Panasonic TX-65HXW904 (Test)

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Unverändert: Auch in der 2020er-Modellgeneration hat Panasonic seine Fernbedienung mit großen Tasten und guter Übersichtlichkeit beibehalten. Es gab auch keinen Grund für Modifikationen.

Vergleicht man die Montage der Standfüße mit dem Boxenstopp in der Formel 1, so wäre der 1.500 Euro teure Panasonic TX-65HXW904 wohl kaum zu schlagen: links reinstecken, rechts reinstecken, fertig! Schrauben sind nicht erforderlich. Die Standbreite beim neuen 65-Zöller beträgt durch zwei unterschiedliche Schächte für die Sockelfüße wahlweise 135 oder 55 Zentimeter – so genügt auch schmales TV-Mobiliar zum Aufstellen. Panasonic nennt diesen Kniff „Switch-Design“. Der 15 Millimeter tiefe Rahmen besteht aus Metall, für die Wandmontage wird der VESA-Standard 400 x 300 Millimeter unterstützt. Erhältlich ist die 904-Serie zusätzlich in 43, 49 und 55 Zoll.

Ausstattung und Praxis

Mit vier Tunern für Kabel, Satellit, DVB-T2 und TV>IP (mehr hierzu im Kasten auf der nächsten Seite), Aufnahme-Funktion auf USB-Speicherträger, der Unterstützung von Dolby Atmos sowie allen aktuellen HDR-Formaten (HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision), zwei „CI+“-Slots und der Integration der „HD+“-Plattform per App ist der HXW904 bestens ausgestattet. Letztere kann sechs Monate kostenlos genutzt werden. Wichtig: Eine Registrierung ist nicht erforderlich.

Leicht modifiziert wurde die Benutzeroberfläche. In der Version My Home Screen 5.0 erscheinen Miniaturansichten von Inhalten, wenn man zu den Apps von Streaming-Diensten wie Netflix oder YouTube navigiert. Neu ist hier das „Haupt-Menü“-Symbol, über das man direkt zu sämtlichen Einstell-Optionen des Fernsehers springen kann. Panasonic erlaubt es, die Apps auf dem Startbildschirm beliebig anzuordnen. Erweitert haben die Japaner ihr Portfolio um den kostenlosen Streaming-Service Xumo sowie um die Applikationen von ProSieben und Sat.1. Warten müssen Zuschauer allerdings noch auf Disney+ und Apple TV+.

Als einziger TV-Hersteller bietet Panasonic neben Kabel, Satellit und DVB-T2 mit TV>IP einen vierten Empfangsweg. Auch der TX-65HXW904 hat diese Option an Bord. Dafür ist in den Fernseher ein sogenannter TV>IP-Server & Client integriert, der sich um die Verteilung und den Empfang der Programme im Heimnetzwerk kümmert. Vorteil: Selbst in Räumen, in denen keine Kabeldose sitzt oder Antennen- bzw. Sat-Signale nicht verfügbar sind, bleibt das TV-Display nicht dunkel. Als TV>IP-Client empfängt der Panasonic die TV-Programme aus dem TV-Netzwerk, in das sie mit einem Server eingespeist wurden. Der zweite Tuner stellt dann die konventionell empfangenen Programme im Netzwerk für kompatible, mit einem Client ausgestattete Geräte, bereit.

Setup Schritt 1: In den „Netzwerk“-Einstellungen des Panasonic-Fernsehers navigieren Sie zum Punkt „TV>IP Server Einstellungen“.

Vorteil: Gegenüber DLNA-Streaming bleiben bei der TV>IP-Technik alle Komfortmerkmale wie HbbTV, USB-Recording, Videotext, EPG und Entschlüsselung der Pay-TV-Programme erhalten.

Setup Schritt 2: Wählen Sie den gewünschten Signal-Eingang aus – DVB-S, DVB-C oder DVB-T2 – und aktivieren Sie den TV>IP Server.

Der Bedienkomfort ist sehr hoch, das Arbeitstempo des HCX-Processors absolut zufriedenstellend. Wer bei einem Panasonic-LCD-TV in den Genuss des aktuell leistungsstärksten Prozessors HCX Pro Intelligent kommen will, muss jedoch zur HXW944-Serie greifen. Der 65-Zöller kostet gerade mal 100 Euro mehr, verfügt aber über ein 100-Hertz und nicht nur über ein 50-Hertz-Panel wie beim 65HXW904, außerdem kommt mit Local Dimming Pro Intelligent die aufwändigere Hintergrund-beleuchtung mit einstellbarem Tone-Mapping zum Einsatz, um die hellsten und dunkelsten Bereiche in HDR-Aufnahmen optimal auszuleuchten.

Gewohnt üppig: Mit zwei „CI+“-Slots und seinem Vier-Tuner-Konzept hebt sich der TX-65HXW904 von seinen Mitbewerbern ab. Allerdings hat er nur drei HDMI-Ports.

Nichts verändert hat Panasonic bezüglich seiner Sprachsteuerung. Der Flat-TV hört zwar auf Befehle via Amazon Alexa und Google Assistant, allerdings nicht über die Fernbedienung, sondern ausschließlich über externe Hardware wie Lautsprecher, die mit den Sprachassistenten kooperieren. Spieler dürfen sich über den Auto Low Latency Mode (ALLM) bei allen vier HDMI-Buchsen freuen – so wird beim Anschließen kompatibler Konsolen automatisch der Modus mit der geringsten Latenzzeit gewählt. 4K mit 120 Hertz, was Voraussetzung zur Erfüllung der HDMI-2.1-Spezifikation ist, unterstützt der TX-65HXW904 nicht.

Neue Version: Die Bedienoberfläche My Home Screen 5.0 zeigt jetzt bei Streaming-Diensten Miniaturansichten der Inhalte oberhalb der App-Symbole an.

Bild- und Tonqualität

Keine drei Sekunden nach dem Einschalten – der Panasonic ist ein absoluter Schnellstarter – zeigt der Flachbildfernseher im TV-Alltag ein sehr natürliches und scharfes Bild. Die Farbtemperatur „Warm2“ ist mit 6.494 Kelvin ab Werk perfekt konfiguriert. Im „Normal“-Modus sind Gesichter gesund und exakt konturiert. Falls Sie sich wundern, dass der Gesamteindruck viel zu dunkel ist, dann haben Sie wahrscheinlich den „Umgebungssensor“ aktiviert, wodurch das Bild auch an Plastizität verliert.

Bekanntes Bild: Im DCI-P3-Spektrum haben fast alle LCD-Fernseher Probleme mit dem äußeren Grünpunkt des Farbsegels, auch der Panasonic hat hier ein Defizit.

Für die anspruchsvolle Filmwiedergabe ist der Modus „True Cinema“ die beste Wahl. Über „Weißabgleich“ und „Farbabgleich“ erlaubt Panasonic, detailliert an Parametern wie Sättigung oder Luminanz Hand anzulegen. Mit 445 Candela liefert der 65-Zöller eine konstante Helligkeit – egal, ob der Weißanteil bei 10, 50 oder 100 Prozent liegt. Im „Dynamik“-Setting kitzelt man mit bis zu 570 Candela mehr Leuchtkraft aus dem Panel – empfehlenswert ist dieser knallige Look aber bestenfalls im Freien oder in sonnendurchfluteten Räumen. Der ANSI-Kontrast fällt mit 790:1 solide aus.

Präzise: Minimale Abweichungen bei der SDR-Messung ermitteln wir nur bei den Mischfarben im Rotbereich, alle anderen Werte können sich sehen lassen.

Mehr als solide, trotz der 50-Hertz-Technik, ist die Bewegungsglättung des 65-Zöllers. Mit aktivierter „Clear Motion“ und mittlerer „Intelligent Frame Creation“ sind Bewegungen angenehm flüssig und ruckelfrei, an die höchste Geschmeidigkeit von 100-Hertz-Bildschirmen kommt der 904 jedoch nicht ganz heran.

„HD+“ ganz simpel: Die Programme der Satellitenplattform lassen sich ohne zusätzliche Hardware empfangen, die erforderliche App ist an Bord.

Minimal geneigt: Der Bildschirm des Panasonic ist ganz leicht angewinkelt – sowohl auf diesem Pressefoto als auch bei unserem Testmodell. Einen Grund nennt der Hersteller nicht.

Luft nach oben besteht auch bei der Schwarzdarstellung. Für das bestmögliche Resultat sollte man in dunklen Räumen den „Umgebungssensor“ einschalten und die -„adapt. Backlight-Steuerung“ auf „Hoch“ stellen. Für anspruchsvollste Home-Cineasten dürfte das dennoch nicht reichen. Die Ecken sind leicht aufgehellt, und mit perfektem Schwarz hat das Gezeigte wenig zu tun. Große dunkle Flächen erscheinen dafür recht homogen, und weiße Einblendungen verursachen keine störende Aufhellung im umliegenden Bereich. Das ist positiv. Die Blickwinkelstabilität ist hingegen nicht optimal. Die dunklen Waldpassagen in „After Earth“ hellen auf, sobald man die zentrale Sitzposition verlässt. Details gehen dann schnell verloren, und die Farbstabilität leidet ebenfalls merklich. Logischerweise ist der Panasonic kein HDR-Hau-drauf, hierfür fehlt es ihm schlicht an Leuchtkraft. Allerdings überzeugen Titel mit High Dynamic Range durch ein äußerst fein gezeichnetes Bild, authentische Farben sowie eine schöne Tiefenwirkung.

Klanglich kann der Zuschauer bzw. Zuhörer zwischen den Modi „Standard“, „Musik“, „Sprache“, „Stadion“ und „Benutzer“ auswählen. Gerade Konzerte und actionreichere Inhalte wirken im „Standard“-Setup stark beschnitten, „Musik“ erweitert die Bühne deutlich, erweckt auch Höhen zum Leben. Für konzertante Darbietungen ist das Soundsystem des 65-Zöllers mit einer Gesamtleistung von 20 Watt nicht konzipiert. Bei höheren Pegeln leiden Dynamik und Präzision, satte Bässe sind ebenfalls Fehlanzeige. Hier hilft nur eine separate Soundbar effektiv weiter. Mit der klaren Stimmwiedergabe hat der TX-65HXW904 hingegen keine Schwierigkeiten. Für mehr Räumlichkeit sollte man unbedingt eines der drei „Surround“-Formate aktivieren („Dolby“, „Kino“, „Stadion“). Diese wirken sich positiv auf das Rundstrahlverhalten des Flachmanns aus.

Der Testbericht Panasonic TX-65HXW904 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 gut

Der Fortschritt gegenüber dem Modellvorjahr fällt beim TX-65HXW904 überschaubar aus. Das Bild ist natürlich, der Bedienkomfort hoch, die Ausstattung üppig. Verbesserungswürdig sind die Schwarzdarstellung und die Blickwinkelstabilität. Noch immer fehlt eine zeitgemäße Sprachsteuerung, auch Apps für Disney+ und AppleTV+ wären wünschenswert.
Jochen Wieloch

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