Sony VPL-VW790ES (Test)

0

Drei Jahre ließ der Nachfolger des Sony VPL-VW760ES auf sich warten. Haben die Japaner diese Zeit genutzt, um den VW790ES qualitativ von seinem Vorgänger abzuheben? Unser XXL-Test wird es zeigen.

Optisch gibt es schon mal keine nennenswerten Veränderungen. Der teure VPLVW790ES sieht seinem Vorgängermodell äußerlich zum Verwechseln ähnlich. Die Ingenieure von Sony halten offensichtlich am bewährten Design fest. Sein ausschließlich in Schwarz erhältliches Chassis macht ihn für dunkle Heimkino räume empfehlenswert, weil er kein unnötiges Streulicht im Raum verursacht. Von der Preisfront gibt es Positives zu berichten. Trotz einer jüngsten Preiserhöhung ist der VW790 mit 13.000 Euro satte 2.000 Euro günstiger als der Vorgänger.

Die handliche Fernbedienung
ist übersichtlich strukturiert. Die
Tastatur ist hinterleuchtet, so
dass auch im Dunkeln treffsicher
navigiert werden kann.

Sein Gewicht von 20 Kilogramm wirkt vertrauenseinflößend. Dazu trägt auch seine stattliche Größe bei, die 56 Zentimeter in der Breite beträgt. Doch es kommt nicht allein auf Äußerlichkeiten an, sondern vor allem auf die inneren Werte. Die Kombination aus modernisierter Hardware und Software soll die Schärfe des VPL-VW790 verbessern, was gegenüber dem diesbezüglich schon sehr guten Vorgängermodell eine echte Herausforderung ist. Darüber hinaus sollen die vielfach kritisierten Banding-Effekte der Vergangenheit angehören. Mit 25 Dezibel ist unser Testgerät erfreulich leise, wenn es in höchstem Lichtmodus betrieben wird. In ruhigeren Filmpassagen bleibt esr angenehm unauffällig. Wird die stufenlos einstellbare Laserlichtquelle reduziert, ist es kaum noch zu hören mit 22 Dezibel.

Ausstattung und Technik
Der Sony VPL-VW790 verfügt über drei SXRD-Panels mit 0,74 Zoll, die eine Aufl ösung von je 4.096 x 2.160 Pixel besitzen. Der Füllfaktor liegt bei über 90 Prozent, so dass selbst aus nächster Nähe kein „Fliegengitter“ (Screendoor) zu sehen ist. Ultrahoch aufgelöste Spielfilme von 4K-Blu-ray, Netflix und Prime Video werden vollständig abgebildet; sie sehen fast aus wie analoger 35-mm-Kinofilm.

Die „High Dynamic Range“-Technologien HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma) werden unterstützt. Das Besondere an der neuen Technologie von Sony ist, dass die HDR-Wiedergabe dynamisch erfolgt (siehe Kasten). Hier kommt der neue Prozessor „X1 FOR PROJECTOR“ ins Spiel, der die aufwändige Videoverarbeitung übernimmt. Die „Reality Creation“ sorgt für noch knackigere Bilder. Das Tool analysiert dafür jeden Pixel eines Bildes. Außerdem kann der Nutzer in diesem Tool zusätzlich drei Parameter beeinfl ussen: Auflösung, Rauschen, digitaler Fokus-Optimierer. „Motionflow“ nennt Sony die Zwischenbildberechnung für eine bessere Bewegungsschärfe. Selbst bei hochaufgelösten 4K-Inhalten kann sie aktiviert werden. An Fans von dreidimensionalen Bildern denkt Sony weiterhin, obwohl es nur noch wenige 3D-Neuheiten gibt.

Das Objektiv ist motorisch. Mit der Fernbedienung kann bequem vom Sitzplatz aus Schärfe, Bildlage und Zoom eingestellt werden. Bildformate können mittels „Bildposition“ separat gespeichert und später wieder aufgerufen werden. Hiervon profitieren besonders Nutzer von Cinemascope-Leinwänden, die bei gleicher Höhe Filme mit verschiedenen Seitenverhältnissen erleben wollen (siehe Kasten).

Ein weiteres Highlight ist die Laserlichtquelle. Der Vorteil dieser Technologie besteht neben einer langen Lebensdauer darin, dass die Lichtausbeute viel langsamer abnimmt als von herkömmlichen UHP-Gasentladungs-Lampen. Üblicherweise betragen die Helligkeitseinbußen nach 1.000 Stunden rund drei Prozent mit Laser, während wir bei UHP-Lampen schon bis zu 50 Prozent im selben Zeitraum ermittelt haben. Obendrein beziffert Sony die Lebensdauer der Laserlichtquelle mit 20.000 Stunden wartungsfrei.

Digitaler Fokus-Optimierer
Der „digitale Fokus-Optimierer“ ist ein Feature, das die Bildqualität zusätzlich verbessern soll. Zu finden ist es im Untermenü der „Reality Creation“. Besonders Feindetails sollen damit besser herausgeschält werden. In der Praxis funktioniert das weitgehend überzeugend. Erstmals eingeschaltet, überrascht es uns mit einem echten Schärfe-Boost. Vor allem mit fehlerfreiem Content kann das Tool seine Stärke ausspielen. In der Panoramaaufnahme von „Tomb Raider“ (Kapitel 3) sind die Fassaden der Wolkenkratzer sichtbar schärfer, sobald die Funktion eingeschaltet wird. Nimmt die Bildqualität hingegen ab, zum Beispiel durch Rauschen oder Komprimierungsartefakte im Quellmaterial, werden auch diese Dinge verstärkt. Sollten plötzlich sichtbare Störungen auftreten, empfehlen wir: Schalten Sie das Tool aus.

Montage und Installation
Dank des üppigen Zoom- und Lens-Shift-Bereiches des Projektors gelingt es, die Installation zu Hause einfach durchzuführen. Eine Leinwandbreite von 2,50 Meter kann aus einer Distanz von 3,45 bis 7,05 Meter ausgeleuchtet werden. Ab Werk ist der Sony so eingestellt, dass das Bild nach unten abstrahlt. Das ist praktisch, wenn der Projektor auf Höhe der Leinwandoberkante auf ein Regal gestellt wird. Filme lassen sich spielend einfach auf der gesamten Leinwandfläche gleich scharf fokussieren.

Für SDR, also Filme, Sport und Serien in Full HD, bietet sich der Bildmodus „Referenz“ an. Dieser ist ab Werk so gut eingestellt, dass es kaum einer Korrektur bedarf, um präzise Farben auf der Leinwand zu erhalten. Die Konvergenz unseres Testgerätes ist in der Werkseinstellung durchaus verbesserungswürdig. Via „Panel-Abgleich“ können die leichten blauen und roten Säume schnell verringert werden. Die Korrektur erfolgt auf UHD-Pixelebene, demnach in ¼-Full-HD-Pixel-Schritten. Nach der Anpassung sind alle Säume fast vollständig verschwunden. Allenfalls auf unseren Testbildern treten noch leichte Verfärbungen auf, die in Makroaufnahmen oder mit der Nasenspitze vor der Leinwand erkennbar sind. Aus normalen Sitzabständen sind sie keiner Rede wert. Diese Mühe sollte sich jeder Heimkinobesitzer einmalig machen, weil dadurch der bereits exzellente Schärfeindruck nochmals verbessert werden kann.

Wer es ganz bequem zu Hause mag, verwendet übrigens den Bildmodus „Kino 1“. In diesem Preset können getrennte Einstellungen für HDR und SDR vorgenommen werden. Der Sony schaltet darin automatisch in den richtigen Modus, je nach zugespieltem Quellsignal.

Wenn das Blanking ausgeschaltet ist, wird das komplette 16:9-Bildformat projiziert (lganz oben). Mit eingeschaltetem Blanking werden alle Bildinhalte ober- und unterhalb der Cinemascope-Leinwand kaschiert (oben).

Der Sony VPL-VW790 macht es dem Nutzer angenehm leicht, Filme, Sport und Serien in HDR zu erleben. Dafür schaltet der Beamer selbstständig in den HDR-Bildmodus um. Innerhalb der Range, die via Kontrast-(HDR)-Regler vorgegeben wird, analysiert der Bildprozessor jedes Einzelbild und spreizt das Signal dynamisch so, dass Schwarzpegel und Maximalhelligkeit möglichst ausgeschöpft werden. Dies funktioniert in der Praxis so gut, dass kein Helligkeitspumpen auffällig ist. Sollten Filme trotzdem mal zu hell oder zu dunkel erscheinen, kann via Kontrast-(HDR)-Regler nach Geschmack entgegengewirkt werden. Laut unserer Analyse werden folgende Nit-Werte via Tone Mapping dargestellt mit nachfolgender Einstellung:

– Kontrast (HDR) 43 = 10.000 Nit
– Kontrast (HDR) 47 = 4.000 Nit
– Kontrast (HDR) 60 = 2.000 Nit
– Kontrast (HDR) 80 = 1.000 Nit
– Kontrast (HDR) MAX = 300 Nit

80 hat sich während unseres Testprozederes gut bewährt, weil der Kompromiss aus Maximalhelligkeit und Abbildung heller Inhalte gelungen ist. Besser machen das beispielsweise noch der Lumagen Radison Pro und das „Frame Adapt HDR“-Feature in der JVC-N-Serie, weil hier gar keine händischen Eingriffe mehr nötig sind.

Wird der Kontrast-Regler (HDR) auf 80 gestellt, sind in „Wonder Woman 1984“ alle vorhandenen Inhalte klar und deutlich zu sehen.

Je höher der Kontrast-Regler (HDR) gedreht wird (hier auf „MAX“), desto mehr Inhalte überstrahlen ins Weiß. Siehe Wege, Mauern und Himmel.

Auf 43 werden zwar alle Inhalte bis 10.000 Nits abgebildet, aber der Film erscheint sichtbar zu dunkel, weil die Maximalhelligkeit nicht ausgeschöpft wird.

Der UHD-Farbraum Rec.2020/P3 wird nicht vollständig abgedeckt. Vor allem Rot und Grün verpassen ihre
Zielvorgabe.

 

Die „Dynamische HDR-Verstärkung“ hat sich auf „Hoch“ bestens bewährt, weil damit Spielfi lme enorm an Plastizität zugelegt haben.

Licht und Farbe
Sony beziffert die maximale Lichtausbeute mit 2.000 Lumen. Unser Testgerät erreicht diese punktgenau mit 2.001 Lumen, allerdings mit einer nicht besonders präzisen Farbdarstellung. Ein leichter Gelb/Grün-Farbstich ist die Folge. Besser gefällt uns der Bildmodus „Referenz“. Dieser bedarf nur weniger Korrekturen, um 6.500 Kelvin (D65) zu erzielen. Kalibriert kommen hier sehr gute 1.650 Lumen (D65) heraus. In HDR wird der Wert mit 1.750 Lumen sogar noch ein wenig übertroffen. Das ist hell genug, um Leinwandbreiten bis zu 4,10 Meter strahlend hell auszuleuchten. On/Off-Kontrast (15.800:1) und ANSI (410:1) sind auf exzellentem Niveau. Der Schwarzwert liegt nativ bei 0,10 Lumen. Mit minimalem Zoom lässt sich der native Panelkontrast auf bis zu 22.000:1 steigern. Wer den Projektor weiter weg von der Leinwand platziert, büßt zwar ein wenig an Lichtausbeute ein, gewinnt dafür aber an Kontrastumfang. Der dynamische Kontrast beträgt unendlich zu eins, weil für das Schwarzbild die Laserdioden sich ausschalten.

Während der HDTV-Farbraum Rec.709 bereits ab Werk zu 100 Prozent abgedeckt wird, ist der UHD-Farbraum P3 innerhalb der Rec.2020-Spezifikationen leicht limitiert. Die Primärfarben Grün und Rot neigen zur Untersättigung, die mit einer Kalibrierung nicht komplett ausgeglichen werden kann. In der Praxis ist das eher selten zu sehen. Allenfalls im direkten A/B-Vergleich mit einem Projektor, der den Rec.2020/P3 komplett abdeckt, fällt bei wenigen Filmen (wie z.B. „Matrix“) auf, dass Grün noch eine Spur satter sein kann. Beeindruckend ist hingegen die Color Uniformity – das ist die Ausleuchtung von der Bildmitte zum Rand. Diese beträgt exzellente 96 Prozent. Die Helligkeitsabweichung ist so gering, dass sie in der Praxis nicht zu sehen ist. Ein weißes Testbild, Schneelandschaften und Strandaufnahmen sehen auf der gesamten Leinwandfläche vollkommen einheitlich aus.

Pixelgenau erfolgt die Kaschierung des Films im Blanking-Menü.

Auf „Dynamikkontrolle Voll“ schaltet der Laser bei einer Schwarzblende einfach ab. Mit „Laserlicht-Ausg. Max“ wird die Maximalhelligkeit des VW790 erreicht. Ab Werk ist diese auf 80 Prozent reduziert.

Schärfe & Detaildarstellung
Sony hat die Abbildungsschärfe sichtbar optimiert. Konnten wir beim Vorgängermodell noch leichte Auflösungsverluste bekritteln, ist das beim VPL-VW790 nicht mehr der Fall. Ganz im Gegenteil: Testbilder und Spielfilme werden noch feiner aufgelöst. Vor allem Feindetails in Filmen sind nun sichtbar, die uns bislang verborgen geblieben sind. Dazu gehören beispielsweise Sterne in „Der Marsianer“, die das Vorgängermodell teilweise unterschlagen hat.

Wird „Motionflow“ aktiviert, nimmt die Bewegungsschärfe zu. Allerdings erzeugt sie für uns einen leichten „Soap“-Effekt. Das machen Sony-TV-Fernseher schlicht und ergreifend noch besser, weil unauffälliger und ohne Seifenoper-Effekt einstellbar. Auf „True Cinema“ werden Schwarzbilder eingepflegt. Das soll aussehen wie mit einem 35-mm-Filmprojektor im Kino. Uns gefällt das Flimmern allerdings nicht. Wir haben „Motionflow“ daher auf „Niedrig“ geschaltet. Bildfehler treten in diesem Modus kaum störend auf, komplexe Bildinhalte bleiben aber durchweg knackscharf.

Unsere Makroaufnahme zeigt, dass Linienmuster in UHD-Pixelauflösung vollständig dargestellt werden. Die
Verfärbungen sind Folgen von Interferenzen und minimalen Konvergenzabweichungen, die im Filmbetrieb in der
Regel nicht zu sehen sind.

Dual Contrast Control
Um einen noch größeren Kontrastumfang zu erzielen, hat Sony die „Dual Contrast Control“-Technologie implementiert. Hierbei handelt es sich um eine dynamische Helligkeitsregelung, die aus zwei Komponenten besteht: Einer Blende im Objektiv und einem Laserlicht-Dimming, die unabhängig voneinander vorab eingestellt werden können im Preset „Kino Schwarz plus“. Zusammen übernehmen sie die Anpassung in hellen und dunklen Szenen, um einen größeren Kontrasteindruck zu erzielen. Das Laserlicht-Dimming lässt sich in drei Stufen einstellen. Auf „Voll“ schalten die Laserdioden vollständig ab, wenn eine Schwarzblende im Film erscheint. Auf der Leinwand ist dann kein Licht mehr zu sehen. Im Heimkino ist es stockdunkel. Das ist durchaus beeindruckend.

Die dynamische Helligkeitsregelung arbeitet weitgehend unauffällig, im Filmbetrieb ist sie nur selten wahrnehmbar. Allenfalls im Abspann eines Spielfilmes mit weißer Laufschrift auf schwarzem Hintergrund fällt die Regelung mal auf.

Alle Anschlüsse sind gut zugänglich in der rechten Seite des Projektors eingelassen. Bei einer Deckenmontage sind die Kabel von unten nicht zu sehen. Die Bildsignalzuspielungen sind auf zwei HDMI-2.0-Eingänge beschränkt. An USB können Updates via USB-Stick vorgenommen werden. LAN unterstützt den Internet Explorer (ab Version 11), Safari und Chrome für Netzwerksteuerungen, die via Creston RoomView und Control 4 erfolgen können. Über Trigger kann eine angeschlossene Motorleinwand automatisch herunter- und hochgefahren werden, sobald der Beamer ein-/ausgeschaltet wird. IR IN ist ein weiterer Signaleingang zum Steuern des Sony.

Bildqualität in der Praxis
Der Beamer ist angenehm leise in maximaler Laserlichteinstellung. Die hohe Lichtausbeute sorgt für außergewöhnlich plastische Bilder, sowohl in SDR als auch in HDR. Das Zusammenspiel von exzellenter Schärfe und guter Konvergenz ermöglicht, dass selbst bei geringem Sitzabstand auf großen Leinwänden ein „analoger“ Filmeindruck entsteht. Eine Gitterstruktur ist nicht erkennbar, trotzdem werden kleinste Inhalte glasklar abgebildet. Unsere Testbilder offenbaren eine überragende Durchzeichnung von dunklen Inhalten. Der komplette Wertebereich der Video Range von 16 bis 235 wird dargestellt. Bei der Comic-Verfilmung „Wonder Woman 1984“ bestätigt sich dieser gute Eindruck. Als Diana mit der schwarzen Limousine vorgefahren wird, sind einzelne Gäste in schwarzen Anzügen bestens vor dem Gebäude differenziert. Spärlich beleuchtete Hintergründe sind perfekt durchgezeichnet und die Wiedergabe von 24 Hz gelingt originalgetreu.

Positiv ist noch zu erwähnen, dass die unschönen Banding-Effekte des Vorgängermodells nicht mehr dargestellt werden. Fehlerhafte Abstufungen können wir in den Testbildern und Spielfilmen nicht ausmachen, die wir für die Bewertung heranziehen. Farbverläufe gelingen unserem Testsample homogen. Während der Kamerafahrt über die Insel der Amazonen sind Strand und blauer Himmel frei von Bildfehlern. Darüber hinaus gibt es keinen sichtbaren Helligkeitsabfall zu den Seiten, was der exzellenten Color Uniformity zuzuschreiben ist. Die Farben der Wiesen und Wälder sehen natürlich aus.

Der Graustufenverlauf ist mit wenigen Korrekturen auf gutem Niveau und verläuft um 100 Prozent herum.

Skalierungseigenschaften
Viele Projektorenbesitzer nutzen das reichhaltige Angebot von Streaming-Diensten, um Live-Sport, TV-Serien und Spielfilme in Lebensgröße zu erleben, ohne extra Geld ausgeben zu müssen für einen physischen Datenträger. Nach wie vor liefern die öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD und ZDF kein vollständiges Full-HD-Signal, sondern lediglich 720p. Sky Ticket ist momentan auf 1.920 x 1.080 Pixel beschränkt. In all diesen Fällen, in denen kein UHD-Bildsignal übertragen wird, kann die Performance des VPL-VW790 nicht ausgeschöpft werden. Die zugeführten Bildsignale müssen erst auf die 4K-Auflösung des Sony hochgerechnet werden. Diese Aufgabe übernimmt der Skalierungs-Algorithmus der „Reality Creation“. Wird es mit den Regelungen darin nicht übertrieben, ergibt sich ein überaus stimmiger Gesamteindruck, der diese
Quellen sichtbar aufwertet.

Fußball und Formel 1 profitieren besonders von der Kombination aus „Motionflow“ und „Reality Creation“. Schnelle Bewegungen und zügige Schwenks bringen den Sony nicht aus dem Tritt. Die Spieler laufen über den Platz, ohne zu verschmieren. Die Rückennummern sind in der Totalen gut zu lesen. Der Ball zerreißt nicht im Flug, sondern bleibt bemerkenswert deutlich wahrnehmbar. Zuschauer auf den Tribünen bleiben fein und differenziert angeordnet. Das sieht fast aus wie echtes 4K.

Die Ingenieure haben dem VPL-VW790 eine Laserlichtquelle spendiert. Hierbei handelt es sich nicht um einen RGB-Laser, sondern einzig um blaue Laserdioden. Damit das blaue Licht auch noch Rot und Grün darstellen kann, bedient sich Sony einen cleveren Kniffs: Es kommt nämlich ihre Z-Phosphor-Technologie zur Anwendung. Hierbei handelt es sich um ein Phosphorelement, das vom blauen Laserlicht angeregt zu gelb „wird“ und auf diese Weise weißes Licht emittiert. Dieses wird wie bei einer herkömmlichen UHP-Lampentechnik dann mittels Dichroic-Spiegel in Rot, Grün und Blau (RGB) separiert und den einzelnen SXRD-Panels entsprechend zugeführt. Die dortigen Bildsignale werden gesondert in RGB zum Prisma geführt und dort wieder vereint. Anschließend wird das komplette farbige Bild durchs Objektiv auf die Leinwand projiziert.

In dieser Grafi k ist gut zu sehen, wie das blaue Laserlicht vom Phosphorelement zu Weiß gewandelt wird.

Wie aufwändig die Laser-Phosphor-Technologie konzipiert ist, bis das Bild auf die Leinwand projiziert ist, zeigt dieses Diagramm von Sony. Rechts ist die blaue Laserdiode, links die Leinwand.

HDR auf der großen Leinwand
Das Highlight unseres Testprozederes ist die UHD-Wiedergabe. Mit unseren Voreinstellungsempfehlungen sehen Filme von den herangezogenen 4K-Blu-rays meist hervorragend aus. Ausnahmen bilden Filme wie „Sully“, die Bildsignale bis zu 4.000 Nit besitzen. Wer hier alle Inhalte sehen möchte, sollte den Kontrast-(HDR)-Regler absenken, weil sonst einige Dinge ins Weiß überstrahlen.Auf Kontrast (HDR) 47 sind beispielsweise alle Spuren im Schnee des Central Parks aus dem Flugzeug auszumachen (Kapitel 2). Als Captain Sully nachts durch die beleuchteten Straßen von New York joggt (Kapitel 8) und den Times Square überquert, ist auf den zahllosen Displays dort alles zu erkennen. Das Rot der amerikanischen Flagge leuchtet satt und farbenfroh, das rote Logo ganz oben am Wolkenkratzer wird vollständig auf der Leinwand abgebildet, inklusive der Textzeilen darunter. Der Schriftzug von „The Lion King“ wird tadellos in der Fensterfront gespiegelt.

Viele Heimkinobesitzer nutzen eine Leinwand im Cinemascope-Format. Nun gibt es aber nicht nur Filme im Seitenverhältnis 2,39:1, sondern auch in zahlreichen Zwischenformaten. Die bekanntesten sind sicherlich 16:9 und 1,85:1. Netfl ix sendet inzwischen immer häufi ger in 2,00:1. Um nicht bei jedem Bildformatwechsel eine neue Anpassung mittels Zoom, Fokus und Lens-Shift auf der Leinwand vornehmen zu müssen, hat Sony dem VPL-VW790 mehrere Speicherbänke spendiert. Hier lassen sich bis zu fünf Bildformate einstellen, speichern und auf Tastendruck abrufen. Im Affenzahn wird das Bild dann wunschgemäß auf der Leinwand eingestellt.

Für eine exakte Wiedergabe hat es sich bewährt, die gewünschte Bildposition möglichst in einem Rutsch einzustellen mit den Zoom-, Fokus- und Lens-Shift-Reglern – und nicht ständig hin und her zu fahren, bis es mal passt. Wer das berücksichtigt, braucht nur selten Bildlage und Schärfe zu korrigieren.

Während auf einer 16:9-Leinwand das Cinemascope- Bild von „Wonder Woman 1984“ relativ klein erscheint, weil oben und unten schwarze Letterboxbalken sind, kann auf einer Cinemascope-Leinwand die volle Höhe genutzt werden und das Bild wird wie im großen Kino breiter dargestellt.

Eine Direktwahltaste namens „Position“ auf der Fernbedienung führt direkt in das Menü „Bildposition“. Hier kann nun das gewünschte Bildformat aufgerufen werden, wenn dieses hier vorab gespeichert worden ist.

In „Wonder Woman 1984“ von der 4K-Bluray stellen wir den Kontrast-(HDR)-Regler zurück auf 80. Auf der Insel der Amazonen sind einzelne Blätter an den Bäumen bestens differenziert, als die junge Diana (Kapitel 1) durch die Vegetation rennt. In der Arena (Kapitel 3) sind alle Zuschauer dediziert auszumachen. Als später auf dem Militärstützpunkt auf anfliegende Flugzeuge gefeuert wird, strahlt die Leuchtspurmunition, dass es eine wahre Pracht ist. Das Schwarz des Nachthimmels wird herrlich satt dargestellt und wegen des hohen nativen Kontrastumfanges besitzen Schattenbereiche viel Zeichnung. Von 0,005 bis zu 10.000 Nit können alle Inhalte des Quellsignals mittels Tone Mapping dargestellt werden. Das ist allerdings abhängig von der Voreinstellung (siehe Kasten). Wünschenswert ist allenfalls noch eine automatische Anpassung der auf den Filmen hinterlegten Metadaten, damit keine umständlichen händischen Korrekturen mehr nötig sind.

Der Ein-Prozent-Ausschnitt zeigt, dass sowohl der Schriftzug „STADTRUNDFAHRT“ als auch das komplette
Holstentor daneben vollständig abgebildet werden. Überdies sind alle vertikalen Streben an der Brückenbegrenzung davor zu sehen.

Im Gegensatz zum Vorgänger werkelt im VPL-VW790 der neue „X1 for projector“-Chip, der die Videoverarbeitungstechnik ähnlich wie bei den Sony-Fernsehern optimiert.

Doch auch so begeistert beispielsweise „Der Marsianer“. Kurz bevor die Sonne hinter dem stockdunklen Mars aufgeht, sind alle Sterne im Weltraum zu sehen. Den sogenannten „Black Crush“ können wir nicht ausmachen. Hierbei handelt es sich um ins Schwarz absaufende dunkle Filminhalte. Der Sony VPL-VW790 stellt alle Sterne dar, die auch auf der 4K-Blu-ray enthalten sind. Die Felsenstruktur auf dem Mars wird sogar in Schattenbereichen originalgetreu reproduziert. Hier erscheint nichts mehr zu dunkel. Der Schwenk über die Marsoberfläche gelingt Motionflow fehlerfrei im niedrigen Modus. Die Aufbauten auf dem Raumschiff sprühen nur so vor Details und kleinen Spitzlichtern. Selbst einzelne Sandkörner auf der Marsoberfläche stellt der Sony plastisch und fehlerfrei dar. So muss HDR aussehen!

Der Testbericht Sony VPL-VW790ES (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 13000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

92 sehr gut

Der Sony VPL-VW790 wurde konsequent weiterentwickelt und bietet eine exzellente Bildqualität, von der Filme in SDR und HDR gleichermaßen profi tieren. Sinnvolle Softwareupdates und ein um 2.000 Euro gesenkter Preis gegenüber dem Vorgängermodell
machen den VPL-VW790 für anspruchsvolle 4K-Heimkinofreunde empfehlenswert.

REFERENZKLASSE

Michael B. Rehders

Antworten