Pioneer VSX-934 (Test)

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Pioneer: Der neue Geber liegt dank runder Ecken angenehm in der Hand. Große und logisch gegliederte Tasten erleichtern die Bedienung.

Der VSX-934 folgt dem VSX-933 (Test in 6-2018) und bringt ein paar Neuerungen mit, die echten Mehrwert bieten: Dazu gehört die Option auf 3D-Sound ohne Höhenboxen. Dies sollen die Upmixer „Dolby Atmos Height Virtualizer“ und „DTS Virtual:X“ ermöglichen, die aber erst per Firmware nachgereicht werden. Verbessert wurde auch die Fernbedienung, dazu später mehr. Hinzugekommen ist zudem ein zweiter HDMI-Ausgang, der ein separates AV-Signal ausgeben kann; im Gegenzug wurden alle analogen Videobuchsen (FBAS, YUV) gestrichen, die im modernen Heimkino aber ohnehin keine Rolle mehr spielen. Die IMAX-Enhanced-Funktion der größeren Receiver VSX-LX504 und VSX-LX304 hat der VSX-934 nicht an Bord.

Ausstattung und Praxis

Wie sein Vorgänger besitzt der VSX-934 7 Endstufen, womit er für 7.2- oder 5.2.2-Kanal-Sound ausgelegt ist. Mehr geht aufgrund fehlender Pre-outs nicht. Height- und Back-Rear-Boxen teilen sich leider ein Boxen-Terminal, weshalb man sich zwischen einem 7.2.- und einem 5.2.2-Setup entscheiden muss. Alternativ dürfen freie Endstufen für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher verwendet werden, die aktive oder passive (via Pre-outs) Beschallung eines zweiten Hörraums ist ebenso möglich. Schön ist die Phono-Buchse zum Anschluss eines Plattenspielers, je eine Toslink- und Koax-Schnittstelle sind aber knapp bemessen.

Für ein Einsteigermodell gut bestückt: Alle 8 HDMI-Buchsen unterstützen 4K/60p-Signale samt HDR10 und Dolby Vision. Zu 4 analogen Cinch-Pärchen gesellen sich 2 S/PDIF-Buchsen und ein Phono-Eingang für den Plattenspieler; Pre-outs gibt es nur für Zone 2 und für 2 Subwoofer. Die beiden Antennen funken mit 5 GHz oder 2,4 GHz.

Am Design hat sich praktisch nichts verändert. Die Kunststoff-Front imitiert gekonnt Aluminium, der Lautstärkeregler läuft satt. Neu ist hingegen das Design der Fernbedienung, womit nun auch die spitzen Ecken des alten Gebers der Vergangenheit angehören. Damit lässt sich der Steuerriegel nun angenehm in der Hand halten, ohne ständig zu pieksen. Gelungen ist zudem die Tastengruppierung, die Fernsteuerung wirkt nicht überladen. Etwas mehr Farbvielfalt hätte aber nicht geschadet. Eine Beleuchtung wäre die Krönung gewesen, doch das ist in der 500-Euro-Klasse Wunschdenken. Ebenfalls neu: Über die „Personal Preset“-Tasten lassen sich 3 Nutzer-Presets mit den aktuellen Einstellungen des Geräts speichern – etwa Eingangsquelle, Decoder und Lautstärke. Erweitert wurde der Signalgeber auch um Direkt-Tasten zur Pegel-Einstellung von Bass/Treble/Dialog und des  Subwoofer. Alternativ lässt sich der VSX-934 mit Pioneers Remote App sowie der Music Control App bedienen, die zudem praktische Multiroom-Optionen offerieren. In Kombination mit „Sonos Connect“ kann man den Pioneer sogar in ein Netzwerk mit Geräten von Sonos einbinden.

Decoder und Klangtuning

Am Einmess-System MCACC hält Pioneer auch in der neuesten Generation fest. Manuelles Feintuning am Klang darf man per 9-bandigem Equalizer betreiben, der jedoch erst ab hohen 63 Hertz greift. Nur der Subwoofer lässt sich ab 31 Hertz mit 4 Bändern regeln. Die Pegel sind in 0,5-Dezibel-Schritten optimierbar, die Entfernungen der Lautsprecher kann man aber nur in 3-Zentimeter-Schritten angeben; wünschenswert wäre 1 Zentimeter. Ebenfalls nicht optimal: Die Crossover-Filter aller Lautsprecher lassen sich nur einmal zentral zwischen 50 und 200 Hertz einstellen.

Während Pioneer bei seinen AV-Receivern der teuren LX-Baureihe die Einmess-Automatik „MCACC Pro“ einsetzt, müssen sich günstigere Modelle wie der VSX-934 mit der abgespeckten Variante „MCACC“ begnügen. Letztere bietet kaum manuelle Möglichkeiten, in die Einmessung einzugreifen, was im Gegenzug die Bedienung für Laien vereinfacht:

Das MCACC-Menü untergliedert sich in die eigentliche Einmessung, die Ergebnisse und die manuellen Optionen; Letztere beschränken sich auf den Equalizer.

Nach dem Anschluss des mitgelieferten Mikrofons und der Einstellung der erforderlichen Boxenkonfiguration erfolgt die Einmessung aller Lautsprecher vollautomatisch, wobei der VSX-934 nur eine EQ-Klangkurve berechnet. Hinzu kommt eine Optimierung der Phasen aller Boxen („Phase Control“). Beide Filter lassen sich via „AV Adjust“-Taste der Fernbedienung aufrufen bzw. deaktivieren. Die wichtigsten Ergebnisse der Einmessung kann man sich in einem separaten Unter­menü anzeigen lassen; allerdings nicht die Optimierungs­kurven der automatischen Frequenzgang-Entzerrung.

Der 9-Band-Equalizer regelt alle Boxen von 63 Hertz bis 16 Kilohertz; den Subwoofer kann man zwischen 31 und 250 Hertz justieren.

Der manuelle Equalizer ist Teil des MCACC-Systems und kann zusätzlich zur Einmessung aktiviert werden; er regelt mit Ausnahme des Subwoofers (ab 31 Hertz) allerdings erst ab recht hohen 63 Hertz.

An Ton-Decodern verbauten die Japaner Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Konträr zum Vorgänger ist beim VSX-934 das Cross-Format-Upmixing generell nicht mehr möglich, egal welcher Dolby- oder DTS-Stream anliegt. Künftig soll per Firmware-Update die Riege der Ton-Upmixer um DTS Virtual:X und den Dolby Atmos Height Virtualizer erweitert werden. Wann das Update kommt, ist noch unklar. Über die „AV Adjust“-Taste der Fernbedienung lassen sich eine Reihe von Klangschaltungen aktivieren, darunter „Phase Control“ für eine Bass-Optimierung, das „Theaterfilter“ zur dezenten Absenkung von Höhen sowie die Dynamikreduktion „DRC“.

Video und Multimedia

Die Videotechnik im VSX-934 akzeptiert 4K/60p-Signale samt HDR10, HLG und Dolby Vision. Der Scaler mit optionaler „Super Resolution“-Bildanschärfung rechnet 1080p-Signale auf 4K hoch, erzeugte im Test aber auch dezente Doppelkonturen.

Im Schnellmenü sind alle wichtigen Klangfilter zusammengefasst, u.a. die EQs, die Bassschaltung „Phase Control“ und das Theaterfilter zur Hochton-Absenkung.

Auf Multimedia-Seite gibt es neben dem freien Webradio TuneIn auch Spotify, Deezer und Tidal; Amazon Music, Napster und Qobuz sind dagegen nur via App zugänglich. Mit FlareConnect, DTS Play-Fi, Bluetooth, AirPlay und DLNA unterstützt der Receiver viele Streaming-Protokolle; Chromecast wurde im Vergleich zum VSX-933 gestrichen. Der Mediaplayer akzeptiert auch Hi-Res-Dateien wie FLAC, AIFF, ALAC und WAV mit 192 Khz / 24 Bit sowie DSD-Dateien bis 5,6 MHz Samplingrate.

Tonqualität

Im Messlabor lieferte der VSX-934 ähnlich niedrige Werte wie sein Vorgänger; nur im 7-Kanal-Betrieb an 6 und 4 Ohm maßen wir mit 56 und 75 Watt rund 4 bzw. 6 Watt mehr. Fett macht dies den Braten aber noch nicht, weshalb der Pioneer in der Disziplin Leistung einige Federn bzw. Punkte lässt.

Im Hörtest spielte der Pioneer sehr durchhörbar, feinauflösend und detailreich. Unten herum dafür etwas dünn, aber schlackenfrei. Die Einmessung aller Boxen dauerte nur wenige Minuten und lieferte meist plausible Ergebnisse; jedoch nur für einen Mess-punkt. Auch mussten wir bei der Balance der Hauptboxen eingreifen, ohne Korrektur klang es für unsere Ohren etwas linkslastig. Der MCACC-Equalizer gab einen guten Schuss Höhen hinzu, höhlte für unseren Geschmack den Mitteltonbereich aber etwas aus. Die „Phase Control“-Schaltung legte eine gute Portion Bass drauf, die uns vor der Einmessung im Klang fehlte – sie durfte also an bleiben.

Boxen-Setup: Der Pioneer ist für 5.1.2-Sound gerüstet. Ein fliegender Wechsel zwischen Höhenboxen und Back-Rear-Speakern ist leider nicht möglich.

Bei Atmos-Trailern wie „Amaze“ bot der Pioneer eine schöne Räumlichkeit mit greifbaren Effekten. Über dem Kopf war jedoch wenig zu hören, das Höhengeschehen verlagerte der VSX-934 nur allzu oft nach vorn. 3D-Sound beherrschen vor allem Receiver mit 4 Höhenboxen besser. Dafür spielte der mächtige Bass im „Amaze“-Clip laut und akzentuiert auf den Punkt. Apropos laut: Die Dynamikreduktion „DRC“ funktionierte bei Dolby-Ton bestens, bei DTS-Quellen leider gar nicht.

Im Stereo-Betrieb klang der kleine Pioneer im Pure-Direct-Modus neutral, dynamisch und fein auflösend – womit er von Pop über Rock bis zu Klassik für jede Musik zu haben ist. Bei gehobenen Pegeln schlich sich eine dezent spitze Note in den Klang, was den VSX-934 etwa von teureren Vertretern seiner Gattung distanziert.                    

 

Der Testbericht Pioneer VSX-934 (Gesamtwertung: 69, Preis/UVP: 550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

69 befriedigend

Der VSX-934 bietet sinnvolle Verbesserungen wie einen zweiten HDMI-Ausgang, eine neue Fernbedienung und mit künftiger Firmware neue Ton-Decoder für virtuellen 3D-Sound. Die vergleichsweise geringe Leistung kostet aber wertvolle Punkte, womit der Pioneer knapp an einem „gut“ vorbeisegelt.
Andreas Oswald

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