Mit dem OLED803 hat Philips den Nachfolger des POS9002 (Test in audiovision 11-2017) als 55- und als 65-Zöller auf den Markt gebracht. Für den von uns getesteten 55OLED803 werden 2.300 Euro fällig, damit ist er günstiger als die Test-Rivalen von Sony, LG und Panasonic. Optisch gefällt der Philips durch sein schlichtes, fast schon puristisches Design. Das 4 Millimeter dünne Panel wird von zwei filigranen Metallfüßen getragen. Die volle Konzentration gilt hier dem Bildschirm, weil keine zusätzlichen Elemente vom TV-Vergnügen ablenken. Selbst mit den rückseitigen Anschlüssen ist der OLED nur knapp 5 Zentimeter tief. Das Panel ist gut entspiegelt und wenig anfällig für störende Reflexionen.
Ausstattung und Praxis
Für mehr Flexibilität bei TV-Aufnahmen setzt Philips wieder auf Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. So kann man während eines TV-Mitschnitts auf USB-Festplatte auch umschalten und einen anderen Sender verfolgen. Im Gegensatz zu Sony wird ebenfalls Time-Shift unterstützt. Philips‘ Alleinstellungsmerkmal Ambilight ziert den OLED803 an drei Seiten. Über eine eigene Taste auf der Fernbedienung gelangt man in ein separates Menü, um den Stil des rückseitigen Lichterspektakels zu verändern – so passt sich dieses beispielsweise dem jeweiligen Bildinhalt an und sorgt für eine entspanntere oder lebhaftere Stimmung.
Momentan arbeitet der 55-Zöller noch mit Android 7 (Nougat), bis Ende des Jahres soll Version 8 (Oreo) per Update zur Verfügung stehen. Damit verbunden ist ein Ausbau von Google Assistant. Sprachanfragen zu Wetter, Sport, Verkehr und Co. verarbeitet der Flachmann schon jetzt zügig, die Integration in die eigene Smart-Home-Umgebung soll mit Android 8 möglich sein. Über die Mikrofontaste kann man dann die Beleuchtung dimmen oder ein Thermostat einstellen.
Per Software-Update sollen sich künftig zudem die Kopfhörerlautstärke über das Menü regeln lassen, kleinere Bugs wie die Bezeichnung „Perfekte Naturrealität“ (Perfect Natural Reality) werden dann ebenfalls ausgebügelt. Letztere Funktion dient im Zusammenspiel mit der zweiten Generation des P5-Chips dazu, SDR-Inhalten eine HDR-ähnliche Qualität zu verpassen.
Für die Bedienung liegen dem Philips zwei Fernbedienungen bei. Der Hauptsteuerstab verfügt auf der Rückseite über eine Tastatur, um etwa bei YouTube die Eingabe von Such-inhalten zu erleichtern. Sprachbefehle sind leider nur über den zweiten, sehr schlanken Signalgeber möglich. Das Bedientempo des 55-Zöllers lässt keine Wünsche offen. Menüs wechseln schnell, Mediatheken und Streaming-Portale benötigen zum Starten kaum Zeit. Android 7 läuft mittlerweile stabil. Aufgrund der Fülle der Bild-Optimierungen ist hier eine Einarbeitungszeit erforderlich.
Filme oder Musik lassen sich auf den 55OLED803 entweder per Bluetooth oder über Chromecast streamen. Eigene Songs von Smartphone oder Tablet überträgt man schnell und problemlos über den Kurzstreckenfunk auf den Flat-TV. Dazu muss in den „Einstellungen“ unter „Kabellos und Netzwerke“ die Option „Bluetooth-Gerät suchen“ aktiviert werden. Auf dem Mobilgerät taucht der OLED803 ebenfalls auf, sofern hier Bluetooth eingeschaltet ist. Sind beide Geräte gekoppelt, steht der Musikwiedergabe nichts mehr im Weg.
Bei Chromecast handelt es sich um eine offene Infrastruktur von Google, um Geräte unterschiedlicher Hersteller und Musik sowie Videos zusammenzubringen. Immer mehr Apps unterstützen Chromecast, welche das sind, erfährt man im Internet unter store.google.com/de/product/chromecast_2015_apps. Hierzu zählen unter anderem YouTube, Netflix, Maxdome, DAZN, Sky Ticket, diverse Mediatheken, Spotify, Deezer, TuneIn oder Google Play Music. Das Herstellen der Verbindung zum Philips-Fernseher ist ein Kinderspiel. Ein Fingertipp auf das Chromecast-Symbol oben in der jeweiligen App genügt, und schon öffnet sich ein Fenster, das zum Streamen auf den 55OLED803 einlädt. Ein weiterer Fingertipp reicht aus, damit die Inhalte der Anwendung 1:1 auf den großen Bildschirm übertragen werden. TV und Mobilgerät müssen sich hierzu lediglich im selben Netzwerk befinden.
Bildqualität
Der Sehtest beginnt mit einer positiven Überraschung: Der Spielfilm „Mord im Loft“ auf MDR HD sieht so scharf mit tiefschwarzen Cinemascope-Balken aus, dass wir zunächst glauben, wir würden ihn über eine Blu-ray zuspielen. Der Philips skaliert das 720p-Signal sauber hoch, schärft präzise nach, ohne es zu übertreiben, und begeistert durch eine gute Raumtiefe und exzellente Durchzeichnung.
Das Setup „Perfekte Naturrealität“ kann man auf „Niedrig“ oder „Mittel“ stellen – das Bild wird dann zwar etwas dunkler (Schwarz noch kräftiger), der Dynamik-umfang nimmt jedoch zu. Noch mehr Plastizität lässt sich aus dem Bild herausholen, wenn der „Kontrastmodus“ auf „Optimiert für Bilder“ gesetzt wird. Frankfurt bei Nacht oder die Hochöfen des Ruhrgebiets mit orange leuchtendem flüssigem Stahl in der Blu-ray „Deutschland von oben“ erhalten einen HDR-Look, den wir in diesen Szenen so noch nicht gesehen haben. Einzig beim Sonnenaufgang zu Beginn des März-Kapitels sind Artefakte erkennbar.
Selbst HD-Futter der TV-Sender genügt, um die Qualitäten des 803 zu demonstrieren: Aufnahmen sind ungemein kraftvoll, Farben dynamisch und natürlich, Konturen rauschfrei und sauber. Dunkle Bildbereiche strotzen vor Tiefe und Kraft, der ANSI-Kontrast erreicht einen respektablen Wert von 1.240:1.
Bei UHD-Filmen mit HDR-Unterstützung sollte man die Helligkeit von 50 auf etwas über 60 anheben (Bildmodus „HDR-Film“), am „Kontrastmodus“ und an „HDR Perfect“ muss man für ein möglichst realistisches Ergebnis keine Hand anlegen. Mit einer Spitzenhelligkeit von 750 Candela im 10-Prozent-Weißfeld liegt der Philips auf Augenhöhe mit den OLED-Mitbewerbern, bei vollflächigem Weiß büßt er mit 165 Candela spürbar an Leuchtkraft ein. Empfehlenswert ist die Farbtemperatur „Warm“ mit 6.657 Kelvin. Für weiche Bewegungen steht die „Perfect Natural Motion“ auf „Mittel“. Die Blickwinkelstabilität ist OLED-spezifisch völlig unkritisch.
Für den ordentlichen Ton setzt Philips auf ein 2.1-System mit 50 Watt. Die Ingenieure haben den Langhub-Triple-Ring-Subwoofer vergrößert. Bei mittlerer Lautstärke liefert der 55-Zöller einen ausgewogenen, kraftvollen Klang mit guter Sprachverständlichkeit. Höhere Lautstärken verleihen dem OLED803 jedoch einen leicht verfälschten Charakter.
Der Testbericht Philips 55OLED803 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 2300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Die Skalierungseigenschaften und die HDR-Performance des Philips 55OLED803 überzeugen. Auch SDR-Inhalte gefallen durch dynamische und natürliche Farben, das satte Schwarz ist für Heimkino-Fans ein echtes Vergnügen. Abgesehen vom fehlenden Dolby Vision geht dem OLED nur in hellen Passagen etwas die Puste aus.
Jochen Wieloch