Sony XR-55A80J (Test)

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Sonys 1.500 Euro teurer XR-55A80J reiht sich hinter der Spitzen-OLED-Serie A90J der Japaner ein, ist mit kognitiver Intelligenz und dem Soundsystem Acoustic Surface Audio+, bei dem der Bildschirm als Lautsprecher fungiert, aber trotzdem hervorragend ausgestattet. Zudem gibt es keinen anderen Fernseher mit fl exiblerem Fußkonzept. So kann man beim 55-Zöller gleich aus drei unterschiedlichen Aufstell-Optionen wählen. Der Dreifach- Multifunktionsfuß gestattet eine Standardeinstellung mit den Füßen außen, eine schmale Konfiguration mit den Füßen weiter zentriert und eine Soundbar-Position, bei der das Display angehoben wird, um einen TV-Lautsprecher darunter aufzustellen. Für die hochwertige Verarbeitung des Sony stehen der schmale Metallrahmen und die beiden Metallfüße.

Ausstattung und Praxis
Auch bei der Ausstattung sammelt der XR-55A80J zusätzliche Pluspunkte. So kommt im 55-Zöller mit dem Cognitive Processor XR Sonys leistungsfähigster Prozessor des Jahrgangs 2021 zum Einsatz. Dieser versucht wie das menschliche Auge, Bilder zu fokussieren und zu analysieren und dadurch Tiefe, Kontrast und Farbbrillanz zu optimieren. Das Feature „XR OLED Contrast“ will zudem dafür sorgen, dass Kontraste in hellen Bildbereichen verstärkt werden – Weiß soll heller erstrahlen, Schwarz möglichst satt und rein erscheinen.

Von den vier HDMI-Buchsen unterstützen zwei die für Gamer relevanten HDMI-2.1-Spezifikationen Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Bei den TV-Anschlüssen lassen sich die Japaner mit Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 ebenfalls nicht lumpen. Aufnahmen landen auf Festplatte, mit Time-Shift hat Sony traditionell nichts am Hut. Wer gerne Inhalte vom Smartphone streamt freut sich über Bluetooth, AirPlay 2 und Chromecast. Film- und Serienfreaks kommen unter anderem dank der eigenen Streaming-Plattform Bravia Core, „HD+“, Apple TV, Netfl ix sowie Disney+ auf ihre Kosten (mehr auf Seite 44). Als Sprachassistent fungiert Google Assistant, Alexa-fähige Geräte sind kompatibel. Zur Ausstattung gehören ferner ein „Netflix Calibrated Mode“ und die IMAX-Enhanced-Zertifizierung. Android 10 arbeitet mit der Benutzeroberfläche von Google TV insgesamt angenehm flott und öffnet Menüs und Applikationen mit schöner Geschwindigkeit. Lediglich beim Starten von TV-Aufnahmen lässt sich der 55-Zöller ein wenig zu viel Zeit.

Abgespeckte Version: Bei den hochpreisigeren TVs liefert Sony seine Fernbedienung mit beleuchteten Tasten aus. Ansonsten weiß auch dieser Steuerstab zu gefallen.

Üppig bestückt: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen die 4K-Wiedergabe mit 120 Bildern pro Sekunde sowie ALLM und VRR.

Google TV auf Android 10: Die Benutzeroberfläche des Sony erinnert ein wenig an Apple TV – das Konzept ist durchdacht, die Optik gefällt uns sehr gut.

Top-Service: Per Stimme fragt man den Sony nach dem Wetter, nach bestimmten Filmen, dem Lieblings-Genre oder einem Witz. Auch Netflix lässt sich so starten.

Für zwischendurch: Wird der XR-55A80J mal nicht benötigt, kann man sein Display durch Kunstwerke oder andere Fotos verschönern.

Sowohl im SDR- als auch im HDR-Farbbereich haben wir bei unseren Messungen beobachtet, dass der XR-55A80J bereits ab Werk sehr gut voreingestellt ist. Sehr gut, aber eben nicht perfekt. Immer wieder haben wir kleinere Farbabweichungen entdeckt, die sich allerdings korrigieren lassen, um nach diesem Feinschliff von einem noch besseren und natürlicheren Bild zu profitieren.

Ausgangslage sollte immer der „Kino“-Modus sein, der sich in seiner Abstimmung am ehesten an der Realität orientiert. Die Settings „Brillant“ und „Standard“ liefern zwar kräftigere Farben, die sich der Regisseur des entsprechenden Films aber so nicht vorgestellt hat. In den „Bildeinstellungen“ liefert der 55-Zöller zusätzliche Werkzeuge, um die Farben präzise anzupassen. Unter „Erw. Farbanpassung“ sind die Menü-Einträge „Erw. Farbtemperatur: Grundeinstellungen“, „Erw. Farbtemperatur: Mehrpunkt (10p)“ sowie „Anpassung pro Farbe“ hinterlegt. Letztere Option gestattet es beispielsweise, für jede Farbe den Farbton, die Sättigung und die Helligkeit dezent nachzujustieren. Einen Haken hat die Sache allerdings: Mit dem bloßen Auge sind Optimierungen nur schwer möglich, in der Regel sind ein Spektrometer und spezielle Software erforderlich.

Grundeinstellungen: Hier können Sie Rot, Grün und Blau sowohl in hellen als auch in dunklen Szenen stufenweise anpassen.

Anpassung pro Farbe: Über dieses Setting besteht die Möglichkeit, Farbton, Sättigung und Helligkeit für jede Farbe einzeln zu modifizieren.

Bild- und Tonqualität
Direkt nach der Einrichtung des A80J bleiben wir kurz bei der ARD-Serie „Rote Rosen“ hängen und erkennen sofort, dass der Sony als OLED ein fantastisches Bild liefert. Die malerische Kulisse Lüneburgs ist scharf und plastisch, Kanten sind fein gezeichnet und die Protagonisten gefallen durch natürliche Hautfarben mit gesundem Teint. Dabei ist es egal, ob man von vorne oder von der Seite auf das Panel schaut, Farben und Schwarz büßen fast nichts von ihrer Leuchtkraft und Sattheit ein. Das Schwarz des XR-55A80J ist ohnehin enorm dunkel, Hinterleuchtungen, Aufhellungen oder Lichthöfe um helle Objekte kennt der OLED nicht. Damit ist er ein toller Fernseher für alle, die hohe Ansprüche an ihre Filmabende haben und perfekte Cinemascope-Balken auch in dunkler Umgebung genießen möchten.

Die Maximalhelligkeit des Flachmanns reicht problemlos aus, um nicht nur im vollständig abgedunkelten Zimmer dynamische und leuchtstarke Inhalte serviert zu bekommen. Im „Brillant“-Modus sind es erstaunliche 818 Candela in der Spitze, im „Standard“-Setting ebenfalls stolze 802 Candela, und auch die 685 Candela im farblich besten „Kino“-Modus können sich sehen lassen. Mit 307 bzw. 183 Candela („Kino“) bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil bricht die Helligkeit beim Sony OLED-spezifisch stark ein. Beim versprochenen erhöhten Kontrast halten die Japaner Wort: Das sieht man nicht nur eindrucksvoll im Science-Fiction-Streifen „Space Sweepers“, in dem beispielsweise die helle Erde vor dem dunklen Hintergrund des Weltalls zu bewundern ist. Auch unsere Messungen ergeben einen souveränen ANSI-Kontrast von 7.200:1. Bei der optimalen Farbtemperatur spielt es keine Rolle, ob Sie sich für „Experte 1“ oder „Experte 2“ entscheiden: Bei unserem Testgerät lag diese mit 6.888 bzw. 6.893 Kelvin auf praktisch einem Niveau und wenig entfernt von der optimalen Zielvorgabe mit 6.500 Kelvin.

Hier stimmt alles: Im SDR-Bereich leistet sich der Sony keine Schwäche, minimale Korrekturen genügen für dieses vorzügliche Ergebnis.

HDR-Experte: Auch im DCI-P3-Spektrum erweist sich der OLED als Spitzenfernseher. Sieben Farben, sieben Treffer – so sieht Maßarbeit aus.

Raster oder Liste: Als Zuschauer kann man selbst festlegen, wie der OLED-Fernseher die Fotos von einem USB-Stick oder einer Netzwerkfestplatte anzeigen soll.

Wer von UHD-Blu-ray oder aus einem Streaming-Portal einen HDR-Inhalt zum Leben erweckt, darf sich über die Unterstützung der Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision freuen, HDR10+ fehlt hingegen. Im Dolby-Vision-Streifen „Don‘t Look Up“ auf Netfl ix fasziniert der 55-Zöller durch seine hohe Dynamik, starke Kontraste, kräftige Farben und brutale Schärfe. Das Bild wirkt souverän, dazu trägt auch die geschmeidige und ruhige Bewegungsdarstellung des 100-Hertz-Displays bei. Je nach persönlichem Geschmack sollte man in der „Motionflow“ ein wenig mit den Parametern „Glätte“ und „Klarheit“ experimentieren.

Für die ansprechende Akustik vertraut Sony im XR-55A80J auf ein 30 Watt starkes 2.1-System mit Dolby-Atmos-Support. Die Besonderheit: Hinter dem Panel werkeln zwei Aktuatoren, die den Bildschirm in Schwingung versetzen und durch diese sanften Vibrationen einen Klang erzeugen, der sich mit dem Bild bewegt. So folgt der Klang praktisch perfekt der jeweiligen Handlung. Hinzu kommt ein nach vorne gerichteter Subwoofer, das Tiefbass-Erlebnis bleibt allerdings überschaubar. Pluspunkte sammelt der Flachmann bei der Stimmwiedergabe und bei der Räumlichkeit, die kann sich für einen Flat-TV in dieser Größenordnung und Preisklasse hören lassen. Auch Musik bereitet durchaus Freude. Denn der Sony spielt klar mit sauber akzentuierten Höhen auf und verzichtet auf störende Verzerrungen.

Der Testbericht Sony XR-55A80J (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 Sehr gut

Für 1.500 Euro ist Sonys XR-55A80J ein echtes OLED-Brett: Das Bild ist exzellent, Helligkeit und Kontrast fallen erstaunlich hoch aus, und auch tonal kann der 55-Zöller überzeugen. Am Handling sowie am Bedienkonzept haben wir ebenfalls nichts zu kritisieren. Viel mehr Bild und Ton bekommt man für sein Geld in dieser Preisklasse nicht.

Jochen Wieloch

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