Beim 1.200 Euro teuren TX-55JXW944 setzt Panasonic weiterhin im Gegensatz zu Mitbewerber-Geräten wie von Sony und TCL in diesem Testfeld auf Edge-LED-Technik statt direkte Hintergrundbeleuchtung. Der 55-Zöller ist blitzschnell aufgebaut, da die beiden Metallfüße lediglich von unten eingesteckt werden – wahlweise innen wie auf dem Aufmacherfoto oder außen und bei Bedarf erhöht, um noch eine flache Soundbar unter dem Display zu platzieren (kleines Foto rechte Seite). Das Panel fällt mit weniger als einem Zentimeter angenehm schlank aus, inklusive Anschlüssen kommt der Panasonic auf 7,2 Zentimeter, eine Wandmontage ist möglich (VESA-Lochabstand 300 x 300 mm). Anschlusskabel lassen sich sauber durch die Füße nach außen verlegen. Wem eine Diagonale von 139 Zentimeter nicht genügt: Die JXW944-Serie ist auch in 65 bzw. 75 Zoll für 1.600 bzw. 2.500 Euro zu haben, alternativ als 49-Zöller für 1.100 Euro.
Ausstattung und Praxis
Panasonic befeuert den TX-55JXW944 mit seinem derzeit leistungsfähigsten Prozessor HCX Pro AI, der auch in den aktuellen Spitzen-OLEDs zum Einsatz kommt. Dieser arbeitet mit Künstlicher Intelligenz (KI) zur detaillierten Analyse einzelner Szenen, um Bildeinstellungen automatisch zu optimieren. Als Grundlage dienen dazu mehr als eine Million gespeicherte Referenzbilder. Das 100-Hertz-Display kann mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision die volle Bandbreite an HDR-Formaten verarbeiten, dazu zählen auch die neueren dynamischen Formate HDR10+ Adaptive sowie Dolby Vision IQ.
Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 ermöglichen sogar die parallele Aufnahme von zwei UHD-Sendern auf eine externe USB-Festplatte. Erstmals kommt bei Panasonic das so genannte Penta-Tuner-Konzept zum Einsatz. Neben den genannten Empfangswegen gehören auch TV>IP für die Verbreitung der TV-Signale über das Heimnetzwerk sowie IPTV zum Portfolio. Bei IPTV kommen die Programme direkt aus dem Internet, dazu lassen sich die HbbTV-Operator-Apps von Zattoo und Joyn installieren, genau wie bei „HD+“ per App werden die Dienste nahtlos in die Panasonic-Bedienphilosophie integriert. Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen mit VRR (Variable Refresh Rate), ALLM (Auto Low Latency Mode) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz alle Spezifikationen für HDMI 2.1. Zudem beherrscht der 55-Zöller AMD Freesync Premium im Zusammenspiel mit kompatiblen Konsolen.
Die Benutzeroberfläche von my Home Screen 6.0 ist sehr übersichtlich gestaltet und ermöglicht ein intuitives Handling. Der Panasonic reagiert flott, praktisch sind die neuen „Schnelleinstellungen“ unter anderem für „Bildmodus“, „Sound-Modus“, „Sprachsteuerung“ und „Abschalt-Uhr“. Mittels „Scenery“ kann man das ungenutzte Display mit verschiedenen Inhalten und Deko-Elementen verschönern. Die neu gestaltete Fernbedienung liegt gut in der Hand und verfügt über vier Direktwahltasten für Streamingdienste. An Bord sind unter anderem Netflix, Rakuten TV, Amazon Prime Video, Disney+, DAZN, Videociety und TV Now. An einer App für Apple TV wird noch gearbeitet.
Bild- und Tonqualität
Die maximale Leuchtkraft des TX-55JXW944 liegt bei 545 Candela, die wir in Spitzlichtern im „Normal“-Modus herauskitzeln. Im „True Cinema“-Setting sind es 535, in der „Dynamik“-Voreinstellung nur 490 Candela. Die Helligkeit bricht auch bei zunehmendem Weißanteil nicht ein, im farblich besten „True Cinema“-Modus messen wir 532 Candela bei 50-prozentigem und 530 Candela bei 100-prozentigem Weißanteil. An der Farbtemperatur „Warm2“ führt kein Weg vorbei, direkt aus dem Karton geholt liefert der 55-Zöller hervorragende 6.518 Kelvin. Der ANSI-Kontrast von 700:1 ist überschaubar. Für eine bestmögliche Schwarzdarstellung stellen wir die „adapt. Backlight-Steuerung“ auf „Hoch“.
Für den Google Assistant öffnet man dazu auf einem Smartphone die Assistant-App (g.co/assistant/setup) und gibt dann den Befehl „Richte mein Assistant-Gerät ein“. Der Panasonic-TV wird anschließend automatisch gefunden, die Kopplung erfolgt über einen Code. Um Amazon Alexa zugänglich zu machen, scannt man wahlweise vom TV-Bildschirm einen QR-Code ab oder öffnet auf einem PC oder dem Smartphone die Internetseite amazon.com/de/code. So verbindet sich der 55-Zöller mit dem eigenen Amazon-Konto. Um den Sprachdienst nutzen zu können, muss man auf der Fernbedienung die Mikrofon-Taste drücken.
Dadurch verringert sich zwar die Leuchtkraft weißer Bildanteile, aber die Homogenität der Ausleuchtung wird besser. Allerdings zeigt das Display selbst bei frontaler Draufsicht kein sattes Schwarz, sondern nur ein dunkles Grau. Die Gleichmäßigkeit des Panels ist gut, an den Rändern fallen lediglich minimale Aufhellungen auf. Schaut man von der Seite auf den Panasonic, so wird die Bildschirm-Homogenität geringer, die Aufhellungen nehmen spürbar zu, und das dunkle Grau wird ebenfalls heller. Je nach Filmmaterial sind Cinemascope-Balken mal etwas dunkler und mal ein wenig heller, allerhöchste Heimkino-Ansprüche können sie nicht befriedigen.
Das native 100-Hertz-Display ermöglicht eine gute Bewegungsdarstellung mit ruhigen, gleichmäßigen Schwenks. Dazu sollte die „Intelligent Frame Creation“ auf „Mittel“ stehen. „Clear Motion“ dunkelt das Bild zwar ab, steigert die Geschmeidigkeit aber zusätzlich. Der Prozessor HCX Pro AI punktet durch seine Skalierfähigkeiten und erzeugt auch aus HD-Material sehr scharfe Bewegtbilder mit schöner Tiefe und ohne erkennbare Pixel. Im Sonnenaufgang des März-Kapitels der Blu-ray „Deutschland von oben“ stellt der TX-55JXW944 den orangen Himmel sauber ohne Treppen und mit feinsten Übergängen dar. Im SDR-Bereich liefert der Flachmann sehr reine Farben, sowohl bei den Misch- als auch bei den Grundfarben.
Leichte Defizite offenbart der Panasonic bei unserer Messung im DCI-P3-Spektrum: Bei der Darstellung von Grün und Gelb reizt er das HDR-Farbsegel nicht zu 100 Prozent aus. Dolby-Vision-Titel wie „Das Leben in Farbe“ sehen im „Lebhaft“-Setting erstaunlich dynamisch und farbenfroh aus, Schärfe und Plastizität überzeugen. In dieser Einstellung wird man auch tagsüber in helleren Räumen glücklich, während man mit „Dolby Vision – IQ“ und „Dolby Vision – Dunkel“ die natürlicheren und weniger plakativen Ergebnisse erzielt. Die Blickwinkelstabilität des 55-Zöllers erweist sich als ordentlich.
Das 30 Watt starke Lautsprechersystem Cinema Surround Sound Pro unterstützt Dolby Atmos und erlaubt den Anschluss eines externen Subwoofers. Die Sprachverständlichkeit ist überzeugend, die Akustik des Japaners ist insgesamt recht füllig. Mitten und Höhen sind klar akzentuiert, bei den Bässen gibt sich der JXW944 eher zurückhaltend. Positiv: Auch bei höheren Pegeln agiert das Gerät tonal noch sauber und wird nicht plärrig, für die Wiedergabe von Musik ist der Apparat durchaus zu empfehlen. Dank Dual Bluetooth können zwei Bluetooth-Geräte unabhängig voneinander mit dem Fernseher verbunden werden. Über die Surround-Funktion lässt sich die Klangbühne noch ein wenig verbreitern.
Der Testbericht Panasonic TX-55JXW944 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2021 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Abgesehen von der suboptimalen Schwarzdarstellung ist der Panasonic TX-55JXW944 ein Alleskönner zum fairen Preis: Bild, Ton, Ausstattung und Bedienkomfort überzeugen, „HD+“ ist ebenso an Bord wie die volle Palette an HDR-Formaten, und das Ständerkonzept bietet maximale Flexibilität. UPDATE: Mittlerweile gibt es eine Disney+ App und auch an Apple TV wird gearbeitet.
Jochen Wieloch