Pioneer VSX-LX305 (Test)

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Nach mehrjähriger Pause meldet sich Pioneer mit neuen AV-Receivern auf dem deutschen Markt zurück. Der VSX-LX305 ist der kleinste der neuen Generation, schlägt aber bereits mit 1.400 Euro zu Buche.

Nach finanziellen Turbulenzen haben sich Pioneer und Schwestermarke Onkyo offenbar gut erholt und bringen endlich wieder neue Geräte auf den deutschen Markt. Mehr zum Onkyo TX-RZ50 erfahren Sie auf Seite 24. Hier steht der VSX-LX305 im Fokus, der kleinste in Pioneers neuer AV-Receiver-Clique, die von den Geräten VSX-LX505 und dem neuen Flaggschiff VSA-LX805 ergänzt wird. Der Vorgänger VSX-LX304 konnte vor knapp 4 Jahren sogar eine „Preistipp“-Auszeichnung einheimsen. Das ist dem Neuen nicht vergönnt, denn mit 1.400 Euro kostet der VSX-LX305 stolze 600 Euro mehr. Doch für den satten Aufpreis bekommt man auch etliche neue Features geboten.

Dirac ohne Aufpreis
Pflicht für einen neuen AV-Receiver ist ein Videoboard nach dem aktuellen HDMI-2.1-Standard für die Verarbeitung von Auflösungen bis zu 8K/60p bzw. 4K/120p-Signalen inklusive dem Kopierschutz HDCP 2.3 sowie allen HDR-Formaten (HDR, HDR10+, Dolby Vision und HLG). Beim LX305 ist dies bei 6 seiner 7 HDMI-Eingänge sowie an den beiden HDMI-Ausgängen der Fall. Diese unterstützen auch ALLM (Auto Low Latency Mode), VRR (Variable Refresh Rate) und QFT (Quick Frame Transport) für flüssiges Gaming etwa von der Xbox oder PlayStation.

Eine weitere Neuerung – und für nicht wenige vielleicht das Highlight – ist das Einmess-System Dirac, das der LX305 ab Werk im Gepäck hat (siehe Kasten). Ein Messmikrofon liegt bei, selbiges lässt sich auch für Pioneers proprietäres Mess-System MCACC (Advanced MCACC mit Auto Phase Control Plus) nutzen, das ebenfalls an Bord ist und mit Pioneers bekannter „Phase Control“-Schaltung aufwartet, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll. Parallel kann man die beiden Einmess-Systeme leider nicht betreiben.

Ausbaufähig: Baulich ist die Fernbedienung von Pioneer identisch zum Onkyo-Geber, nur die Tastenbelegung unterscheidet sich geringfügig. Damit ändert sich nichts an der mäßigen Benutzerführung aufgrund des wuseligen Tasten-Layouts.

Groß ist Pioneer auch im Streaming, 2023 haben deren AV-Receiver so ziemlich alles an Bord, was geht: Bluetooth (Sender und Empfänger), AirPlay 2, Chromecast, DTS Play-Fi, DAB+ und analoges FM-Radio. Dazu gesellt sich Netzwerkstreaming von Servern und USB-Sticks mit der Wiederagbe von Hi-Res-Audiodateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD). Der Receiver lässt sich zudem mit Sonos Connect oder Port in das Sonos-Ökosystem einbinden und ist kompatibel mit dem Streaming-System von Roon. Direkt in den LX305 integriert sind die Dienste Amazon Music HD, Spotify, TIDAL, Deezer und das Webradio tuneIn. Die Sprachsteuerung funktioniert mit den Diensten von Amazon, Apple und Google.

IMAX, aber kein Auro
Bei den Endstufen und der Signalverarbeitung hat sich im Vergleich zum Vormodell nichts geändert. Der VSX-LX305 hat 9 Verstärker an Bord und verarbeitet bis zu 9.1-Kanäle. Die beiden Subwoofer-Ausgänge lassen sich nicht getrennt regeln. Die 10 Kanäle reichen, um die Mindestanforderung für IMAX Enhanced (siehe Kasten) zu erfüllen, das der Receiver unterstützt. Voraussetzung für IMAX-Sound ist der DTS:X-Decoder, der neben Dolby Atmos seinen Dienst im VSX-LX305 verrichtet. Die Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X sind ebenfalls an Bord, außerdem Dolbys Virtualisierungstechnolgie; DTS Virtual:X fehlt hingegen – ebenso wie das Decoder-/Encoder-Paket von Auro. Letzteres gibt es bei Pioneer nur im 3.500 Euro teuren Flaggschiffmodell VSA-LX805. Das Cross- Format-Upmixing klappte im Test problemlos. Der Pioneer bietet zudem 10 Klangprogramme.

Im Grundmenü sind das MCACC-System und die Netzwerkfunktionen in eigene Blöcke unterteilt. Boxen- und HDMI-Setups findet man unter „Grundeinstellungen“.

Endstufenzuweisung: Hier kann man bestimmen, wie die internen Verstärker genutzt werden, z.B. als Höhen-Speaker, Back-Rears oder für einen Nebenraum.

Endstufenzuweisung: Hier kann man bestimmen, wie 2 der internen Verstärker genutzt werden, z.B. als Höhen-
Speaker, Back Rears oder für einen Nebenraum.

IMAX Enhanced ist das Produkt der Zusammenarbeit von IMAX und DTS mit dem Ziel, Elektronik sowie Inhalte nach Vorgaben der Firmen zu optimieren, um so IMAX-Kinoerlebnisse auch zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.

Voraussetzung sind entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rauschreduktion und Helligkeitsanpassung für 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf balkenfreie Bildformate (1,78:1 statt 2,35:1) freuen.

Bei der Elektronik müssen IMAX-zertifizierte AV-Komponenten mindestens ein 5.1.4-Kanal-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subs und 4 Höhenboxen empfohlen.

Beim Pioneer VSX-LX305 werden IMAX-Inhalte automatisch erkannt. Infolgedessen werden der spezielle DTS:X-Codec sowie ein eigenes Bassmanagement (siehe Bild) angewendet: Hierzu gehört auch ein eigener Subwoofer-Modus (IMAX Bass Feeding), der die Bassanteile aller anderen Boxen auf Basis der IMAX-Vorgaben an den LFE-Kanal schanzt sowie eine separate Justage des Basspegels (IMAX LFE Mute Level).

Für IMAX-Ton kann man im Grundmenü das Bassmanagement auch manuell einstellen.

Die Menüführung kennen wir schon von älteren Geräten, sie ist übersichtlich, logisch und intuitiv gestaltet; anschauliche Grafiken und Erklärungen zu den jeweiligen Ausstattungspunkten ersparen unerfahrenen Nutzern ein ums andere Mal den Blick in die Bedienungsanleitung. Nur beim Design – das bekanntlich Geschmacksache ist – gibt es mittlerweile modernere bzw. elegantere Vertreter. Schnelleinstellungen für HDMI, Audio, Raum-EQ und Pegel poppen rechts unten in einem Fenster über dem laufenden Bild auf. Die Fernbedienung birgt Verbesserungspotenzial, denn viele einheitliche Tasten, kaum eine räumliche und keine farblichen Untergliederungen machen die Bedienung mitunter zum Suchspiel. Für die komfortable Nutzung der Streaming- und Multiroom-Funktionen empfiehlt sich die „Pioneer Remote App“ bzw. die „Pioneer Music Control App“.

Der AV-Receiver selbst kommt mit Plastik-Front und ohne Klappe für versteckte Tasten daher, was für ein 1.400 Euro teures Gerät eher enttäuscht. Der Deckel biegt sich zudem bereits bei leichtem Druck etwas durch. Immerhin ist das Gehäuse sauber verarbeitet und die großen Regler für Volume und Quellenwahl schleifen beim Drehen nicht.

Tonqualität
Im Messlabor bot unser Testmuster des VSX-LX305 in etwa die gleiche Leistung wie der Vorgänger, nur im Stereo-Modus an 4-Ohm-Last waren es mit hohen 178 Watt pro Kanal gut 9 Watt weniger – was in der Praxis aber so gut wie nicht ins Gewicht fällt. An 4-Ohm-Widerständen lieferte der LA305 mit 2 x 155 Watt dagegen 6 Watt mehr. Im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) standen 71 Watt pro Kanal auf dem Zähler, solide 96 Watt (6 Ohm) bzw. 102 Watt (4 Ohm) pro Kanal lieferte der Amp im 5.1-Modus.

Der durchschnittliche Stromverbrauch lag mit 344 Watt im Normalbereich, die implementierte Eco-Schaltung lässt sich nicht über das Menü deaktivieren – wir fanden jedenfalls keine Option – und schaltet sich nach eigenem Ermessen zu bzw. ab. Bei aktivem Stromsparmodus sank der durchschnittliche Verbrauch auf respektable 144 Watt.

Vollgepackt: 2 HDMI-Ausgänge und 7 HDMI-Eingänge (einer vorne) sind in der Preisklasse um 1.000 Euro normal, ebenso nur je ein Koax- und Toslink-Eingang. Aktiv befeuert der LX305 immerhin 9 Lautsprecher, Pre-outs gibt es jedoch nur für 2 Subwoofer und eine zweite Zone. Vinyl-Fans freuen sich über die Phono-Buchse.

Neben Onkyo bietet auch Pioneer erstmals die Möglichkeit, die Raumeinmessung mittels Dirac Live durchzuführen – alternativ zum hauseigenen System MCACC. Wie bei der Schwestermarke ist auch im VSX-LX305 die Lizenz im AV-Receiver integriert und kostet nichts extra. Für die Einmessung nutzten wir Pioneers eigene „Remote Control App“, alternativ kann man auch zur originalen Dirac Software greifen. Das beiliegende Messmikrofon kann für beide Kalibriersysteme verwendet werden. Die einzelnen Schritte der Einmessung sind beim VSX-LX305 dieselben wie beim TX-RZ50, weshalb wir an dieser Stelle auf den Test des Onkyo verweisen.

Pegelkalibrierung: Die Lautstärke aller Kanäle sollte sich im grünen Bereich bewegen.

Nach der Einmessung werden die originalen und korrigierten Frequenzkurven aller Kanäle plus Pegel und Verzögerungszeiten angezeigt.

Vor dem Hörtest führten wir die Einmessung mit Dirac durch, die ohne große Probleme klappte; die Crossover-Frequenzen mussten wir allerdings manuell auf unsere Speaker abstimmen. So ging es los mit Steely Dan, der sehr transparent, klar und mit hoher Auflösung drauflos rockte. Energetisch im Hochton schälte der Pioneer akribisch feine Details aus der Musik, spielte dabei eher direkt und dynamisch. Drums und E-Bassgitarre klangen recht druckvoll und dabei konturiert. Ohne Dirac musizierte der VSX-LX305 etwas heller und plakativer.

Weiter ging es mit unseren obligatorischen Dolby-Atmos-Trailern: Hier präsentierte der Pioneer ein sehr offenes und luftiges Klangfeld, das sich sehr schön von den Lautsprechern löste. Während sich Umgebungsgeräusche weiträumig und diffus im Raum verteilten, tönten Effekte klar und präzise ortbar im 3D-Raum. Der „Powerful Bass“ kam mit der angebrachten Tiefe und Kontrolle. Dank 5.1.4-Boxenkonfi guration schallen Höheneffekte zudem bestens lokalisierbar über dem Kopf. Auch die Effektorgie im Dolby-Atmos-Finale von „Ghost in the Shell“ stemmte der Pioneer-Amp aufgeräumt und bestens durchhörbar in unseren Hörraum. Die fehlenden Back-Rear-Speaker kosten etwas Räumlichkeit, womit der VSX-LX305 einige Punkte in der Kategorie „3D-Surround“ liegen lassen muss. Der Panzer sorgte für Tiefbassbeben – sobald wir den Pegel des LFE-Kanals etwas angehoben hatten, den Dirac für unseren Geschmack etwas zu leise stellte. Die „Midnight“-Schaltung kappte zuverlässig Bass- und Dynamikspitzen, im Test allerdings nur bei Dolby-Ton und nicht bei DTS-Material.

Bei Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus legte der LX305 eine ausgesprochen klare, schlackenfreie, luftige und hochauflösende Spielart an den Tag. Bässe kamen ebenso sauber, ohne es mit Druck zu übertreiben. Das Klangbild schallte für unsere Ohren allerdings mitunter eher fl ach zwischen den Lautsprechern als mit einer dreidimensional anmutenden Bühne. Auch für Freunde schimmernder Klangfarben ist der Pioneer nicht unbedingt die erste Wahl. Zudem kann sich auch mal die eine oder andere Härte in seine Stereo-Performance schleichen.

Der Testbericht Pioneer VSX-LX305 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 1.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 Gut

Der Pioneer VSX-LX305 liefert sehr guten Kino-Sound bei ordentlicher Leistung. Video ist mit HDMI 2.1 aktuell und die Streaming-Optionen suchen ihresgleichen. Auf unserer Wunschliste steht neben Auro 3D vor allem eine 11.2-Kanalverarbeitung.

Andreas Oswald

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