt, Aufnahmen gelingen auf USB-Festplatte, für Time-Shift kann man speziell bei den öffentlich-rechtlichen Programmen die blaue Taste auf der Fernbedienung nutzen (der TV muss ins Internet eingebunden sein), Sony unterstützt Time-Shift nicht via USB-Speicherträger.

Doppelpack: Die wenigsten werden die Sony-Fernbedienung mit Ziffernfeld verwenden. Denn das neue Modell mit Alu-Oberfläche, Beleuchtung und Suchfunktion hinterlässt einen sehr guten Eindruck.

Ausgereift: Mit Google TV und Android 10 ist den Japanern eine gute Kombination mit hohem Bedienkomfort und flottem Arbeitstempo gelungen.

Wow-Effekt: Sony hat diverse Kunstwerke und Grafiken im Angebot, um das Display des 65-Zöllers im ungenutzten Zustand zu verschönern.

Mikrofon im Gehäuse: Sprachbefehle empfängt der XR-65X95K auch dann, wenn man die Fernbedienung gerade nicht griffbereit hat.

Die handliche Aluminium-Fernbedienung (siehe Bild) liegt toll in der Hand, verfügt über eine mit Polyurethan beschichtete und dadurch fusselfreie Tasten-Oberfläche, hat hinterleuchtete Tasten und eine praktische Suchfunktion, falls man den Steuerstab mal zwischen den Sofakissen vergraben hat. Sony liefert außerdem eine konventionelle Fernbedienung mit Tastenfeld mit aus.

Google Assistant reagiert über ein im Fernseher integriertes Mikrofon, welches sich bei Bedarf deaktivieren lässt. Über Alexa-fähige Geräte kann man den 65-Zöller ebenfalls steuern. Zum Streamen beherrscht der Apparat neben Bluetooth und AirPlay 2 auch Chromecast. In unbenutzten Pausen kann man das Display mit Bildschirmgrafiken, persönlichen Fotos, Bildschirmschonern und Uhrenfunktionen verschönern. Optional erhältlich ist die Bravia Cam – mit dem Flat-TV verbunden reagiert diese Kamera auf Gesten, gestattet Video-Chats, erkennt die Sitzposition des Zuschauers und passt daraufhin Bild und Ton an.

Eine ansprechende Optik und hohes Bedientempo ermöglichen Android 10 und Google TV als Benutzeroberfläche. Noch mal Lob haben wir für die Streaming-Auswahl an Bord des Sony: Bravia Core, Apple TV+, Disney+, Amazon Prime Video, Netflix, HD+, Zattoo, RTL+ und Netzkino liefern unzählige Inhalte aus diversen Genres.

In Zeiten von Streamingdiensten und Mediatheken verliert das klassische Fernsehen immer mehr an Relevanz. Deshalb verzichtet Sony auf ein Ziffernfeld auf seiner Hauptfernbedienung (ein einfacher Kunststoff- Steuerstab mit Ziffernfeld wird mitgeliefert). Aber auch über die hochwertige Alu-Fernbedienung (siehe Bild) kann man Kanalnummern direkt eingeben und andere Zusatzfunktionen nutzen. Dazu genügt ein Druck auf die „123“-Taste. Schon blendet der XR-65X95K am unteren Bildschirmrand zusätzliche Menüs ein. Dazu gehört ein Ziffernfeld, um direkt die gewünschte Sendernummer einzutippen. Links außen navigiert man zu den Farbfeldern. Die sind im modernen TV-Alltag ebenfalls wichtig. Mit „Rot“ aktiviert man beispielsweise HbbTV (Hybrid Broadcasting Broadband TV), eine Art interaktiven Videotext mit Zusatzfeatures aus dem Internet. Die blaue Taste ist zum Restart von Sendungen bei vielen öffentlich-rechtlichen Kanälen geeignet. Außerdem hat man über die Taste „123“ Zugriff auf den guten alten Videotext, auf Untertitel-Features sowie auf Audio-Extras – unter Netflix ändert man hierüber beispielsweise die Sprache.

Zusätzliche Hilfe: Ob Farbfelder, Ziffern, Audio-Funktionen oder der Videotext – über die „123“-Taste holt man sich dieses Zusatz-Menü auf den Bildschirm.

Schnelle Senderwahl: Obwohl die Aluminium-Fernbedienung keine Zifferntasten hat, kann man trotzdem blitzschnell zum gewünschten Programm wechseln.

Fehlerfrei: Im „Kino“-Modus legt der Sony ab Werk einen starken Auftritt hin. Für dieses sehr gute Ergebnis waren nur minimale Anpassungen nötig.

Solide: Im DCI-P3-Spektrum schlägt sich der 65-Zöller wacker. Lediglich beim oberen grünen Messpunkt bemerken wir eine kleinere Abweichung.

Fit als Center-Speaker: Wer möchte, kann den Sony-Fernseher als Center-Lautsprecher in seine heimische
Hifi-Anlage einbinden und so den Sound verstärken.

Bild- & Tonqualität
Dass ein hochpreisiges Markengerät wie der XR-65X95K seine Hausaufgaben im TV-Alltag mühelos meistert, ist keine große Überraschung. Mit satten Farben, toller Schärfe und schöner Tiefe führt der Sony durch das HD-Fernsehprogramm. Uns interessiert vielmehr, wie sich das Gerät mit Mini-LEDs bei anspruchsvollen Aufgaben schlägt, also bei der Schwarzdarstellung und generell in sehr detailreichen dunklen Bildsequenzen. Gerade hier erwarten wir deutlich mehr als von einem günstigeren LCD-Modelle mit Edge- oder Full-LED-Backlight. Wir spielen dem 65-Zöller deshalb wie allen Testgeräten eine vollflächige schwarze Kapiteleinblendung der Blu-ray „Deutschland von oben“ mit weißem Titel zu. Der Sony schneidet insgesamt etwas besser ab als der Samsung GQ65QN90B in dieser Ausgabe, beißt sich an der Qualität der OLED-Konkurrenz jedoch ebenfalls die Zähne aus. Zumindest dann, wenn man nicht frontal auf das Display schaut. Bei mittiger Sitzposition ist das Schwarz nämlich super dunkel, der marginale Schleier um die weiße Schrift ist zu vernachlässigen. Schaut man von der Seite auf Höhe des TV-Apparats auf den Bildschirm, so wird wie bei der Sonne eine immer noch dezente Korona um die Einblendung sichtbar. Kommt jetzt noch ein Blickwinkel von oben bzw. unten dazu, so verfärbt sich ein kleiner Bereich um den weißen Titel in Blau-Grau. Zusätzliche Menüeinblendungen wie etwa vom Blu-ray-Player fügen der bis dahin weitgehend homogen schwarzen Fläche weitere Flecken hinzu. Je nach Bildinhalt hellen die Cinemascope-Balken leicht auf. All das sieht man freilich nur im komplett abgedunkelten Zimmer, wer bei Restlicht fernsieht, hat hier keinerlei Nachteile gegenüber einem OLED.

Eine der großen Stärken des Sony, mit der er fast alle OLED-Fernseher in den Schatten stellt, ist seine enorme Helligkeit. Im „Standard“-Modus leuchtet er mit bis zu 1.460 Candela und damit sogar noch 200 Candela heller als im „Brillant“-Setting. Ordentliche 1.160 Candela sind es im farblich besten „Kino“-Modus, 725 bzw. 565 Candela bei einem Weißanteil von 50 bzw. 100 Prozent. Mit „Experte 1“ und 6.573 Kelvin ist der Flachmann ab Werk farblich perfekt voreingestellt. Der ANSI-Kontrast fällt mit 3.000:1 wie erwartet gut aus. Bei farbigen Bildinhalten ist die Blickwinkelstabilität gut, auch die Display-Entspiegelung ist gelungen. Neben HLG und HDR10 wird Dolby Vision, aber kein HDR10+ unterstützt. In der Dolby-Vision-Doku „Die Erde bei Nacht“ glänzt der Japaner mit sehr detailreichen und plastischen Aufnahmen selbst in dunkleren Bildbereichen. Der Sonnenuntergang taucht den Himmel in eine große orange-goldene Fläche mit feinsten, nicht sichtbaren Farbübergängen. Und wer auf ein plakatives, knackig scharfes und super dynamisches Bild steht, sollte den „Brillant“-Modus mal ausprobieren.

Das 60 Watt starke Audiosystem mit zwei Mittelton-, zwei Hochtonlautsprechern und zwei Subwoofern beherrscht Dolby Atmos und ist mit einer automatischen Akustikkalibrierung ausgestattet. Stimmen sind sehr klar, die Klangbühne ist angenehm breit und auch Musik erweckt der 65-Zöller voluminös und kraftvoll – bei höheren Pegeln schlägt sich der X95K ebenfalls souverän.

Der Testbericht Sony XR-65X95K (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 3.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Für 3.500 Euro ist der XR-65X95K für einen LCD-TV alles andere als preiswert. Dafür liefert der Sony ein sehr helles, souveränes Bild mit gutem Schwarz und tollem Ton. Ausstattung und Bedienkomfort sind exzellent. Wem perfektes Schwarz wichtiger als enorme Leuchtkraft ist, sollte in dieser Preisklasse überlegen, ob ein OLED nicht die bessere Wahl ist.

Jochen Wieloch

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