Sony KD-85ZG9 (Test)

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Schick und funktional: Bei der überarbeiteten Fernbedienung hat Sony alles richtig gemacht.

Nachdem Samsung letztes Jahr vorgelegt hat, bringt jetzt auch Sony einen ersten 8K-Fernseher auf den Markt. Die Japaner setzen dabei auf die LCD-Technik. Vier Lautsprecher, acht Woofer und vier Subwoofer lassen auch klanglich einiges erwarten.

Das Duell ist eröffnet: Wer hat den besten 8K-Fernseher? Da Samsung mit dem 75QLEDQ900 (Test in 1-2019) der bisher einzige Anbieter war, der sich in die neue Pixel-Dimension mit 7.680 x 4.320 Bildpunkten vorgewagt hatte, war die Auswahl für den Konsumenten überschaubar. Doch jetzt kommt Schwung in das noch junge Thema. Im Juli bringt Sony den auf den folgenden Seiten getesteten KD-85ZG9 für 16.000 Euro auf den Markt.

Bereits erhältlich ist der KD-98ZG9, der mit einer Diagonalen von 248 Zentimetern und einem Preis von 80.000 Euro aber nur wenige Käufer finden dürfte. Auch Samsung war in der Zwischenzeit nicht untätig: 

Nicht nur die Pixelzahl ist beim KD-85ZG9 enorm. Auch Maße und Gewicht des Flat-TVs hinterlassen einen bleibenden Eindruck. So bringt der Apparat mit 215 Zentimetern Bildschirmdiagonale satte 74,5 Kilogramm auf die Waage. Ein spontanes Verstellen, wie es mit den meisten 65-Zöllern möglich ist, scheidet aus. Der Fuß ist wuchtig, dafür sehr belastbar. Beim 98-Zöller ist neben dem Tisch- auch ein Bodenstandfuß dabei.

Grazil sieht anders aus: Das wuchtige Panel kommt auf eine Tiefe von 12 Zentimetern, mit Füßen wächst diese gar auf 43,2 Zentimeter an.

Das Display kommt bei beiden Modellen auf eine Tiefe von 12 Zentimetern und ist damit Welten von den superdünnen OLEDs entfernt, die im Millimeterbereich agieren. Kabel lassen sich sauber durch die beiden Füße verlegen, Kabelhalter werden mitgeliefert. Eine Wandmontage ist ebenfalls möglich, dazu unterstützt der Sony den genormten VESA-Lochabstand 40 x 40 cm.

Sicherer Stand: Der 85ZG9 wiegt 74,5 Kilo. Daher hat Sony stabile Füße konstruiert, auf denen der TV thront.

Wie bei der seinerzeit bahnbrechenden ZD9-Serie (Test in 11-2016) kommt im ZG9 die „Backlight Master Drive“-Technologie samt Full Array Local Dimming zum Einsatz. Während bei einem konventionellen LED-Backlight einzelne Zonen, sogenannte Cluster, angesteuert werden können, sollen hier LEDs sogar individuell regelbar sein. Diese Technik hat theoretisch kleinere Lichthöfe und einen höheren Kontrast zwischen tiefen Schwarz- und hellen Weißtönen zur Folge. Der Hauptunterschied zwischen dem ZD9 und dem KD9 liegt darin, dass beim ZD9 ein Cluster des Backlight-Dimmings aus einer LED bestand, beim ZG9 setzt sich ein Cluster hingegen aus mehreren LEDs zusammen. Die Anzahl dieser Cluster wollte uns Sony auf Nachfrage leider nicht verraten.

Seitlich gut bestückt: Hier findet man beim Sony neben dem „CI+“-Slot für Pay-TV eine Buchse für den Kopfhörer, zwei USB-Ports und einen zusätzlichen HDMI-Anschluss.

Im 8K-Modell vertraut Sony auf denselben „X1 Ultimate Prozessor“, der in den 4K-Modellreihen  AF9 und ZF9 im letzten Herbst seine Premiere feierte. Wir hatten aufgrund der höheren Pixelzahl mit einer noch leistungsstärkeren Variante gerechnet. Ein spezieller Algorithmus hat die Aufgabe, einzelne Objekte im Bild für höheren Kontrast und eine größere Detailfülle zu analysieren.

Ähnlich wie Samsung nutzt Sony eine auf 8K ausgelegte Datenbank, um Inhalte abzugleichen und bestmögliche Ergebnisse beim Hochskalieren zu erzielen. Sony verwendet zwei Datenbanken: Eine ist für die Rauschunterdrückung und damit für klarere Bilder konzipiert, die andere will die Auflösung optimieren und so auch HD- und UHD-Material einen 8K-Look verpassen. Ob das klappt, erfahren Sie später.

Gerrit Gericke, Head of PR Sony Deutschland, hat uns im Interview einige Fragen zur 8K-Premiere des 85- und 98-Zöllers von Sony beantwortet.

Was waren für Sony die Beweggründe, in einer Zeit, in der für die meisten TV-Sender 4K noch Zukunftsmusik ist, einen 8K-TV auf den Markt zu bringen?
Unsere Master Series Fernseher der Serie ZG9 verfügen über Bildschirmdiagonalen von 215 und 248 Zentimetern. Bei solchen XXL-Größen macht unserer Ansicht nach neben der Prozessorleistung und der Backlight-Technologie auch eine höhere Auflösung Sinn, um das Heimkinoerlebnis zu verbessern.

Warum hat sich Sony bei seiner 8K-Premiere für die LCD-Technik entschieden?
Die LCD-Technologie bietet die notwendigen Licht­reserven für unsere Backlight-Master-Drive-Technologie. Diese steuert einzeln die ultradichten LED-Module, die vollflächig hinter dem Display angebracht sind, und sorgt damit für bis zu 20-mal höhere Kontraste im Vergleich zu konventionellen TVs.

Warum ist der Preisunterschied zwischen dem 85- und dem 98-Zoll-Modell mit 65.000 Euro so hoch?
Es gibt bereits verschiedene Modelle von Sony mit einer Diagonalen von 85 Zoll zu unterschiedlichen Preisen, die bereits stärker nachgefragt werden als ein TV mit einer Bildschirmdiagonalen von fast 2,50 Meter. Die produzierte Stückzahl ist hier natürlich zunächst weitaus geringer, was sich auch bei den Kosten bemerkbar macht.

Ist ein 8K-LCD-Modell mit 75 Zoll oder ein 8K-OLED für einen späteren Zeitpunkt geplant?
Bezüglich zukünftiger TV-Modelle von Sony bitten wir Leser der audiovision noch um etwas Geduld. Diese werden zu gegebener Zeit angekündigt.

Ausstattung und Praxis

Der KD-85ZG9 arbeitet mit Android 8 (Oreo). Das Betriebssystem reagiert sehr flott, Menüwechsel und das Starten von Apps gelingen zügig. Lediglich beim Realisieren von Aufnahmen auf eine externe USB-Festplatte vergehen einige Sekunden. Time-Shift wird nach wie vor nicht unterstützt, ob dies nach einem Software-Update möglich sein wird, steht noch nicht fest. Der Sony hat Doppeltuner für die Empfangsarten Kabel, Satellit und DVB-T2 an Bord. Chromecast ist integriert, um Musik oder Videos aus Apps wie beispielsweise Netflix vom Smartphone auf den Fernseher zu transportieren.

Für die kabellose Musikwiedergabe sorgt Bluetooth. Nach einem Software-Update soll der 85-Zöller mit Apple AirPlay 2 sowie HomeKit kompatibel sein. So können Filme direkt von Apple-Geräten auf den Sony gestreamt werden, außerdem lassen sich Smart-Home-Produkte komfortabler über die Home-App oder mittels Siri steuern. Ebenfalls angekündigt wurde die Unterstützung von Dolby Atmos – doch auch hier ist eine Firmware-Aktualisierung erforderlich. Dolby Vision ist bereits an Bord, auf das Konkurrenzformat HDR10+ muss man hingegen verzichten. 

Die Bedienung des KD-85ZG9 ist unproblematisch, hier hat Sony gegenüber den Vorjahresmodellen nachgebessert. Bei der schicken Fernbedienung mit Aluminium-Oberfläche verzichtet man jetzt auf die „Action Menu“-Taste, die immer etwas irreführend war. Waagerecht einblendbare Schnelleinstellungen für Parameter wie Bild, Helligkeit und Audiomodus erlauben zügigen Feinschliff. Dank Google Assistant kann man praktische Zusatzinformationen aus dem Internet wie zu Wetter, Verkehr und Sport per Stimme erfragen. Ebenso genügt ein Druck auf die Mikrofontaste, um An-droid TV nach bestimmten Filmtiteln oder Genres zu durchsuchen. Darüber hinaus ist der Sony mit Alexa kompatibel, dazu ist aber ein Alexa-fähiges Gerät wie ein Lautsprecher erforderlich.

Bildqualität

Dass das Sony-Panel eine enorme Leuchtkraft hat, sieht man selbst in der nicht komplett abgedunkelten Hotelsuite auf den ersten Blick. In Spitzlichtern schafft es im „Kino“-Modus eine maximale Helligkeit von 1.653 Candela, bei vollflächigem Weiß verringert sich dieser Wert auf immer noch beachtliche 832 Candela. Die 2.000-Candela-Marke knackt der 85-Zöller im „Brillant“-Modus (2.127 Candela), der sich jedoch bestenfalls in sehr hellen Räumen eignet. „Kino“ liefert die realistischsten Ergebnisse.

Bei der Farbtemperatur kam die Voreinstellung „Experte 2“ mit 6.765 Kelvin der optimalen Zielvorgabe am nächsten. „Experte 1“ lag mit 6.812 Kelvin geringfügig darüber, während „Warm“ mit 8.547 Kelvin deutlich entfernt war. Praktisch für Filmfans ist der Modus „Netflix-kalibriert“.

Ob mit 85 Zoll zu groß oder mit 16.000 Euro zu teuer oder beides – Sony wollte seinen ersten 8K-Fernseher nicht, wie sonst üblich, an die Test-Redaktionen verschicken.

Starkes Doppel: TV-Tester Jochen Wieloch und Sonys erster 8K-Fernseher in der Pfauensuite des „25hours Hotel The Royal Bavarian“ in München.

Stattdessen hatten die Japaner Journalisten aus ganz Europa nach München geladen, wo der ZG9 in der Pfauensuite des „25hours Hotel The Royal Bavarian“ thronte. Jedes Redaktionsteam, darunter auch die audio­vision, durfte sich einen Tag mit dem XXL-Fernseher beschäftigen, sogar Messungen waren möglich. Optimal waren die Testbedingungen allerdings nicht. Zum einen stand der Fernseher auf dem Boden und somit unterhalb der üblichen Sichtachse, zum anderen ließ sich der Raum nicht komplett abdunkeln. Und dann war da natürlich noch der Zeitfaktor. Normalerweise beschäftigen wir uns mit einem Fernseher dieses Kalibers mehr als doppelt so lange.

Bevor wir mit dem Fernseher alleingelassen wurden pries Marketing-Manager Gavin McCarron in einer kurzen Demonstration die Vorzüge des ZG9 an.

Zweite Erkenntnis: Das Schwarz kann mit einem OLED nicht konkurrieren, und auch die Spitzen-QLEDs von Samsung sind in dieser Disziplin einen Tick besser. Bei Menüeinblendungen erkennt man Aufhellungen, ein Flutlichtmast in nächtlicher Kulisse ist von leichten Lichtwolken umgeben. Schaut man von oben oder von der Seite auf das Panel, so hellt Schwarz sichtbar auf. Dafür ist die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung ausgesprochen gut. Das trifft auch auf die Blickwinkelstabilität zu. Sony hat hier die „X-Wide Angle“-Technik verbaut, die uns bereits beim 4K-Topmodell KD-75XG9505 überzeugen konnte. Bis knapp unterhalb von 45 Grad bleiben Farben kräftig, erst wenn der Winkel größer wird, nimmt die Leuchtkraft ab.

Kleiner Abzug: Lediglich bei Grün und Gelb reizt der Sony im HDR-Bereich das Farbsegel nicht komplett aus.

So hell wie der 85-Zöller strahlt, so dynamisch sind auch seine Farben. In der Blu-ray „After Earth“ gefällt die feine Zeichnung, im dunklen Baumstamm wird die hölzerne Struktur perfekt sichtbar. Die Bewegungsperformance des Sony ist hingegen nicht immer auf höchstem Niveau. Bei schnellen Bewegungen konnten wir mitunter leichte Doppelkonturen erspähen. Auch die Januar-Sequenz der Blu-ray „Deutschland von oben“ haben wir schon einen Hauch flüssiger gesehen. Das ist zwar Jammern auf hohem Niveau, bei einem 16.000-Euro-TV aber durchaus legitim. 

Vorbildlich: Im SDR-Bereich trifft der 85-Zöller bei unserer Messung jeden Punkt ganz exakt.

Die „Motionflow“ muss auf „Anwender“ stehen, bei der „Glätte“ sollte man mit den Werten „1“ oder „2“ experimentieren. UHD-Blu-ray-Futter wie „Kingsman“ stellt der Sony natürlich und scharf dar, ohne Kanten übermäßig hervorzuheben. Der rote Himmel eines Sonnenaufgangs ist extrem gleichmäßig, die Abstufungen zwischen den Rot- und Orangetönen sind perfekt. Zu störenden Artefakten lässt sich der Flachmann nicht hinreißen.

Das 8K-Material erhält der Sony im Test über einen 8K-Player und eine HDMI-2.1-Buchse, die nach einem Update auch 60 Hertz bei höchster Auflösung unterstützen soll. 8K-Inhalte verarbeitet der KD-85ZG9 derzeit weder über USB noch via YouTube. Die Pixelstruktur ist nicht mehr zu erkennen, lediglich wenn man unmittelbar an das Panel herangeht, wozu es im TV-Alltag jedoch nie kommt, sieht man ein minimales Rauschen. Ansonsten verarbeitet der 85-Zöller natives Material knackscharf. Beim Samsung 75Q950R empfinden wir 8K-Inhalte allerdings noch einen Tick schärfer, vor allem ist die Räumlichkeit hier exzellent. Städteansichten sind zudem extrem dreidimensional.

Spezielles Demo-Material sollte die besonderen Stärken des KD-85ZG9 herauskitzeln – dazu gehören sehr viele Details und kräftige Farbpassagen.

Ob dies am Gerät oder am 8K-Material liegt, können wir jedoch nicht eindeutig klären, da uns beim Sony andere Testsequenzen zur Verfügung standen. Speziell größere einheitliche Flächen sehen auf dem KD-85ZG9 faszinierend aus. Die Türen und Seitenverkleidungen der Autos aus dem Spieleklassiker „Gran Turismo“ erscheinen wie aus einem Guss, Lichtreflexionen sind so exakt wie in der Realität. Eine dunkle Hausfassade differenziert der Sony ungemein präzise und stuft in feinsten Graustufen ab. Beim Hochskalieren stößt auch der 85-Zöller an seine Grenzen. Ob Tagesschau oder Daily Soap – HD-Material erhält optisch keinen Extra-Schub. Gesichter zieren teilweise leichte Artefakte.

Die 8K-Signale spielte Sony über einen speziellen Player in nativer Auflösung mit 7.680 x 4.320 Bildpunkten und HDR-Unterstützung zu.

Tonqualität

Beim Ton spielt der Sony groß auf. Dazu wurden vier Front- und zwei Hochtonlautsprecher auf der Rückseite des Panels verbaut. Als Zuschauer genießt man eine enorme Klangfülle. Der Sound kommt direkt vom Bildschirm, denn Aktuatoren hinter dem Display erzeugen durch Vibrationen eine Akustik, die perfekt im Einklang mit dem Bild ist. Lautsprecher und Verstärker leisten zusammen acht mal zehn Watt. Der KD-85ZG9 klingt unwahrscheinlich kraftvoll und füllig.

Sprache ist sehr gut verständlich, der Sprecher erscheint sehr präsent. Besonders beeindruckend sind Geräuscheffekte in Actionfilmen – die ertönen messerscharf und schön satt. Auch das Blubbern bei Unterwasseraufnahmen in „Deutschland von oben“ haben wir so von einem TV noch nicht wahrgenommen. Empfehlenswert ist der Soundmodus „Kino“. Dieser baut eine schön breite Klangbühne auf und entfaltet eine enorme Räumlichkeit. Über einen Regler kann man die Intensität des Raumklangeffekts stufenweise anpassen. Stimmen lassen sich hervorheben.    

 

Der Testbericht Sony KD-85ZG9 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 16000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 sehr gut

Enorm hell und leuchtstark, auch klanglich ein Riese, toll ausgestattet und einfach zu bedienen: Sony ist mit dem KD-85ZG die 8K-Premiere geglückt. Der Unterschied zu einem sehr guten 4K-Modell bringt das menschliche Auge jedoch an seine Grenzen.
Jochen Wieloch

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