Sonos Beam (Test)

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Mit Wohnzimmer-freundlichen Designs und innovativer Software hat sich Sonos zu den Big-Playern im Audio-Streaming-Segment gemausert. Nach der „Playbar“-Soundbar (Test in 6-2013) und dem Sounddeck „Playbase“ (Test in 8-2017) legen die Amerikaner jetzt mit der Soundbar „Beam“ nach. Der zierliche Riegel schlägt mit nicht gerade günstigen 450 Euro zu Buche, ist in den Farben Schwarz oder Weiß erhältlich und passt dank elegantem wie unauffälligem Design ausgezeichnet in moderne Wohnzimmer. Aus unserer Sicht nicht optimal ist jedoch der Trend zum Mini-malismus, dem das Unternehmen frönt. Hierzu später mehr.

Ausstattung & Technik

In der Farbe Weiß verschwindet die Beam beinahe auf unserem hellgrauen Tisch, auch weil die Maße von nur 6,9 x 65,1 x 10,0 (H x B x T) Zentimetern verglichen mit so manch anderen Soundbar-Kollegen beinahe winzig ausfallen. Was aber durchaus von Vorteil ist, denn so passt der Riegel, ohne ins Bild zu ragen, vor die meisten Fernseher. Zudem ist eine Wandmontage möglich, wofür Sonos spezielle und leider recht teure Halterungen (70 bis 200 Euro) anbietet. 

Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, die Seiten sind mit Stoff umspannt. Im Inneren verbergen sich ein Hochtöner und 4 Woofer, die von 5 Digitalverstärkern angetrieben werden. Die Bass-Treiber werden zusätzlich von 3 passiven Chassis unterstützt. Auf der leicht geschwungenen Oberseite befinden sich Touch-Tasten für Lautstärke, Wiedergabe/Pause bzw. Vor/Zurück und das An- bzw. Abschalten der verbauten 5 Fernfeld-Mikrofone.

Abgespeckt: Strom, Netzwerk und ein HDMI-Port – mehr lässt sich an die Beam nicht anschließen.

Erstmals verbaute Sonos einen HDMI-Port in einem ihrer Lautsprecher. Das begrüßen wir, weniger überzeugt uns aber der Spartrend, denn darüber hinaus bietet die Beam-Bar keine Tonanschlüsse. Wer den Sound von Blu-ray-Player, Settop-Box, Gaming-Konsole oder einem anderen Zuspieler über die Beam wiedergeben möchte, muss diese Geräte zwangsläufig mit dem Fernseher verkabeln, der via Audio-Return-Channel (ARC) die Tonsignale an die Beam-Bar schickt. Der beiliegende Adapter münzt eine Toslink-Buchse auf HDMI, was nötig wird, sofern der Fernseher keine ARC-Funktion besitzt und somit über den SPDIF-Ausgang mit der Beam verkabelt werden muss.

Neben Ethernet ist  WLAN (2,4 GHz) an Bord, das die Box ins heimische Netzwerk einspeist. Zudem gibt es Sound-Streaming via Apples AirPlay. Auf Bluetooth verzichtet die Beam jedoch, „der vielseitigste Smart Speaker der Welt für TV und Musik“ (Sonos Pressetext) ist die Beam allein schon deshalb nicht wirklich.

In den Einstellungen der Sonos-App entdeckt man auch einen Equalizer sowie eine Loudness-Funktion.

Für die Inbetriebnahme des Klangbalken ist eine Internetverbindung, die Sonos Controller App und ein Benutzerkonto bei Sonos notwendig – ohne dieses Trio bleibt die Soundbar stumm. Dies und die holprige Ersteinrichtung führt zu einem Punktabzug in der Kategorie Bedienung, ebenso das Fehlen einer klassischen Fernbedienung, die bei reinen Multiroom-Speakern überflüssig erscheinen mag, bei einer Soundbar aus unserer Sicht aber Pflicht ist. Dieser Umstand erspart dem Hersteller Produktionskosten, bietet dem Nutzer aber nur Nachteile: So müssen bis auf die Lautstärke, die bei HDMI-Verkabelung dank CEC bequem über die Fernbedienung des angeschlossenen Fernsehers geregelt wird, alle anderen Einstellungen via App vorgenommen werden – etwa die Sprachverbesserung und Dynamikanpassung, Loudness, Lip-Sync und der Equalizer für Bässe wie Höhen.

Bedienung am Gerät: Vier Tasten auf der Oberseite (hier die weiße Beam-Version) erlauben die Bedienung am Gerät. Zur Wahl stehen Play/Pause, leiser und lauter sowie An/Aus für die eingebauten Mikrofone.

Über Amazons Sprachassistenten Alexa erfolgt vornehmlich die Steuerung von Musik-Streaming-Funktionen und Info-Diensten („Alexa, wie ist das Wetter?“). Hierfür wurden 5 Mikrofone integriert, die sich auch abschalten lassen – damit Amazon nicht pausenlos mithört. In der Praxis empfinden wir das laute Sprechen während des Film- oder Musikgenusses ohnehin als störend. Neben Alexa ist die Beam auch mit Apples Sprachdienst Siri kompatibel.

An Tonformaten spielt die Sonos PCM- und Dolby-Signale ab, weshalb der TV anliegenden DTS-Ton umwandeln muss. Das beiliegende Faltblatt informiert mehr schlecht als recht über die Ersteinrichtung, alle anderen Informationen muss man sich mühselig auf der Sonos-Webseite zusammensuchen – so auch die Bedienungsanleitung.

Streaming bis zum Abwinken

Sind die Hürden der Netzwerkinstallation erst einmal überwunden, kann man sich in die App einarbeiten. Die Software übernimmt nicht nur die Steuerung, Quellenwahl und Klangmodifikation, sie bietet auch diverse Multiroom-Vernetzungsmöglichkeiten sowie den Zugriff auf einen Heimserver. Neben dem kostenlosen Web-Radio in Form von TuneIn ist auch die Nutzung von über 60 Musik-streaming-Diensten möglich – darunter Apple Music, Amazon Music, Spotify, Google Play, Juke, Deezer, Napster, Tidal, Soundcloud und viele mehr.

Ob kostenlos oder kostenpflichtig, die Sonos App ist in Sachen Musik-Streaming breit aufgestellt.

Das „Trueplay“-Einmess-System für die Klangoptimierung der Beam an den Hörraum steht nur bei Nutzung von Apple-Geräten beziehungsweise der iOS-App zur Verfügung.

Die Sonos Controller-App ist das Herzstück aller Sonos-Geräte, sie ist verfügbar für Android- und Apple-Systeme, aber auch für Desktop-Rechner basierend auf den Betriebssystemen Windows und macOS; Linux-Nutzer gehen dagegen leer aus.

Bevor man die App und damit das Gerät nutzen kann, muss man ein Benutzerkonto bei Sonos anlegen. Wie dadurch die „Sicherheit deines Systems“ gewährleistet wird, verschweigt der Hersteller. Personalisierte Daten (etwa über die Nutzung der Streaming-Dienste) sammeln kann man damit aber wunderbar.

Für die Inbetriebnahme der Sonos Beam – und aller anderer Sonos-Produkte – ist die App notwendig, denn ohne die Ersteinrichtung spuckt die Bar keinen Ton aus. Um die App nutzen zu können, muss man sich jedoch bei Sonos registrieren bzw. dort einen Account anlegen. Hierfür benötigt man eine E-Mail-Adresse und ein Passwort. Wer aus Datenschutzgründen keinen Account anlegen möchte, der kann sein Sonos-Produkt nicht nutzen. Diese Praxis empfinden wir als wenig kundenfreundlich, zumal Sonos auf den Kontozwang weder auf der Verpackung noch im Schnellstart-Guide hinweist.

„Nicht verbunden“: Diese Fehlermeldung aufgrund einer fehlgeschlagenen Erstinstallation bekamen wir öfter zu lesen.

Ist die Account-Hürde genommen, erfolgt die Einrichtung der Beam, die bei unserem Test recht holprig über die Bühne ging. Die Beam wurde bei der Einrichtung zwar mit unserer App verbunden, die Installation konnte aber nicht abgeschlossen werden. Alle weiteren Versuche schlugen erst einmal fehl. Erst, als wir von unserem Apple Desktop-Mac zu einem Android-Handy wechselten, funktionierte die Einrichtung vollständig, jedoch auch erst im zweiten Versuch.

Optionaler Ausbau

Wer möchte, kann seine Beam-Soundbar zu einem 5.1-Set mit Subwoofer und Rear-Speakern ausbauen. Als Woofer kommt dabei der Sonos „Sub“ (800 Euro) zum Einsatz, der sowohl liegend als auch stehend betrieben werden kann und somit ein unauffälliges Plätzchen im Wohnzimmer finden sollte. Für Surround-Sound sind zwei „Play:1“-Speaker angedacht, die wie der Subwoofer drahtlos zur Beam Kontakt aufnehmen; die App übernimmt die Installation aller Lautsprecher. Ein Komplett-Set bestehend aus  Beam, Sub und zweimal Play:1 kostet 1.600 Euro.

Tonqualität

Im Hörtest machten sich umgehend tonale Verfärbungen bemerkbar: In bester Bose-Tradition betonte die Beam Bässe und Höhen, vernachlässigte aber mittlere Frequenzen, was zu einem etwas eingedickten Klang führte. Schuld hieran trägt vor allem die Loudness-Schaltung, die standardmäßig aktiviert ist und die wir ausschalteten. Ein kleiner Plus-Schubs im Bass-Equalizer brachte dann einen relativ ausgewogenen Klang zu Gehör. Auch überzeugte die angenehme und luftige Spielart, die nirgends aneckte und zum Langzeithören einlädt. In der wichtigsten Soundbar-Disziplin Sprach-wiedergabe schlug sich die Beam sehr gut, auch aus stark seitlichen Hörwinklen blieben Dialoge sauber verständlich. Die Funktion „Sprachverbesserung“ sorgte nochmals für mehr Klarheit, hellte den Sound aber auf.

Für die Party-Beschallung in großen Wohnzimmern ist die Beam nicht ausgelegt. In kleinen bis mittleren Räumen machte der Soundriegel aber ordentlich „Krach“, die Attacke des Kampfpanzers in unserer beliebten Testszene aus „Ghost in the Shell“ (ab 87:24, Dolby Atmos) pustete die Soundbar dynamisch und auch bei voll aufgedrehter Lautstärke verzerrungsfrei in unseren Hörraum. Die Dynamikreduktion „Nachtsound“ ebnete Pegelspitzen fürs Leisehören ein.

Den Gesetzen der Physik kann aber auch die Beam nicht trotzen, kräftige und tiefe Bässe waren dem kleinen Riegel nämlich nicht zu entlocken. Wer gerne Action-Kost guckt, ist gut beraten, den Speaker mit dem separat erhältlichen Sonos „Sub“ zu kombinieren. Auch in Sachen Räumlichkeit war viel Luft nach oben: Zwar tönten effektelastige Dolby-Trailer vorne gut zwei Meter breit, seitlich des Hörplatzes oder im Rücken konnten wir aber nichts hören. Virtuelle Klangschaltungen können gerade in Sachen Räumlichkeit wahre Wunder bewirken, Sonos verzichtet aber darauf.

Auch Musik lässt sich gut auf der Beam hören, vor allem Pop und Rock. Hier spielte die Bar locker und detailreich auf. In den Disziplinen Räumlichkeit und Bass darf man allerdings keine allzu hohen Ansprüche stellen. Der Sound klebte meist am Lautsprecher, bei Techno-Musik tönten kräftige Bässe mehr nach lauem Lüftchen, anstatt im Magen spürbar zu sein.              

                                         

 

 

Der Testbericht Sonos Beam (Gesamtwertung: 66, Preis/UVP: 450 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

66 befriedigend

Die Sonos Beam liefert guten Klang aus einem kompakten Lifestyle-Gehäuse und punktet mit zahllosen Streaming-Optionen. Die Einrichtung, Bedienung und Ausstattung des Geräts fällt dagegen nicht optimal aus, was viele Punkte kostet.
Andreas Oswald

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