Samsung GQ75QN900BT

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Samsungs bester 8K-Fernseher des Jahrgangs 2022 optimiert die Display-Darstellung mit „Quantum-Matrix-Technologie Pro“ und setzt auf 14-Bit-Signalverarbeitung. Erstmals lässt sich das TV-Bild bequem über ein Smartphone kalibrieren.

Nachdem Samsung im vergangenen Jahr seiner neuen TV-Generation erstmals die Mini-LED-Technik spendiert und diese auf den Namen Neo QLED getauft hatte, bezeichnen die Koreaner die technische Weiterentwicklung ihrer 2022er-Modelle mit dem etwas sperrigen Namen „Quantum-Matrix-Technologie Pro“. Diese kommt natürlich auch im neuen 8K-Spitzenmodell QN900B zum Einsatz, das wir auf den folgenden Seiten testen. Während der 75-Zöller mit 7.700 Euro zu Buche schlägt, gibt es zusätzliche Varianten in 65 und 85 Zoll für 5.700 respektive 11.000 Euro. Die Quantum-Matrix-Technologie Pro soll die Mini-LEDs präziser ansteuern und kleinste Details sowohl in den dunkelsten als auch in den hellsten Bildbereichen besser herausarbeiten. Zudem setzt Samsung nun auf eine 14- statt der bisherigen 12-Bit-Verarbeitung. Im Vorgänger GQ75QN900A (Test in 4-2021) kamen mehrere tausend Mini-LEDs mit 1.920 Dimming-Zonen zum Einsatz. Samsung nennt diesbezüglich traditionell keine technischen Details, wir gehen im aktuellen Modell von ähnlichen Werten aus.

Optisch unterscheidet sich der GQ75QN900BT praktisch nicht vom Vorgänger. Das gerade mal 1,54 Zentimeter tiefe Display wird von einem hochwertigen Metallrahmen im schicken Lochdesign verkleidet. Geblieben sind der massive Metallfuß und die ausgelagerte One Connect Box mit den Anschlüssen, die sich wahlweise frei platzieren lässt oder rückseitig versteckt auf den Tischfuß aufgesetzt wird. Für beide Einsatzszenarien liefert Samsung ein 2,5 und 0,3 Meter langes silberfarbenes Anschlusskabel mit, das hinten im 8K-Boliden eingesteckt wird. Der 75-Zöller unterstützt die Wandmontage dank VESA-Norm 400 x 400 Millimeter. Das vorherige 6.2.2-Kanal-Audiosystem mit 80 Watt wird nun durch ein 90 Watt starkes 6.2.4-Setup ersetzt.

Ausstattung und Praxis
Neues Modelljahr, neuer Prozessor: Im QN900B werkelt der Neural Quantum Prozessor 8K, der nicht nur auf ein neuronales Netz, sondern auf Daten von 20 neuronalen Netzen zugreift, um einzelne Details eines Bildes gezielt zu optimieren. Durch die 14-Bit-Signalverarbeitung steigt die Zahl der darstellbaren Helligkeitsstufen von 4.000 auf 16.000 an. Mit dem „Real Depth Enhancer“ will der 75-Zöller bei der Bildtiefen-Optimierung das menschliche Auge imitieren und den Kontrast im Bildvordergrund erhöhen.

Wie gehabt arbeitet Samsung mit Künstlicher Intelligenz (KI). Neu sind die Modi „Optimiert“ und „EyeComfort“ (mehr hierzu im entsprechenden Kasten). Die ausgelagerte Anschlussbox beinhaltet vier HDMI-Ports, die den Standard 2.1 unterstützen. Der GQ75QN900BT verarbeitet nicht nur 4K-Signale mit 120 Hertz, sondern auch 8K-Auflösung mit 60 Hertz. Gamer freuen sich über Variable Refresh Rate (VRR), den Auto Low Latency Mode (ALLM), FreeSync Premium Pro und HGiG-Kompatibilität. Für noch schärfere Bilder soll der „Motion Xcelerator Turbo Pro“ mit einer Bewegtbilddarstellung in 4K mit bis zu 144 Hertz sorgen.

Minimal modifiziert: Die Samsung-Fernbedienung wurde gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert beibehalten. Einziger Unterschied: Für das Portal Disney+ gibt es jetzt eine eigene Taste.

Die Einrichtung des Flat-TVs gelingt weiterhin per Fernbedienung oder deutlich komfortabler über die „SmartThings“-App. Spannend ist der erste Blick auf die Benutzeroberfläche. Das Tizen-Betriebssystem hat einen leicht modifi zierten Look erhalten. So sortiert Samsung in der oberen Reihe eine Auswahl wichtiger Apps, darunter zuletzt verwendete Quellen wie das TV-Programm oder einen angeschlossenen Blu-ray-Player, dann folgt eine Auswahl an Programmvorschlägen aus Mediatheken und Streaming-Portalen. Links haben die Koreaner eine Suchfunktion, den Ambient-Modus und den Menüpunkt „Medien“ versteckt. Im darunterliegenden „Menü“ gelangt man zu den Bildund Toneinstellungen, zu verbundenen Geräten und zum „Multi View“, um jetzt noch mehr Zuspieler wie Blu-ray-Player, Smartphone, YouTube, Live-TV oder eine Webcam in nebeneinanderliegenden Fenstern gleichzeitig darzustellen. Nutzer können dazu eigene Layouts mit bis zu vier Fenstern definieren. Das Bedientempo des 75-Zöllers ist hoch, der Bedienkomfort ist top. Die Fernbedienung mit rückseitigem Solarpanel ist unverändert gegenüber dem Vorjahr, einziger Unterschied: Auch Disney+ hat jetzt eine eigene Taste.

Das Streaming-Angebot des Koreaners fällt unter anderem mit Netflix, Amazon Prime Video, DAZN, Apple TV, Rakuten TV, Sky Ticket, RTL+, MagentaTV, Joyn und Disney+ sehr üppig aus. HD+ für Sat-Empfang ist bereits an Bord, HD+ IP wird per Software-Update nachgereicht. Apps lassen sich in beliebiger Reihenfolge auf dem Startbildschirm anpinnen.

Ausgelagert: Der GQ75QN900BT hat keine eigenen Anschlüsse. Er wird über ein silbernes Kabel mit dieser flachen schwarzen Box verbunden. Hier befi nden sich unter anderem vier HDMI-2.1-Ports, außerdem drei USB-Buchsen und die Twin-Tuner zum Empfang von Kabel-, Satelliten und digitalem Antennenfernsehen.

Tizen modifi ziert: In der oberen Reihe befinden sich die beliebtesten Apps, darunter werden die zuletzt verwendeten Inhalte und das TV-Programm aufgelistet.

Neues Menü: Die „Einstellungen“, „Verbundene Geräte“ und das Setting „Multi View“ werden jetzt zusammen als Dreierpack gruppiert.

TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 hat der Samsung jeweils doppelt verbaut, so ist man bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte flexibel. Die Sprachsteuerung gelingt wahlweise über Alexa, Google Assistant und Bixby. Der leistungsstarke Mediaplayer stellt Fotos und Videos in 360-Grad-Ansicht dar.

Ein echtes Novum ist die Möglichkeit, den 75-Zöller per Smartphone zu kalibrieren. Dazu muss man einen QR-Code vom TV-Bildschirm scannen. Im „Standardmodus“ erfolgt eine einfache Kalibrierung für den Weißabgleich und die Optimierung des Bildmenüs, der „Profi modus“ führt eine Kalibrierung für einen Weißabgleich mit 20 Punkten, Graustufen-Linearität, Gamma und Farbart durch. Hierzu muss man die Smartphone-Kamera auf ein weißes Rechteck auf dem Flat-TV ausrichten. Für die längere Profi -Kalibrierung sollte man ein Stativ verwenden. Anhand einiger Testaufnahmen kann man final zwischen dem kalibrierten und dem Originalbild hin- und herwechseln, der optische Unterschied ist immens. Der kalibrierte Modus steht anschließend in den Bildeinstellungen zur Verfügung.

Schicke Optik: Der gelochte Metallrahmen ist ein Hingucker. Der gesamte Apparat mit Ständer hat eine Tiefe von 31,8 Zentimeter. Die Anschlussbox verschmilzt zu einer Einheit mit der Halterung.

Keine 100 Prozent: Im DCI-P3-Spektrum geht der Samsung bei Grün nicht bis ans Limit, die anderen Farben
reizt er besser aus.

Maßarbeit: Mit etwas Feinschliff über das Menü stellt der 75-Zöller alle Farben im SDR-Bereich absolut präzise
ohne sichtbaren Ausreißer dar.

Bild- und Tonqualität
Bei der Helligkeit legt der QN900B gegenüber dem Vorgänger noch mal eine ordentliche Schippe drauf. War bei diesem bei rund 1.800 Candela Schluss, schafft der Samsung im „Dynamisch“-Modus satte 2.550 Candela. Im „Film“-Setting sind es stolze 1.895 Candela in Spitzlichtern, 750 Candela bei 50-prozentigem und 492 bei 100-prozentigem Weißanteil. Der ANSI-Kontrast liegt bei 4.000:1. Ab Werk ist sowohl die Farbtemperatur „Warm1“ mit 7.135 Kelvin als auch „Warm2“ mit 5.940 Kelvin nicht optimal voreingestellt. Ein Eingriff in den Weißabgleich („R-Gain“ auf 14), schon erreichen wir einen Top-Wert mit 6.539 Kelvin. Bei der HD-Doku „Bavaria – Traumreise durch Bayern“ überrascht uns der 75-Zöller positiv: Trotz seines riesigen Panels sieht das Bild aus vergleichsweise niedriger Entfernung von rund zwei Metern erstaunlich homogen und fehlerfrei aus: Auf Pixel oder Artefakte verzichtet der Flachmann fast gänzlich. Generell gilt: Der „Film“-Modus liefert sehr realistische Ergebnisse. Deutlich plakativer, farblich satter und plastischer sehen die Aufnahmen im intelligenten Bildmodus aus („Adaptives Bild“). Der Wow-Effekt ist hier deutlich höher.

Auf Dolby Vision verzichten die Koreaner leider weiterhin, unterstützt werden hingegen HLG, HDR10, HDR10+ und HDR10+ Adaptive. Der Netflix-Streifen „Die Welt in Farbe“ explodiert nur so vor Leuchtkraft, farblicher Brillanz, Schärfe und feinsten Abstufungen. Der Fernseher wird zum Fenster in die Realität mit famoser Detaildarstellung und ausgezeichneter Blickwinkelstabilität. Zudem punktet der Samsung durch seine Antireflexbeschichtung, wodurch auch Spiegelungen bei problematischen Lichtverhältnissen im Wohnzimmer weitgehend vermieden werden. So leistungsfähig und intelligent der Neural Quantum Prozessor 8K auch sein mag: Auch er ist nicht dazu in der Lage, schlechtes Videomaterial gut aussehen zu lassen. Wir füttern ihn spaßeshalber sogar mal mit alten VHS-Kassetten. Wenig verwunderlich: Wo Schärfe, Tiefe und Dynamik fehlen, stößt der Samsung an seine Grenzen.

In den „Einstellungen des intelligenten Modus“ kann man zwischen den beiden Optionen „Optimiert“ und „EyeComfort“ auswählen. Der so genannte „Augenkomfort“-Modus von Samsung berücksichtigt die lokalen Sonnenauf- und -untergangszeiten, um die Bildschirmeinstellungen zu optimieren. Zusätzlich werden Helligkeit und Farbsättigung nach Sonnenuntergang reduziert, um die Augen des Zusehers zu schonen und es diesem zu erleichtern, etwas abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Im Setting „Optimiert“ stellt der 75-Zöller die Helligkeit in Abhängigkeit vom Lichtpegel im Raum ein, um in Echtzeit die bestmögliche Bildqualität zu erzielen. Schaut man abends eine Sportübertragung, so packt der Modus „Optimiert“ gegenüber der „Standard“-Einstellung noch ein bisschen mehr Kontrast und Farbsättigung obendrauf. Wechselt man in die Einstellung „EyeComfort“, wird die Intensität wieder ein wenig verringert. Künstliche Intelligenz kümmert sich nicht nur um das Bild, sondern auch um den Ton. Der aktive Sprachverstärker sorgt dafür, dass Stimmenanteile immer bestmöglich wiedergegeben werden. „Adaptiver Ton+“ analysiert derweil den Audioinhalt und die räumlichen Gegebenheiten in Echtzeit und modifiziert so die Akustik. Die adaptive Lautstärke passt die Lautstärke basierend auf dem eigenen Nutzungsmuster an.

Intelligenter Flachmann: Sowohl für das Bild als auch für die Akustik bietet Samsung smarte Helfer an, die sich um eine Optimierung kümmern.

Komfortabel: Im Setting „EyeComfort“ berücksichtigt der 75-Zöller, wann beim Zuschauer die Sonne auf- bzw. untergeht, um die Augen etwas zu schonen.

Beim Thema 8K-Zuspielung verhält sich auch der neue GQ75QN900BT absolut unkompliziert. Während beispielsweise Sonys 8K-Bolide XR-75Z9J (Test in 10-2021) Inhalte mit 7.680 x 4.320 Pixeln lediglich über spezielle Player per HDMI-Port wiedergeben kann, erweckt der Samsung die immer größer werdende Anzahl von 8K-Clips auch via YouTube oder per USB-Festplatte zum Leben. Bei der Bildbewertung ändert sich nichts an unserer Meinung aus früheren Zeiten. Ja, 8K kann einen
minimalen qualitativen Schub geben. Allerdings nur, wenn dazu super aufwändig produziertes und hochwertiges natives 8K-Material vorliegt. Unsere Demo-Szenen von Samsung wirken dann tatsächlich noch einen Hauch tiefer und schärfer. Erst bei einem Sitzabstand von weniger als 50 Zentimetern ist die Pixelstruktur des QN900B überhaupt zu erkennen. Bei den zahlreichen 8K-Clips über YouTube verpufft hingegen fast durchweg der Vorteil der zusätzlichen Pixel. Ob 4K oder 8K, das ist selbst aus kurzer Distanz nur in wenigen Ausnahmen sicher zu unterscheiden. Die 8K-Videos sind fast immer nicht schärfer, und auch die Plastizität hebt sich nicht von der mit 4K-Material ab.

8K aus dem Netz: Bei allen von uns abgespielten 8K-YouTube-Clips konnten wir die höchste Auflösung mit 7.680 x 4.320 Pixeln auswählen.

4K oder 8K? Die zusätzlichen Bildpunkte machen sich optisch nur dann bemerkbar, wenn es sich um extrem hochwertig produziertes Material handelt.

Boxen-Halterung: Die schwarze Kiste mit allen Anschlüssen lässt sich entweder separat aufstellen oder von hinten auf den TV-Ständer auflegen.

Exzellente Dienste leistet der Mini-LEDler hingegen bei der Schwarzdarstellung. Wir rufen uns hierzu traditionell eine schwarze Kapiteleinblendung mit weißer Schrift der Blu-ray „Deutschland von oben“ auf. Für das bestmögliche Schwarz und die optimale Homogenität der Ausleuchtung sollte das lokale Dimming auf „Standard“ stehen. Bei frontaler Draufsicht ist das Panel jetzt pechschwarz, die weißen Buchstaben und auch das weiße Pausenzeichen des Blu-ray-Players kommen ohne jegliche Aufhellung aus. Auch bei extrem seitlichen Blickwinkeln läuft der Samsung zur Höchstform auf, der Unterschied zu einem OLED ist optisch so gut wie nicht mehr feststellbar: Um die hellen Objekte ist nur bei ganz genauer Beobachtung ein minimaler Lichthof zu sehen. Chapeau, hier hat sich der QN900B im Vergleich zum QN900A noch ein wenig verbessert. Geblieben
ist die tolle und butterweiche Performance bei Bewegungen.

Ein Novum beim Ton ist die Unterstützung von Dolby Atmos. Die stimmliche Präsenz des 75-Zöllers ist klasse. Nachrichten, Talkshows oder Dialoge in Spielfilmen kann man ganz entspannt und unangestrengt verfolgen. Breit ist nicht nur die Bildfläche des Fernsehers, sondern auch die Akustik-Bühne. So ist nicht zwingend ein Platz im Sweetspot des Flat-TVs erforderlich, um von dessen Klang umhüllt zu werden. Auch Musik und Konzerte bereiten mit dem 6.2.4-Audiosystem durchaus Freude. Der Samsung agiert souverän und recht dynamisch, ein externer Subwoofer kann jedoch nicht schaden.

Der Testbericht Samsung GQ75QN900BT (Gesamtwertung: 94, Preis/UVP: 7700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

94 Sehr gut

Noch ein bisschen heller, noch ein bisschen satteres Schwarz: Samsungs 8K-Flaggschiff GQ75QN900BT ist im Vergleich zum Vorjahr eine Nuance besser. Pfiffig ist die Option der Smartphone-Kalibrierung. Auch der Ton ist klasse, Dolby Atmos ist im Gegensatz zu Dolby Vision endlich an Bord.

Jochen Wieloch

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