Modifiziertes Ambilight, OLED-Panel mit spezieller Micro Lens Array Plus Technologie und ein 102 Watt starkes Soundsystem von Bowers & Wilkins: Philips setzt mit dem 65OLED959 neue Maßstäbe beim Bau von Flachbildfernsehern.
Wenn ein Fernseher die Bezeichnung „Spitzenmodell“ verdient hat, dann der neue 65OLED959 von Philips zum stolzen Preis von 4.300 Euro. Dieser Apparat mit selbstleuchtenden Pixeln ist bildlich, klanglich und optisch einer der besten Flat-TVs auf dem Markt – so viel sei an dieser Stelle schon mal verraten.
Gedanken, welche Bildschirmdiagonale infrage kommt, muss man sich beim 959 nicht machen. Denn die Niederländer bieten ihr neues TV-Flaggschiff ausschließlich als 65-Zöller an. Damit hat man beim Aufbau schon genug zu tun, Fernseher und Standfuß bringen zusammen stattliche 44,5 Kilo auf die Waage. Dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter kann man den OLED zwar auch mit jeder VESA-kompatiblen Halterung an der Wand befestigen; aber zusammen mit dem massiven schiefergrauen Metallständer macht das Set mehr her.
Eine weitere Besonderheit: Die 5.1.2-Soundbar von Bowers & Wilkins ist in grauen Stoff gehüllt, und selbst das schlanke Displaygehäuse ziert schicker Wollstoff. Dass er mit einer Tiefe von 5,8 Zentimeter kein superschlanker Vertreter seiner Zunft ist, können wir bei diesem hochwertigen Erscheinungsbild verschmerzen. Denn zusammen mit dem Fuß muss man in den eigenen vier Wänden ohnehin eine Tiefe von 38 Zentimeter einplanen. Kabel können dezent durch den Ständer verlegt werden. Mit Ambilight Plus feiert eine modifizierte Beleuchtung am Gehäuserücken des 65-Zöllers Premiere (siehe Kasten unten).
Für eine Spitzenhelligkeit von Philips zufolge bis zu 3.000 Nits vertraut der Hersteller auf ein so genanntes Meta-2.0-OLED-Panel mit „Micro Lens Array Plus“-Technologie. Die Konstrukteure haben hier die Lichteffizienz verbessert. Die Panel-Leistung wurde dank der neuen 3D-MLA-Analyse erhöht, die es ermöglicht, die Winkel und die Krümmung der winzigen Linsen zu optimieren. Außerdem kommt der neue „META Multi Booster“-Algorithmus zum Einsatz. Philips verbessert zudem HDR-Bilder in Abhängigkeit vom Umgebungslicht. Ermöglicht wird dies durch das Feature Ambient Intelligent V3. Ziel ist es, die Performance speziell bei hellen Lichtverhältnissen zu steigern.
Die Tasten der Fernbedienung sind illuminiert, die Rückseite des Signalgebers und die Seiten bestehen aus Metall. Für Ambilight, die Sprachsteuerung und Streaming-Dienste sind eigene Tasten reserviert.

Google TV: Auf der Basis von Android 12 bereitet die Benutzeroberfläche viel Spaß. Das System läuft flüssig, die Übersichtlichkeit ist sehr angenehm.

Maßarbeit: Bei SDR-Farben schneidet der Philips hervorragend ab – jeder Messpunkt ist ein Volltreffer, nachjustieren ist fast nicht erforderlich.

Ebenfalls tadellos: Auch im DCI-P3-Spektrum leistet sich der Philips keinen Patzer. Alle Ecken des Farbsegels werden vollständig ausgefüllt.

Voluminöser: Das neue Ambilight lässt sich auf der Rückseite sofort vom Vorgänger unterscheiden.
Ausstattung & Bedienung
Im aktuellen Modelljahrgang hat Philips die 8. Generation seines P5 AI Dual Engine Prozessors verbaut. Dieser enthält neben der bereits erwähnten Ambient Intelligence V3 auch das „AI Machine Learn Sharpness V2“-System sowie den „Smart Bit Enhancement V3“-Algorithmus. Sharpness V2 macht sich neue Algorithmen zunutze, um aus den gezeigten Bildern noch mehr Details und Realitätssinn herauszukitzeln. 8-Bit-Videos sollen darüber hinaus mittels Smart Bit Enhancement nahezu auf eine 14-Bit-Präzision angehoben werden.
Als Benutzeroberfläche werkelt auf dem 959 das bewährte Google TV, das im Zusammenspiel mit Android 12 extrem flüssig läuft und Apps schnell öffnet sowie eine flotte Navigation in den Menüs gestattet. Personalisierbare Benutzerkonten haben den Vorteil, dass jedes Familienmitglied von individuellen Programmvorschlägen profitiert. Das App-Angebot fällt sowohl bei Spielen und Filmen als auch im Musik- und News-Segment üppig aus. Zum Portfolio zählen unter anderem Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, RTL+, Joyn, Apple TV+ und HD+ (siehe App-Vergleich auf Seite 50).
TV-Programme empfängt der Fernseher über Kabel, Satellit und DVB-T2. Der Single-Tuner erweist sich nicht als Flaschenhals, da TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte nicht möglich sind. Von den vier HDMI-Anschlüssen unterstützen zwei Variable Refresh Rate (VRR), den Auto Low Latency Mode (ALLM) sowie die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz und erfüllen damit alle 2.1-Spezifikationen. Zudem freuen sich Videospieler über AMD FreeSync Premium- und Nvidia G-Sync-Kompatibilität. Über die Game Bar lassen sich Zocker-Einstellungen schnell anpassen. Dazu gehören Bild-, Ton- und Ambilight-Settings. Über MEMC wird bei Bedarf die Smooth-Option der P5 AI-Bewegungsverarbeitung aktiviert, für eine ruckelfreie Spieledarstellung mit geringer Latenz.
Die Bedienung erfolgt über eine modifizierte Fernbedienung, deren Rückwand und Seitenteile aus stabilem Metall gefertigt sind. Neun hinterleuchtete Ziffern erscheinen nach einem Druck auf die „123“-Taste quasi aus dem Nichts. Neigt man den Steuerstab, leuchten die Ambilight-, die Lautstärke-, die Senderwahl- und die Streaming-Tasten für Netflix, YouTube und Amazon Prime Video auf. So schmuck das Steuerkreuz auch ist, es fehlt ihm ein wenig an Struktur. Als Sprachassistent steht Google Assistant zur Verfügung, außerdem agiert der Fernseher mit Alexa-fähigen Geräten. Die Kompatibilität mit Matter und Control4 macht es einfach, den Philips in das heimische Netzwerk zu integrieren.
Mit den High-Dynamic-Range-Formaten HLG, HDR10, HDR10+, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision ist die Liste unterstützter HDR-Formate lang. Außerdem ist der 65-Zöller IMAX Enhanced zertifiziert – dabei handelt es sich um ein Zertifizierungsprogramm von IMAX und DTS, das die Bild- und Tonqualität von Filmen für Heimkinosysteme verbessern soll. Kompatible Streifen findet man unter anderem bei Disney+.
Die linken und rechten Side-Firing-Lautsprecher sind mit je zwei 30 x 50-Millimeter-Treibern bestückt, während die Atmos-Kanäle ebenfalls über je zwei 30 x 50-Millimeter-Lautsprecher verfügen. Alle Lautsprecher sind akustisch isoliert und in eigenen, stabilen Gehäusen untergebracht. Auf der Rückseite befindet sich ein spezielles Bassgehäuse mit einem 75-Millimeter-Subwoofer, der von zwei Paaren symmetrischer 45 x 65-Millimeter-Passivradiatoren unterstützt wird. Der Verstärker verfügt über Leistungsreserven für 12 Kanäle mit einer Gesamtleistung von 102 Watt.

Klanglicher Feinschliff: Die Lautstärke der einzelnen Lautsprecher ist im Ton-Menü individuell anpassbar.

Ordentlicher Bass: Auf der grauen Gehäuse-Rückseite hat Philips einen stattlichen Tieftöner integriert.

DTS Play-Fi: Mit kompatiblen Lautsprechern spielt der 65-Zöller bequem und kabellos in einem Ensemble für mehr Raumklang zusammen.

Einziger Kritikpunkt: Der 65-Zöller kann keine TV-Sendungen auf USB-Festplatte aufzeichnen. Deshalb ist es kein Nachteil, dass nur Single-Tuner verbaut sind.
Bildqualität
Ein unspektakulärer HD-Spielfi lm am Abend reicht schon aus, um sofort zu erkennen, dass dieser Philips ein brillantes Bild liefert. Seine Schärfe ist top, die Farben wirken so präzise wie aus dem Bilderbuch, und die Plastizität ist mustergültig. Das brutale OLED-Schwarz verleiht den Aufnahmen eine ausgezeichnete Souveränität, und auch bei seitlichen Blickwinkeln denkt der 959 gar nicht daran, von seiner farblichen Power und vom hohen Kontrast einzubüßen.
Das modifizierte Ambilight erweist sich als echter Augenschmaus. Die 196 bunten LEDs führen den bildlichen Eindruck vom Display noch eindrucksvoller fort als früher. Bewegungen werden simuliert, die gesamte Ambilight-Dynamik ist höher. Das sieht einfach klasse aus. Mit Bewegungen hat der Philips generell keine Probleme. Sein 100-Hertz-Display lässt Kamerafahrten butterweich wirken. Und wer auf Bewegungsschärfe steht, darf diese in ausreichendem Maße genießen.
In winzig kleinen Lichtpunkten wie einem Scheinwerfer schafft der 959 tatsächlich rund 3.000 Candela. Immer noch souveräne 1.610 Candela sind es im „Kristallklar“-Modus im 10-Prozent-Weißfeld. Im „Heimkino“-Setting messen wir hier 1.515 Candela, während es der Philips im farblich besten „Filmmaker“-Modus auf 1.375 Candela bringt. 445 Candela sind es bei einem Weißanteil von 50, 260 Candela bei 100 Prozent. Als ANSI-Kontrast ermitteln wir einen Wert von 4.300:1.
Wir empfehlen das Feature, die Farbtemperatur vom Philips automatisch optimieren zu lassen. Im Test erzielen wir damit sehr gute und stimmige Ergebnisse. Faszinierend ist auch, was der 65-Zöller im „Kristallklar“-Modus leistet. Die Farbnatürlichkeit ist jetzt zwar nicht so perfekt wie im „Filmmaker“-Setting. Aber die Schärfedarstellung und die Räumlichkeit setzen Maßstäbe.
HDR-Titel sind auf dem Niederländer ob der Helligkeit und der farblichen Lebendigkeit ein Traum. Auch jetzt stellt der OLED eindrucksvoll unter Beweis, warum er in der Referenzklasse spielt. Kaum ein anderer Fernseher liefert ein derart harmonisches, plakatives und dennoch authentisches Bild. Schwarze Flächen, etwa eine dunkle Unterführung bei Nacht, holen jedes noch so kleine Detail auf den Schirm. Ein Graffiti an der Wand, die Maserung der Ziegelsteine, die reparierte Teerdecke oder das blitzende Metall eines Gullideckels – der 959 nimmt den Zuschauer realistisch mit an jedes Fleckchen der Erde, sowohl an die prachtvollen einer Naturdokumentation als auch an die abschreckenden eines Krimis.
Damit Gesichter natürlich wirken, muss man unter Umständen die „Texturverbesserung“ ausschalten. Sonst kann es passieren, dass es der Flachmann mit der Schärfe übertreibt und einen unwirklichen Teint zeichnet.
Tonqualität
Klanglich macht Philips beim 959 mit Dolby-Atmos-Unterstützung alles richtig. So souverän, erfrischend, dynamisch und erwachsen spielt kaum ein anderer Fernseher, höchstens ein doppelt so teurer Loewe-Bolide. Der Philips erzeugt eine enorm breite Akustikbühne und hüllt seine Zuschauer tonal ein. Stimmen sind klar und angenehm zu verstehen. Musik spielt druckvoll mit schöner Wärme. Höhere Pegel sind für den OLED mehr Lust als Last. Jetzt zeigt er selbst in größeren Wohnzimmern, was in ihm steckt. Über Leistung verfügt der Flachmann in Hülle und Fülle, Höhen arbeitet er präzise heraus, und sein Bassvolumen reicht nicht nur locker für den TV-Alltag, sondern auch für krachende Blockbuster aus. Das Tieftonfundament ist mehr als solide. Dank DTS Play-Fi lässt sich der 65-Zöller blitzschnell mit kabellosen kompatiblen Lautsprechern koppeln. Auf diese Weise kann man den Apparat auch in ein Heimkino-System mit Surround-Klang einbinden.




Der Testbericht Philips 65OLED959 (Gesamtwertung: 95, Preis/UVP: 4.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2025 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit dem 65OLED959 ist Philips nah dran an der TV-Perfektion: Ein besseres Bild und ein besserer Ton sind mit der aktuellen Technik kaum möglich. Der OLED garantiert Heimkino auf höchstem Niveau und eine Verarbeitung, die ihresgleichen sucht.
Jochen Wieloch
