Pioneer SC-LX502 (Test)

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Pioneer: Bis auf das Design entspricht das Tastenlayout und der Funktionsumfang weitgehend der Onkyo-Fernbedienung; mit allen Stärken und Schwachen.

Während die meisten Hersteller jährlich die Preisschraube nach oben drehen, macht Pioneer seine Geräte sogar günstiger: Kostete der SC-LX501 noch 1.300 Euro, wechselt der Nachfolger SC-LX502 für 1.200 Euro den Besitzer. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Hat das kleinste Modell von Pioneers hochwertiger SC-Baureihe abgespeckt?

Ausstattung und Technik

Rein optisch blieb jedenfalls alles beim Alten und auch sämtliche Anschlüsse wurden 1:1 vom Vorgänger übernommen – und aufgewertet: So ist das  4K-Video-Board nun kompatibel mit den drei wichtigsten HDR-Standards HDR-10, Dolby Vision und HLG, zudem unterstützen jetzt alle rückwärtigen HDMI-Buchsen den HDCP-2.2-Kopierschutz.

An Vorverstärker-Ausgängen gibt es jene für zwei Subwoofer – die sich nicht getrennt regeln lassen – und für eine Nebenhörzone (Zone 2), auf Pre-outs für Höhenboxen verzichtet der 7-Kanal-Verstärker, weshalb maximal 7.2- bzw. 5.2.2-Setups möglich sind.

Für viele Heimkinos ausreichend: Das Fehlen der meisten Vorverstärkerausgänge lässt das rückseitige Anschlussfeld etwas leer wirken. Aufgrund 7 integrierter Endstufen sind auch nur 7 der 9 Boxenterminals zeitgleich aktiv. Alle HDMI-Schnittstellen sind mit HDCP 2.2 kompatibel, die Antennen sorgen für WLAN- und Bluetooth-Verbindungen.

Die Endstufentechnik legt Pioneer wie bei allen Receivern der SC-Reihe als Schaltverstärker (Class C) aus, die einen besseren Wirkungsgrad aufweisen als herkömmliche Linear-Leistungsstufen und weniger Abwärme produzieren. Nicht im Hauptraum gebrauchte Endstufen lassen sich auch für die aktive Beschallung einer zweiten Hörzone verwenden, alternativ ist das Bi-Amping der Hauptboxen oder ein zweites Paar Frontboxen (A/B-Betrieb) möglich.

Mit 7 integrierten Endstufen ist der Pioneer SC-LX502 ausgelegt für den Betrieb eines 5.2.2- oder 7.2-Boxensets. Augrund fehlender Pre-outs ist kein Betrieb von 4 Höhenboxen möglich.

5.1.2 und Schluss: Der Pioneer unterstützt maximal 2 Höhenboxen – als Decken- oder Dolby-Speaker.

Qual der Wahl: Mit seinen 7 Endstufen befeuert der Pioneer entweder Höhen- oder Back-Rear-Boxen.

Bei den Höhenboxen sind auch klassische Height-Positionen vorne oder hinten erlaubt.

Endstufenzuweisung: Freie Verstärker darf man für die Nebenraumbeschallung oder Bi-Amping nutzen.

Als Einmess-System birgt der SC-LX502 das MCACC in der kleinen Variante (ohne „Pro“), die mit der „Phase Control“-Schaltung aufwartet, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll, aber auf die vollwertige „Full Band Phase“-Korrektur oder die Anti-Dröhnschaltung „Standing Wave Control“ verzichtet. Zu den Tuning-Tools zählt auch der 9-bandige Equalizer, der alle Boxen ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz regelt; den Woofer 4-bandig zwischen 31 und 250 Hertz. EQ-Korrekturen darf man in 3 Speichern ablegen.

Entweder man betreibt Höhenboxen, oder Back-Rears, die man im Schnellmenü auswählt.

Das Boxensetup erlaubt die Justage der Pegel um optimale 0,5-dB-Schritte, Distanzen lassen sich aber nur in 3-Zentimeter-Einheiten verschieben;  besser wären 1-Zentimeter-Schritte. Ebenfalls suboptimal: Crossover-Frequenzen können nicht separat gesetzt werden, stattdessen muss man einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren.

Equalizer: Zur Klangmanipulation stehen 9 Frequenzbänder bereit, die jedoch erst ab hohen 61 Hertz greifen.

Video und Multimedia

Das Video-Board des SC-LX502 ist fit für die Wiedergabe mit 4K/60p, HDCP 2.2, 4:4:4-Farbraum, BT.2020 sowie HDR-10, Dolby Vision und HLG. Der Scaler wandelt ausschließlich 1080p-Signale nach UHD-Auflösung, der rudimentäre Video-Equalizer funktioniert nur bei aktivem Upscaler und schärft das Bild („Super Resolution“) in 3 Schritten an.

TV-Ausgang: In diesem Menü lassen sich der Scaler, die Anschärfung oder Dolby Vision aktivieren.

Die Vernetzung zu Musik erfolgt über WiFi-Direct, AirPlay, Bluetooth, DLNA, Chromecast, FireConnect und DTS Play-Fi. Abgespielt werden auch  Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit. Fürs Radiohören aus dem Netz ist TuneIn zuständig, integriert wurden auch die Streaming-Dienste Spotify, Deezer und Tidal. Neben der übersichtlichen, aber mit etwas spitzen Kanten versehenen Fernbedienung darf man den Receiver auch über Pioneers „Remote App“ für Andoid und iOS-Geräte steuern.

Tonqualität

Im Messlabor bot der SC-LX502 mit kräftigen 7 x 135 Watt (4 Ohm) sowie 225 Watt pro Kanal in Stereo (4 Ohm) ähnliche Werte wie der Vorgänger SC-LX501; nur im Zweikanal-Modus an 6-Ohm-Last fiel die Leistung von 182 auf 166 Watt. In der Praxis spielt dies aber keine Rolle. Der durchschnittliche Stromverbrauch der Digital-endstufen ist mit knapp 78 Watt sehr gering, was dem Pioneer unser Stromsparer-Logo beschert.

Im Hörtest legte der Japaner einen hochauflösenden und luftigen Charakter an den Tag, der Details klar heraushören lässt. Bässe spielten – hier zuerst ohne Subwoofer – zurückhaltend, aber sehr sauber. Dies änderte sich mit Zuschaltung der „Phase Control“, dann drückten Tieftöne kräftiger, aber nicht weniger kontrolliert. Die Einmessung setzte die Werte für Distanzen und Crossover plausibel. Die Zielklangkurve betonte Mitten und obere Bässe etwas, verhielt sich aber dezent.

Bei unseren Atmos-Testparcours – jetzt mit Subwoofer und aktivem MCACC – sorgte die luftige Spielart des Pioneer für große, von den Boxen losgelöste Klangfelder, die Raum füllende Ambient-Geräusche ebenso wie direktionale Effekte realistisch zu Gehör brachten. Auch Effekte auf den Höhen-boxen waren präzise ortbar. Der Bass war uns allerdings zu viel, egal ob mit oder ohne Phase Control; hier mussten wir den Woofer-Kanal gut 8 Dezibel herunterschrauben. Die DRC-Schaltung senkte Dynamikspitzen zuverlässig ab.

Stereo-Musik präsentierte der Pioneer mit hoher Durchhörbarkeit, Schnelligkeit und großer Raumausleuchtung. Das Tiefton-Fundament stand im Pure-Direct-Modus auf eher schlankem Fuße verglichen mit Onkyo und Marantz. Der „Sound-Retriever“ fügt dem Klang Bässe und Höhen für einen vollen und dynamischeren Sound hinzu.   

Der Testbericht Pioneer SC-LX502 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

Pioneers Einstieg in die Oberklasse wird mit dem SC-LX502 um 100 Euro günstiger, ohne Abstriche bei Klang und Ausstattung machen zu müssen. Flexible Vernetzungsmöglichkeiten und viel Power gehören zu seinen Stärken, was ihm den Testsieg einbringt.
Andreas Oswald

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