Panasonic TX-65GXW904 (Test)

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Treu geblieben: Panasonic setzt weiter auf seine bewährte silberne Fernbedienung mit klarer Tastenanordnung. Die Druckpunkte könnten etwas präziser sein, ansonsten überzeugt der Signalgeber durch sein übersichtliches Layout.

Mit dem TX-65GXW904 schickt Panasonic einen seiner ersten Fernseher ins Modelljahr 2019. Neu an Bord ist der Studio Colour HCX Processor mit Local Dimming, an dessen Feinabstimmung die Hollywood-Koloristen mitgewirkt haben. Zudem zeigt sich der Flat-TV beim Thema High Dynamic Range extrem flexibel: So unterstützt er neben HLG und HDR10 auch HDR10+, Dolby Vision und HLG Photo zur Wiedergabe von Fotos in HDR-Qualität.

Die „HD+“-Plattform hat der GXW904 fest integriert, für räumlichere Klänge soll ein Dolby-Atmos-Soundsystem sorgen. Erhältlich ist der Apparat in 43, 49, 55 und 65 Zoll. Praktisch: Ab dem 49-Zöller lassen sich die Standfüße wahlweise weiter außen oder innen anbringen, um flexibel auf die Tischbreite reagieren zu können. Die Füße rasten sauber ein, Schrauben und Werkzeug werden nicht benötigt.

Ausstattung und Praxis

In diesem Dreier-Testfeld und auch generell lässt der Panasonic seine Mitbewerber in puncto Ausstattung alt aussehen. Die Signale für Kabel, Satellit und DVB-T2 empfängt er über Doppeltuner, hinzu kommt das Alleinstellungsmerkmal TV>IP. So können andere kompatible Geräte wie Fernseher, Smartphone oder Notebook die TV-Signale im ganzen Haus auch dann empfangen, wenn dort kein Anschluss vorhanden ist. Aufnahmen lassen sich auf USB-Festplatte realisieren (auch zwei Programme gleichzeitig), das zeitversetzte Fernsehen (TimeShift) beherrscht der 65-Zöller ebenfalls.

Top ausgestattet: An Anschlüssen mangelt es bei Panasonic traditionell nicht. Die Doppeltuner erlauben bei TV-Aufnahmen ein erhöhtes Maß an Flexibilität.

An der bewährten Benutzeroberfläche my Home Screen 4.0 hat Panasonic nichts verändert. Beliebige Apps lassen sich auf den Startbildschirm pinnen, ein Druck auf das Steuerkreuz nach unten führt zu den TV-Programmen und zu Netflix-Empfehlungen.

Programm-Vorschau: Scrollt man eine Menü-Ebene tiefer, so listet der Panasonic mehrere TV-Sender auf. Ein Programmwechsel lässt sich blitzschnell realisieren.

Das Bedientempo ist sehr hoch, auch Einsteiger finden sich auf diesem Panasonic-TV auf Anhieb und ohne Eingewöhnungszeit zurecht. Der TX-65GXW904 kooperiert mit Amazon Alexa und Google Assistant, allerdings können nicht über die Fernbedienung Befehle wie Kanalwechsel oder Lautstärke-Veränderungen vorgenommen werden, erforderlich ist vielmehr zusätzliche Hardware wie ein Alexa-kompatibler Lautsprecher.

Aufnahme-Talent: Dank Twin-Tuner kann man auch zwei Programme gleichzeitig aufnehmen. Dafür ist lediglich eine externe USB-Festplatte erforderlich.

Extrem komfortabel ist die Steuerung über die Gratis-App „TV Remote 2“. Hierüber hat man Zugriff auf sämtliche Einstellungen, Menüs und Optionen wie beispielsweise TV-Aufnahmen. Zudem lassen sich Apps starten sowie Fotos, Videos und  Musik auf den Fernseher streamen. Im Gegenzug kann man das aktuelle TV-Programm und Aufnahmen abgreifen.

Wischen und Tippen: Die App „TV Remote 2“ bietet vollen Bedienkomfort sowie Zugriff auf Apps und das Filmangebot bei YouTube.

Live-TV auf dem Smartphone: Über die App kann man das TV-Programm abgreifen.

Bild- und Tonqualität

Im Gegensatz zum TCL und zum Medion – soviel sei an dieser Stelle bereits verraten – ist der Panasonic auch ein Fernseher für das anspruchsvollere Heimkino, in dem nicht nur sporadisch das TV-Programm nebenbei läuft, sondern auch Filme von Disc oder aus dem Netz zum Leben erweckt werden. Das große Manko seiner Mitbewerber in diesem Testfeld, die Bewegungsdarstellung, teilt der Japaner nicht.

Ohne großen Schnickschnack: Der Mediaplayer funktioniert zuverlässig und flott. So hat man auch bei größeren Bildersammlungen schnell die Übersicht.

Luftaufnahmen von Heidelberg im April-Kapitel von „Deutschland von oben“ sind auf seinem Panel ein Erlebnis, da die Gebäude geschmeidig vorbeigleiten. Dazu stellt man die „Intelligent Frame Creation“ auf „Mittel“ oder „Hoch“. Kanten sind glatt gezeichnet, ohne Flirren oder Ausfransungen. Die Kamera schwebt. „Clear Motion“ erzeugt mit Hilfe der adaptiven Backlight-Steuerung noch klarere Bewegtbilder, allerdings muss man damit leben, dass das Bild etwas dunkler wird.

Signal-Vielfalt: Kabel, Satellit und DVB-T2 beherrschen auch die anderen. Der Panasonic kann das Programm aber zusätzlich über das Internet transportieren.

Bei zentraler Sitzposition liefert der 65-Zöller zwar kein sattes Schwarz, aber er kommt immerhin in die Gefilde, die man als Schwarz bzw. sehr dunkles Grau bezeichnen kann. Die Cinemascope-Balken bei Filmen fallen nicht negativ auf. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Flachmann hier durch helle Ränder unangenehm patzt. Erst wenn man die zentrale Achse verlässt und seitlich auf das Panel schaut, bemerkt man eine Aufhellung und ein Verblassen von Farben. Ab etwa 40 Grad fangen diese qualitativen Einbußen spürbar an. Die Gleichmäßigkeit der Display-Ausleuchtung ist gut. Abhängig vom Blickwinkel registriert man hier ganz leichte Aufhellungen, wenn man sich bewusst darauf konzentriert. Aber das ist zu vernachlässigen.

Alles im Lot: Lediglich in den mittleren Rottönen leistet sich der Panasonic minimale Abweichungen, bei allen anderen Farben ist er hingegen voll auf der Höhe.

Wie leistungsstark der neue Studio Colour HCX Processor zu Werke geht, erfahren wir bei einer unserer beliebten Testsequenzen: einem Sonnenaufgang in Nahaufnahme. Hier bilden sich am Rand des glühenden Feuerballs im orangen Hintergrund gerne mal Artefakte. Nicht so beim Panasonic. Der erzeugt eine beinahe homogene Fläche. Erst bei geringem Betrachtungsabstand erkennt man dezente Strukturen im Himmel.

Mit der Zukunftssicherheit ist es in der immer schnelllebigeren Technikwelt so eine Sache. Dem Panasonic kann man jedoch attestieren, einiges dafür zu tun, um nicht allzu schnell als überholt zu gelten. Denn er unterstützt alle aktuellen HDR-Standards. Startet man beispielsweise den Netflix-Streifen „Unser Planet“, so blendet der 65-Zöller oben rechts die Hinweise „Dolby Vision“ und „Dolby Atmos“ ein – bildlich und klanglich ist man damit auf einem sehr guten Weg. Bei Dolby-Vision-Titeln kann man aus den Modi „Lebhaft“, „Hell“ und „Dunkel“ wählen. „Lebhaft“ macht auch tagsüber in helleren Räumen Spaß, die Farben knallen, der Kontrast ist spitze. Im abgedunkelten Heimkino erreicht man mit den anderen Settings die natürlicheren Ergebnisse.

Dolby-Dimmer: Bei Filmen, die Dolby Vision unterstützen, kann man die HDR-Intensität in drei unterschiedlichen Leveln individuell anpassen.

Die ideale Farbtemperatur ist „Warm2“ mit perfekt voreingestellten 6.515 Kelvin, „Warm1“ (7.815 Kelvin) und „Normal“ (9.640 Kelvin) sind keine empfehlenswerten Alternativen. Gemessen haben wir den TX-65GXW904 im HDR-Modus „True Cinema“. Hier kommt er bei Spitzlichtern auf eine Helligkeit von 460 Candela. Bei 50-prozentigem Weißanteil erreicht er 455, bei 100 Prozent Weiß 400 Candela. Im „Dynamik“-Modus kann man aber auch getrost der Sonne in hellen Räumen trotzen, hier schnuppert der 65-Zöller an der Grenze zu 600 Candela. Der ANSI-Kontrast von 840:1 ist beachtlich. Über die „HDR Helligkeitseinstellung“ kann man diese automatisch in Abhängigkeit vom Umgebungslicht anpassen. Dann regelt der Apparat die Intensität alleine.

Grüner Grenzbereich: Nur am oberen Messpunkt erfüllt der 65-Zöller die HDR-Vorgabe nicht ganz, ansonsten liefert er eine exakte Farbreproduktion.

Beim Ton vertraut Panasonic auf zwei jeweils zehn Watt starke Lautsprecher. „Kino-Surround“ verbreitert die akustische Bühne deutlich. Dank Dolby Atmos wird der Zuschauer in einen kleinen Klang-Kokon gehüllt. Auch Effekte profitieren von der Technik. Bis zu einem mittleren Level weiß das Soundkonzept zu überzeugen. Speziell in Action-streifen ist eine gute Soundbar jedoch überlegen.

Der Testbericht Panasonic TX-65GXW904 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

79 gut

Dank üppiger Ausstattung, einem sehr ausgewogenen Bild und hohem Bedienkomfort sichert sich der TX-65GXW904 souverän den Testsieg. UHD-Streifen machen auf dem Panasonic genauso viel Spaß wie das tägliche TV-Programm. Ein dickes Plus ist die Unterstützung aller aktuellen HDR-Formate. Beim Schwarz haben OLEDs aber die Nase klar vorne.
Jochen Wieloch

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