Philips 65OLED+935 (Test)

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Mit vierseitigem Ambilight, mehr Prozessor-Power und einem B&W-Soundsystem hat der
neue Philips 65OLED+935 unsere Referenzklasse im Visier.

Beim 3.700 Euro teuren 65OLED+935 von Philips kann man fast von einem Heimkino-Komplettpaket sprechen, schließlich sitzt unter dem Display ein unübersehbares 3.1.2-Lautsprechersystem von Bowers & Wilkins. Optional ist der 935 für 2.700 Euro als 55-Zöller zu haben, den 48-Zöller gibt es bereits für 2.300 Euro.
Der Aufbau des OLED-TVs mit mattgrauem Rahmen und der Soundlösung in dunklem Chrom ist schnell erledigt. Alles wird fest miteinander verschraubt, die 34,8 Kilogramm schwere Konstruktion steht bombensicher. Eine Wandmontage des Flachmanns ist dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter ebenfalls möglich.

Das nahezu rahmenlose Panel ist inklusive Anschlüssen gerade mal 4,7 Zentimeter tief. Der 65-Zöller unterstützt alle aktuellen HDR-Formate und arbeitet mit Künstlicher Intelligenz (KI). Die sehr hohe Verarbeitungsqualität unterstreicht die Fernbedienung mit angenehmer Leder-Rückseite. Außerdem sind alle Tasten beleuchtet, was den Bedienkomfort steigert.

Ausstattung & Bedienung
Die P5 Engine mit KI-Funktionalität kennt man bereits aus den Philips-Modellen 805, 855 und 865. Beim OLED+935 geht der TV-Hersteller allerdings noch einen Schritt weiter und führt die vierte Generation der P5-Bildverbesserung mit „KI-Intelligent Dual Picture Engine“ ein. Konkret bedeutet dies: Ein zweiter Prozessor mit zusätzlicher Rechenleistung soll die KI-Performance zusätzlich optimieren. Wie bei den Vorgängern basiert die Künstliche Intelligenz auf neuralen Netzwerken und Maschinenlernen. Dazu werden Millionen Testsequenzen einer Datenbank analysiert, die Philips über die vergangenen 30 Jahr angelegt hat. Die KI-Software will eine bessere Balance zwischen den Parametern Quelle, Farbe, Kontrast, Bewegung und Schärfe erzielen. Hierfür analysiert der 65-Zöller Bild für Bild. Außerdem teilt das System den erfassten Inhalt den fünf Kategorien Landschaft/Natur, Gesicht/Hautfarbe, Bewegung/Sport, Dunkel/Kontrast oder Sonstige zu. Die KI-Funktion wählt automatisch die entsprechende Kategorie aus und analysiert die fünf Elemente der Bildkategorie für ein möglichst natürliches Bild.

Aufnahme ab: Neben der Startzeit kann man über das Aufnahme-Archiv auch die Endzeit für einen TV-Mitschnitt individuell festlegen.

Alleinstellungsmerkmal: Als erster TV-Hersteller unterstützt Philips in seinen Fernsehern DTS Play-Fi für die nahtlose Kommunikation mit anderen Geräten.

Im 65OLED+935 kommen zudem neue lokale Schärfeverbesserungen mit unterschiedlichen Einstellungen in unterschiedlichen Bildbereichen zum Einsatz. Die zusätzliche Rechenpower will außerdem die Bereiche von 8-Bit-Videomaterial mit Banding auf nahezu 14-Bit-Qualität erhöhen. Philips verspricht darüber hinaus, dass der Flat-TV SDR-Inhalte in ein HDR-ähnliches Bild mit 30 Prozent mehr natürlicher Schärfe umwandelt. Premiere feiert das neue Anti-Burn-in-System: Der Einbrennschutz verwendet eine Logo-Erkennungsfunktion, die ein Raster von 32.400 Zonen überwacht, um statische Inhalte zu identifizieren und die Intensität der lokalen Lichtabgabe schrittweise zu reduzieren und so Einbrenneffekte zu vermeiden.

Der 935 arbeitet mit Android 9.0, reagiert flott und punktet unter anderem durch sein Kurzmenü und die Quellen-Auswahl auf der rechten Bildschirmseite, um die Eingänge zu wechseln, zu Aufnahmen zu springen, Medien von USB-Sticks oder dem Heimnetzwerk abzugreifen oder den Sonnenaufgangs-Wecker zu aktivieren. Für die Bewegungskompensation sind die beiden Modi „Pure Cinema“ und „Movie“ an Bord. Ersterer deaktiviert die Bildfrequenzkonvertierung, während die Neuordnung der Bilder aktiv bleibt. Ein 24p-Film, der als 60-Hertz-Signal mit 3:2-Kadenz vorliegt, wird in ein 120-Hertz-Signal mit 5:5-Kadenz gewandelt. Im „Movie“-Modus bleibt ein geringes Maß an Judder-Kompensation aktiv, um der technisch bedingten Unschärfe eines OLED-Displays entgegenzuwirken und Artefakte zu vermeiden.

Ebenfalls zur Ausstattung gehören der „Film Maker Mode“, der automatisch entsprechend codierte Inhalte erkennt, sowie die HDR-Formate HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Im speziellen „Dolby Bright Mode“ soll die Wiedergabe von dynamisch codierten Dolby-Vision-Inhalten verbessert werden.

Die Fernbedienung verarbeitet Sprachbefehle über Google Assistant, zudem ist der 65OLED+935 mit Amazon Alexa kompatibel. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, dank DTS Play-Fi in jedem Raum eine kabellose Verbindung zu kompatiblen Lautsprechern herzustellen.

Unverständlich: Obwohl der Philips 65OLED+935 ansonsten höchsten Ansprüchen gerecht wird, hat er lediglich Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 verbaut, was sich bei Aufnahmen per USB negativ auf das Umschaltverhalten auswirkt. Für einen externen Subwoofer steht hingegen ein Anschluss bereit.

Bildqualität
Was der Philips bildlich drauf hat, zeigt er sofort im TV-Betrieb. Wir bleiben auf ZDFneo bei einer alten „Monk“-Folge von 2005 hängen. Im „Natürlich“-Modus liefert der OLED-Fernseher ein sehr scharfes Bild mit guter Tiefenwirkung, kräftigen Farben und aufgrund der super Schwarzdarstellung hoher Souveränität. Über die Funktion „Perfect Natural Reality“ lässt sich der Kontrast noch ein wenig steigern. Aus normalem Sitzabstand ist der 65-Zöller frei von jeglichem Bildrauschen, die sehr ordentliche Darstellung von Details spricht für die ausgezeichneten Skaliereigenschaften des Prozessors.

Das Messen des 935 ist eine Freude, weil unkompliziert. Sowohl im DCI-P3-Spektrum als auch im HDR-Bereich stellt der Philips ab Werk sämtliche Farben nahezu perfekt dar, Misch- und Grundfarben begeistern durch hohe Genauigkeit. Die voreingestellte Farbtemperatur „Warm“ liegt bei 6.511 Kelvin, besser geht es nicht. Der extreme ANSI-Kontrast von 9.500:1 ist zudem rekordverdächtig.

Perfekte Farbtreue: Die exakte SDR-Farbreproduktion bereitet dem Philips keine Schwierigkeiten, hier ist er ab Werk korrekt eingestellt.

Mustergültig: Bei HDR-Darstellungen liefert der 65-Zöller hervorragende Ergebnisse in allen Bereichen des Farbsegels.

Bei der Display-Helligkeit haut der Flat-TV mit selbstleuchtenden Pixeln nicht gerade auf den Putz: 705 Candela in Spitzlichtern sind im „Film“-Modus ein solider Wert, die Leuchtkraft bricht bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil auf OLED-spezifische 270 bzw. 150 Candela ein. Im Alltagstest mit HDR-Material demonstriert der Apparat jedoch, dass er trotzdem ein bildliches Feuerwerk abschießen kann.

Dolby-Vision-Titel wie die neue Netflix-Serie „Barbaren“ strotzen vor Klarheit, Authentizität und Lebendigkeit, Gesichter sehen absolut natürlich aus. Die Schärfe ist brutal, die Plastizität spitze und der gesamte Eindruck gehört mit zum Besten, was wir jemals auf einem Flat-TV gesehen haben. Man hat nicht mehr das Gefühl, vor einem Panel zu sitzen, sondern glaubt vielmehr, aus dem Fenster in die Realität zu schauen.

Als neues Spitzenmodell im Philips-Portfolio unterstützt der 65OLED+935 Ambilight auf allen Seiten, also oben, unten sowie am Gehäuse links und rechts. LEDs hinter dem 65-Zöller projizieren die Farben des Bildschirms in Echtzeit auf die Wand hinter dem Flachmann. Dadurch entsteht eine besondere Lichtshow mit warmen Farbtönen. Der Bildeindruck wird vergrößert, weil sich das gezeigte Szenario vom Display auf die Wand ausweitet.

Welcher Lichtmodus darf es sein? In den Einstellungen kann man aus verschiedenen Settings wählen.

Um Ambilight einzustellen, kann man ins TV-Menü wechseln oder die separate Taste auf der Fernbedienung drücken. Hier låässt sich wählen, ob das Licht dem Video, dem Sound oder den Farben einer Flagge folgen soll. Außerdem ist ein spezieller „Lounge“-Modus hinterlegt, bei dem man sich zwischen „Heiße Lava“, „Tiefsee“, „Natur“, „Warmweiß“ und einer personalisierten Farbe entscheiden darf. Ambilight wirkt sich entspannend auf die Augen aus und hat einen beruhigenden Einfluss.

Die Blickwinkelstabiliät ist riesig, auch bei spitzen Winkeln verlieren die Farben nur wenig an Brillanz. Für extrem geschmeidige Bewegungen ohne kleinste Ruckler oder flirrende Kanten wählt man die Bewegungseinstellung „Gleichmäßig“.

Wenig überraschend ist, dass der OLED super sattes Schwarz reproduziert, mit perfekt gleichmäßig ausgeleuchtetem Bildschirm, und auf jegliche Aufhellungen verzichtet. Er ist somit der ideale Heimkino-Fernseher für anspruchsvolle Cineasten. Seine Farbdarstellung ist so famos, wie es die Messwerte erwarten lassen. Die vier HDMI-Buchsen unterstützen ALLM (Auto Low Latency Mode), jedoch kein VRR (Variable Refresh Rate) und keine 4K-HDR-Auflösung bei 120 Hertz, was aber ausschließlich Gamer beklagen dürften.

Der OLED+935 verfügt über zehn Lautsprechertreiber in einer 3.1.2-Anordnung. Alle drei Hochtöner sind vom Lautsprechergehäuse entkoppelt, wobei der Tweeter-on-Top in seinem eigenen, stabilen Metallgehäuse sitzt. Die drei 19-mm-Titanium-Dome-Tweeter sind links, mittig und rechts verbaut und strahlen nach vorne ab. Das Lautsprechergehäuse besteht aus glasfaserverstärktem ABS-Kunststoff, der zusätzlich mit internen Rippen versehen ist, um unerwünschte Resonanzen auszuschließen. Das Gehäuse wird zudem auf einer neuen, Philips zufolge noch stabileren Metallplatte montiert, um Resonanzen zu vermeiden. Der Hochtöner ist von den größeren Treibern für eine saubere Wiedergabe der hohen Frequenzen entkoppelt. Der 65-Zöller verfügt über zwei 50 mm große nach oben gerichtete Dolby-Atmos-Elevation-Lautsprecher, um ein ausgeprägteres Höhengefühl zu vermitteln. Der Bass stammt von einer neuen 100 x 65 mm großen Subwoofer-Einheit, deren Form an eine Leichtathletik-Laufbahn erinnert. Beim 935 handelt es sich um den ersten Philips-TV, der sowohl über Dolby-Atmos-Elevation-Treiber als auch die bei Bowers & Wilkins typische zentrale Tweeter-on-Top-Anordnung verfügt.

Handschmeichler: Die Rückseite und die beiden Seiten der Philips-Fernbedienung sind mit weichem Leder überzogen. Ein zusätzliches Plus ist die Beleuchtung der Tasten. Diese sind symmetrisch angeordnet, der Bedienkomfort ist gut. Lediglich das Steuerkreuz könnte noch etwas konturierter ausfallen.

Hat ordentlich Druck: Das 70 Watt starke Sound­system des 65OLED+935 beheimatet zehn Lautsprechertreiber in einer 3.1.2-Anordnung.

Tonqualität
Ähnlich viel Lob wie für die Bild- heimst der 65-Zöller für die Soundqualität ein. Der vorne mit transparentem Stoff überspannte Lautsprecher liefert höchste Sprachverständlichkeit und webt in Doku­mentationen eine klare Hintergrundkulisse mit unterschiedlichsten Geräuschen. Bei Konzerten übernimmt der OLED problemlos die Rolle eines hochwertigen Soundsystems. Die Klangbühne ist breit, der Bass spürbar und die Akustik ausgewogen mit klar akzentuierten Instrumenten.

Auch lautere Pegel kann man dem Philips bedenkenlos zumuten. Druck und Dynamik bleiben lange bestehen, ohne die Akustik zu verzerren. In Dolby-Atmos-Tieln wie „Unsere Erde“ (der Netflix-Film ist auch bildlich auf dem OLED ein Knaller) machen sich die zusätz­lichen Höheneffekte bemerkbar. Im „Film“-Modus rechnet der 935 die Akustik von Streifen ohne Dolby Atmos hoch – auch jetzt ist die Räumlichkeit über die Elevation-Lautsprecher vorzüglich.




Der Testbericht Philips 65OLED+935 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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