Ausgeklügeltes Design und hochwertige Technik integriert Quadral in seiner generalüberholten Chromium-Lautsprecherserie. Entsprechend gespannt waren wir auf die klangliche Performance.
Quadral bevorzugt zur Namensgebung seiner Lautsprecher Metalle, die einen möglichst hohen Wert oder besondere Qualitäten implizieren. Das ist bei der Chromium-Serie, die in der von uns getesteten 5.1-Variante mit 7.400 zu Buche schlägt, nicht anders und in diesem Fall auch noch recht vielschichtig. Denn Chrom ist einerseits als hochglänzende, widerstandsfähige Beschichtung der unterschiedlichsten Gegenstände von Plastikspielzeug über Autofelgen bis hin zu Heimkino- und Hifi-Geräten bekannt; andererseits wird dieses Element über chemische Verbindungen auch als Pigment-Grundstoff für eine Palette von Farben und Lacken verwendet – beispielsweise basiert das leuchtende „Postgelb“ auf einer solchen Chromverbindung.
Da ist die Verbindung zu den Quadral-Lautsprechern schnell hergestellt – wünscht sich doch jeder Heimkino-Fan eine Wiedergabe mit möglichst natürlichen, facettenreichen und auch leuchtenden Klangfarben.
Technik
Um diesem Ziel noch näher zu kommen, hat der Hersteller aus Hannover die Chromium-Serie einer Komplett-Überholung unterzogen, wobei letztlich kein Stein auf dem anderen blieb. Selbst der Bändchenhochtöner, seit Jahrzehnten ein Markenzeichen für Quadral bei den höherwertigen Lautsprecherserien, bekam eine Überarbeitung und hört jetzt auf den Namen E-Sense (siehe Kasten).
Bei den Tief- und Mitteltönern ließ Quadral sich erst recht nicht lumpen und verpflanzte Technik aus der Topserie Aurum, zu der auch die legendäre Titan gehört, in die Chromium-Baureihe. Als Membranmaterial verwenden sie eine Legierung aus Aluminium, Titan und Magnesium oder kurz Altima. Daraus gefertigte Schwingeinheiten sollen einen bestmöglichen Kompromiss aus Steifigkeit und innerer Dämpfung bieten und damit Resonanzen optimal unterdrücken. Zudem fertigt Quadral sie als Vollkonus-Membranen, die innen keine Öffnung für die Montage der Schwingspule aufweisen, sondern durchgehend hergestellt sind. Dadurch verbessert
sich die Stabilität nochmals und eine Staubschutzkalotte mit ihrer potenziell problematischen Klebestelle fällt komplett weg. Einen Nachteil gibt es bei dieser Technik: Die Fertigung der Schwingeinheiten und die Montage der Treiber, namentlich die Verklebung und Zentrierung der Schwingspule im Luftspalt, werden deutlich aufwändiger. Die Belohnung dieser Mühe ist ein besseres Schwingungsverhalten und weniger Verzerrungen. Dass Entwickler Sascha Reckert dann bei den Treiber-Körben nicht auf teuren Aluminium-Druckguss, sondern auf Kunststoff zurückgriff, ist aus Budget-Gründen nachvollziehbar und kein wirklicher Nachteil: Das von Quadral eingesetzte Material ist durchaus stabil, zudem sind die Körbe mit versteifenden Rippen versehen, so dass keine nennenswerte Klangbeeinträchtigung zu befürchten ist.
Auch der Aufwand, den Quadral bei den Gehäusen der Chromium-Boxen getrieben hat, darf sich sehen lassen. Das gilt insbesondere für die Frontbox Chromium 105: Betrachtet man die genauer, fällt zunächst auf, dass sie nicht gerade zu stehen scheint. Das ist Absicht, Front- und Rückwand sind bei ihr um etwa 3 Grad nach hinten geneigt, was ihre Chassis nicht genau nach vorn, sondern etwas nach oben gerichtet abstrahlen lässt. Mit der heutigen CNC-Frästechnik ist eine solche Bauweise kein Problem mehr, wenn auch immer noch aufwändiger als die übliche Kisten-Bauweise mit zueinander rechtwinkligen Wänden. Das gilt natürlich auch für die gewölbten Seitenwände, die früher zumindest in dieser Preisklasse undenkbar gewesen wären.
Damit nicht genug: Sascha Reckert ließ sich mit dem „Balanced Distributed System“ wieder mal etwas Neues in Sachen Basswiedergabe einfallen. Er unterteilt das Gehäuse im Verhältnis ein Drittel zu zwei Dritteln. Im oberen, kleineren Gehäuseabteil lässt er den darin untergebrachten 17-Zentimeter-Treiber als Tiefmitteltöner bis 2,8 Kilohertz – der Trennung zum Hochtöner – arbeiten. Ein kleines Bassreflexrohr auf der Rückseite unterstützt im Tiefbass-Bereich.
Die beiden anderen 17er arbeiten auf das untere, größere Gehäuseabteil und werden von der Frequenzweiche schon bei 400 Hertz herausgenommen. Das zugeordnete rückseitige Bassreflexrohr, immerhin zehn Zentimeter durchmessend, ist auf exakt die gleiche Frequenz ausbalanciert wie das der oberen Gehäusekammer. Auf diese Weise will Reckert eine besonders saubere und gleichzeitig tiefreichende Basswiedergabe erreichen, bei der die drei Treiber optimal miteinander harmonieren.
Der Center Chromium 25 Base ist mit seiner gewölbten Oberseite ein Hingucker und ist als geschlossene Box konzipiert. Nur einer seiner beiden Tieftöner arbeitet bis hinauf zum Hochtöner, der andere wird schon bei 200 Hertz aus dem Spiel genommen. Anders bei den für die Wandmontage vorgesehenen Surroundboxen Chromium Phase: Deren beide 15-Zentimeter-Tieftöner laufen parallel bis 3,5 Kilohertz und übergeben dann an ein deutlich kleineres, mittig angeordnetes Bändchen.
Als Subwoofer gesellte sich der brandneue und beeindruckend massive Orkus DSP dazu, dessen 30-Zentimeter-Treiber sowie die rechteckige Bassreflexöffnung für Downfire-Betrieb im Boden integriert sind. Sämtliche Einstellungen wie Trennfrequenz, Phase und Pegel lassen sich per Fernbedienung bequem vom Hörplatz aus vornehmen.
Es gibt gleich mehrere Haken, die dieses einfache Konzept in der Realität komplizierter werden lassen: Zum Einen hat ein wenige Zentimeter langer Streifen Alufolie eine sehr niedrige Impedanz, häufig unter einem Zehntel Ohm. So etwas interpretiert jeder Verstärker, der etwas auf sich hält, als glatten Kurzschluss und quittiert das mit dem Ansprechen der Schutzschaltung oder gar mit Durchbrennen. Als Lösung schaltet man einen Trafo, in diesem Fall Übertrager genannt, vor, der die Impedanz auf für Verstärker erträgliche Werte bringt.
Andererseits ist die Kraft, die auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld ausgeübt wird – und so auch das Bändchen in Bewegung setzt – direkt proportional zur Stromstärke, zur magnetischen Feldstärke und zur Länge des Leiters im Magnetfeld. Und Letztere ist beim Bändchen im Vergleich zu einer Schwingspule extrem gering. Das lässt sich auch nicht in entscheidendem Maß ändern, genauso wenig wie die Strom stärke. Um nennenswerten Schalldruck aus einem Bändchen zu bekommen, muss man mit extrem großen und kräftigen Magneten arbeiten, was die Sache wieder teurer macht.
Bei den E-Sense-Bändchen verzichtet Quadral übrigens auf eine Faltung des Bändchens und verwendet glatte Alufolie. Zum erhöhten Schutz der Membran bekam das eher grobmaschige Draht-Schutzgitter noch ein feines, optisch und akustisch transparentes Geflecht vorgesetzt. So kann auch Staub nicht mehr zur empfindlichen Folienmembran vordringen.
Tonqualität Surround
Dank der immerhin 600 Watt, die der integrierte Schaltverstärker zur Verfügung stellt, beeindruckte der Orkus DSP mit einer unteren Grenzfrequenz von 21,6 Hertz bei stolzen 109 Dezibel Maximalpegel.
Wenig zu meckern gab es ebenfalls bei den Frequenzgängen: Bis auf eine leichte Anhebung um zehn Kilohertz verliefen alle durchaus linear und ohne nennenswerte Einbrüche oder Überhöhungen. Der steile Abfall zu tiefen Frequenzen bei den Surrounds weist darauf hin, dass die Entwickler sie mit Hilfe eines in Serie geschalteten Kondensators vor zu viel Tiefbass-Signalen bewahren wollten. Das Rundstrahl-Verhalten des Centers zeigt bei größeren Winkeln schmalbandige Einbrüche, die zudem unsymmetrisch sind – ein Effekt der Zweieinhalb-Wege-Bauweise des Chromium Base.
Die grundsätzlich hohen Erwartungen an ein Lautsprecherset dieser Preisklasse im Allgemeinen und an eines von Quadral im Besonderen können die Chromium-Lautsprecher auf Anhieb und mit überzeugender Leichtfüßigkeit erfüllen. „They Can´t Take That Away from Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli spielen sie hingebungsvoll musikalisch, temperamentvoll und mit fest umrissener Positionierung der Akteure. Das macht richtig Spaß, auch wenn das Stück mittlerweile den Testern sattsam bekannt ist. Auch mit Material von robusterer Gangart kommen die Quadrals anstandslos zurecht, Toto geben sie auf deren Konzert beim Jazzfestival
in Montreux mit der ganzen Spielfreude und auch Kantigkeit der Rockvirtuosen aus Kalifornien wieder. Die Bassdrum von Steve Porcaro kommt knackig und fest umrissen, der Bass seines Bruders Michael schön knurrig und wuchtig. Besonders gut gelingt es den Boxen aus Hannover zudem, die sagenhafte Atmosphäre dieses Konzerts einzufangen, da fühlt man sich tatsächlich mittendrin.
Selbst mit der ganz groben Kelle, also beispielsweise der Abschleppwagenszene von „Terminator – Die Erlösung“, lässt sich die Chromium-Kombo nicht aus dem Konzept bringen: Die Motorrad-Robots krachen mit Schmackes in die Autowracks, die Explosionen und Schüsse dröhnen nachdrücklich und die Flugroboter bearbeiten die Magenwände mächtig mit ihren Triebwerken. Und das selbst bei wirklich nicht mehr vernünftigen Lautstärken, die das Set ohne merkliche Verzerrungen und Kompression mitgeht.
Wieder einmal besonders viel Spaß macht das komplett in einem Take eingespielte „Listen Up“ von Omar Hakim, bei dem er mit seiner Band ein absolutes Sahnestück zum Besten gibt und dabei die Zuhörer virtuell mitten in die Band hineinversetzt. Ein echtes Erlebnis mit den Quadrals!
Tonqualität Stereo
Einen Subwoofer brauchen die Chromium 105 im Stereobetrieb wirklich nicht: Sie bringen den Tieftonbereich auch allein voluminös, knackig und tiefreichend. Gesangsstimmen bringen die Standboxen charaktervoll, ohne erkennbare Verfärbungen und fest umrissen im Raum abgebildet. Gefühl und Musikalität kommen ebenfalls nicht zu kurz, wie sie mit „Amelia“ der norwegischen Band Soniy Station mit Bravour unter Beweis stellen.
Der Testbericht Quadral Chromium-Set (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 7.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Gekonnt vereint Quadral beim Chromium-Set sauberes, wohnzimmertaugliches Design mit hochwertiger Technik und hervorragender Klangqualität. Der Preis von 7.400 Euro ist angesichts dieser Vorzüge mehr als fair.
Michael Nothnagel