Samsung GQ65Q70A (Test)

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Bei Samsungs 1.300 Euro teurem GQ65Q70A handelt es sich um ein QLED-Mittelklassemodell der Koreaner – angesiedelt zwischen der Q60- und der Q80-Reihe. Darüber residieren Samsungs Neo QLED-Fernseher, die mit Mini-LEDs arbeiten. Im GQ65Q70A kommt die Edge-LED-Technik zum Einsatz. Das mit Anschlüssen gerade mal 2,6 Zentimeter tiefe 100-Hertz-Panel thront auf einem zentralen Standfuß in Nachtschwarz. Dank VESA-Norm 400×300 Millimeter ist auch eine Wandmontage möglich. Samsungs separat erhältliche Slim-Fit-Wandhalterung erlaubt eine nahezu lückenlose Wandmontage mit einem minimalen Abstand von knapp 8 Millimetern. Alternativ zum 65-Zöller gibt es den Q70A in den Größen 55, 75 und 85 Zoll zu Preisen zwischen 1.200 und 3.000 Euro. Der Preissprung zwischen dem 75- und dem 85-Zöller fällt mit rund 1.100 Euro traditionell am größten aus, weil die XXL-Panels aufgrund der geringen Stückzahlproduktion immer noch überproportional teuer sind.

Ausstattung und Praxis
An Bord des GQ65Q70A werkelt Samsungs leistungsstarker Quantum Processor 4K mit Künstlicher Intelligenz, der Parameter wie Helligkeit, Kontrast und Sound in Echtzeit reguliert. Im „Intelligenten Modus“ stehen die Hilfsmittel „Adaptives Bild“, „Adaptiver Sprachverstärker“, „Adaptiver Ton+“ und „Adaptive Lautstärke“ zur Verfügung – hierbei erkennt der integrierte Lichtsensor beispielsweise das Umgebungslicht und optimiert Helligkeit und Kontrast in Eigenregie, Umgebungsgeräusche werden ebenfalls automatisch registriert und der Samsung hebt die Stimmsignale im Ton an, um Dialoge besser verstehen zu können. Besitzer einer kompatiblen Samsung-Soundbar können das Feature „Q-Symphony“ nutzen. So kommt der Ton gleichzeitig aus dem TV-Lautsprecher und aus der Soundbar, wodurch die akustische Fülle spürbar zunimmt. „SpaceFit Sound“ führt eine selbstständige Ton-Kalibrierung durch und berücksichtigt dabei die Charakteristik des Aufstellorts.

Weniger Müll: Samsung verzichtet auf austauschbare Batterien und lädt den internen Akku des Signalgebers per Sonnen- oder Kunstlicht und im Notfall über ein USB-Kabel auf. Für Netflix, Amazon Prime Video und Samsung TV Plus gibt es Direktwahltasten. Die kleine Fernbedienung kommt mit wenigen Tasten aus, die zum Teil doppelt belegt sind. Eine Beleuchtung fehlt.

Zumindest eine der vier HDMI-Buchsen unterstützt alle 2.1-Spezifikationen. Dazu gehören 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz, Variable Refresh Rate (VRR) und der Auto Low Latency Mode (ALLM). Zudem unterstützt der Flachmann für flüssige Spiele FreeSync Premium Pro, HGiG und Game Motion Plus. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils als Twin-Varianten ausgelegt. Sendungen lassen sich auf USB-Festplatte aufzeichnen. Die „HD+“-Plattform ist per App integriert und lässt sich sechs Monate kostenlos testen. Bei der Sprachsteuerung kann man zwischen Bixby, Alexa und Google Assistant wählen. Der Mediaplayer beherrscht die Wiedergabe von 360-Grad-Inhalten, im Ambient-Modus kann man Kunstwerke oder Info-Grafiken auf das TV-Panel legen. Mit Netflix, Amazon Prime Video, DAZN, Disney+, Sky Ticket und Apple TV fällt das App-Angebot üppig aus. Der smarte Programmführer durchforstet nicht nur das lineare TV-Angebot, sondern auch Mediatheken und Streaming-Portale und schlägt Filme und Serien vor, die den persönlichen Geschmack treffen könnten. Mit TV Plus stellt Samsung ohne vorherige Registrierung und ohne zusätzliche Kosten TV-Sender aus dem Internet bereit. Das Betriebssystem Tizen OS punktet durch hohen Bedienkomfort und läuft angenehm flüssig.

Gut für Gamer: Eine der vier HDMI-Buchsen unterstützt neben 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz auch VRR, ALLM, FreeSync Premium Pro und HGiG.

Schön übersichtlich: Mit Tizen OS hat man unter anderem Sender, Apps und Einstellungen jederzeit perfekt im Blick und schnellen Zugriff.

Smarter EPG: Was läuft gerade im Fernsehen, was schlummert in Mediatheken oder in Streaming-Portalen? Der Samsung hat hierauf viele Antworten parat.

Zwei Fernsehsender parallel in zwei unterschiedlichen Fenstern nebeneinander anzeigen, das geht auf dem Samsung natürlich auch. Die Koreaner haben die Bild-in-Bild-Darstellung jedoch weiterentwickelt. Unter der Bezeichnung „Multi View“ lassen sich zwei Bewegtbildinhalte aus unterschiedlichen Quellen anzeigen. Das „Layout“ kann der Zuschauer dabei selbst auswählen. Auf der linken Seite ist immer der Platz für einen Live-Sender reserviert – ganz egal, ob dieser per Kabel, Satellit, DVB-T2 oder Samsung TV Plus empfangen wird. Rechts hat man die Qual der Wahl. Hier spiegelt man entweder die Smartphone-Oberfläche mit beliebigem Inhalt oder einen Clip der Video-Plattform YouTube. Welcher das ist, das entscheidet der Zuschauer natürlich selbst. Der Samsung öffnet das Portal und lässt den Anwender frei stöbern. Im Anschluss zeigt der 65-Zöller die ausgewählten Bewegtbilder parallel in zwei Fenstern nebeneinander. Um Inhalte vom Smartphone auf den Flat-TV zu streamen oder das komplette Display zu spiegeln, eignet sich die Gratis-App „SmartThings“. Über diese kann man unter anderem auch das Gerät steuern, auf den Programmführer sowie den Ambient- Modus zugreifen und beliebige Quellen und Apps auswählen.

Welches Layout soll es denn sein? Links ein Live-Sender und rechts YouTube, oder lieber das Smartphone integrieren? Der Zuschauer darf selbst entscheiden.

Doppelt hält besser: Während links oben das TV-Programm läuft, kann man parallel in YouTube stöbern und sich einen zweiten Inhalt aussuchen.

Bild- und Tonqualität
Ob Serie, Nachrichten, Krimi, Talkshow oder Sportübertragung – im TV-Alltag liefert der Samsung mit den speziellen Halbleiterkristallen Quantum Dots im „Natürlich“-Modus ein ebensolches, absolut rauschfreies und leuchtstarkes Bild mit schöner Schärfe und ordentlicher Tiefenwirkung. Der Eindruck ist homogen und ausgewogen. Bei der Helligkeit ist der 65-Zöller fast allen anderen LCD-Fernsehern in dieser Preisklasse überlegen. Im „Dynamisch“-Setting schafft das Panel 705 Candela – egal, ob in Spitzlichtern oder bei vollflächiger Weißdarstellung. Konstant 550 Candela werden im „Film“-Modus erreicht, 685 sind es mit „Standard“. In der Voreinstellung „Natürlich“ liegt die Spitzenhelligkeit bei 605 Candela – allerdings reduzierte sich diese im Test überraschenderweise auf 405 Candela bei 50- und 295 Candela bei 100-prozentigem Weißanteil. Mit 1.300:1 fällt der ANSI-Kontrast mehr als akzeptabel aus. Top kalibriert ist der Flachmann ab Werk mit der Farbtemperatur „Warm2“ – 6.465 Kelvin sind exzellent.

Überzeugend: Im SDR-Bereich läuft der Samsung zur Höchstform auf. Jede Farbe, egal ob Misch- oder Grundfarbe, wird super exakt abgebildet.

Nicht bis ans Limit: Bei HDR-Darstellungen deckt der und sich einen zweiten Inhalt aussuchen. 65-Zöller nicht das komplette DCI-P3-Spektrum zu 100 Prozent ab, speziell bei Grün wird dies hier sichtbar.

Eine echte Schwäche offenbart der GQ65Q70A bei der Schwarzdarstellung. Grund: Im Gegensatz zu den teureren QLED-Modellen kann der Apparat das LED-Backlight nicht lokal in dunkleren Passagen dimmen. Selbst bei frontaler Draufsicht sind die eigentlich schwarzen Kapiteleinblendungen der Blu-ray „Deutschland von oben“ nur dunkelgrau und leicht fleckig, die Ränder sind dezent hinterleuchtet. Blickt man von der Seite auf den Bildschirm, verstärken sich die Aufhellungen zusehends. Bei einem Blickwinkel von oberhalb der zentralen Sichtachse auf das Panel nimmt das ursprünglich aufgehellte Grau sogar eine störende Färbung an. In dieser Disziplin sind die Samsung-Fernseher mit direkter LCD-Hintergrundbeleuchtung signifikant besser. Für anspruchsvolle Heimkino-Fans scheidet der Q70A deshalb aus, auch weil bei Cinemascope-Balken im vollständig abgedunkelten Raum wenig Freude aufkommt.

Samsung-Konto wichtig: Nur wer sich angemeldet hat, kann zusätzliche Apps herunterladen und profitiert von der automatischen Einrichtung des Fernsehers.

Bewegungen wie Überflüge und Kamerafahrten zeigt der Koreaner sehr flüssig und geschmeidig. Die Blickwinkelstabilität ist solide. Für HDR-Darstellungen unterstützt der 65-Zöller neben HLG und HDR10 auch HDR10+, aber kein Dolby Vision. Im Modus „Adaptives Bild“ ist die Farbnatürlichkeit zwar nicht mehr ganz so perfekt wie mit „Kino“, dafür überzeugt der Samsung mit toller Dynamik, Schärfe und hoher Plastizität.

Das 20 Watt starke 2.0-Soundsystem verzichtet auf Dolby Atmos. Stimmen werden sehr klar wiedergegeben, insgesamt schneidet die Akustik für diese Preisklasse ordentlich ab. In Filmen werden Effekte nicht mit höchster Präzision im Raum platziert, und bei Bässen und Raumfülle ist der GQ65Q70A kein Klangwunder. Seine Performance reicht für jeden Alltag aber locker aus. Auch bei höheren Lautstärken bleibt er tonal weitgehend stabil und kommt ohne größere Verzerrungen aus.

Der Testbericht Samsung GQ65Q70A (Gesamtwertung: 81, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

81 Sehr gut

Für einen 65-Zöller in dieser Preisklasse liefert der Samsung GQ65Q70A ein erstaunlich helles, dynamisches und souveränes Bild. Die Ausstattung des QLED-TVs ist top, lediglich Dolby Vision fehlt. Das einzige Manko ist die wenig überzeugende Schwarzdarstellung. Ansonsten macht der Flachmann sehr vieles richtig.

Jochen Wieloch

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