Sony KD-65ZF9 (Test)

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Handschmeichler: Die Sony-Fernbedienung ist nur aus Kunststoff, fühlt sich aber gut an. Netflix-Anhänger freuen sich über eine eigene Taste, auch der Zugang zu Google Play gelingt ohne Umweg.

Kalibrierter Netflix-Modus und der bisher leistungsstärkste Bildprozessor: Im LCD-Fernseher KD-65ZF9 setzt Sony auf zahlreiche Innovationen und bietet zudem ein deutlich höheres Bedientempo für Android.

Sonys neuer X1 Ultimate Prozessor feiert im knapp 3.000 Euro teuren KD-65ZF9 der ebenfalls neuen Master Serie seine Premiere. Dass der LCD-TV mit Direct-LED-Local-Dimming weniger der Nachfolger des KD-65ZD9 (Test in 11-2016) und vielmehr eine Auffrischung des KD-65XF9005 (Test in 4-2018) ist, erkennt man einerseits am Preis: Der zwei Jahre alte ZD9 kostet als 65-Zöller immer noch 500 Euro mehr als der Neuling.

Andererseits ist die optische Ähnlichkeit zum XF90 deutlich größer. Der nicht unerhebliche Preisunterschied zum ZD9 erklärt sich unter anderem dadurch, dass der KD-65ZF9 auf das Backlight Master Drive verzichtet, das durch enorme Kontraste überzeugen konnte. Wie viele Dimming-Zonen beim ZF9 ihre Arbeit verrichten, wollte uns Sony nicht verraten, basierend auf unseren Tests gehen wir von etwas mehr als 100 aus.

Kabel ade: Alle Anschlussbuchsen verschwinden auf der Rückseite hinter einer Blende. Zudem lassen sich die Strippen unsichtbar durch die Füße verlegen.

Display und Gehäuse kommen auf eine Tiefe von 6,7 Zentimetern, damit wirkt der Sony nicht so leicht und grazil wie aktuelle OLEDs. Der Aluminium-Rahmen hinterlässt allerdings einen hochwertigen Eindruck. Die Anschlusskabel lassen sich hinter einer Klappe verstecken und durch die Füße verlegen. Da sämtliche HDMI-Strippen im rechten Standfuß verstaut werden müssen, kann es hier je nach Kabelstärke recht eng zugehen. Die Entspiegelung des Panels könnte etwas besser sein, im hellen Umgebungslicht ist das Display recht anfällig für Reflexionen.

Die Anschlussleiste auf der Rückseite lässt sich hinter einer schwarzen Kunststoffblende verstecken. Wie in dieser Preisklasse üblich sind die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 doppelt an Bord verbaut.

Ausstattung & Bedienung

Obwohl der Sony Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 besitzt, verfügt er immer noch über keine Bild-in-Bild-Funktion. Aufnahmen gelingen auf USB-Festplatte, gewöhnungsbedürftig ist, dass sich Mitschnitte nur stoppen lassen, wenn der entsprechende Sender eingestellt ist.

Gewohnte Optik: Am ordentlichen Handling von Android 8.0 hat sich auch beim ZF9 nichts geändert. Sehr angenehm sind die deutlich kürzeren Reaktionszeiten.

Time-Shift wird leider wie bei vielen anderen Sony-Fernsehern nicht unterstützt. Die Einrichtung des TV-Apparats ist mittels Android-Mobilgerät blitzschnell abgeschlossen, Google-Konten lassen sich problemlos auf den Flat-TV kopieren. Was sofort auffällt: Android 8.0 reagiert jetzt sehr flott, das Springen von Menü zu Menü gelingt ohne spürbare Wartezeit und macht nun endlich Spaß.

Wann fährt der nächste Zug? Eine kurze Frage genügt, und Google Assistant verrät die Zugverbindung von Frankfurt in die bayerische Hauptstadt.

Nur beim Senderwechsel werden ungeduldige Zapper noch nicht richtig glücklich. Das smarte TV-Erlebnis wird durch Google Assistant aufgewertet. Verkehrsinformationen, Sportnachrichten, Wettervorhersagen, Zugverbindungen oder Details zum TV-Programm liefert der 65-Zöller prompt, nachdem man per Stimme nachgefragt hat. Das trifft auch auf Menü-Einstellungen zu. Ist der ZF9 mit einem Alexa-fähigen Gerät verbunden, kann man den Flat-TV ebenfalls über Alexa-Sprachbefehle steuern. Zudem kooperiert der Flachmann mit Google Home. Das integrierte Chromecast erleichtert es, Fotos, Videos und die Inhalte von Streaming-Portalen komplikationslos auf den Sony zu streamen.

Freie Auswahl: Sony gestattet es dem Zuschauer, selbst zu entscheiden, welche Kanäle auf dem Startbildschirm erscheinen sollen.

Mit der kostenlosen App „Video & TV Side View“ ist es ebenfalls extrem komfortabel, eigene Videos auf dem Sony wiederzugeben. Zudem dient die App als Fernbedienung und erlaubt es, installierte Apps durch Antippen des jeweiligen Symbols zu öffnen.

Der ZF9 gehört zusammen mit dem OLED-Modell AF9 zu den ersten Sony-Fernsehern, die einen speziellen „Netflix Calibrated“-Modus an Bord haben. Das Bild soll zu 100 Prozent auf die Inhalte des Streaming-Anbieters abgestimmt sein, verspricht Sony. Im Bild-Menü gibt es dafür den eigenen Modus „Netflix-kalibriert“. Ist dieser ausgewählt, soll der Flat-TV exakt die richtigen Farbnuancen mit dem Dynamikumfang von Schwarz zu Weiß zeigen, wie ihn sich der Regisseur beim Dreh gewünscht hat. Die Unterschiede, ob das Netflix-Setup aktiviert ist oder nicht, sind allerdings nur marginaler Natur, wenn vorher der Bild-Modus „Dolby Vision Hell“ ausgewählt war. Der Sony nimmt hier nur minimale Eingriffe in das Bild vor, dieses erscheint sehr neutral.

Den Modus „Netflix-kalibriert“ findet man im normalen Bild-Modus. Er lässt sich für sämtliche Netflix-Inhalte aktivieren.

Ganz anders, wenn man einen Netflix-Streifen im HDR-Look „Brillant“ verfolgt hat und sich dann für „Netflix-kalibriert“ entscheidet: Die Farben sind jetzt viel natürlicher, die Leuchtkraft wird auf ein realistisches Maß reduziert und der Look erinnert an eine Vorführung im Kinosaal. Auch im Net­flix-Modus kann man an allen Bildparametern herumschrauben, diese sind im Menü nicht gesperrt. Das Feature steht nicht nur bei UHD-Inhalten mit HDR-Unterstützung zur Verfügung, sondern auch bei Filmen in klassischer HD-Auflösung. Angelehnt ist das kalibrierte Netflix-Bild an professionelle Master-Monitore, die bei hochwertigen Filmproduktionen eingesetzt werden.

Auch der Mediaplayer profitiert spürbar vom auf vier Gigabyte aufgeblasenen Arbeitsspeicher und der stärkeren Rechenpower: Filme in UHD-Auflösung und Fotos vom USB-Stick öffnen sich viel schneller als früher. Novum im KD-65ZF9 ist die Möglichkeit, den Apparat direkt über die CalMAN-Kalibrierungssoftware perfekt einzustellen.

Appsolut üppig: Alle wichtigen Apps aus nahezu allen Genres sind bei Sony an Bord. Nähere Details hierzu finden Sie auf Seite 55.

Bild- und Tonqualität

Beginnen wir mit einem äußerst positiven Aspekt: Die Blickwinkelstabilität des Sony ist ausgezeichnet. Auch bei starker seitlicher Betrachtung dunkeln sich Farben kaum ab oder verblassen, lediglich Schwarz und Rot hellen sich leicht auf. Enorm hoch ist auch die Leuchtkraft des ZF9: Im bevorzugten Modus „Kino“ kommt er bei Spitzlichtern auf 1.510 Candela, erhöht sich der Weißanteil von 10 auf 50 Prozent, sind es immer noch 780 Candela, und selbst bei vollflächigem Weiß stürzt der Fernseher mit 625 Candela nicht ins Bodenlose.

Smartphone-Setup: So werden die Google-Konten auf den Sony kopiert.

Bei der Farbtemperatur liegt man mit „Experte 1“ und 6.543 Kelvin goldrichtig. Die Vorteile bezüglich seiner tollen Blickwinkelperformance gehen beim Sony zulasten des mit 500:1 eher mageren ANSI-Kontrasts. Das Schwarz kann trotz Full-LED-Backlight mit dem eines OLEDs naturgemäß nicht konkurrieren, stellt man die Parameter aber richtig ein, so liefert der 65-Zöller selbst in einer Umgebung ohne Restlicht ordentlich dunkle Cinemascope-Balken im „Kino“-Modus.

App-Steuerung: Streaming-Portale starten durch einen Fingertipp.

Spiegelung: Filme vom Mobilgerät landen per App auf dem Flat-TV.

Das Gamma sollte nach unten geregelt werden, die Funktion „Autom. lokale Dimmung“ hingegen auf „Mittel“ oder „Hoch“ stehen, sonst findet eine zu starke Aufhellung statt. Ebenso liegt der perfekte „Schwarzwert“ bei knapp über 40. In einigen Szenen muss man mit diesem Set-up kleinere Einbußen bei den Details hinnehmen, aber gerade für die Schwarzdarstellung ist dies der optimale Kompromiss. Das Display ist schön gleichmäßig ausgeleuchtet, störende Hinterleuchtungen in Form heller Flecken sind nicht zu beobachten.

Abgesehen von einer kleinen Einschränkung im Grün-Bereich deckt der Sony bei HDR-Wiedergabe das DCI-P3-Spektrum vorbildlich ab.

Zur Bewertung der Bewegungsdarstellung dient uns wie immer das Februar-Kapitel der Blu-ray „Deutschland von oben“. Steht „Motionflow“ auf „Anwender“und die „Glätte“ bei 2, so  gleiten die Schiffe butterweich über die Elbe. Die Klarheit sollte bei 1 justiert werden, höhere Werte dunkeln das Bild zu sehr ab. Beeindruckend ist, wie sauber der ZF9 den glitzernden Abendhimmel mit Sonnenuntergang hinter Lindau am Bodensee zeigt. Die unzähligen Weiß-, Gelb-, Orange- und Goldtöne gehen ohne jegliche Streifenbildung mit präzisen Abstufungen ineinander über.

Die äußeren Punkte des Farbsegels trifft der Sony im SDR-Betrieb ganz exakt, nur bei den Rottönen im Mischbereich gibt es leichte Abweichungen.

Der Ton ist einer Master Serie und eines Heimkino-Fernsehers nicht würdig. Stimmen sind zwar sauber zu verstehen. Bei Musik kommt der Basslautsprecher mit zwei mal 10 Watt Leistung aber schnell an seine Grenzen. Diese klingt blechern und kalt, es fehlt an Präzision. 

Der Testbericht Sony KD-65ZF9 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 3000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

Mit seiner ausgezeichneten Blickwinkelstabilität setzt der KD-65ZF9 neue Maßstäbe für einen LCD-Fernseher. Neben der hohen Leuchtkraft gefällt der Sony vor allem durch sein spürbar flotteres Android-Betriebssystem. Schwarz ist nicht extrem dunkel, aber ordentlich. Der Ton hingegen ist dürftig.
Jochen Wieloch

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