Philips 77OLED908 (Test)

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Ambilight, Mikrolinsen, Sound von Bowers & Wilkins: Philips hat in seinen neuen 77OLED908 alles reingepackt, was ein spektakuläres Bild und satten Sound erahnen lässt. Wir klären, ob der 77-Zöller die hohen Erwartungen erfüllt.

Jetzt zündet auch Philips die nächste OLED-Rakete: Beim Spitzenmodell OLED+908 des aktuellen Jahrgangs, das bei den Niederländern immer erst zur Adventszeit auf den Markt kommt, setzt das Unternehmen wie LG und Panasonic auf die Mikrolinsen-Technik. Philips verspricht eine überragende Spitzenhelligkeit von bis zu 2.100 Nits. Außerdem kommen im Super-OLED dreiseitiges Ambilight und ein 3.1-Soundsystem von Bowers & Wilkins mit einer Gesamtleistung von 80 Watt zum Einsatz. Wir testen mit dem 5.700 Euro teuren 77OLED908 das derzeit größte Modell der Serie. Ebenfalls zu haben sind ein 65-Zöller für 3.700 und ein 55-Zöller für 2.700 Euro.

Der 43,5 Kilo schwere Flachmann verfügt über ein schlankes Panel, kommt insgesamt (ohne Fuß) auf eine Tiefe von 8,5 Zentimeter. Dazu trägt auch der in hochwertigen grauen Wollstoff gehüllte TV-Lautsprecher bei. Der 908 mit Metallrahmen steht auf einem dezenten, drehbaren, mattverchromten Metallfuß, damit man den 77-Zöller optimal ausrichten kann. Der Schwenkwinkel beträgt in beide Richtungen 15 Grad. Die gesamte Verarbeitung ist exzellent, alles wirkt äußerst robust und stabil. Auf der Geräterückseite lassen sich das Strom- und die Anschlusskabel sauber zur Mitte hin durch eine Kabelführung nach unten verlegen. Zur Wandmontage eignen sich alle Halterungen, die den VESA-Standard 400 x 300 Millimeter unterstützen.

Deutlich verbessert: Die äußerst hochwertig verarbeitete Metall-Fernbedienung des OLED908 verfügt über wenige Tasten, die beleuchtet sind. Das Ziffernfeld erscheint aus dem Nichts, wenn man die Taste „123“ drückt. Der recht kompakte Steuerstab liegt angenehm in der Hand und erfüllt Premium-Ansprüche.

Ausstattung & Bedienung
Seit fast 20 Jahren verbaut Philips als einziger Hersteller mit Ambilight ein Alleinstellungsmerkmal, bei dem LEDs die Farben des Bildschirminhalts rückseitig an die Wand hinter dem Fernseher werfen. Diese besondere Technik kommt beim 77OLED908 dreiseitig zum Einsatz und verursacht wie gewohnt ein farbiges Spektakel, das subjektiv den Bildinhalt vergrößert und die Augen entspannt. Hat man diesen Effekt einmal genossen, will man ihn nicht mehr missen. Für die erforderliche Rechenleistung im 77-Zöller sorgt der P5 AI-Prozessor der 7. Generation. Dieser arbeitet mit einem neuen XYZ-Lichtsensor zusammen, der die Farbtemperatur des Lichts im Raum misst, um in Echtzeit den Weißpunkt des Displays möglichst exakt dem Licht im Raum anzupassen. Philips verspricht eine präzisere Anpassung von Helligkeit, Gamma und Farbwiedergabe. Außerdem sollen die Kantenschärfe durch das Feature „Super Resolution“ optimiert und die Darstellung feinster Details im Hauptbereich der jeweiligen Bildszene verbessert werden.

Während im Hintergrund Android 12 arbeitet, kommt beim 77-Zöller als Benutzeroberfläche Google TV OS zum Einsatz. Vorteil: Ein Betriebssystem, das herstellerübergreifend benutzt wird, ist sehr ausgereift und nahezu frei von Schwächen. Die Startseite ist optisch ansprechend, der Bedienkomfort hoch. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) werden dem Zuschauer personalisierte Programmvorschläge unterbreitet. Das App-Portfolio unter anderem mit Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, RTL+, Rakuten TV, Joyn, Apple TV+ und HD+ (kann ein halbes Jahr kostenlos getestet werden) fällt sehr üppig aus, die Applikationen können zudem nach eigenem Geschmack verschoben und angeordnet werden. Bildschirmschoner, persönliche Konten und diverse Energiespar-Optionen gehören ebenfalls zur Ausstattung.

Überarbeitet hat Philips seine Fernbedienung – und das ist richtig gut gelungen. Der Signalgeber aus Aluminium ist sehr hochwertig, hat das optimale Gewicht und beleuchtete Tasten, sobald man die Fernbedienung anhebt. Besonderer Clou: Drückt man auf die „123“-Taste, so tauchen auf und um die Cursor-Tasten herum die Ziffernfelder auf, das ist sehr clever gelöst. Die beiden Steuertasten für Lautstärke und Senderwechsel fallen recht klein aus, man kann sie aber gut ertasten. Über den Steuerstab erreicht man den Google Assistant, über Alexa-fähige Geräte lässt sich der 77-Zöller ebenfalls steuern. Batterien benötigt die neue Fernbedienung übrigens nicht mehr. Der integrierte Akku wird per USB-C geladen.

Google TV: Modern, optisch ansprechend, klar gegliedert – die Philips-Benutzeroberfläche sieht sehr einladend aus und ist intuitiv zu bedienen.

Maßarbeit: Im „Filmmaker“-Modus liefert der Philips im SDR-Farbraum ein ab Werk farblich sehr gut abgestimmtes Ergebnis, Feintuning ist kaum erforderlich.

HDR ein Genuss: Der 77OLED908 füllt das DCI-P3-Spektrum problemlos aus. Manuelles Eingreifen ist hier ebenfalls so gut wie nicht erforderlich.

Für mehr Abwechslung: In ungenutzten TV-Pausen stellt der 77-Zöller verschiedene Hintergrundmotive zum Verschönern des Displays zur Verfügung.

Wo Bowers & Wilkins draufsteht, steckt in der Regel auch der ausgezeichnete Klang der britischen Audioschmiede drin. Beim 77OLED908 bewahrheitet sich glücklicherweise diese Annahme. Philips hat in den 77-Zöller eine separate Soundleiste mit 3.1-System unterhalb des Displays verbaut.

Der Schallwandler leistet 80 Watt und hebt sich allein schon durch seine graue Stoffbespannung von den meisten anderen einfachen TV-Lautsprechern ab. Die Niederländer versuchen, durch sechs auf der Vorderseite platzierte Lautsprecher eine möglichst breite Akustikbühne mit klaren Dialogen aufzubauen. Die sechs Lautsprecher sind in einer so genannten LCR-Anordnung (Left, Center, Right) direkt auf die Zuhörer ausgerichtet. Auf diese Boxen verteilen sich 6 x 8,5 Watt. 30 zusätzliche Watt sind für den Subwoofer reserviert, der rückseitig montiert ist und von vier passiven Radiatoren unterstützt wird. Der TV-Lautsprecher von Bowers & Wilkins ist leicht nach oben hin angewinkelt, damit der Sound auch die Ohren der Zuschauer und nicht nur darunter liegende Körperteile erreicht. Philips hat seinen Flachmann mit einem separaten Subwoofer-Anschluss ausgestattet, um noch tiefere und wuchtigere Töne zu generieren.

Auf eine Möglichkeit, den Lautsprecher über das Menü des Fernsehers und das Mikrofon in der Fernbedienung zu kalibrieren, verzichtet Philips beim OLED908. Das Sound-Menü fällt zudem sehr übersichtlich aus, hier gibt es nur wenige Einstell-Optionen. Interessant ist der KI-Modus, der den Ton in Eigenregie an die aktuellen Inhalte anpasst und uns im Test überzeugte. Die diversen Modi unterscheiden sich zum Teil stark voneinander. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, für sich ein optimales Ton-Setting zu finden.

Klingt gut: Der graue Lautsprecher von Bowers & Wilkins leistet inklusive Subwoofer 80 Watt und ist leicht nach oben hin angewinkelt.

Der Blick auf die TV-Anschlüsse beginnt mit einer Enttäuschung: Ungewöhnlich, dass ein Hersteller in dieser Preisklasse auf Twin-Tuner verzichtet, TV-Programme nur über Kabel, Satellit und DVB-T2 via Single-Tuner zu empfangen sind. Letztendlich ist diese Sparmaßnahme jedoch plausibel: Da Philips beim OLED908 weder USB-Aufnahmen noch Time-Shift, also zeitversetztes Fernsehen, unterstützt, braucht man keine doppelte Auslegung der jeweiligen Tuner. Viele öffentlich-rechtliche Programme lassen sich zudem über einen Druck auf die blaue Taste der Fernbedienung von vorne starten, sofern der Flachmann per Kabel oder via WLAN ins Internet eingebunden ist.

Von den vier HDMI-Ports unterstützen zwei mit Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz alle relevanten 2.1-Spezifikationen. Gamer profitieren beim XXL-Fernseher zudem von AMD FreeSync Premium, Nvidia G-Sync-Kompatibilität, Dolby Vision Game und HGiG (HDR Gaming Interest Group). Wer gerne über das Internet spielt, freut sich über die Integration von Nvidia Geforce Now mit einem riesigen Spiele-Fundus.

Eine Philips-Besonderheit ist die Unterstützung von DTS Play-Fi. Hat man zu Hause kompatible WLAN-Lautsprecher, so kann man diese komfortabel mit dem Flachbildfernseher koppeln. Die Play-Fi-App ermöglicht es zudem, den TV-Ton auf ein Smartphone zu streamen. Mittels Kopfhörer kann man eine Talkshow jetzt auch in einem Zimmer akustisch mitverfolgen, in dem der TV nicht steht.

Bildqualität
Wie andere Spitzen-OLEDs von LG oder Panasonic kommen jetzt auch im 908 von Philips die winzigen Mikrolinsen zum Einsatz. Man spricht von der so genannten META- bzw. MLA-Technik (Micro Lens Array). Pro Pixel zählt man stolze 5.117 Mikrolinsen, in der Summe erreicht man mehr als 42 Milliarden. Die entsprechenden Panels liefert LG. Ziel ist es, das Streulicht zu reduzieren und somit mehr Helligkeit aus dem Display zu holen. Philips verspricht zudem einen noch besseren Betrachtungswinkel, wobei Fernseher mit selbstleuchtenden Pixeln in dieser Disziplin ohnehin hervorragend abschneiden.

Lückenhaft: Die Single-Tuner fallen beim Philips nicht negativ auf. Denn USB-Aufnahmen und Time-Shift unterstützt der XXL-Flachmann sowieso nicht.

Die Spannung steigt, wie hoch ist die Maximalhelligkeit des 77-Zöllers? Dafür messen wir traditionell im 10-Prozent-Weißfeld. Das Ergebnis begeistert: Im „Kristallklar“-Modus schafft der Philips 1.510 Candela, im „Heimkino“-Setting sind es 1.465 Candela, und im farblich besten „Filmmaker“-Modus 1.460 Candela. Hier ermitteln wir bei einem Weißanteil von 50 Prozent immer noch 420 Candela, bei vollflächigem Weiß sind es 250 Candela. Weil der 908 als OLED traditionell ein hervorragendes Schwarz mit perfekten Filmbalken, super homogener Ausleuchtung und ohne kleinste Aufhellungen liefert, erreicht er einen exzellenten ANSI-Kontrast von 5.900:1. Chapeau!

Farblich ist der XXL-Fernseher ein echter Leckerbissen. Natürlichkeit und Leuchtkraft stimmen, egal, ob SD-, HD- oder UHD-Material, dabei spielt es auch keine Rolle, ob SDR- oder HDR-Inhalte verarbeitet werden. Mit HLG, HDR10, HDR10+, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision unterstützt der Flachmann alle gängigen HDR-Formate. Aufgrund seiner enormen Leuchtkraft sind Dokus, Reportagen und Spielfilme mit HDR-Support im Zusammenspiel mit Ambilight ein absoluter Genuss für die Augen. Das Bild ist enorm dynamisch, lebensecht und geradezu brillant. Abhängig ist dies natürlich vom gewählten Bildmodus. Auch wenn es „Kristallklar“ übertreibt, begeistert uns dieses Setting ob seiner brutalen Schärfe, der gnadenlosen Raumtiefe und der wie mit dem Cutter geschnittenen Kanten. Für ein authentischeres, dezenteres, aber trotzdem farbenfrohes Bild wählen Sie den „Filmmaker“-Modus. Die Blickwinkelstabilität gehört mit zu den besten am Markt. Selbst wenn man aus rund 45 Grad von der Seite auf das Display schaut, verlieren die Farben kaum etwas an Brillanz und Leuchtkraft, Schwarz bleibt satt dunkel und denkt nicht mal daran, dezent aufzuhellen. Einen Pluspunkt ergattert der Fernseher ebenfalls für die ausgezeichnete Entspiegelung seines Displays. In der Ausstattungstabelle findet man die Unterstützung von IMAX Enhanced. Entsprechende Inhalte holt sich der 908 unter anderem über das Streamingportal Disney+ auf den Bildschirm. Diese lassen sich in einem Seitenverhältnis von 1.90:1 streamen. Dadurch sehen Zuschauer 26 Prozent mehr als bei Streifen, die zwar die gesamte Breite, nicht aber die vollständige Höhe des TV-Panels einnehmen.

Tonqualität
Akustisch spielt der 77-Zöller souverän auf. Das 80 Watt starke 3.1-System von Bowers & Wilkins (siehe Kasten) verleiht ihm ausreichend klangliche Reserven, um auch bei höheren Lautstärken entspannt und unangestrengt aufzuspielen. Tonale Verzerrungen muss man somit nicht fürchten. Dialoge sind eine wahre Freude mit dem TV-Boliden, Stimmen reproduziert er ungemein klar mit hoher Präzision. Unterschiedliche Klangteppiche wie Musik, Hintergrundgeräusche und Stimmen trennt der Philips sehr sauber, wodurch es dem Zuschauer bzw. Zuhörer sehr leicht fällt, auch tonal der Handlung auf dem Bildschirm zu folgen.

Die Breite der Klangbühne ist hervorragend. Selbst wenn man seitlich vom riesigen Bildschirm sitzt, wird man noch angenehm klanglich umhüllt. Dolby Atmos gehört zum Repertoire des OLED908. Musik löst dieser sehr fein auf, das Bassvolumen reicht aus, um einen Actionfilm gelungen zu untermalen.

Der Testbericht Philips 77OLED908 (Gesamtwertung: 93, Preis/UVP: 5.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

93 Sehr gut

Dieser Philips setzt Maßstäbe: Riesiges Bild, extreme Helligkeit, enorme Brillanz, Ambilight-Spektakel, sattes Schwarz, klasse Akustik und hoher Bedienkomfort: Der 77OLED908 garantiert Heimkino auf höchstem Niveau!

Jochen Wieloch

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