Philips 65OLED984 (Test)

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Schöne Silhouette: OLED-Panel, Soundbar und Ständer bilden beim 65OLED984 ein attraktives Gesamtpaket.

Philips bietet seinen 65OLED984 als hochwertiges Komplettpaket mit 3.0-Soundsystem von Bowers & Wilkins an. Im Zusammenspiel mit Ambilight entsteht so nicht nur ein optischer Leckerbissen.

Ein solches Heimkinosystem kannte man bisher lediglich von Exoten wie Loewe oder Bang & Olufsen: Jetzt paart auch Philips beim neuen 65OLED984 einen 65-Zöller mit einem ausgewachsenen Soundsystem und einer hochwertigen Standhalterung aus Metall. Alles andere als günstige 5.500 Euro verlangen die Niederländer, die ihre Fernseher durch eine Lizenzvereinbarung vom chinesischen Unternehmen TPV Technology fertigen lassen, für das Komplettpaket. Als Bildschirm kommt ein OLED-Panel zum Einsatz, angeboten wird der 984 nur in 65 Zoll. Die Soundbar stammt von Bowers & Wilkins. Das 3.0-System leistet 60 Watt und unterstützt unter anderem das Raumklangverfahren Dolby Atmos. Um diesen Effekt im Heimkino intensiver spüren zu können, wurden die Lautsprecher extra nach oben gerichtet. Markanter Blickfang ist einer der insgesamt drei Hochtöner, der auf der Soundbar montiert ist.

In der separaten Soundbar von Bowers & Wilkins sind drei individuelle Lautsprechereinheiten mit Bassreflex-Öffnung für den linken, rechten und Centerkanal mit jeweils einem 100-mm-Mitten-/Basstreiber untergebracht. Die linken und rechten Einheiten verfügen zusätzlich über entkoppelte Hochtöner, die an den äußeren Enden des Gehäuses platziert sind. So sollen Klarheit und Detailwiedergabe gewährleistet werden.

Grauer Star: Die Soundbar von Bowers & Wilkins ist in hochwertiges Wollmischgewebe gehüllt. Die Oberseite schließt eine Aluminiumblende ab.

Ein Tweeter wurde mittig erhöht auf dem Soundsystem montiert. Diese sogenannte Tweeter-on-Top-Anordnung soll den Hochtöner von den größeren Lautsprechertreibern entkoppeln und eine klare Wiedergabe von hohen Frequenzen ohne unerwünschte Beeinfl ussungen ermöglichen, die auftreten können, wenn Hochtöner in größeren Gehäusen installiert werden.

Blickfang: Einen Hochtöner haben die Ingenieure ausgelagert. So sollen speziell hohe Frequenzen klarer wiedergegeben werden.

Die drei verbauten Lautsprecher leisten jeweils 20 Watt, sodass sich eine Gesamtleistung von 60 Watt ergibt. In den Menü-Einstellungen des Fernsehers muss man für die optimale Klangperformance festlegen, ob man den Fernseher an der Wand oder auf dem Standfuß montiert hat. Individuelle akustische Anpassungen können unter anderem über einen 5-Band-Equalizer und über die Bassverstärkung vorgenommen werden.

Hängen oder stellen: Damit sich die Akustik optimal an die Umgebung anpassen kann, muss man den Aufstellort des Fernsehers im Menü festlegen.

Satte 47,3 Kilo bringen OLED, Soundbar und Ständer zusammen auf die Waage. Zunächst wird die untere Metallplatte, die für den sicheren Stand der gesamten Konstruktion sorgt, an einem Sockelelement verschraubt. Der Lautsprecher befindet sich an einem zusätzlichen Holm, der mit der Rückseite des Fernsehers verschraubt und in den unteren Sockel eingesetzt wird. Die Anschlusskabel lassen sich durch den Ständer und verdeckt hinter einer Blende dezent nach außen verlegen. Die Materialanmutung ist ausgesprochen hoch. Die Soundbar ziert als oberer Abschluss eine schicke Aluminiumblende, die Lautsprecherbespannung stammt vom dänischen Hersteller Kvadrat. Bei dem Wollmischgewebe wurde Wert auf höchste akustische Durchlässigkeit gelegt.

Smarte Steuerzentrale: Über die App „Philips TV Remote“ kann man Sender und Lautstärke steuern, hat direkten Zugriff auf ausgewählte Apps und auf die zahlreichen Ambilight-Settings.

Das OLED-Panel ist 5 Millimeter dünn und wird von einem schicken Metallrahmen umgeben. Die Oberkante des Fernsehers erreicht eine Höhe von 1,34 Meter, in der Tiefe kommt das System auf 38,2 Zentimeter. Das Display unterstützt zwar die VESA-Norm 300 x 300, eine Wandmontage macht aber wenig Sinn, weil man dann das Komplettsystem auseinanderreißen würde.

Medien und mehr: Das Smartphone verwandelt sich in eine Streaming-Zentrale, zudem hat man freie Quellen-Auswahl.

Ausstattung & Praxis

Der 65OLED984 hat alles an Bord, was Philips momentan zu bieten hat. So kommt unter anderem ein vierseitiges Ambilight zum Einsatz. Die kleinen LEDs an der Gehäuserückseite vergrößern den bildlichen Eindruck sowohl links und rechts als auch oben und unten im Bereich des Panels. Im abgedunkelten Raum ergibt sich dadurch ein wirklich entspanntes Sehvergnügen. Die Art der Einfärbung an der Wand kann man persönlich festlegen.

Für mehr tonalen Tiefgang: Die Anschlussleiste am Fernseher bietet die Option, einen separaten Subwoofer anzudocken, um das Bassniveau zu steigern.

Für die Bildverbesserung zeichnet die mittlerweile dritte Generation des P5-Processings verantwortlich. Philips verspricht eine Optimierung in den Bereichen Rauschreduzierung, Schärfe, Farben, Hauttöne und Kontrastdarstellung – unabhängig von der Quelle, über die das jeweilige Signal zugespielt wird. Den bisherigen „Detail Enhancer“ hat Philips um die Funktion für „Detail Protection und Restoration“ aufgewertet. So sollen Pixel optimiert und geschärft werden. Der „Dejaggy“-Filter kümmert sich sowohl um flache als auch um steile diagonale Linien. Ziele sind eine exaktere Darstellung, mehr Bildtiefe und eine größere Detailfülle. Im Vergleich zur bisherigen P5-Engine der zweiten Generation hat sich die Rechenleistung Philips zufolge verdoppelt.

Pay-TV und USB: In einem zweiten Anschlussfeld steht unter anderem ein „CI+“-Slot zur Verfügung, um entsprechende Module für Bezahlfernsehen einsetzen zu können.

Im Zusammenspiel mit Android 9.0 (Pie) reagiert der 984 ausgesprochen flott. Apps starten zügig, Menüwechsel gelingen schnell, lediglich Senderwechsel dürften einen Zahn zulegen. Über USB angeschlossene Festplatten müssen zunächst noch über das TV-Menü formatiert werden, um für Aufnahmen fit zu sein. Programm A aufnehmen und Programm B schauen gelingt dank Doppeltunern für Kabel, Satellit und DVB-T2. Im Archiv kann man die Mitschnitte umbenennen und die Aufnahme-Liste modifi zieren („Alle“, „Neu“,„Angesehen“, „Ablaufend“).

Auf dem neuesten Stand: Android 9.0 (Pie) ist momentan die aktuellste Version des TV-Betriebssystems mit übersichtlich angeordneten Bedienfeldern.

AirPlay 2 sucht man momentan bei Philips noch vergeblich. Inhalte vom Smartphone oder Tablet lassen sich aber über Bluetooth oder über die für iOS und Android kostenlos erhältliche App „Philips TV Remote“ streamen. Hat man einen Medienserver wie beispielsweise eine Fritz!Box ins Heimnetz integriert, kann man einzelne Ordner wie Musik, Filme, Bilder oder Internetradio bequem auf dem Mobilgerät durchsuchen und auf den Philips
transportieren. Ebenso hat man per App Zugriff auf die zahlreichen Ambilight-Einstellungen, auf einzelne Applikationen wie Netflix, YouTube, Amazon Prime Video, Rakuten TV und den Webbrowser sowie auf die TVAufnahmen.

Hilfreiche Liste: Quellen, Netzwerk-Medien, Aufnahmen oder Apps – diese Menüeinblendung ermöglicht es, schnell zum gewünschten Inhalt zu navigieren.

Die Steuerung des OLED984 gelingt über Google Assistant, die Fernbedienung hat dafür eine separate Taste. Wer ein Alexa-fähiges Gerät wie einen Amazon Echo besitzt, kann auf diese Weise ebenfalls den 65-Zöller einschalten oder den Sender wechseln. Als Multimedia- Künstler outet sich der Philips, wenn man den Menüpunkt „Medien“ aufruft. Hier listet er in unserem Fall neben der USB-Festplatte auch einen Raumfeld-Mediaserver, eine Fritz!Box sowie einen Desktop-PC auf, um Dateien abzugreifen. Ebenfalls gelingt der Zugriff auf den Cloud-Dienst Dropbox. Fotos lassen sich drehen, als Favoriten merken und in eine Diashow einbinden. Das Darstellen als 360-Grad-Ansicht ist aber nicht möglich.

Hauchzart: Mit einer Tiefe von gerade mal 5 Millimetern wirkt das OLED-Panel sehr grazil. In Verbindung mit Ambilight entsteht ein außergewöhnlicher Eindruck.

Gut gelungen ist die übersichtliche Ordnerstruktur: Der 65OLED984 gruppiert jeden Medientyp von jedem Zuspieler in entsprechende Ordner, das erleichtert das Durchsuchen großer Sammlungen erheblich.

Bildqualität

Wo OLED draufsteht, ist qualitativ in der Regel auch immer hervorragende OLED-Qualität drin. So auch beim 984. Die Technik der organischen Leuchtdioden verschafft dem 65-Zöller die Basis für eine exzellente Bildqualität. Da ist zum einen das tiefe Schwarz, das Besitzer höherwertiger Smartphones im Kleinen kennen. Ein schwarzer Hintergrund ist hier so dunkel wie Pech, egal, von welcher Seite man auf das Panel schaut. Aufhellungen oder hinter leuchtete Ränder kennt man nicht, wodurch Filme automatisch einen qualitativen Schub erhalten. Die Cinemascope-Balken sehen auf dem Philips nämlich exakt so aus, wie man sie sich im Idealfall vorstellt.

EPG im Ambilight-Stil: Der Programmführer erinnert an die vom Flat-TV beleuchtete Wand hinter dem Philips- Flachbildfernseher.

Sattes Schwarz ist zudem eine wichtige Zutat für schöne Kontraste und eine tolle Raumtiefe. Hiermit kann der 65OLED984 ebenso aufwarten wie mit einem starken ANSI-Kontrast von stolzen 3.100:1. Bei der Maximalhelligkeit schneidet der 984 mit 770 Candela im „Film“-Modus ebenfalls überzeugend ab. Diese Leuchtkraft erzielt der OLED freilich nur in kleinen Bildbereichen, etwa wenn der Scheinwerfer eines Autos punktuell hell strahlt. Bildschirmfüllende Weißflächen kommen nur noch auf 160 Candela, 300 sind es, wenn sich der Weißanteil auf 50 Prozent beläuft. Unsere Empfehlung ist die Farbtemperatur „Warm“. Mit 6.401 Kelvin hat der Philips die Fertigungshalle sehr präzise voreingestellt verlassen.

Guten Morgen: Über den Sonnenaufgangs-Wecker kann man sich durch Musik und verschiedene Hintergrundthemen wecken lassen.

In der Netflix-Doku „Geheimnisse des Universums“ beweist der Flachmann, dass er Farben ungemein leuchtend und rein darstellt. Plasmakrater der Sonne erstrahlen in unzähligen Orange- und Rot-Tönen – besonders eindrucksvoll sieht das Spektakel dank Ambilight aus, weil das Bild so flächenmäßig auf der gestrichenen Wand bzw. Tapete deutlich vergrößert wird. Über die Menü-Einstellung „Perfect Natural Reality“ kann man den Kontrast
spürbar anheben.

Ebenfalls tadellos: Auch im DCI-P3-Spektrum leistet sich der Philips keinen Patzer. Alle Ecken des Farbsegels werden nahezu vollständig ausgefüllt.

Für HDR-Inhalte ist der Philips bestens vorbereitet. Denn mit HDR10, HDR10+ und Dolby Vision unterstützt er alle aktuellen Formate. Über „Farboptimierung“ kann man dem Bild einen gezielten Feinschliff verpassen. Das Blau des Himmels lässt sich beispielsweise in der Intensität merklich steigern. Die Schärfe ist generell eine der Stärken des 65-Zöllers, auch HD-Material skaliert er gekonnt hoch. Insgesamt punktet der OLED durch sein sehr homogenes Bild und seine enorme Bildruhe. Nach unsauberen Kanten muss man suchen, es sei denn, man begnügt sich mit einem SD-Sender. Ansonsten gleiten Bewegungen mit höchster Geschmeidigkeit über den Bildschirm. Obwohl der Philips super tiefes Schwarz produziert, sind dunkle Flächen nicht leblos. Im Weltall erkennt man wunderbar einzelne Sterne oder kleinste Aufhellungen, beispielsweise durch die Milchstraße.

Perfekt: Im SDR-Bereich ist jeder Schuss ein Treffer. So sieht Farbreproduktion aus, wenn man sie ohne Kompromisse beherrscht.

Auf Nachzieheffekte bei sehr schnellen Bewegungen verzichtet der 984 – ansehnliches Testbildmaterial stellt auf

Mit vollwertiger Tastatur: Die Vorderseite der Philips-Fernbedienung ist mit den klassischen Bedientasten angeordnet. Die rückseitige Tastatur erleichtert die Eingabe von Filmtiteln und das Navigieren im Internet ganz enorm.

Netflix die Doku „Streif – One Hell of a Ride“ dar. Schön zu sehen, dass man auch im Schnee feinste Strukturen,
Spuren und Vereisungen erkennt. Je nach Schneeanteil lässt die Leuchtkraft jedoch wie bereits geschildert nach.

Tonqualität

Akustisch merkt man sofort, dass hier nicht nur ein Flat-TV aufspielt. Die Soundbar erzeugt eine ungemeine Wucht und Breite. Da der OLED eine ausgezeichnete Blickwinkelstabilität liefert, kann man während des Filmabends gerne weiter außen sitzen. Denn der Sound erstreckt sich deutlich über die Mittelachse nach links und rechts.

 

Im Setup „Film“ spielt der Philips angenehm warm und dynamisch, die vibrierenden Seiten einer E-Gitarre kann man förmlich spüren. Jetzt streamt man gerne auch seine Lieblingssongs vom Smartphone auf den 65-Zöller – denn das Heimkinosystem erfüllt locker ehrgeizige audiophile Ansprüche. Auch bei höheren Pegeln bleibt der Klang klar, sauber und weitgehend verzerrungsfrei. Das Bassfundament ist ordentlich. Stimmen sind für den Philips ohnehin kein Problem: Hier hat man gefühlt ein Rendezvous mit dem Sprecher.

 

Der Testbericht Philips 65OLED984 (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 5500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

91 sehr gut

Was für ein Gesamtpaket: Der 65OLED984 verbindet ausgezeichnete Bildqualität mit Spitzensound. Das Ambilight-Feuerwerk rundet den faszinierenden Gesamteinruck ab. Der Philips ist kein Schnäppchen, garantiert aber Heimkino-Atmosphäre auf höchstem Niveau.
Jochen Wieloch

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