Als japanischer Traditionshersteller ist es für Panasonic nicht einfach, technisches TV-Neuland zu betreten. Mit der MXW-Serie ist es aber gelungen: Erstmals integriert das Unternehmen das Betriebssystem Fire OS mit Alexa-Sprachsteuerung in seine Fernseher, was vor allem Streamingfreunde mit einem riesigen App-Angebot ansprechen soll. Erhältlich ist die neue Geräte-Serie in sechs Größen. Zusätzlich zum von uns getesteten TX-55MXW834 für 900 Euro ist der Neue in 43, 50, 65, 75 und stattlichen 85 Zoll zu Preisen von 680 bis 2.350 Euro zu haben. Die beiden Metallfüße werden jeweils mit zwei Schrauben unten an das Gehäuse geschraubt. 8,3 Zentimeter ist der Fernseher tief und damit kein echter Flachmann. Von vorne gefällt der schmale Rahmen. Die Verarbeitungsqualität ist gut, zum Einsatz kommen Metall und Kunststoff. Für die Wandmontage eignet sich die unterstützte VESA-Norm 400 x 300 Millimeter.
Ausstattung und Praxis
Wer sich für das Thema Fire TV von Amazon interessiert, hat von Natur aus eine hohe Affinität zum Streaming. Daher verwundert es nicht, dass der MXW834 nur mit Single-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 ausgestattet ist. Mehr braucht man auch nicht, denn USB-Recording wird nicht unterstützt. Praktisch: Viele der Live-TV-Sender, die man als Stream abrufen kann, lassen sich pausieren und bei Bedarf von Anfang an schauen.
Die Einrichtung ist unkompliziert und gelingt per „Fire TV“-App auf Mobilgeräten mit Android- und iOS-Betriebssystem intuitiv. Fire OS ist ansprechend gestaltet (siehe Kasten rechte Seite), etwas störend sind die horizontalen Werbebanner. Wer in seiner Freizeit gerne Filme und Serien streamt, kommt hier maximal auf seine Kosten. Mit Amazon Prime Video, Netflix, Joyn, Netzkino, Paramount+, WOW, Disney+, Zattoo, DAZN, Magenta TV, Apple TV+ und vielen mehr genießt man eine riesige Auswahl, hinzu kommen jede Menge Musik und Spiele (mehr zum App-Angebot auf Seite 42). Der 55-Zöller reagiert flott, Menüs wechseln schnell und Apps starten zügig, lediglich die Umschaltzeiten der TV-Sender dürften gerne ein wenig kürzer sein.
Während Amazon seine Fire-Sticks mit kompakten Fernbedienungen ausliefert, setzt Panasonic auf seinen traditionell eher wuchtigen Steuerstab mit Zifferntasten, sauberen Druckpunkten und übersichtlicher Anordnung. Alexa erreicht man über eine Mikrofontaste und kann so beispielsweise Wetterdaten abrufen oder das Programm und Videoportale durchstöbern. Die „My App“-Taste kann man individuell mit seiner Lieblingsanwendung belegen.
Bekannt: Panasonic vertraut auch beim ersten Flachmann mit Fire TV OS auf seine recht voluminöse Fernbedienung mit großen Tasten und angenehm präzisen Druckpunkten.

Übersichtlich: Grau hinterlegte Kacheln zeigen auf dem Panasonic unter anderem Eingänge, Netzwerk-Einstellungen und die Gerätesteuerung an.

TV kommt nicht zu kurz: In den Live-TV-Quellen sieht man, welche Sender per Kabel, Satellit, DVB-T2, Prime Video Channels, Mediatheken und Joyn abrufbar sind.

Schöner EPG: Der Elektronische Programmführer in Schwarz- und Grautönen listet ansprechend das aktuelle und das kommende Fernsehprogramm auf.
Natürlich gestattet Fire TV OS den TV-Empfang via Kabel, Satellit und DVB-T2. Richtig glücklich werden Besitzer dieses Fernsehers, die überzeugte Streamer sind. Für diese Klientel ist Fire TV OS primär konzipiert. Der Startbildschirm lässt sich individuell mit den bevorzugten Apps belegen, die Reihenfolge ist anpassbar. Außerdem besteht die Möglichkeit, verschiedene Nutzerprofile anzulegen. So profitiert jeder von personalisierten Vorschlägen und hat direkten Zugriff auf seine zuletzt konsumierten Inhalte. Spezielle Kinderprofile holen zudem nur altersgerechte Inhalte auf den Bildschirm. Insgesamt punktet Fire TV OS durch hohen Bedienkomfort.

Fire TV OS: Die Panasonic-Startseite listet diverse Apps und Eingänge auf. Leider bleibt die Darstellung nicht frei von Werbebannern.
Beim Blick in die technischen Spezifikationen des TX-55MXW834 entdeckt man etliche Lücken in der Ausstattungsliste, die man von Panasonic eigentlich nicht kennt. Dürftig sieht es beispielsweise beim Thema HDMI 2.1 aus – die Features Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz fehlen, lediglich der Auto Low Latency Mode (ALLM) ist an Bord. Künstliche Intelligenz für die Bild- und Klangaufhübschung ist ebenso wenig vorhanden wie Panasonics Alleinstellungsmerkmale TV>IP und IPTV; einen Kopfhörerausgang und ein „CI+“-Modul haben die Japaner ihrem Flachmann aber spendiert. Dass Panasonic seinen Fokus nicht wie bei seinen teureren Fernsehern aus eigenem Haus auf maximale Bild- und Tonqualität legt, verrät auch der Prozessor: So kommt nur die HCX- und nicht die HCX-Pro-AI-Variante zum Einsatz, die Bild und Ton detailliert analysiert und optimiert. Beim Display handelt es sich um ein 50-Hertz-Panel.
Aus dem laufenden Programm heraus gelangt man durch einen längeren Druck auf die „Home“-Taste zu den Bild- und Toneinstellungen. Alle wichtigen Parameter lassen sich anpassen, ein Sensor für die automatische Anpassung der Raumhelligkeit fehlt hingegen. Panasonic hat seine eigene Menüstruktur optisch wie inhaltlich aufgegeben und ist nur Gast im Hause Amazon. Deshalb funktioniert zum Fernsteuern auch nicht die Panasonic-App „TV Remote 3“, stattdessen greift man zur Einrichtungs-App „Fire TV“. Diese gestattet das Umschalten von Sendern sowie das Verändern der Lautstärke. Installierte Apps und Spiele kann man blitzschnell über eine Auflistung mit farbigen Symbolen starten. Filmtitel gibt man bequem über die virtuelle Tastatur ein. Natürlich hat man auch Zugriff auf Alexa-Befehle. Da Amazon die App schon länger im Einsatz hat, ist diese ausgesprochen ausgereift und funktional.
Gut gefällt uns auch der Elektronische Programmführer. In ansprechenden, unterschiedlich hellen Grautönen gehalten listet der das TV-Programm aller empfangbaren Fernsehsender auf. Durch einen Druck auf die jeweilige Sendung erhält man Zusatzinformationen. Diese sind ebenfalls über die Taste „Optionen“ aus dem Live-Programm heraus verfügbar. Hier hat man zudem Zugriff auf den praktischen Menü-Eintrag „Live-TV-Quellen“, der bei uns im Test auf 47 terrestrische Sender, 39 Prime Video Channels, 6 Sender über die ZDF-Mediathek und 63 Joyn-Sender verwies.

Überraschend gut: Diese präzise Darstellung im SDR-Farbraum hätten wir dem Panasonic nicht zugetraut. Im „Filmmaker“-Setting stimmen die Voreinstellungen.

Ausbaufähig: Für vollendeten HDR-Genuss ist der 55-Zöller nicht geeignet. Wie das DCI-P3-Spektrum zeigt, gibt es speziell bei Grün und Rot viel Luft nach oben.

Einige Lücken: Der TX-55MXW834 verfügt nur über HDMI-2.0-Anschlüsse, was für Gamer von Nachteil ist. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nur als Single-Empfänger verbaut. Ins Internet lässt sich der Flachmann per Netzwerkkabel und drahtlos über WLAN einbinden. Gut: Ein klassischer Kopfhöreranschluss ist an Bord verbaut.
Bild- & Tonqualität
Der TX-55MXW834 liefert im SDR-Farbraum natürliche Farben – im TV-Alltag ist der Modus „Normal“ zu empfehlen. Unsere Messung ergibt, dass im „Filmmaker“-Setting die höchste Farbtreue erzielt wird, allerdings ist das Bild jetzt recht dunkel, Plastizität und Schärfe gehen verloren. Die bildliche Performance des 55-Zöllers ist insgesamt solide. Die höchste Helligkeit messen wir im „Normal“-Modus mit 508 Candela, „Dynamisch“ und „Filmmaker“ liegen mit 500 bzw. 496 Candela knapp dahinter. Gut: Der Panasonic hält seine Leuchtkraft jeweils konstant bei, egal, wie hoch der Weißanteil im Bild ist. Der ANSI-Kontrast fällt mit 1.700:1 erfreulich hoch aus.
Die Schwarzdarstellung ist nicht die Stärke des MXW834. Wir haben im „Filmmaker“-Modus die „Hintergrundbeleuchtung“ und die „Helligkeit“ reduziert, zudem die „Adaptive Backlight-Steuerung“ mal ein- und mal ausgeschaltet. Das Ergebnis ist immer identisch: In einem Raum ohne Restlicht konnten wir dem Fernseher nicht mehr als ein dunkles Grau entlocken: Positiv: Bei frontaler Draufsicht gelingt die Homogenität der Ausleuchtung gut, die gefürchteten Kuhflecken treten nicht in Erscheinung. Und auch auf störende Lichthöfe um helle Einblendungen herum verzichtet der Flat-TV. Von der Seite gesehen wird die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung etwas schlechter. In dunklen Heimkinos bleiben schwarze Filmbalken eine Illusion, in Wohnzimmern mit Restlicht passt hingegen alles.
Für möglichst kräftige Farben sollte man zentral vor dem Panel sitzen, seitlich lassen farbliche Power und Kontrast spürbar nach. Obwohl Panasonic kein 100-Hertz-Display verbaut hat, gelingen Bewegungen weich und ruhig. Dazu muss allerdings die Bewegungskompensation aktiviert sein. Die „Intelligent Frame Creation“ stand im Test auf „Mittelwert“. An HDR-Formaten unterstützt der 55-Zöller HLG, HDR10, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision – High-Dynamic-Range-Inhalte sehen lebhaft, kraftvoll und farblich wirklich ansprechend aus. Die Durchzeichnung in dunklen Sequenzen gelingt hier akzeptabel.
Um den Ton kümmert sich ein 20 Watt starkes Audio-System mit Dolby-Atmos-Unterstützung. Für große Konzert- und Filmabende ist der Panasonic etwas zu schwach auf der Brust. Seine Stimmwiedergabe ist präzise, für den TV-Alltag reicht das Volumen. Aber satte Bässe und eine riesige Raumfülle darf man nicht erwarten.




Der Testbericht Panasonic TX-55MXW834 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Panasonics Fire-TV-Debüt gelingt. Der neue TX-55MXW834 läuft flüssig und lässt sich einfach bedienen, Bild- und Tonqualität sind dem Preis angemessen, eine HDMI-2.1-Schnittstelle hätte man für Gamer aber ruhig integrieren können.
Jochen Wieloch
