Sony KD-65X89J (Test)

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Sonys 1.400 Euro teurer KD-65X89J arbeitet mit direkter Hintergrundbeleuchtung und punktet durch ein durchdachtes Standfuß-Konzept mit zwei Aufstellmöglichkeiten: In der Standardeinstellung werden die beiden titanfarbenen Aluminiumfüße jeweils dezent an den Seiten angebracht. Optisch etwas auffälliger ist die schmale Einstellung, die sich für kleinere Standflächen eignet. So reduziert sich die Standbreite von 145 auf knapp 90 Zentimeter. Der Standfuß mit zwei Positionen ist für den X89J ab der Bildschirmgröße von 55 Zoll verfügbar, Käufer des 43- und 50-Zöllers müssen auf dieses Feature verzichten. Abgerundet wird die TV-Reihe durch einen 75-Zöller. Für die Montage an der Wand unterstützt der Sony-Flachmann mit einer Gehäusetiefe von 7,2 Zentimeter die VESA-Norm 30 x 30 Zentimeter.

Ausstattung und Praxis
Ausgestattet ist der 65-Zöller mit vier HDMI-Buchsen, von denen zwei sämtliche für Gamer relevanten 2.1-Spezifikationen mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, Auto Low Latency Mode und variabler Bildwiederholrate unterstützen. ALLM und VRR ist den HDMI-Buchsen 3 und 4 vorbehalten. Für dynamischere und kontrastreichere Darstellungen arbeitet der Sony mit den HDR-Formaten HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber nicht mit HDR10+ zusammen.

Bei den TV-Tunern ist der KD-65X89J limitiert: So ist für Satelliten-, Kabel- und digitales Antennenfernsehen jeweils nur ein Empfänger verbaut. Während Aufnahmen auf USB-Festplatte besteht dadurch keine Möglichkeit, das Programm zu wechseln, Time-Shift per Festplatte beherrschen die Japaner ohnehin nicht. Allerdings erlauben viele öffentlich-rechtliche Sender den Neustart des laufenden Programms über die blaue Taste der Fernbedienung, wenn der Apparat ins Internet eingebunden ist. Als Betriebssystem setzt der Sony auf Android 10, Google TV als Benutzeroberfläche macht einen aufgeräumten und intuitiv bedienbaren Eindruck. Das Arbeitstempo des Fernsehers ist gut, der 4KHDR- Prozessor X1 ermöglicht flotte Menüwechsel, kann aber mit den leistungsstärkeren X1 Extreme bzw. X1 Ultimate und dem Cognitive Processor XR nicht mithalten – das betrifft auch die visuelle Bildaufbereitung per Künstlicher Intelligenz.

Logisch aufgebaut: Im Gegensatz zu seinen hochpreisigeren Fernsehern hat Sony beim KD-65X89J den Steuerstab mit nicht illuminierten Tasten versehen. Dafür punktet der Signalgeber durch ein stimmiges Bedienkonzept und Direktwahltasten für die Streaming-Plattformen YouTube, Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video.

Die App-Auswahl des LCD-Fernsehers ist umfangreich und lässt beim Streamen mit Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV, DAZN, Sky Ticket und HD+ nahezu keine Wünsche offen. Inhalte zwischen Smartphone und Fernseher kann man zuverlässig mittels AirPlay 2, Bluetooth und Chromecast austauschen. Zur Sprachsteuerung steht Google Assistant über die Mikrofontaste auf der Fernbedienung zur Verfügung. Zudem lassen sich Alexa-fähige Geräte nutzen, um den Sony-TV über die eigene Stimme zu steuern.

Sieht gut aus: Die Benutzeroberfläche von Google TV wirkt aufgeräumt und ansprechend. Hier muss man nicht lange suchen, um den gewünschten Inhalt zu finden.

Super praktisch: Sonys „Schnelleinstellungen“ sind ein extrem cleveres Feature, um den Bedienkomfort zu erhöhen und die Zugriffszeiten zu verkürzen.

Wie wird das Wetter? Natürlich hat Google Assistant auch auf diese Frage die passende Antwort. Der Dienst wird über die Fernbedienung aktiviert.

Bild- und Tonqualität
Dynamisch, farbenfroh und erfreulich plastisch – unser erstes Fazit nach zehn Minuten HD-Dokumentation „Berlin und Brandenburg von oben“ fällt positiv aus. Der Sony stellt die strukturierte silberne Außenhaut des Berliner Fernsehturms sehr detailliert dar, arbeitet die unterschiedlichsten Grüntöne in Bäumen und Beeten mehr als 200 Meter tiefer mit vielen Abstufungen präzise heraus und lässt die Spree in den unterschiedlichsten Grün- und Blau tönen funkeln. Im „Standard“-Modus erreicht er bei 50- und 100-prozentigem Weißanteil jeweils 593 Candela, 535 sind es in Spitzlichtern. Im „Brillant“-Setting fi el bei unseren Messungen die Helligkeitsspanne mit 443 bis 559 Candela größer aus als im farblich besten „Kino“-Setting mit 522 bis 575 Candela. Extrem überrascht sind wir vom hohen ANSI-Kontrast mit einem Wert von knapp 1.900:1. Für die beste Farbtemperatur ab Werk empfehlen wir die Voreinstellung „Experte 2“, unser Testgerät lieferte hier solide 6.300 Kelvin.

Filme mit HDR-Unterstützung bereiten auf dem KD-65X89J durchaus Freude. So begeistert der Dolby-Vision-Titel „Unser Planet: Eiswelten“ mit erstaunlich dynamischen Unterwasseraufnahmen. „Brillant“ liefert hierbei deutlich mehr Tiefenschärfe, Kontrast und Power als „Dolby Vision Hell“ bzw. „Dolby Vision Dunkel“ – für eine höhere Farbnatürlichkeit sollte man jedoch die Farbtemperatur von „Kalt“ auf „Experte 2“ umstellen. Auch die weitläufigen Eislandschaften werden nicht nur als homogene weiße Flächen dargestellt. Vielmehr erkennt man hier einzelne Eiskristalle, die über die Schneeoberfläche wehen, Fußspuren von Eisbären und eine überraschende Farbvielfalt: Denn je nach Sonnenlicht schimmert der Schnee mal weiß, mal leicht bläulich und dann wiederum ganz dezent gelb bzw. orange.

Samsung, LG und mittlerweile auch Panasonic bieten die Möglichkeit, ihre Fernseher im unbenutzten Zustand optisch aufzupeppen – durch Gemälde, Zeichnungen, abstrakte Kunst, Wetterinformationen oder Nachrichten. Auch Sony ist jetzt auf diesen Verschönerungs-Zug aufgesprungen. Unter „Einstellungen“ und „System“ findet man den so genannten „Inaktivmodus“. Dieser hat ebenfalls die Aufgabe, das sonst schwarze, weil ungenutzte Display des KD-65X89J zu verschönern. Zur Auswahl stehen „Google Fotos“, eine „Kunstgalerie“ sowie der Menüpunkt „Experimentell“. Um eine Diashow mit Google Fotos zu starten, muss man entsprechende Inhalte über die App „Google Home“ auf dem Smartphone zugänglich machen. In der „Kunstgalerie“ findet man Inhalte aus den Rubriken „Empfohlene Fotos“, „Bildende Kunst“, „Erde und Weltraum“, „Street Art“ sowie „Mit Pixel aufgenommen“. Wetterdaten und Uhrzeit lassen sich in die jeweiligen Motive einblenden. Außerdem bestimmt man selbst, wie lange ein Bilderwechsel dauern soll.

Schwarz war gestern: Fotos, Kunst, Aufnahmen aus dem Weltraum oder Street Art – der Sony-Bildschirm lässt sich auf vielfältige Weise schöner gestalten.

Diashow ab: 5 Sekunden oder 10 Minuten, mit Uhrzeit oder Wetterdaten – der Zuschauer legt selbst fest, wie der „Inaktivmodus“ gestaltet wird.

Stark: Lediglich überschaubare Korrekturen sind erforderlich, damit der Sony im SDR-Farbraum ein solch gelungenes Messergebnis erzielt.

Minimal limitiert: Bei Gelb und Grün geht der 65-Zöller im HDR-Farbsegel nicht ans Limit – das ist bei Fernsehern in dieser Preisklasse fast schon Standard.

Für saubere Schwenks und Kamerafahrten sollte man die „Glätte“ der „Motionflow“ auf das Maximum stellen, außerdem die „Klarheit“ auf „1“ anheben. In hektischeren Sequenzen kommt der Sony an die Bildruhe teurerer Flachmänner mit schnelleren Prozessoren jedoch nicht heran. Die Blickwinkelstabilität überzeugt, erst jenseits von 45 Grad spürt man, dass Farben verblassen und die Intensität nachlässt.

Wer auf sattes Schwarz beim X89J gehofft hatte, der wird enttäuscht. OLED-Niveau erreicht der Sony nicht. Bei frontaler Draufsicht ist ein dunkles Grau drin, die Homogenität der Ausleuchtung ist allerdings mehr als solide. Nur bei genauer Betrachtung fallen an den Rändern dezente Aufhellungen ins Auge, bei etwas Tages- oder Kunstlicht im Raum ist hiervon aber nichts zu sehen. Schaut man von der Seite auf den Bildschirm, so ist die Gleichmäßigkeit der Darstellung immer noch gut. Das Grau hellt etwas auf, wird aber auch leicht unrein, Blau- und Rottöne kommen jetzt minimal hinzu.

Ausstattungs-Lücke: Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nur jeweils einfach verbaut. Dafür unterstützen zwei der vier HDMI-Buchsen den Standard 2.1.

Das 20 Watt starke Lautsprechersystem unterstützt Dolby Atmos und ist mit so genannten X-Balanced Speakern ausgestattet, die durch ihre besondere Bauform – eine Mischung aus runden und ovalen Lautsprechern – die Klangqualität aufmotzen sollen. Der 65-Zöller spielt angenehm luftig und unbeschwert auf, die Breite der Akustikbühne gefällt, und die Sprachverständlichkeit ist toll. Bei Bedarf führt das Gerät eine automatische Akustikkalibrierung durch. Bässe sind eher zurückhaltend. Für Musik ist der X89J durchaus ein passables Wiedergabegerät.

Der Testbericht Sony KD-65X89J (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

77 Gut

Ein Single-Tuner und eine suboptimale Schwarzdarstellung sind die einzigen nennenswerten Kritikpunkte am KD-65X89J. Ansonsten gefällt der Sony durch ein lebendiges Bild, guten Ton, hohen Bedienkomfort und viele Streaming-Apps inklusive HD+ und Apple TV.

Jochen Wieloch

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