Pioneer VSX-LX304 (Test)

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Baulich ist die Fernbedienung von Pioneer identisch zum Geber von Onkyo, nur die Tastenbelegung unterscheidet sich geringfügig.

Nach unserem Test des VSX-LX504 in Ausgabe 7-2019 folgt nun das nächstkleinere Modell, der VSX-LX304, denn einen 404er gibt es nicht. Der Receiver der unteren Mittelklasse bietet viele Features oft deutlich teurerer Geräte, darunter 9 Endstufen – was uns bei einem Preis von 800 Euro einen Preistipp wert ist. Bei 9 Kanälen ist allerdings Schluss, denn eine 11.2-Kanal-Verarbeitung fehlt. 9 Kanäle reichen aber, um die Mindestanforderung für IMAX Enhanced zu erfüllen, das beim 304er erst kürzlich aktiviert wurde. Per Software-Update kam auch Dolbys neuer „Height Virtualizer“, der fehlende Höhen- und/oder Rear-Boxen virtuell ersetzen möchte und damit dieselbe Funktion erfüllt wie DTS Virtual:X, das der 304er allerdings nicht an Bord hat. Wie die neuen Onkyo-Receiver wurde auch der LX304 mit dem Klangprogamm „Vocal Enhancer“ ausgestattet, dieser heißt hier allerdings „Dialog Enhancement“. Die Funktion soll die Sprachwiedergabe verbessern, was jedoch auf Kosten der Kanaltrennung geht.

Aufgerüstet wurde auch in Sachen Multiroom: Neu ist ein Zone B Line-out, der das Tonsignal der Hauptzone ausgibt, etwa an einen Drahtlos-Sender für Wireless-Kopfhörer. Aktiv beschallt der LX304 sogar 2 Nebenzonen, sofern die Endstufen nicht im Hauptraum genutzt werden. Ferner lässt sich der Pioneer in ein Netzwerk mit Sonos-Geräten einbinden, wofür jedoch der Sonos Connect-Adapter (400 Euro) benötigt wird.

Ausstattung und Technik

Von den 9 Endstufen kann man 4 für die Beschallung von zwei Nebenräumen abzwacken. Alternativ darf man über die Pre-outs eine Hörzone passiv mit Tonsignalen versorgen. Das Boxensetup erlaubt die Justage der Pegel um 0,5-Dezibel-Schritte, Distanzen lassen sich aber nur in 3-Zentimeter-Einheiten verschieben; besser wären 1-Zentimeter-Schritte. Ebenfalls suboptimal: Crossover-Frequenzen können nicht separat gesetzt werden, stattdessen muss man einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren. Zudem darf man die beiden Subwoofer-Pre-outs nicht getrennt regeln.

Vollgepackt: 2 HDMI-Ausgänge und 7 HDMI-Eingänge (einer vorne) sind in der Preisklasse unter 1.000 normal, ebenso nur je ein Koax- und Toslink-Eingang. Aktiv befeuert der LX304 immerhin 9 Lautsprecher, Pre-outs gibt es jedoch nur für 2 Subwoofer und eine zweite Zone. Vinyl-Fans freuen sich über die Phono-Buchse.

An Ton-Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Das beliebte Cross-Format-Upmixing ist mit dem LX304 gar nicht mehr möglich. Ob ein Firmware-Update nach der jüngsten Dolby-Entscheidung dies ändert, konnte man uns auf Rückfrage nicht beantworten. Fest steht: Der Pioneer verfügt über 10 Klangprogramme.

Im Unterschied zu den technisch verwandten Onkyo-Geräten nutzt der VSX-LX304 als Einmess-System das „MCACC“, das mit Pioneers bekannter „Phase Control“-Schaltung aufwartet, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll. In der aktuellen Variante berücksichtigt das MCACC bis zu 9 Messpositionen. Zu den Tuning-Tools zählt neben diversen Klangfiltern (unter anderem Theater, Sound Retriever, Midnight) auch ein 9-bandiger Equalizer, der sich zusätzlich zur Einmess-Automatik aktivieren lässt. Er greift aber erst ab recht hohen 63 Hertz, Ausnahme bilden die 4 Bänder für den Subwoofer, die von 31 bis 250 Hertz regeln.

Boxen-setup mit 9 Kanälen

Mit 9 integrierten Endstufen befeuert der Pioneer VSX-LX304 aktiv 7.1.2- oder 5.2.4-Boxensets. Pre-outs gibt es nur für 2 Subwoofer sowie Zone 2, womit 11.2-Boxen-Sets außen vor bleiben.

3.1.2: Auch exotische Kombinationen mit 2 Höhen-Speakern (hier Add-ons), aber ohne Rears sind möglich.

Zonenbetrieb: Bei Nutzung von nur 5 Endstufen im Hauptraum kann man 2 Nebenzonen aktiv bespielen.

7.1.2: Der Pioneer unterstützt auch „Top Middle“-Höhenboxen, dann sind hintere Rear-Boxen möglich.

5.1.4: In der Maximal-Konfiguration können 4 Höhenboxen, aber keine Back-Rears betrieben werden.

Video und Multimedia

Das Video-Board mit 2 HDMI-Ausgängen und 7 HDMI-Eingängen ist kompatibel zu 4K/60p sowie HDR-10, Dolby Vision und HLG. Zudem unterstützt es den aktuellen Kopierschutz HDCP 2.3. Der Scaler wandelt nur 1080p-Signale in UHD-Auflösung. Der einfache Video-Equalizer funktioniert nur bei aktivem Upscaler und schärft das Bild in 3 Schritten an.

Zu Musik vernetzt der Pioneer über AirPlay2, Bluetooth, DLNA, Chromecast, DTS Play-Fi und Onkyos eigenem Streaming-Protokoll FlareConnect. Abgespielt werden auch Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit. Als Internet-Radio fungiert TuneIn, hinzu kommen die kostenpflichtigen Streaming-Dienste Spotify, Deezer, Tidal und Amazon Music.

Die neue Fernbedienung verzichtet dankenswerterweise auf die spitzen Kanten des Vormodells und überzeugt zudem mit klarem Layout und großen Tasten. Für die komfortable Nutzung der Streaming- und Multiroom-Funktionen empfiehlt sich die „Pioneer Remote App“.

Der Equalizer regelt jeden Kanal mit 9 Bändern, jedoch erst ab 63 Hertz. Nur der Woofer-Kanal greift schon ab 31 Hertz, was für alle Boxen wünschenswert wäre.

  

Tonqualität

Im Messlabor bot der LX304 mit 7 x 74 Watt (Ohm) sowie 94 Watt pro Kanal im 5.1-Modus (6 Ohm) solide Werte, die im Alltag locker ausreichen. Die 187 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm) kann man im Regelfall eh nicht ausreizen. Der durchschnittliche Stromverbrauch lag mit 329 Watt im Normalbereich, eine Öko-Schaltung fehlt dem Gerät.

Im Hörtest schritt der LX304 mit einer sehr luftigen, transparenten und hochauflösenden Spielweise zu Werke, die Aufnahmen viele Details entlockt; Rockmusik brachte der Receiver knackig und kontrolliert im Bass rüber. Die 9-Punkt-Einmessung funktionierte problemlos und lieferte glaubhafte Ergebnisse, wobei „Phase Control“ dem Ganzen einen guten, doch strammen Schub im Bass mitgab.

Komfortabel: Eingangswahl, Wiedergabemodus, Pegel und Multi Zone lassen sich individuell in drei Speichern ablegen und per Tastendruck aufrufen.

Nichts zu meckern hatten wir auch bei unseren Hörtests mit Dolby-Atmos-Material: In „Amaze“ flog der Vogel klar nachvollziehbar seine 360-Grad-Bahn, Ambient-Effekte verteilten sich weiträumig und der „Powerful Bass“ entlockte unserem großen Subwoofer brachiale Tiefbässe, die lobenswerterweise nicht verzerrten. Bei einer 5.1.4-Konfiguration waren zudem die Synthesizer in „Audiosphere“ sauber über unserem Kopf zu hören.

Das 5-stufige „Dialog Enhancement“ für eine verbesserte Sprachverständlichkeit weicht die Kanaltrennung der drei Frontboxen auf, so dass Dialoge nicht mehr nur aus dem Center, sondern auch aus den Hauptlautsprechern tönen. Dies gilt jedoch auch für alle anderen Klanganteile des Center-Kanals – also Effekte und Musik. Sprache wird dadurch lauter und besser verständlich, im Gegenzug nimmt die Präzision ab. Zwiespältig schnitt auch die „Midnight“-Schaltung zur Dynamik-Kompression ab, die bei Dolby-Ton gut funktionierte, bei DTS-Streams hingegen keine Wirkung zeigte.

Stereo-Musik brachte der Pioneer im Pure Direct Modus locker und dreidimensional zu Gehör. Bässe kamen konturiert und klar, doch nicht allzu druckvoll. Statt dick aufzutragen, bevorzugt der LX304 eine schlackenfreie, luftige und hochauf-lösende Spielart. Bei „crisp“ aufgenommener Mainstream-Mucke schlich sich allerdings schon mal eine leichte Schärfe in den Klang, die bei sanfter abgestimmten Geräten weniger auffällt. Mit audiophilen CDs spielte der LX304 hingegen genauso detailreich wie stressfrei.

Der Testbericht Pioneer VSX-LX304 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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