Sonys neue XF85-Reihe steht für Vielfalt: nicht nur bei den Anschlüssen und der App-Auswahl, sondern auch bei den Bildschirmgrößen. Der LCD-TV ist in 43, 49, 55, 65, 75 und 85 Zoll erhältlich. Wir haben den 2.300 Euro teuren KD-65XF8505 mit Edge-LED-Backlight getestet. Das Display wird von einem schwarzen, 1,4 Zentimeter tiefen Aluminiumrahmen eingefasst. Für schmale TV-Tische ist der Sony nicht geeignet. Er thront nämlich nicht auf einem mittleren, sondern auf zwei seitlichen Standfüßen, wodurch der Untergrund mindestens 1,10 Meter breit sein sollte. Über kleine Kunststoffklappen lassen sich Kabel hinter dem Fernseher sauber durch die Füße verlegen.
Ausstattung und Praxis
Auch dieser Android-Fernseher, der mit Version 7.0 ausgeliefert wird, lässt sich extrem schnell mit Hilfe eines Android-Smartphones oder -Tablets einrichten. Die manuelle Eingabe des WLAN-Passworts entfällt auf diesem Weg. Für Aufnahmen muss ein USB-Speicherträger zunächst am Sony registriert und formatiert werden. Dank des Twin-Tuners für Kabel, Satellit und DVB-T2 kann ein Sender aufgezeichnet werden, während man einen anderen schaut. Über die Direktwahltaste „Title List“ gelangt man umgehend ins Aufnahme-Archiv. Hier werden die Aufzeichnungen zwar mit Titel, Datum und Sender, aber leider ohne Vorschaubild angezeigt. Stattdessen gibt ein Symbolbild Aufschluss über das jeweils archivierte Genre. TimeShift, die zeitversetzte Wiedergabe des laufenden Programms, wird nicht unterstützt. Allerdings lässt sich dieses Manko über einen kleinen Umweg beheben, indem man eine Aufnahme startet – dann kann man nämlich umgehend die Wiedergabe beginnen und die Sendung pausieren, obwohl diese noch ausgestrahlt wird.
Im Gegensatz zu früheren Versionen läuft Android 7.0 deutlich schneller auf dem XF8505. Mit dem Bedientempo von My Home Screen 3.0 bei Panasonic oder LGs Betriebssystem webOS 4.0 kann der Sony aber nicht mithalten. So dauert es beispielsweise eine gefühlte Ewigkeit, wenn man im „Action Menu“ das Bild-Setup öffnet.
Die Bedienung des Sony erfordert ein wenig Eingewöhnungszeit. Über die „Home“-Taste hat man Zugriff auf Apps, die Eingänge und Einstellungen. Unter der „Apps“-Taste verbergen sich weitere zahlreiche Applikationen, und das „Action Menu“ ermöglicht unter anderem Anpassungen an Bild und Ton. Eine Schaltzentrale wäre wünschenswert, um die zusätzlichen Navigationswege zu vermeiden. Schaut man Fernsehen, kann man über die „TV“-Taste zum EPG, zu Aufnahmen, zur Timer-Liste, zu den Anschlüssen, einer Sendervorschau, Favoriten und zu den bevorzugten Apps springen.
Sprachsteuerung
Über das integrierte Mikrofon nutzbar hat der Sony eine abgespeckte Version des Google Assistant an Bord. Fragen nach dem Wetter, zu Sportergebnissen, kommenden Programmhöhepunkten oder Filmwünschen beantwortet der Flat-TV mit direkten Antworten, grafischen Einblendungen oder YouTube-Empfehlungen. Auch Apps wie Maxdome lassen sich per Sprache gezielt öffnen.
Bildqualität
Die Fußball-WM macht mit diesem 65-Zöller extrem viel Spaß. Nicht nur das Geschehen auf dem Rasen, sondern auch die Nachbereitung bringt Freude. Die interviewten Spieler heben sich plastisch vom blauen Hintergrund mit den Werbelogos ab. Jede einzelne Schweißperle, jede Pore im Gesicht ist klar zu erkennen. Die Schärfe ist spitze im „Standard“-Modus. Toll auch die Optik im Studio: Der Boden ist satt schwarz, die Umrandungen mit leuchtenden Streifen sind präzise. Im Hintergrund sieht man auf der riesigen Videoleinwand nicht das geringste Rauschen. Ausnahme: In einer hinterlegten Nachtkulisse kämpft das Edge-Backlight-Panel mit unschönen Clouding-Effekten.
Die Überzüge der ZDF-Mikros leuchten kräftig orange, die Köpfe der Moderatoren und Experten trennen sich sauber und sehr kontraststark vom Hintergrund. Den Lichtsensor sollte man deaktivieren, die Bildschärfe passt mit um die 60, der „Motionflow“ ist mit „Standard“ richtig eingestellt.
Im Heimkino-Betrieb mit Blu-ray offenbart der Sony kleinere Schwächen bei der Schwarzdarstellung: Die Filmbalken sind nicht pechschwarz. Das stört bei Tag nicht, im total abgedunkelten Filmraum macht es sich aber störend bemerkbar – der recht dürftige Schwarzwert von 0,146 Candela/Quadratmeter belegt diese Beobachtung. Allerdings fällt diese erst im direkten Vergleich zu einem OLED-Fernseher wirklich auf, der bauartbedingt bei Schwarz immer Vorteile hat.
Für einen LCD-TV erreicht der KD-65XF8505 bei dunklen Tönen ein gutes Niveau. Erst bei vollflächigem Schwarz wird deutlich, dass das Panel nicht exakt gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Bei einem Blickwinkel jenseits der 45-Grad-Achse leidet zudem die ansonsten gute Kontrastdarstellung, der ANSI-Kontrast liegt bei 650:1. In den Ecken des Displays macht sich bei schwarzem Hintergrund zudem die Hinterleuchtung des Edge-LED-Backlights bemerkbar.
Steht die „Motionflow“ auf „Weich“, dann stellt der Sony Kameraschwenks und Bewegungen auch genauso dar. Der Überflug über den verschneiten Berggipfel in „Deutschland von oben“ beispielsweise erfolgt wunderbar geschmeidig und frei von Micro-Rucklern. Das verleiht dem Kinobild eine angenehme Ruhe und Souveränität. Als idealer Bildmodus im dunklen Wohnzimmer erweist sich „Cinema pro“. Farben trifft der Sony präzise, die Abweichungen bei den Graustufen sind minimal. Beeindruckend, wie detailreich der Japaner ein Braunkohlefeld aus der Luft zeigt. Unterschiedlichste Braun-, Gold-, Ocker-, Sand-, Grau- und Schwarztöne differenziert der Sony penibel: fein abgegrenzt, sauber durchgezeichnet und mit gut erkennbaren Details – etwa von Reifenspuren – innerhalb der einzelnen Felder.
Eine maximale Helligkeit von 508 Candela liefert der KD-65XF8505 im HDR-Modus „Cinema pro“. Das ist guter Durchschnitt. Hier beschert der Apparat ab Werk das beste Setting, das beim Fein-Tuning fürs perfekte Bild die wenigste Mühe macht. Die OLED-Mitbewerber von LG und Panasonic schaffen zwar knapp 280 Candela mehr, kosten dafür aber auch rund das Doppelte.
Zu empfehlen ist die Farbtemperatur „Experte 1“. Mit 6.928 Kelvin driftet der Sony zwar recht deutlich von der perfekten Vorgabe ab, allerdings sind die Abweichungen bei „Neutral“ mit 9.291 bzw. „Warm“ mit 8.161 Kelvin um einiges größer. Einziger Vorteil von der „Neutral“-Abstimmung: Die Leuchtkraft nimmt jetzt um rund 80 Candela pro Quadratmeter zu. Für die realistische Darstellung von Hauttönen und Gegenständen führt an „Experte 1“ jedoch kein Weg vorbei. Unübersehbar lebendiger und kraftvoller wird das Bild, wenn der „Erw. Kontrastverstärker“ auf „Hoch“ steht. Damit gerade in dunklen Passagen nicht zu viele wertvolle Details verloren gehen, kann man den Schwarzwert noch etwas nach oben schrauben.
Tonqualität
Zwei mal 10 Watt leistet das Soundsystem des Sony. Damit kann er keine Bäume ausreißen, Bässe sind überschaubar. Aktiviert man „ClearAudio+“, ist der Klang schön ausgeglichen. Stimmen sind gut zu verstehen, der Ton ist füllig, wenn auch etwas kühl. Musik fehlt es ein wenig an Wucht, aber für dramatische Untermalungen reicht die klangliche Power allemal. Dank Bluetooth 4.1 lassen sich kabellose Lautsprecher problemlos und flexibel mit dem KD-65XF8505 koppeln, um dem Sound auf die Sprünge zu helfen. Das integrierte Chromecast erleichtert das Streamen von Musik auf den 65-Zöller.
Der Testbericht Sony KD-65XF8505 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 2300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Sony KD-65FX8505 bietet ein gutes Bild, ordentlichen Ton und ein umfassendes App-Angebot. Die Farbdarstellung ist präzise, kleinere Abstriche gibt es für den Schwarzwert und die Blickwinkel-Stabilität. Punktemäßig liegt er zwar recht deutlich hinter der Testfeld-Konkurrenz, das darf angesichts des günstigen Preises aber nicht überraschen.
Jochen Wieloch