Samsung GQ55S90C (Test)

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Sein OLED-Comeback im vergangenen Jahr hat Samsung offenkundig nicht bereut! Denn auch im aktuellen Modelljahrgang setzen die Koreaner wieder auf OLED-Fernseher mit Quantum-Dot-Power. Der von uns getestete S90C ist dabei unter der S95C-Serie angesiedelt. Zum Marktstart gibt es die Flachmänner in 55 und 65 Zoll für 2.500 bzw. 3.300 Euro, der 5.400 Euro teure 77-Zöller folgt später. Unser GQ55S90C zeichnet sich durch ein filigranes Design aus.

Das reine Panel fällt mit 4 Millimeter hauchzart aus: inklusive Anschlüssen, die nur bei der OLED-Spitzenserie in der One Connect Box ausgelagert sind, kommt der 55-Zöller auf schlanke 4 Zentimeter. Damit ist der Apparat natürlich für die Wandmontage prädestiniert, er unterstützt hierfür die VESA-Norm 300 x 200 Millimeter. Samsung bietet separat eine Slim Fit-Wandhalterung an, damit sich der OLED quasi nahtlos an die Wand schmiegt.

Was wir löblich finden: Samsung verzichtet bei der Montage der beiden Füße am Geräte rücken und mit der unteren Metallplatte gänzlich auf Schrauben. Dadurch reduziert sich die Aufbauzeit auf ein Minimum, der neue Flachmann ist blitzschnell einsatzbereit.

Ausstattung und Praxis
Bei den Koreanern muss man nicht ins höchste OLED-Regal greifen: Auch beim GQ55S90C kommt man in den Genuss einer Vollausstattung. Das einzige, was allen Samsung-Fernsehern auch 2023 noch fehlt, ist Dolby-Vision-Support – der Rest vom HDR-Fest wird hingegen unterstützt. Als 55-Zöller hat der Apparat die optimale Größe für einen Gaming- Bildschirm – und die passenden Features. Alle vier HDMI-Anschlüsse sind für die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz ausgelegt und sind fit für den Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). Hinzu kommen der Support von HGiG und FreeSync Premium. Ist ein PC mit entsprechender Grafikkarte angeschlossen, lassen sich Spiele in 4K-Auflösung sogar mit bis zu 144 Hertz zum Leben erwecken. Der Gaming Hub stellt eine Verbindung zu Cloud-Gaming-Plattformen, Konsolenspielen und Spiele-Apps dar. Kompatible Spiele lassen sich im UltraWide Game View-Modus wiedergeben – die Seitenverhältnisse 21:9 bzw. 32:9 erweitern das Blickfeld des Spielers.

Schick und schlank: Auch im Modelljahrgang 2023 gehört die schwarze Samsung-Fernbedienung zu den kleinsten Signalgebern auf dem Markt. Geladen wird der Steuerstab per Sonnen- oder Kunstlicht, außerdem per USB. Netflix, Disney+, Samsung TV Plus und Amazon Prime Video lassen sich über Direktwahltasten erreichen.

Schneller Zugriff: Über die waagerechte Menüleiste kann man unter anderem Bild und Ton sofort anpassen und diverse praktische Einstellungen vornehmen.

Statische Motive wie Senderlogos oder unbewegte Inhalte in Videospielen können bei OLED-Fernsehern über sehr lange Zeit immer noch den gefürchteten Einbrenn-Effekt verursachen. Das gilt auch für Ticker in Nachrichten-Sendungen oder statische Inhalte von Apps. Um diesem unschönen Phänomen vorzubeugen, hat Samsung an Bord des GQ55S90C verschiedene Hilfsmittel implementiert. Diese findet man in den „Einstellungen“ unter „Allgemein und Datenschutz“ im Bereich „Bildschirm-Pflege“. Das Feature „Pixel-Shift“ lässt sich dauerhaft aktivieren und bewegt die Pixel des Displays automatisch in regelmäßigen Abständen, um Bildschirmprobleme zu verhindern. Unter „Logo-Helligkeit anpassen“ kann man Einbrenn-Effekte durch das Verringern der Leuchtkraft von statischen Motiven wie Logos und Bannern unterbinden. Die „Pixel-Auffrischung“ muss manuell angestoßen werden. Der Vorgang dauert mehr als eine Stunde. In dieser Zeit werden die Bildpunkte angepasst, um deren Anzeigequalität zu optimieren. Während das Programm ausgeführt wird, funktionieren unter anderem TV-Aufzeichnung und Spracherkennung nicht.

Display-Feinschliff: Um Einbrenn-Effekte zu verhindern, hat der Samsung-OLED verschiedene Hilfsmittel an Bord. So lassen sich die Pixel auffrischen.

Bekannt hohen Bedienkomfort bietet die nahezu unveränderte Tizen-Oberfläche. Zahlreiche Apps, Quellen, personalisierte Vorschläge aus Streaming-Plattformen und Mediatheken ermöglichen ein intuitives Handling. Das App-Angebot fällt speziell im Streaming-Bereich riesig aus, an Bord sind unter anderem HD+, Netflix, Disney+, Apple TV+, Rakuten TV, DAZN, Amazon Prime Video, Samsung TV Plus, Joyn und RTL+.

Hohes Bedientempo garantiert der Neural Quantum Prozessor 4K, den man schon aus dem Vorjahr kennt. Zum Hochskalieren setzt Samsung auf Künstliche Intelligenz und 20 neuronale Netze. Für die Optimierung von Farben, Kontrast, Helligkeit und Details kommen wahrnehmungsbasiertes Color Mapping und der OLED-Helligkeitsbooster zum Einsatz. Der Real Depth Enhancer imitiert wie bei Sony die Wahrnehmung des menschlichen Auges und erhöht den Kontrast im Bildvordergrund. Im „EyeComfort“-Modus reguliert der 55-Zöller die Helligkeit und die Farbsättigung bei einsetzender Dunkelheit automatisch, um zur Entspannung der Augen beizutragen. Auch tagsüber passt der Flat-TV das Bild entsprechend der Lichtstimmung an. Das Feature „Object Tracking Sound Lite“ versucht, den Ton nicht nur von vorne, sondern auch von oben auf den Zuschauer einwirken zu lassen.

Wer sich nicht sicher ist, welche Inhalte er gerade konsumieren möchte, kann sich dank „MultiView“ verschiedene Quellen in zwei unterschiedlichen Bereichen gleichzeitig anzeigen lassen. Samsung hat fertige Layouts hinterlegt, um beispielsweise Live-TV, Blu-ray-Player, YouTube, eine Webcam oder den Bildschirm von Smartphone oder Notebook zu kombinieren. „Tap View“ macht Smartphone-Spiegelungen extrem unkompliziert, weil man sein Mobiltelefon lediglich an den Rahmen des GQ55S90C halten muss. NFC (Near Field Communication) erledigt den Rest. Die für iOS und Android kostenlos erhältliche „SmartThings“-App gestattet neben dem Fernsteuern des Flat-TVs auch das Streamen auf den Fernseher und vom Fernseher aufs Smartphone. Zudem hat die App eine einfache Kalibrier-Funktion hinterlegt.

Die kompakte Fernbedienung ist optisch nur ganz dezent modifiziert, die Ecken sind jetzt abgerundet. Für Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Samsung TV Plus gibt es Direktwahltasten, die Stromversorgung des internen Akkus gelingt über Sonnen- und Kunstlicht. Als Sprachassistenten unterstützt der Samsung Bixby und Amazon Alexa. Der „Ambient Modus“ stellt diverse, zum Teil sehr kreative Kunstwerke zur Verschönerung des TV-Bildschirms zur Verfügung. Wer Fotos und Videos gerne in einer 360-Grad-Ansicht darstellt, freut sich über den leistungsstarken Mediaplayer.

Komplett: Twin-Tuner, vier HDMI-Ports mit Standard 2.1 und USB-Anschlüsse für TV-Aufnahmen und Time-Shift – der 55-Zöller weist keine Ausstattungslücken auf.

Schön ausgereizt: Im DCI-P3-Spektrum leistet sich der GQ55S90C keinen Patzer, er deckt den Farbraum für HDR-Darstellungen präzise ab.

Rein und präzise: Mit den Farben im SDR-Bereich geht der Samsung vorbildlich um. Bei unserer Messung waren manuelle Anpassungen so gut wie nicht erforderlich.

Bild- und Tonqualität
Wir starten unseren Bildcheck im „Standard“-Modus auf YouTube in 4K mit „Die 50 schönsten Orte der Welt“. Und der Samsung verliert erst gar keine Zeit und glänzt sofort. Wow, seine Farbdarstellung ist phänomenal. Türkisblaues Meer mit unzähligen Abstufungen in Blau und Grün. Felsen, Wälder, Schluchten, Berge, Wasserfälle und Schneefelder, hier ist alles dabei und der OLED produziert ein perfektes Bewerbungsvideo über die Schönheit unserer Erde. Die Detailfreude in Teeplantagen ist brachial, einfach nur matschige oder homogene Flächen kennt der 55-Zöller nicht, er zeichnet jede noch so kleine Struktur oder Maserung mit feinstem Pinsel, und auch bei seitlicher Betrachtung baut die Dynamik der Farben kaum ab.

Voll des Lobes sind wir ebenfalls bei der Schwarz-Thematik. Aufgrund der selbstleuchtenden Pixel und der Option, diese komplett abzuschalten, kann der Samsung brutal dunkles Schwarz darstellen. Filmbalken sind super dunkel, extrem homogen und frei von störenden Hinterleuchtungen. Die Kunst des GQ55S90C: Er ist nicht nur bei Schwarz, sondern auch bei der Panel-Helligkeit top und knackt die 1.000-Candela-Schallmauer, was für einen OLED nicht selbstverständlich ist. Im „Standard“- und „Filmmaker“-Modus leuchtet der TV mit 1.050 bzw. 1.035 Candela in Spitzlichtern sogar noch eine Nuance heller als im „Dynamisch“-Modus (1.030 Candela). Einen Einbruch der Leuchtkraft bei zunehmendem Weißanteil kann allerdings auch der Samsung nicht verhindern. Mit 341 Candela bei 50-prozentigem Weißanteil bzw. 221 Candela in der Fläche („Filmmaker“-Modus) schlägt er sich aber immer noch ordentlich. Der ANSI-Kontrast fällt mit 7.750:1 ebenfalls stark aus.

Die Netflix-Doku „Unser Planet: Dschungel“ fasziniert mit enormer Lebendigkeit. „Dynamisch“ übertreibt es und schießt ein echtes Farbenfeuerwerk ab, zeigt aber auch: Selbst in hellen Räumen hat der Flachmann Helligkeitsreserven ohne Ende. Und der nächsten Fußballübertragung auf der Terrasse steht nichts im Weg. Farben sind wunderbar rein, der QD-OLED macht keine halben Sachen. Sein Display ist zudem hervorragend entspiegelt. Schnelle Bewegungen, Kameraschwenks oder ruckartige Richtungswechsel bringen das Panel nicht aus der Ruhe – mit „Unschärfeminderung“, „Judder-Minderung“ und „Clear-Motion“ stehen diverse Instrumente für individuelle Anpassungen zur Verfügung.

Das 40 Watt starke 2.1-System unterstützt 3DTon in Form von Dolby Atmos. Neue Top-Channel-Lautsprecher versprechen eine fülligere Klangkulisse. In der Tat baut der Samsung eine breite Akustikbühne auf, die den Zuschauer umhüllt. Spürbar wird das in der Netflix-Doku „Formula 1: Drive to Survive“, in der Motorengeräusche und Schlagschrauber in der Boxengasse deutlich über die Abmessungen des TV-Gehäuses hinausgehen. Die Sprachverständlichkeit ist vorzüglich. Auch musikalisch überzeugt der Flachmann. Höhen sind sauber ausgeprägt, höhere Pegel bringen den GQ55S90C nicht so schnell an seine Grenzen. Für mehr Bass lohnt sich eine Soundbar. „Q-Symphony“ erlaubt die gleichzeitige Wiedergabe des Tons über die TV-Lautsprecher und über eine kompatible Samsung-Soundbar.

Der Testbericht Samsung GQ55S90C (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 Sehr gut

Leuchtstark, sattes Schwarz, super reine Farben, exzellente Ausstattung, guter Klang und hoher Bedienkomfort: Dem GQ55S90C gelingt beinahe die Quadratur des Kreises. Außer dem Fehlen von Dolby Vision gibt es nichts, was man dem Samsung ankreiden kann. Für 2.500 Euro katapultiert sich der 55-Zöller problemlos in die Referenz-Klasse.

Jochen Wieloch

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