Panasonic TX-65LZW1004 (Test)

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Wer bei Panasonic zum 2.600 Euro teuren TX-65LZW1004 greift, bedient sich im OLED-Mittelklassesegment. Darüber thronen die Geräte der Serie LZW2004, darunter sind die Modelle der LZW984-Reihe angesiedelt. Während es Panasonics Top-Fernseher mit selbstleuchtenden Pixeln in 55, 65 und 77 Zoll gibt und die Einsteiger-OLEDs in 42, 48, 55 und 65 Zoll zu haben sind, fällt die Auswahl beim LZW1004 kleiner aus: 55 oder 65 Zoll, andere Panel-Größen haben die Japaner hier nicht im Portfolio.

Der Apparat sitzt auf einem platzsparenden zentralen Mittelfuß, ist drehbar und mit 6,9 Zentimeter in der Tiefe nicht der schlankste Flachmann, was sich in der Regel aber durch das größere Gehäusevolumen positiv auf die akustischen Eigenschaften auswirkt. Das reine Display fällt mit 4 Millimeter hingegen hauchzart aus. Für die Wandmontage eignen sich alle Halterungen, die den VESA-Standard 400 x 300 Millimeter unterstützen.

Ausstattung und Praxis
Mittelklasse bedeutet in Bezug auf die Ausstattung beim TX-65LZW1004 trotzdem Oberklasse. Mit dem HCX Pro AI-Prozessor kommt das stärkste Triebwerk aus dem Hause Panasonic zum Einsatz, das unter anderem mit Hilfe von Sensoren die Farbtemperatur der Umgebung erkennt und die Bildwiedergabe entsprechend anpasst. Denn je nach Umgebungslicht nimmt das menschliche Auge Weiß anders wahr. Der „Netflix Adaptive Calibrated Mode“ will Netflix-Inhalte mit der Qualität reproduzieren, die einem Master Monitor der Filmemacher entspricht. Beim Thema HDR fährt der Panasonic ebenfalls die volle Punktzahl ein, weil er mit HLG, HDR10+, HDR10+ Adaptive, Dolby Vision und Dolby Vision IQ die ganze Palette aller aktuellen Formate beherrscht. Das gilt auch für die TV-Tuner: Die Empfänger für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, hinzu kommen TV>IP zum Verbreiten der TV-Signale über das Heimnetzwerk und IPTV. „HD+“ und Zattoo lassen sich als HbbTV Operator Apps nahtlos in die Benutzeroberfläche einbinden (siehe Kasten). Die Benutzeroberfläche von My Home Screen 7.0 ist bestens aufgeräumt, bietet Zugriff auf bevorzugte Apps, lässt sich individuell anpassen und arbeitet sehr zügig. Mit Disney+, Apple TV+ und RTL+ hat Panasonic mittlerweile zumindest im Streaming-Bereich die Lücken aus früheren Zeiten geschlossen, der im Dezember gestartete Dienst Paramount+ ist hingegen noch nicht an Bord. Das gilt auch im Bereich der Sprachassistenten, hier kann man auf die Hilfe von Amazon Alexa und Google Assistant bauen.

Durchdacht: Zwar fehlen der Panasonic-Fernbedienung Licht und eine Oberfläche aus Metall. Dafür punktet der Steuerstab durch gute Verarbeitung, Tasten mit sauberem Druckpunkt und logischer Anordnung sowie diversen
Direktwahltasten für Streamingdienste wie Disney+ und Rakuten TV.

Nur das Wichtigste: Panasonic hält die Benutzeroberfläche von My Home Screen 7.0 sehr übersichtlich. Die Apps lassen sich beliebig auswählen und sortieren.

Reiseplaner: Google Assistant und Amazon Alexa helfen bei vielen Fragen weiter – etwa, wann der nächste Zug von München nach Hamburg fährt.

Ein Marken-OLED: Die SDR-Farbmessung outet den TX-65LZW1004 als Spitzenfernseher – die Farben passen, manuelle Anpassungen sind so gut wie nicht erforderlich.

Sie haben weder Kabelanschluss noch eine Sat-Schüssel oder eine DVB-T-Antenne? Mit dem Panasonic können Sie trotzdem besonders komfortabel fernsehen. Denn die TV-Streaming-Plattform Zattoo lässt sich als HbbTV Operator App in die Benutzeroberfl äche des 65-Zöllers integrieren. Optional gelingt dies auch mit „HD+“. Falls Sie keine Satelliten-Zuleitung haben, können Sie die IPTV-Variante nutzen. Genau wie für Zattoo benötigen Sie lediglich einen Internetanschluss. „HD+“ steht Ihnen ein halbes Jahr lang kostenlos zur Verfügung, eine Anmeldung oder das Anlegen eines Kontos für den Testzeitraum ist nicht erforderlich. Um Zattoo zu starten, ist ein Benutzeraccount Pflicht. Der Dienst mit zahlreichen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern ist kostenlos abrufbar, dann allerdings werbefi nanziert. Die Einbettung von Zattoo und „HD+“ gelingt so nahtlos, dass Sie beispielsweise auch über die Fernbedienung den Elektronischen Programmführer nutzen können.

Welche App darf es sein? Panasonic-Kunden können sich zwischen den HbbTV Operator Apps von „HD+“ (für Satellit und IPTV) und Zattoo entscheiden.

Live-TV gratis: Zattoo liefert diverse Fernsehsender kostenlos, dann muss man allerdings mit kurzen Werbeeinblendungen nach Senderwechseln leben.

Für ambitionierte Gamer ist der LZW1004 ebenfalls das passende Gerät. Denn zwei der vier HDMI-Ports unterstützten vollständig den aktuellen Standard 2.1 mit Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM), 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz und eARC. Dazu kommt AMD Free-Sync Premium für fl üssige Darstellungen rasanter Szenen. Hilfreich ist das Game Control Board, das sich über den App-Bereich oder bei Bedarf über die „My App“-Taste der Fernbedienung starten lässt und alle für das Spiel relevanten Infos anzeigt bzw. wichtige Parameter hierüber verändern lässt.

Wer gerne klassisches Fernsehen schaut, freut sich über zwei „CI+“-Slots für Pay-TV und die Aufnahme- sowie Time-Shift-Funktion per USB-Festplatte. Mittels „my Scenery“-Funktion kann man den 65-Zöller in ungenutzten TV-Pausen mit diversen Hintergrundmotiven verschönern. Lediglich der Mediaplayer des LZW1004 ist noch nicht auf dem neuesten Stand – 360-Grad-Darstellungen mit Fotos und Videos sind nicht möglich.

Bild- und Tonqualität
Brasilien gegen Korea bei der WM in Katar – und man sieht sofort, dass der Panasonic ein Spitzen-Fernseher ist. Denn die gelben und roten Trikots leuchten extrem intensiv, der Rasen ist gleichmäßig und gesund grün eingefärbt, und Bewegungsdarstellung, Schärfe und Plastizität sind ebenfalls top. Beim Blick in den dunklen Abendhimmel überzeugt der OLED mit super sattem Schwarz. Das wird auch bei Filmen mit perfekt homogen ausgeleuchteten und schwarzen Cinemascope-Balken deutlich. Hier darf man gerne auch mal weiter seitlich sitzen, weil der 65-Zöller über eine hervorragende Blickwinkelstabilität verfügt.

Freie Auswahl: Twin-Tuner, HDMI 2.1, zwei „CI+“-Slots, Kopfhörerbuchse – der Panasonic lässt anschlussseitig keine Wünsche offen.

Maßarbeit: Im DCI-P3-Spektrum leistet sich der Panasonic ebenfalls keinen Patzer. Die Messpunkte sitzen präzise, HDR-Darstellungen sind somit ein Vergnügen.

Smartphone-Kontrolle: Über die kostenlose App „TV Remote 2“ kann man den Fernseher unter anderem steuern und Apps blitzschnell und gezielt starten.

Nicht nur in dunklen Passagen überzeugt der Japaner mit fein abgestuften Inhalten und besagtem XXL-Schwarz. Auch in HDR-Streifen wie „Unser Planet“ zieht der 1004 die Zuschauer in seinen Bann. Ob Eislandschaft, Savanne oder Regenwald – im Setting „Dolby Vision – Lebhaft“ produziert der Panasonic ein brutal scharfes und dynamisches Bild mit leuchtenden Farben. Nur bei extrem hohem Weißanteil rauscht die Helligkeit spürbar in den Keller. Wer auf ein helles, aber trotzdem maximal authentisches Bild steht, ruft mit HDR-Material am besten den Bildmodus „Dolby Vision IQ“ auf: Jetzt zügelt sich der TV-Bolide bei Schärfe und Dynamik und richtet sich an alle anspruchsvollen Home-Cineasten, die einen Film aus den Augen des Regisseurs erleben möchten und weniger auf optisches Spektakel Wert legen. Fasziniert sind wir von den Skaliereigenschaften des OLEDs: „Die HD-Doku „Berlin und Brandenburg von oben“ ist klar, scharf, rauschfrei und begeistert mit kräftigen Farben. Für dieses brillante Seherlebnis genügt der „Normal“-Modus, wer von allem noch mehr will, greift zur „Dynamik“-Option.

Bei vollflächiger Weißdarstellung ist auch hier OLED-spezifisch die Leuchtkraft allerdings limitiert, mehr als 150 Candela sind nicht drin. In der Spitze schafft der Panasonic in diesem Setting stattliche 860 Candela, im „Filmmaker“-Modus sind es 850, im farblich ebenfalls sehr guten „True Cinema“- Modus 820 Candela. Bei einem Weißanteil von 50 Prozent leuchtet der 65-Zöller mit 285, bei 100-prozentigem Weißanteil mit 145 Candela. Beim ANSI-Kontrast erzielt der Flachmann mit 6.250:1 einen überdurchschnittlich guten Wert.

Das 30 Watt starke Soundsystem unterstützt Dolby Atmos und beschert eine ordentliche Klangkulisse – viel deutlicher als beim Bild ist der tonale Unterschied im Vergleich zum 1.200 Euro teureren TX-65LZW2004, der akustisch spürbar mehr Leistung und Dynamik ermöglicht. Aber auch der TX-65LZW1004 gefällt durch eine saubere und gut verständliche Sprachwiedergabe. Effekte arbeitet er recht präzise heraus, die Breite der Klangbühne dürfte den meisten völlig genügen. Beim Musikstreaming schlägt sich der 65-Zöller mehr als wacker. Höhere Lautstärken quittiert der Flachmann ohne nervige Störgeräusche.

Der Testbericht Panasonic TX-65LZW1004 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2.600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Auf dem Papier ist der TX-65LZW1004 „nur“ Panasonics Mittelklasse-OLED, in der Praxis outet sich der 65-Zöller als Top-Fernseher mit hervorragender Ausstattung, exzellentem Bild und gutem Ton. Kritik: Fehlanzeige! Ob Gamer, Cineast oder Streamer – dieser TV macht jeden glücklich.

Jochen Wieloch

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