Sony XR-55A80K (Test)

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Mit dem A80K startet Sony ins neue OLED-Modelljahr 2022. Die Serie reiht sich hinter dem OLED-Topmodell A95K (das neben mehr Helligkeit auch brillantere Farben liefern soll) sowie hinter dem A90K ein. Unser Testlabor erreichte mit dem XR-55A80K das kleinste Modell der neuen A80K-Flotte, die Mitte bzw. Ende Juni lieferbar sein soll. Für den 55-Zöller verlangen die Japaner 2.300 Euro. Der 65-Zöller schlägt mit 3.200 Euro zu Buche, für den 77-Zöller werden 4.500 Euro fällig. Zum Vergleich: Der XR-55A95K kostet 3.050 Euro.

Reich bestückt:
Mit Twin-Tunern für Kabel, Satellit sowie DVB-T2 und zwei HDMI 2.1-Anschlüssen ist man mit dem Sony auf der sicheren Seite. Der 55-Zöller lässt sich zudem im Zusammenspiel mit einem Hifi-System oder einer Sony-Soundbar auch als Center-Lautsprecher verwenden.

Praktisch beim XR-55A80K ist der titanfarbene Multifunktionsfuß aus Metall mit flexibler Dreifach-Option, der sich außen und weiter innen sowie in einer speziellen Soundbar-Position anbringen lässt, wo das Display ein wenig angehoben wird, um einen TV-Lautsprecher darunter zu platzieren. Sonys hauchdünnes so genanntes One Slate Design besteht aus einer einzelnen Glasscheibe, inklusive Anschlüssen ist der OLED gerade mal 5,3 Zentimeter tief und macht bei der Wandmontage (unterstützt wird hierfür die VESA-Norm 300 x 300 Millimeter) eine gute Figur. Der Bildschirm wird von einer ebenfalls titanfarbenen Metallblende umrahmt, qualitativ spielt der Sony damit auf höchstem Niveau.

Ausstattung und Praxis
Schon nach ersten Menü- und App-Wechseln wird deutlich: Der neue Sony hat Dampf, Android 10 mit Google TV als Benutzeroberfläche reagiert sehr flott. Hierfür sorgt der Cognitive Processor XR, der versucht, den Menschen in der Art und Weise zu imitieren, wie dieser sieht und hört. XR OLED Contrast Pro passt die Helligkeit an, um in hellen Bereichen hellere Werte und in dunklen Segmenten tieferes Schwarz zu erzielen. Um möglichst alle Farben mit minimalen Übergängen und Unterschieden darstellen zu können, erweitert XR Triluminos Pro die Farbpalette.

Gesteigert wird der Bedienkomfort durch die neue handliche Fernbedienung mit deutlich weniger Tasten. Allerdings hat Sony nicht die Premium-Variante beigelegt – so fehlen die Hintergrundbeleuchtung und die Suchfunktion, die Aluminium-Oberfläche wurde zudem durch hochwertigen Kunststoff ersetzt. Wer auf einen klassischen Ziffernblock nicht verzichten will: Eine entsprechende Fernbedienung gehört zum Lieferumfang. Der Google Assistant lässt sich über den Steuerstab aufrufen, um etwa den 55-Zöller zu steuern oder Streaming-Portale nach Titel bzw. Genres zu durchforsten. Für Gamer ist der XR-55A80K ein optimaler Bildschirm. Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1 mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und einer Eingangsverzögerung von 8,5 Millisekunden, außerdem ALLM (Auto Low Latency Mode) und VRR (Variable Refresh Rate).

Neue Liebe zur Kunst: Auch Sony bespielt das Display auf Wunsch jetzt in TV-Pausen mit unterschiedlichsten Motiven und informiert zum aktuellen Wetter.

Für eine möglichst geringe Eingangsverzögerung wechselt der OLED automatisch in den Spielemodus. Schaut man sich einen Film über die PlayStation 5 an, springt der Fernseher in den „Standard“-Modus, um die Bildverarbeitung für ausdrucksstärkere Szenen zu optimieren. Die PS5 ist zudem in der Lage, Bravia-TVs von Sony automatisch zu erkennen und wählt in Eigenregie die beste HDR-Einstellung für den Flachmann aus.

Modern und aufgeräumt: Die Benutzeroberfläche von Google TV macht einen frischen Eindruck. Die oberen Rubriken sind klar benannt.

Optional erhältlich ist die Bravia Cam (Preis noch offen), die oben auf das Gehäuse des Sony aufgesetzt wird. Diese erkennt den Zuschauer im Raum und weiß, wie weit sich dieser vom Display entfernt aufhält. Entsprechend passt sie die Sound- und Bildeinstellungen an die Position des Zuschauers an und ermöglicht neben Gestensteuerung auch Video-Chats. Wer sich ausschließlich mit Video-Chats zufrieden gibt, kann eine beliebige andere USB-Cam verwenden.

Echter Streber: Im „Kino“-Modus liefert der Sony im SDR-Bereich aus dem Karton heraus dieses Top-Ergebnis, ohne dass wir manuell viel eingreifen müssen.

Farbliches Vorbild: Und auch im DCI-P3-Spektrum gibt sich der 55-Zöller keine Blöße. Hier sitzt jeder Messpunkt exakt dort, wo er im Idealfall hingehört.

Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, Aufnahmen landen auf USB-Festplatte, Time-Shift per USB beherrscht der Japaner traditionell nicht. Fotos beispielsweise von Netzwerkfestplatten, einer Fritz!Box oder von USB-Sticks erweckt der OLED schnell zum Leben. Er erlaubt das Drehen von Bildern sowie deren Anzeige in Originalgröße und bildschirmfüllend, eine 360-Grad-Darstellung gehört allerdings noch nicht zum Repertoire. Üppig fällt das App-Angebot aus, hier lässt der Sony unter anderem mit Netflix, Disney+, Bravia Core, Amazon Prime Video, Apple TV, DAZN, Sky Ticket und HD+ keine Wünsche offen.

Angenehm wenige Tasten: Sonys neue Fernbedienung ist perfekt aufgeräumt. Bei dieser Modell-Variante fehlt die Hintergrundbeleuchtung, statt einer Aluminium- kommt eine Kunststoff-Oberfläche zum Einsatz. Die einzelnen Druckpunkte der Tasten sind präzise. Für Freunde des Videotexts gibt es zusätzlich einen Geber mit Ziffernblock.

Bild- und Tonqualität
Mit bis zu 700 Candela im „Brillant“-Modus liefert der Sony eine gute, aber keine überragende Helligkeit. 515 Candela sind es im farblich besten „Kino“-Modus, bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil muss man sich mit 286 bzw. 178 Candela begnügen. Der ANSI-Kontrast fällt mit 12.000:1 spitze aus, und mit 6.685 Kelvin kann sich die ab Werk voreingestellte Farbtemperatur „Experte 2“ ebenfalls absolut sehen lassen. In einem Block können wir die Themenfelder Schwarzdarstellung, Homogenität der Ausleuchtung, Bewegungsdarstellung und Blickwinkelstabilität abhandeln: hervorragend, was der 55-Zöller hier leistet. Die Skaliereigenschaften und die Farbkraft des TV-Apparats testen wir gerne mit der HD-Doku „Berlin und Brandenburg von oben“. Wow, im Vorbeiflug am Fernsehturm und über den Alexanderplatz zeigt der OLED schön scharf und plastisch das pulsierende Leben in der Millionenmetropole. Die silberne Kugel des 368 Meter hohen Bauwerks stellt detailreich einzelne Nähte in der Metalloberfläche zur Schau, die Farben sind natürlich, aber – trotz „Kino-Modus“ – nicht blass oder ausgewaschen, sondern angemessen dynamisch. Die Siegessäule schimmert in unterschiedlichsten Gelb- und Goldtönen. Die Detailfreudigkeit lässt sich über die „Reality Creation“ noch steigern.

Unter ungünstigen Bedingungen kann es immer noch passieren, dass OLED-Fernseher vom gefürchteten Einbrenneffekt betroffen sind. Dazu müssten allerdings über einen langen Zeitraum dieselben statischen Motive auf dem Display eingeblendet sein, die dann auch nach einem Senderwechsel noch schemenhaft sichtbar bleiben. In der Praxis ist dies kaum möglich, selbst die Gefahr, dass sich Senderlogos einbrennen, ist minimal. Trotzdem hat auch Sony Vorsichtsmaßnahmen entwickelt, erfasst permanent die Temperaturverteilung und hat Werkzeuge an Bord gepackt, mit denen sich die Besitzer zumindest vertraut machen sollten, um ein OLED-Einbrennen bestmöglich zu verhindern.

Pixelverschiebung: Diese Funktion sollte aktiviert sein, damit der Sony in Eigenregie die Lebensdauer des OLED-Panels verlängern kann.

Pixelaktualisierung: Verwenden Sie dieses Feature nur einmal im Jahr. Nach 10 Minuten hat der 55-Zöller den Vorgang abgeschlossen.

Beim XR-55A80 findet man in den „Paneleinstellungen (Experte)“ die „Pixelverschiebung“ und die „Pixelaktualisierung“. Ist die Pixelverschiebungsfunktion aktiviert, wird das Bild nach einer bestimmten Zeit automatisch verschoben, um ein Einbrennen zu verhindern und die Lebensdauer des Panels zu erhöhen. Die „Pixelaktualisierung“ sollte Sony zufolge nur einmal im Jahr durchgeführt werden, um eine Überanspruchung des Bildschirms zu vermeiden. Der Vorgang dauert rund 10 Minuten und läuft komplett automatisiert ab, der Fernseher wird dazu ausgeschaltet.

Den Dolby-Vision-Streifen „Emily in Paris“ kann man sich entweder etwas zurückhaltender und damit realistischer oder extrem lebhaft, brutal scharf und mit enormer Plastizität und Klarheit anschauen, je nachdem, ob man sich für den Dolby-Vision-Modus „Dunkel“ bzw. „Hell“ oder „Brillant“ entscheidet. Der XR-55AK80 unterstützt neben HLG auch HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Kanten, auch an bewegten Objekten, stellt der Flachmann sehr exakt ohne Ausfransungen dar. Ein abendlicher Himmel, der sich von Blau in Orange färbt, ist jedoch nicht ganz frei von unterschiedlichen Abstufungen, diese Übergänge haben wir schon etwas stufenloser gesehen. Wer Netflix-Filme aus den Augen des Regisseurs sehen will, sollte den Modus „Netflix-kalibriert“ auswählen. Aber Achtung, es überrascht auch bei diesem 55-Zöller, wie dunkel Serien und Filme dann reproduziert werden.

Das 50 Watt starke 3.2-System mit Dolby-Atmos-Unterstützung nutzt den Bildschirm als Lautsprecher (Acoustic Surface Audio+). Hinter dem Fernseher vibrieren drei Aktuatoren für den Klang, hinzu kommen ein linker und ein rechter Subwoofer für den Bass. Die Sprachverständlichkeit des Sony ist exzellent. Actionreiche Inhalte wie „Formula 1: Drive To Survive“ klingen erstaunlich voluminös und dynamisch, die Bässe sind mehr als akzeptabel. Auch 2- oder 5.1-Kanal-Inhalte skaliert der Sony auf 5.1.2-Kanal-Ton hoch, die akustische Fülle überzeugt. Musik weiß auf dem 55-Zöller ebenfalls zu gefallen. Höhere Pegel sind kein Problem, der Sony spielt lange verzerrungsfrei und sauber auf, ohne plärrig zu klingen.

Der Testbericht Sony XR-55A80K (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 2.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 sehr gut

Sonys neuer Einsteiger-OLED XR55A80K liefert perfektes Schwarz, kräftige Farben, eine überzeugende Plastizität und richtig guten Ton. Auch Verarbeitung und Fuß-Konzept sind ebenso wie die Bedienung spitze. Nur wer ein noch helleres Bild bevorzugt, muss zu einem teureren OLED greifen.

Jochen Wieloch

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