Sony XR-65A80J (Test)

0

Mit dem 2.800 Euro teuren XR-65A80J hat Sony nach der A90J-Reihe (Test des XR-65A90J in Ausgabe 6-2021) seine zweite neue OLED-Serie auf den Markt gebracht. Der Flachmann ist zusätzlich in 55 und 77 Zoll (2.000 bzw. 5.000 Euro) zu haben und wird mit flexiblem Standfuß ausgeliefert, der gleich drei unterschiedliche Aufstell-Optionen ermöglicht. So kann man für schmale TV-Tische die Füße weiter innen montieren oder bei Bedarf das Gerät dauerhaft anheben, damit eine Soundbar darunter passt. Ein Umbau ist blitzschnell möglich, die Verarbeitung des Sony ist exzellent. Für die Wandmontage wird der VESA-Standard 300×300 Millimeter unterstützt.

Ausstattung und Praxis
Satte 700 Euro ist der A90J in der 65-Zoll-Version teurer als der XR-65A80J. Die Unterschiede sind auf den ersten Blick überschaubar. Sie machen sich beim Fußkonzept minimal bemerkbar, und das Spitzenmodell ist maximal in 83 und nicht „nur“ in 77 Zoll zu haben. Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist jedoch das optimierte OLED-Panel, das der A90J-Reihe vorbehalten ist. Hier kommt die XR OLED Contrast Pro-Technologie zum Einsatz, im A80J die etwas abgespecktere XR OLED Contrast-Variante. Auffallen dürfte dies vor allem bei der Spitzenhelligkeit und beim Kontrastverhältnis. Bei der ausgelieferten Fernbedienung muss man sich zudem mit einem Steuerstab aus Kunststoff ohne beleuchtete Tasten begnügen, bei den Anschlüssen fehlt die Option, den 65-Zöller auch als Center-Speaker aufspielen zu lassen.

Google TV ist da: Die alte Android-Oberfläche ist verschwunden. So sieht der neue Startbildschirm von Google TV aus, das stark an den Auftritt von Apple TV erinnert.

Bravia Core: Der A80J hat die neue Film-Plattform von Sony an Bord. Hier ist Streaming mit bis zu 80 Mbit/s möglich – das entspricht nahezu UHD-Blu-ray-Qualität.

Ton-Feinschliff: Über ein Mikrofon in der Fernbedienung kann man die akustischen Eigenschaften des Raums checken und den Sound anpassen.

Abgesehen davon ist der A80J hervorragend ausgestattet mit Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2, Aufnahme-Funktion auf USB-Festplatte (ohne Time-Shift), vier HDMI-2.1-Buchsen (4K-Wiedergabe mit 120 Hertz und ALLM, VRR wird per Software-Update nachgereicht), AirPlay 2, Chromecast und Bluetooth. Das App-Angebot ist üppig, neben der eigenen Streaming-Plattform Bravia Core ist neuerdings auch die „HD+“-App an Bord. Mehr zum App-Angebot auf Seite 40.

Für die bequeme Sprachsteuerung unterstützt der OLED Google Assistant und ist mit Amazon Alexa kompatibel. Im Inneren werkelt Sonys neuester Cognitive Processor XR, der zahlreiche Bildparameter gleichzeitig analysiert und optimiert. Auch im XR-65A80J feiert die neue Benutzeroberfläche Google TV Premiere, die auf der Basis von Android 10 zum Einsatz kommt. Abgesehen von TV-Aufnahmen, bei denen sich der 65-Zöller zu viel Zeit nimmt, reagieren die anderen Menüs sehr flott, auch Apps starten nahezu ohne Verzögerung. Der Bedienkomfort ist hoch, die konzeptionelle Umsetzung gelungen.

Auf dem neuesten Stand: Die vier HDMI-Buchsen unterstützen die 4K-Wiedergabe mit 120 Bildern pro Sekunde und ALLM, VRR wird noch nachgereicht.

Aufgebockt: Möchte man eine Soundbar unter dem Display des 65-Zöllers platzieren, muss man lediglich die beiden Füße in einer anderen Stellung montieren.

Bild- und Tonqualität
An dieser Stelle liefern wir ausnahmsweise ein erstes Blitzfazit: Der A80J erzielt ein dem A90J sehr ähnliches Bild, obwohl er bei Helligkeit und ANSI-Kontrast nicht ganz mithalten kann. Letzterer fällt mit 8.200:1 trotzdem extrem hoch aus (A90J: 24.400:1) und begeistert durch enorme optische Unterschiede zwischen den hellsten und den dunkelsten Bildbereichen. Etwas mehr ins Gewicht fällt das Thema Leuchtkraft: Unser aktuelles Testgerät schafft im farblich optimalen „Kino“-Modus zwar ordentliche 620 Candela, hinkt dem 700 Euro teureren XR-65A90J aber stolze 200 Candela bei der Spitzenhelligkeit hinterher. Noch deutlicher fällt das Ergebnis im „Brillant“-Setting aus: Hier entscheidet der A90J mit 1.010 Candela gegenüber 760 Candela beim A80J das Duell eindeutig für sich. Letzterer leuchtet in der „Kino“-Voreinstellung mit 260 bzw. 157 Candela bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil. Die Farbtemperatur liegt ab Werk im Setting „Experte 1“ bei 6.895 Kelvin, bei „Experte 2“ bei 6.899 Kelvin und damit ebenfalls etwas über der optimalen Zielvorgabe von 6.500 Kelvin.

Mustergültig: Abgesehen vom Weißpunkt gibt der Sony im SDR-Bereich alle Farben super präzise wieder. Hierzu mussten wir jedoch punktuell noch etwas eingreifen.

Schwarzdarstellung, Homogenität der Ausleuchtung und Blickwinkelstabilität sind – wie bei einem OLED zu erwarten – hervorragend. Damit erfüllt der Sony, der neben HLG und HDR10 auch Dolby Vision unterstützt, schon mal die wichtigsten Tugenden, die im Heimkino gefragt sind. Für die perfekte Farbwiedergabe mussten wir im SDR-Bereich ein wenig Hand anlegen, damit sowohl die Misch- als auch die Grundfarben perfekt sitzen. Das hat sich jedoch gelohnt. Der A80J fasziniert im „Kino“-Modus durch sehr reine Farben, eine riesige Palette unterschiedlichster Nuancen und feinste Übergänge. Im Dolby-Vision-Streifen „Haus des Geldes“ sind wir von der extrem natürlichen Darstellung von Hauttönen begeistert. In dunklen Passagen arbeitet der Flachmann Strukturen und kleinste Details mit enormer Präzision heraus. Das Bild ist nicht so hell wie beim A90J – das fällt jedoch nur auf, wenn man beide Geräte im direkten Vergleich vor sich hat bzw. sich schon einmal von der Performance des teureren OLEDs überzeugen konnte. Wer im lichtdurchfluteten Wohnzimmer Fernsehen schauen will, kann ansonsten problemlos zum „Standard“- oder „Brillant“-Modus greifen, um ein lichtstarkes Bild zu genießen.

HDR-Spaß: Auch im DCI-P3-Spektrum kann der XR-65A80J überzeugen. Mit etwas Feintuning erzielt man ein absolut sehenswertes Ergebnis.

Anspruchsvollen Filmfreunden bietet der Sony alle Möglichkeiten, um eine besondere Bildqualität zu genießen. So hat der 65-Zöller den so genannten Netflix Calibrated Mode an Bord, der speziell für Originalproduktionen der Streaming-Plattform entwickelt wurde. In diesem Setting werden die Filme genau so gezeigt, wie sie der Regisseur in Szene setzen wollte.

Imax Enhanced: Sony hat mit „Imax Enhanced“ einen eigenen Bildmodus spendiert, um entsprechende Filmtitel optimiert darzustellen.

Netflix-kalibriert: Wer auf Originalproduktionen von Netflix steht, kann mit diesem Setting die ursprünglich gedachte Bildqualität reproduzieren.

Dabei fällt sofort auf: Die Welt sieht aus den Augen der Filmemacher dunkler aus, als wir diese in der Regel auf dem TV-Display wahrnehmen. Ist der Netflix-Modus aktiviert, erscheint der Streifen deutlich düsterer als beispielsweise im klassischen „Kino“-Modus. Darüber hinaus ist der XR-65A80J Imax Enhanced-zertifiziert. Bei Imax Enhanced handelt es sich um eine Art Gütesiegel in Zusammenarbeit mit DTS, das Zuschauern das bestmögliche Ergebnis aus 4K-Inhalten, HDR und Mehrkanal-Ton verspricht. Imax-Filme werden im 16:9-Format auf 70-Millimeter-Film gedreht und bescheren somit mehr Inhalt. Entsprechende Filme lassen sich über das neue Sony-Portal Bravia Core abrufen. Imax, DTS und Sony Pictures haben zusammen mehr als 50 Imax Enhanced-Titel neu gemastert, um sie auf Sony-Fernsehern bestmöglich zu präsentieren. Dazu gehört unter anderem der Klassiker „Spider-Man: Far from Home“.

Auch aus HD-Material zaubert der Sony ein beeindruckendes Bild. Die Netflix-Doku „Serengeti“ punktet direkt zu Beginn mit mannigfaltigsten Orange-, Braun-, Ocker- und Goldtönen. Aufgewirbelter Staub flirrt in der Hitze, und der intelligente Prozessor skaliert die Bewegtbilder so gekonnt hoch, dass einem nichts entgeht. Im vom Sonnenlicht glühenden Abendhimmel schießt der A80J ebenfalls ein Feuerwerk an unterschiedlichsten Farben ab, und auch in größeren Flächen mit ganz vielen kleinen Farbabstufungen leistet sich der OLED keinen Patzer und verzichtet auf Treppen- oder Artefakte-Bildung. Kanten sind zudem sauber gezeichnet. Über die Anpassung der „Motionflow“ mit den Parametern „Glätte“ und „Klarheit“ lassen sich butterweiche Bewegungen ohne Ruckler und störende Nachzieheffekte erzielen.

Während im A90J ein 60 Watt starkes 2.2-Audio­system verbaut ist, kommt im XR-65A80J ein 2.1-Soundsetup mit 30 Watt zum Einsatz. Dank Acoustic Surface Audio+ bringen Aktuatoren hinter dem Display das Panel in Schwingung und erzeugen dadurch einen Klang, der sich synchron zum Bild bewegt. Ein Subwoofer ist nach vorne gerichtet. Sowohl bei Stimmen als auch Action­streifen und Musik kann uns der Flat-TV mit Dolby-Atmos-Unterstützung überzeugen. Abgesehen vom überschaubaren Bass-Fundament spielt er räumlich und verzerrungsfrei. Auch jenseits der Zimmerlautstärke agiert der Sony recht souverän.


Der Testbericht Sony XR-65A80J (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 sehr gut

Es muss nicht unbedingt Sonys OLED-Spitzenmodell A90J sein: Der günstigere XR-65A80J bietet zwar etwas weniger Helligkeit, überzeugt aber bei Schwarzdarstellung, Kontrast, Farben und Blickwinkelstabilität vollauf. Tonal muss sich der 65-Zöller mit eigenem Streaming-Portal ebenso wenig verstecken wie bei Bedienkomfort und Ausstattung.

Jochen Wieloch

Antworten