Sony KD-65A1 (Test)

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Sich unter Messebedingungen eine seriöse Meinung zu bilden, fällt ganz schön schwer. Schließlich bezeichnen die Hersteller ihre Fernseher immer als die besten und ziehen nicht selten fragwürdige Vergleiche heran. So ließ Sony den A1 bei der Präsentation gegen das LG-Flaggschiff G6 (Test in audiovision 10-2016) antreten – und gewinnen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass das OLED-Panel von der südkoreanischen Konkurrenz kommt. Können Prozessoren und Bildschaltungen wirklich so viel bewirken? Wir haben es überprüft.

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Außergewöhnliche Optik

tv_son_kd-65a1_pcVon vorne sieht der KD-65A1 wie ein überdimensionaler Bilderrahmen aus – wir denken da natürlich nicht an die antik verschnörkelten, sondern an die modernen Modelle mit minimalistischem Rand. Für das Design hat sich die Marketing-Abteilung sogar einen eigenen Namen einfallen lassen: One Slate. Hier soll nichts vom 65-Zoll-Bild ablenken. Derzeit gibt es den OLED-TV auch in 55 Zoll, später rundet ein 77-Zöller mit 195 Zentimetern die Serie nach oben ab. Über einen klassischen Standsockel verfügt keines der Geräte. Stattdessen liegt das Display direkt auf dem Boden respektive Tisch auf, wobei eine wuchtige Stütze auf der Rückseite das Gleichgewicht hält. Sie ist fest mit dem Fernseher verbunden und wird bei Wandmontage einfach zurückgeklappt. In ihr steckt die komplette Technik samt Subwoofer. Dieser verhilft dem neuartigen „Acoustic Surface“-Soundsystem zu satten Bässen.

Das Design des extrem schmal eingefassten 65-Zöllers ist einzigartig, zumal das riesige OLED-Display über den Großteil der Fläche eine Bautiefe von unter acht Millimetern aufweist. Die gesamte Elektronik steckt im Standfuß sowie einem rund 40 Zentimeter breiten Bereich auf der TV-Rückseite, weshalb eigentlich kein Platz für gut klingende Stereosysteme übrig bleibt. Der Sony A1 nutzt jedoch den Bildschirm selbst als tönende Membran, die über jeweils zwei rückseitige Aktuatoren angeregt wird.

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Bild mit Stereoton: Die linken und rechten Treiber sitzen auf halber Bildschirmhöhe und erzeugen eine gute Raumabbildung. Bild und Ton verschmelzen kongenial zusammen.

Die Bauweise ähnelt früheren NXT-Körperschallwandlern und heißt bei Sony „Acoustic Surface Technology”: Minimale Schwingen der Treiber produzieren einen erstaunlich vollen Klang – ähnlich einer Spieluhr, die man auf eine Tischfläche aufsetzt. Nur tiefe Töne lassen sich damit nicht erzeugen und werden zum Bassreflex-Subwoofer im Standfuß geleitet (2.1-System). Fünf Endstufen versorgen den drei Zoll großen Tieftöner sowie die vier Aktuatoren mit jeweils zehn Watt.

Die Klangqualität beeindruckt, wobei wir nicht spektakulär meinen, sondern im besten Sinne unaufdringlich sowie sehr homogen. Stimmen klingen sonor und fest, da der Übergang zwischen dem mittig abstrahlenden Subwoofer und den Stereosystemen bruchlos gelingt. Letztere strahlen direkt zum Publikum ab und ertönen deshalb natürlich offen. Auch dank der breiten Stereobasis verschmelzen sie kongenial mit dem großen Bildschirm. Erst bei höheren Pegeln lassen die Wandler das Display leicht vibrieren, was man mit den Fingern spüren kann.

Der Subwoofer verdient seinen Namen, da er schon ab 50 Hertz saubere Bässe reproduziert und ab 60 Hertz volle Pegel beisteuert. Der maximale Schalldruck von 93 Dezibel bei 80 Hertz überrascht – so einen zugleich eleganten und klangvollen Flachbildschirm hat Sony noch nie präsentiert. Das kommt auch bei der Arie aus „Das fünfte Element“ zum Tragen, wenn die Diva mit facettenreicher Stimme leichte Schauer über die Nacken der Hörer treibt. Die knisternde Atmosphäre und räumliche Tiefe des Opernsaals ist in leisen Passagen spürbar und selbst beim Fortissimo des Orchesters bricht das Klangbild kaum ein. Die ab Werk vorgenommene Abstimmung im Modus „ClearAudio+“ überzeugt uns jedenfalls auf Anhieb. Klangtüftler bekommen neben dem Preset „Standard“ noch die Klangmodi „Kino“, „Live-Fußball“ und „Musik“ sowie im erweiterten Tonmenü einen Regler für Stärke des Raumklangeffekts und einen Sieben-Band-Equalizer an die Hand.

Innovative Lösung: Je zwei Aktuatoren übertragen die Tonschwingungen direkt auf das dünne OLED-Panel, das in sich selbst schwingt und verblüffend gut klingt.

Innovative Lösung: Je zwei Aktuatoren übertragen die Tonschwingungen direkt auf das dünne OLED-Panel, das in sich selbst schwingt und verblüffend gut klingt.

Ausstattung und Praxis

Steht wie eine Eins: Sonys A1 kommt ohne klassischen Standfuß daher. Die massive Stütze auf der Rückseite beherbergt die Technik sowie einen Drei-Zoll-Subwoofer.

Steht wie eine Eins: Sonys A1 kommt ohne klassischen Standfuß daher. Die massive Stütze auf der Rückseite beherbergt die Technik sowie einen Drei-Zoll-Subwoofer.

Das Innenleben an sich ähnelt weitgehend dem des LCD-Spitzenreiters ZD9 (audiovision 11-2016), den die Japaner übrigens fortführen – mit dem Unterschied, dass der A1 wie alle 2017er-Modelle von Sony auf 3D verzichtet (das kostet einen Punkt) und dank selbstleuchtender Pixel ohne Backlight oder Local-Dimming auskommt. Auf die „Ultra HD Premium“-Zertifizierung legt der Hersteller nach wie vor keinen Wert, auch wenn die zuletzt getesteten Flaggschiffe die Anforderungen locker erfüllen. Für eine flotte Signalverarbeitung und hohe Detailtreue sorgt der „X1 Extreme“-Prozessor, der nach einem Software-Update sogar Dolby Vision unterstützen soll. Hybrid Log Gamma (HLG) dürfte im gleichen Zuge nachgerüstet werden, so dass der interne Universal-Tuner künftig in HDR-Qualität ausgestrahlte Programme empfängt. Unabhängig davon ermöglicht das Twin-Konzept die Wiedergabe und Aufnahme mehrerer Sat-, Kabel- oder DVB-T2-Kanäle zur selben Zeit.

Zu guter Letzt bringt die Firmware das Android-Betriebssystem auf den aktuellen Stand. Wünschen würden wir uns von Version 7.0 (Nougat) neben besagten technischen Neuerungen eine höhere Stabilität beziehungsweise kürzere Reaktionszeiten, da das Navigieren derzeit ein wenig träge und hakelig vonstattengeht. Insbesondere nach dem Start dauert es etwas, bis die bildlastige Benutzeroberfläche vollständig geladen ist. Keine Wünsche offen lässt das Smart-TV-Angebot, bietet Googles Play Store doch die marktweit größte Auswahl an Internet-Diensten. Die beliebtesten Apps wie YouTube, Netflix und Amazon Videosind vorinstalliert.

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SDR-Qualität: Beim Abspielversuch von Dolby-Vision-Democlips via USB aktiviert der Sony-OLED kein HDR-Preset, spielt die Inhalte allerdings mit Bild und Ton ab.

Bildqualität

Die besten Farben zeigen gleichermaßen die Presets „Cinema pro“ und „Anwender“. Weiß ist mit 6.779 Kelvin minimal zu kühl eingestellt, was Bildtüftler im erweiterten Farbtemperatur-Menü durch leichtes Absenken des Reglers „Blau Gain“ optimieren können. Rot und Grün sind leicht erweitert und strahlen intensiv. Im Labortest fällt uns bereits mit simplen Testbildern auf, wie homogen sowie rein der Sony A1 alle Farben auch von der Seite leuchten lässt. Zudem driften sie kaum – selbst gelbe Töne, die auf OLED-Panels oft in Richtung Grün wandern, wirken auch aus schräger Perspektive weitgehend natürlich. Da auch die Helligkeit kaum einbricht, zählt der A1 zu den blickwinkelstabilsten Fernsehern, die uns bis jetzt untergekommen sind.

X-tended Dynamic Range (Pro): Die im erweiterten Bildmenü versteckte Funktion steigert die Helligkeit von Spitzlichtern, doch fehlt uns eine feine Gamma-Justage.

X-tended Dynamic Range (Pro): Die im erweiterten Bildmenü versteckte Funktion steigert die Helligkeit von Spitzlichtern, doch fehlt uns eine feine Gamma-Justage.

Deshalb und aufgrund der perfekten Schwarzdarstellung lässt sich auf allen Plätzen eine grandiose Bilddynamik genießen: Der ANSI-Kontrast erreicht schon mit SDR-Videos satte 3.327:1, der Schwarzwert liegt OLED-typisch nahezu bei null. Auch der Hellraumkontrast  von 1.415:1 überzeugt.

Sonys LCD-Fernseher mit konventionellem Backlight wie der in audiovision 4-2017 getestete KD-55XE9305 liefern sehr helle HDR-Bilder von annähernd 1.500 Candela. Daran scheitert der A1 technisch bedingt, schafft aber mit 651 Candela in Spitzlichtern (APL zehn Prozent) einen Top-Wert in der OLED-Klasse. Ähnlich hell war nur der Philips 55POS901F (audiovision 2-2017).

Plakativ: Im HDR-Preset „Cinema home“ zeigt der Sony erweiterte Farben, aber auch eine dunkle Gamma-Kennlinie. Dafür bleiben Lichter differenziert.

Im Vergleich zu SDR leuchten HDR-Spitzlichter dreimal und 25-Prozent-Weißfenster gut doppelt so hell (433 statt 204 Candela). Im vollflächigen Weißfeld liegen der Bildmodus „Cinema pro“ in HDR und SDR eigentlich gleichauf: Maximiert man den SDR-Kontrast, steigert sich der Sony von 123 auf identische Werte von knapp 160 Candela. Das funktioniert auch bei HDR-Quellen, allerdings clippen dann zum Beispiel Lichtreflexe in Gesichtern spürbar. Helle Nuancen differenziert der A1 besser, wenn man parallel zur Anhebung des Schwarzwerts auf 62 den Kontrast auf 78 absenkt. Dabei wird auch die Farbsättigung reduziert und die HDR-Bilder wirken weniger plakativ, aber feiner differenziert. Große weiße Flächen hinter dem Gesicht in einem HDR-Testclip werden dabei sogar etwas heller und keineswegs dunkler gezeigt, was auf eine komplexe dynamische OLED-Ansteuerung im HDR-Modus hinweist.

Bestes HDR-Preset: „Cinema pro“ schränkt Grün stärker ein und Magenta driftet ebenfalls in Richtung Rot. Das hellere Gamma gefällt uns aber am besten.

Bestes HDR-Preset: „Cinema pro“ schränkt Grün stärker ein und Magenta driftet ebenfalls in Richtung Rot. Das hellere Gamma gefällt uns aber am besten.

Für Anhänger intensiver Farben ist der Bildmodus „Cinema home“ eine interessante Alternative, da er mit SDR- wie HDR-Quellen einen etwas größeren Farb­raum abdeckt (siehe DCI-P3-Diagramme). Zudem übersteuert er weniger und differenziert deshalb helle Kontraste besonders sauber. Dieser Bildmodus ist allerdings auch mit einer deutlich dunkleren Gammakennlinie verknüpft und wirkt deshalb in vielen HDR-Szenen zu düster. Deshalb bleiben wir mit HDR-Clips bei der Empfehlung „Cinema pro“ und behalten bei „X-tended Dynamic Range“ die Stufe „Hoch“. Ansonsten würden düstere Szenen noch dunkler wirken.

Eine andere Kleinigkeit fällt nur selten auf: Ähnlich wie beim KD-55XE9005 zeigt auch der A1 mit HDR-Quellen eine Abweichung der Farbe Magenta. Sie driften auffallend stark in Richtung Rot (siehe CIE-Diagramm).

Düstere Szenen sind ein Fest für den Sony, der mit rabenschwarzen Letterbox-Streifen sowie intensiven Farben glänzt. Einige Nuancen und dunkle Graustufen verschwinden nur deshalb, weil sie der Helligkeitsregler kappt: Er ist im Expertenmenü unter „Schwarzwert“ versteckt und sollte auf „53“ erhöht werden. Etwas stärkere Anpassungen erfordern HDR-Filme. Ärgerlich: Der A1 speichert diese nicht getrennt für SDR- und HDR-Quellen. Mit HDR-Clips steigert der Sony die Spitzlichter dramatisch von 217 auf 650 Candela. Im vollen Weißbild schmilzt die Leuchtkraft dagegen auf 159 Candela und ist nur etwas heller als bei SDR.  Trotzdem saufen dunkle Konturen ab, was mangels einer Gamma-Justage nicht korrigierbar ist.

Optimal für ein breites Publikum: Der Sony A1 zeigt eine erstklassige Blickwinkelstabilität. Selbst die Farben driften von der Seite kaum, bleichen in keiner Weise aus.

Optimal für ein breites Publikum: Der Sony A1 zeigt eine erstklassige Blickwinkelstabilität. Selbst die Farben driften von der Seite kaum, bleichen in keiner Weise aus.

Im Motionflow-Preset „Echtes Kino“ erscheinen Kinofilme originalgetreu im 24p-Modus. Allerdings verschmieren Details in Sportübertragungen. Leider lassen sich die Kinoglättung und die TV-Bewegungsschärfe auch im Anwendermenü nicht getrennt einstellen. Ein guter Kompromiss ist die Stufe „2“ des fünfstufigen Reglers „Glättung“: Sie aktiviert bereits die höchste Bewegungsschärfe bei Sportinhalten (höhere Einstellungen bringen nichts mehr), ohne den originalen Filmlook von Kinostreifen allzu stark zu verändern. Noch etwas schärfere Sportszenen soll der Regler „Klarheit“ ermöglichen. Er halbiert zwar die Helligkeit, erzeugt aber mit PAL-TV starkes 50-Hertz-Flackern ohne deutliche Steigerung der Bewegungsschärfe. Wenn überhaupt, ist er bei NTSC-Videos einsetzbar, die mit höher Bildrate arbeiten (60 Hertz).

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Der Testbericht Sony KD-65A1 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 5500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 06-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 Sehr gut

Mit seinem hohen Kontrast, den brillanten Farben und dem satten Schwarz erobert der Sony KD-65A1 nicht nur die Herzen von Cineasten, sondern auch unsere Bestenliste. OLED-typisch bricht die Helligkeit bei großem Weißanteil ein. Dafür liefert das innovative Audiosystem einen famosen Klang.
Martin Ratkovic, Udo Ratai

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