Panasonic TX-65JXW944 (Test)

0

Flexibilität wird beim 1.500 Euro teuren Panasonic TX-65JXW944 mit Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung großgeschrieben. Denn der 65-Zöller unterstützt mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision sowie den dynamischen Formaten HDR10+ Adaptive und Dolby Vision IQ nicht nur alle aktuellen HDR-Formate, sondern ermöglicht auch so viele Empfangsmöglichkeiten wie kein anderer Fernseher und gestattet es zudem, das Gerät durch ein variables Fußkonzept auf zwei Arten aufzustellen: Die beiden Standfüße lassen sich entweder recht mittig einstecken, was ideal für schmale TV-Tische ist, oder weiter außen, wobei sich das Gehäuse anhebt, damit eine Soundbar darunter Platz findet. Mit einer Tiefe von 7,3 Zentimetern gehört der Apparat nicht zu den flachsten, eine Wandmontage ist dank VESA-Norm 400 x 300 Millimeter möglich.

Liegt gut in der Hand: Die Panasonic-
Fernbedienung setzt auf vergleichsweise
viele Tasten. Das macht aber nichts, weil
das Bedien konzept durchdacht ist. Amazon
Alexa und Google Assistant aktiviert
man über die Mikrofon-Taste. Auch für das
Zusatz-Feature „Scenery“ hat Panasonic
eine Taste reserviert.

Ausstattung und Praxis
Twin-Tuner jeweils für Kabel, Satellit und DVB-T2, dazu die Empfangsmöglichkeiten IPTV und TV>IP, um das TV-Signal über das heimische Netzwerk in jedes Zimmer zu verteilen – für TV-Junkies ist der Panasonic ein echter Tausendsassa. Fernsehsendungen zeichnet er – bei Bedarf auch zwei parallel – auf USB-Festplatte auf. Zwei der vier HDMI-Eingänge dürften speziell Gamern ein Grinsen ins Gesicht zaubern, denn diese unterstützen neben dem Auto Low Latency Mode (ALLM, alle Eingänge) auch Variable Refresh Rate (VRR) und die 4KWiedergabe mit 120 Hertz, außerdem für flüssiges Spielen AMD Freesync Premium.

Nicht gespart haben die Japaner auch am Prozessor: Mit dem HCX Pro AI kommt Panasonics derzeit leistungsfähigster Prozessor mit Künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz, der einzelne Szenen analysiert und gezielt anpasst – dies gilt beispielsweise für Sportübertragungen, die der TX-65JXW944 selbstständig erkennt. Gute Nachrichten gibt es auch für Streaming-Fans: Seit Kurzem hat Panasonic endlich die App von Apple TV+ integriert, seit Mitte September ist Mitbewerber Disney+ ebenfalls verfügbar. Dazu gesellt sich die „HD+“-App, die es ermöglicht, die hochauflösenden Privatsender per Satellit auch ohne „CI+“-Modul oder andere zusätzliche Hardware zu empfangen. Neu ist darüber hinaus HD+ IP (siehe Kasten). Genau wie „HD+“ ist Zattoo als HbbTV-Operator-App an Bord. Das hat den großen Vorteil, dass sich die TV-Plattformen nahtlos in die Panasonic-Benutzeroberfläche integrieren, wodurch sich der Bedienkomfort spürbar erhöht.

Dieser ist dank der übersichtlichen und puristisch gestalteten Benutzeroberfläche von my Home Screen 6.0 ohnehin top. Hier kommt jeder Neukunde sofort zurecht und muss nicht lange suchen. Die praktischen „Schnelleinstellungen“ erlauben einen flotten Zugriff unter anderem auf Parameter wie Bild, Ton und die Sprachsteuerung. Als Assistenten vertraut der 65-Zöller auf Google Assistant und Amazon Alexa. Über das Feature „Scenery“ kann man das TV-Display mit bewegten Hintergrundbildern, Diashows und Videos schmücken. Der Media-Player ist noch nicht auf dem neuesten Stand, Fotos und Videos lassen sich hier nicht im 360-Grad-Modus darstellen. Streamen vom Smartphone aus gelingt per Bluetooth, Chromecast und Miracast.

Bild- und Tonqualität
Bei der Messung des SDR-Farbraums sind wir vom Auftritt des Panasonic positiv überrascht. Lediglich minimale manuelle Anpassungen sind erforderlich, um ein nahezu perfektes Ergebnis mit exakten Treffern bei sämtlichen Misch- und Grundfarben zu erreichen. Pluspunkte sammelt der 65-Zöller glücklicherweise nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis: Denn egal, ob Fernsehen, Blu-ray oder Streaming-Film: Alle Inhalte sehen natürlich, farblich fein abgestimmt, scharf und homogen aus. Die höchste Leuchtkraft ermitteln wir im „Normal“- Setting mit 635 Candela in Spitzlichtern, etwas weniger sind es mit 596 bei vollflächigem Weiß. Im „Dynamik“-Setting kommt der JXW944 auf bis zu 582 Candela, 555 sind es im farblich besten „True Cinema“-Modus. Der ANSI-Kontrast fällt mit 900:1 solide aus. Für die optimale Farbtemperatur genügt es, „Warm2“ vom TV zu übernehmen. Unser Testgerät wurde mit nahezu perfekten 6.450 Kelvin ausgeliefert.

Keine offenen Fragen: Die Benutzeroberfläche von my Home Screen 6.0 ist alles andere als überladen, welche Apps gelistet werden, kann der Zuschauer entscheiden.

Neuerdings mit Apple TV: Die App von Apple TV rundet seit Kurzem das nun sehr umfangreiche Streaming-Portfolio ab. Auch Disney+ ist jetzt verfügbar.

TV-Tapete: Über die Funktion „Scenery“ verschönert man das Display des Panasonic, wenn dieser gerade kein
Fernsehen oder Streaming-Portal zum Leben erweckt.

Panasonic ist der erste TV-Hersteller, der seit Kurzem HD+ IP auf seinen 2021er-Modellen (ab JXW854-Serie) anbietet. So lässt sich die „HD+“-Plattform erstmals auch ohne Satelliten-Anschluss nutzen. Vielmehr gelingt der Empfang über eine auf dem Flat-TV integrierte App mittels Internet-Übertragung. Die Mindestbandbreite sollte 6 Mbit/s betragen, empfohlen werden jedoch 16 Mbit/s für eine bestmögliche Bildqualität und eine flüssige Wiedergabe. Im Test war HD+ IP blitzschnell nach dem Installieren der App sowie dem Anlegen eines Kontos einsatzbereit und lief stabil ohne Abstürze. Zum Portfolio gehören neben den öffentlich-rechtlichen HD-Ablegern auch die hochauflösenden Privaten der RTL- und ProSiebenSat.1-Gruppe. Über die App lassen sich viele Sendungen von vorne starten, außerdem können Mediatheken und ein umfassender TV-Guide durchsucht werden. HD+ IP lässt sich einen Monat lang kostenlos testen. Für ein monatlich kündbares Abo werden 6, für zwölf Monate mit Prepaid-Voucher 75 Euro fällig.

Satellit und IPTV: Der Startbildschirm von HD+ signalisiert bereits, dass hier ein zusätzlicher Empfangsweg per Internet hinzugekommen ist.

Gewohntes Bild: Die Optik der „HD+“-Plattform stimmt via Internet mit dem Aussehen per Satellit überein. Alle Komfortmerkmale lassen sich nutzen.

Obwohl der Panasonic rein vom Papier her keine horrende Leuchtkraft liefert, machen HDR-Darstellungen trotzdem Spaß. Die Netflix-Naturdoku „Unser Planet“ beschert im Setting „Dolby Vision IQ“ die realistischeren, weil farbechteren Aufnahmen. Wer es aber mal richtig knallen lassen möchte und im Wohnzimmer immer von Restlicht umgeben ist, sollte unbedingt „Dolby Vision Lebhaft“ ausprobieren. Dynamik, Schärfe und vor allem die Plastizität legen jetzt mindestens eine Schippe drauf. Das tosende Meer schimmert in unzähligen Blau- und Grüntönen, winzige Gischtspritzer werden super präzise herausgearbeitet, und der Regenwald explodiert beinahe vor Detailfülle: Hier erkennt man gefühlt jedes Blatt an den Bäumen. Farbverläufe gelingen sehr weich und ohne sichtbare Übergänge. Steht die „Intelligent Frame Creation“ auf „Mittel“, so überzeugt der Japaner mit geschmeidigen und ruckelfreien Kamerafahrten sowie Überflügen.

Einzig bei der Schwarzdarstellung merkt man, dass im Panasonic lediglich ein Panel mit Edge-LED-Technik zum Einsatz kommt. Denn mehr als ein – wenn auch recht dunkles – Grau holt der Panasonic nicht auf sein Display. Dafür sollte die „adapt. Backlight-Steuerung“ auf „Hoch“ eingestellt sein. Bei frontaler Draufsicht ist die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung gut, Aufhellungen fallen bestenfalls punktuell in einigen Außenbereichen auf. Bei seitlicher Betrachtung nimmt die Homogenität ab, jetzt gesellen sich dezente Flecken in die dunkelgraue Fläche. Die Darstellung der Cinemascope-Balken leidet jedoch nur, wenn man im vollständig abgedunkelten Raum einen Film anschaut.

Super Ergebnis: Der TX-65JXW944 schneidet im SDR-Farbraum richtig gut ab. Jede einzelne Messung ergibt hier einen präzisen Treffer.

HDR mit Grenzen: Im HDR-Farbsegel geht der 65-Zöller speziell bei Gelb und Grün nicht bis ans Limit und deckt
das Spektrum entsprechend nicht zu 100 Prozent ab.

Zeitgemäß: Die Anschlusspalette des 65-Zöllers richtet sich auch an überzeugte Spieler. Denn zwei der vier
HDMI-Ports unterstützen 4K mit 120 Hertz und VRR.

Für den Ton hat Panasonic ein insgesamt 30 Watt starkes Soundsystem mit Dolby-Atmos-Unterstützung verbaut. Über die drei Surround-Modi (Dolby, Kino und Stadion) lässt sich die Raumfülle signifikant steigern. Auch seitlich des Fernsehers wird man jetzt noch spürbar eingehüllt. Schauspieler, Nachrichtensprecher und Talkshow-Gäste sind gut zu verstehen. Höhen sind deutlich markanter ausgebildet als Bässe. Musik vom Smartphone oder via YouTube ist akustisch dennoch akzeptabel. Auch dann, wenn man die Lautstärke etwas nach oben schraubt, verzichtet der Flachmann auf störende Verzerrungen.

Der Testbericht Panasonic TX-65JXW944 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

79 Gut

Mit dem TX-65JXW944 schnürt Panasonic ein tolles Gesamtpaket mit ausgewogenem Bild, hohem Bedienkomfort, allen aktuellen HDR-Formaten und Dolby Atmos. Dank Apple TV und Disney+ hat der Japaner seine App-Lücken geschlossen, neu ist sogar noch HD+ für Satellit und IPTV. Punktabzüge gibt es lediglich für die Schwarzdarstellung.

Jochen Wieloch

Antworten