Optoma UHZ65LV (Test)

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Möchte man einen Projektor ähnlich nutzen wie einen Fernseher, so muss er auch funktionieren, ohne dass man den Raum in eine Dunkelkammer verwandelt. Doch Wohnräume sind tagsüber von Fremdlicht durchflutet, das auf die Leinwand scheint und so das Bild regelrecht verwässert: Farben wirken fahl und der Kontrast geht in die Knie. Dagegen hilft nur eines: Projektionen in nicht abgedunkelten Räumen brauchen Lichtleistung, sehr viel Lichtleistung. Eigentlich ist vor allem Tageslicht so stark, dass ein Projektor gar nicht hell genug sein kann, um sich dagegen durchzusetzen. Die übliche Heimkino-Helligkeit von durchschnittlich 1.500 Lumen reicht bei Weitem nicht, es muss schon das Doppelte oder Dreifache sein.

Doch im Zeitalter der UHP-lampenbasierenden Projektoren fand man derart lichtstarke Modelle ausschließlich im Profibereich, mit entsprechend nicht wohnraumtauglichen Maßen, Design und Lüftungslautstärken. Zum Glück machen die Entwicklungen nicht Halt und die neue Kurzdistanz-Generation zeigt, dass dank der neuen Laser-Lichtquelle helle Beamer nicht mehr groß und laut sein müssen. Bei klassischen Front-Projektoren sieht es hingegen nach wie vor mau aus, wenn viel Licht gefragt ist. Dabei kann die Kombination aus lichtstarkem Projektor und streulichtabsorbierender Kontrast-Leinwand (Ambient Light Reduction) eine Alternative zum Fernseher darstellen.

Alle erdenklichen Anschlüsse sind auf der Rückseite vertreten, doch ausgerechnet bei den HDMI-Buchsen wurde gespart: Nur der zweite Eingang entspricht dem HDMI-2.0-Standard mit einer Bandbreite von 18 Gbit/s. Für den Betrieb abseits einer Surround-Anlage hat der Optoma zwei 4-Watt-Lautsprecher eingebaut (nicht im Bild).

Dieses Potenzial hat der taiwanesische Beamerhersteller Optoma anscheinend auch erkannt und bringt mit dem 3.800 Euro teuren DLP-Modell UHZ65LV ein ausgesprochen lichtstarkes Update seines Heimkino-Lasermodells UHZ65 (Test in audiovision 3-2018) auf den Markt. Mit 5.000 Lumen soll er endlich die helle Frontprojektion im Wohnzimmer ermöglichen.

Fast hat es den Anschein, als seien beim Hersteller Optoma die Buchstaben und Nummern ausgegangen, denn die aktuellen Modellbezeichnungen erschweren die Differenzierung der aktuellen-Heimkino Beamer, tragen doch alle den Namen UHZ65: Beim ursprünglichen UHZ65 handelt es sich um die Laser-Version des lampenbasierenden UHD65 mit entsprechenden heimkinotypischen Leistungsdaten.

Mit dem schwarzen UHZ65 wurde die Laser-Reihe bei Optoma Ende 2017 begonnen. Das Modell ist auch heute noch in der Produktion.

Im Herbst 2019 folgte die Variante UHZ65UST, wobei die Endung für „Ultra Short Throw“, zu Deutsch „Ultrakurzdistanz“ steht. Hierbei handelt es sich um die „LaserTV“-Version, die neben einer leistungs fähigen Bilddarstellung auch eine smarte Bedienoberfl äche mit eigenen Apps bietet.

Die „UST“ Variante des UHZ65 bedient sich ähnlich wie ein moderner Fernseher und ist als „LaserTV“ auch als solcher konzipiert.

Der UHZ- 65LV (wofür LV genau steht, konnte Optoma uns auf Nachfrage nicht beantworten) ist schließlich die entsprechend helle Frontprojektionsvariante, die auf dem Chassis des ersten UHZ65 basiert. Verwirrt? Keine Sorge, alle Modelle wurden schon in vergangenen Ausgaben der audiovision getestet und lassen sich online auf www.audiovision. de abrufen.

Die besonders helle „LV“ Variante des UHZ65 unterstreicht mit ihrer weißen Farbe den anvisierten Einsatzzweck im Wohnzimmer.

Ausstattung & Technik

Sein elegantes Äußeres lässt zunächst nicht auf einen so hellen Projektor schließen, zumal das Chassis des UHZ65LV kleiner ausfällt als bei so manch anderem Heimkinomodell halber Lichtleistung. Die mattweiße Front (eine schwarze Variante gibt es nicht) mit dem zentrierten Objektiv gliedert sich besonders gut in moderne helle Wohnzimmern ein. Ebenfalls elegant: Unter einem aufklappbaren Deckel versteckt, befinden sich der Zoom-Ring und der vertikale Lensshift. Beides erlaubt unter hiesigen Wohnraumbedingungen angemessene Bildgrößen zwischen 2,5 und 3 Meter, die Flexibilität von LCD- oder LCOS-Projektoren wird aber nach wie vor nicht erreicht.

Die Schnittzeichnung zeigt den aufwändigen Lichtaufbau bestehend aus zahlreichen Laserdioden, Phosphorrad, Farbrad, 4-Megapixel-DMD und Projektionsobjektiv.

Ebenso verweigern die Hersteller beharrlich den Luxus eines motorisierten Objektives, was bei einer festen Montage unter der Decke aber kein Beinbruch darstellt. Ausgesprochen großzügig zeigt man sich wiederum bei der Anschlussseite, von VGA über LAN, RS232, USB über HDMI bis hin zu USB und Triggerausgängen ist alles an Bord, was das Heimkino-Herz begehrt. Kritikwürdig ist jedoch, dass nur einer der beiden HDMI-Eingänge über den 2.0-Standard verfügt und somit die notwendigen Bandbreiten für 4K/HDR-Signale bietet. Wer mehr als zwei UHD-Quellen anschließen möchte, muss auf eine externe Schaltquelle ausweichen. Die Lösung, einen Streaming-Stick direkt am Beamer zu verstecken und ihn so nachträglich „smart“ zu machen, wird zumindest mit Hinblick auf HDR vereitelt. Das ist schade, denn der UHZ65LV ist wie seine Brüder (siehe Kasten nächste Seite) zur Darstellung von 4K und HDR in der Lage, allerdings wird die 4K-Aufl ösung wie bei DLP üblich mittels XPR-Pixelshift-Technologie erreicht.

Der manuelle Lensshift (nur vertikal) und das Schärferad befi nden sich unter dem aufklappbaren Deckel.

Für das notwendige Licht sorgt ein Hybridsystem aus blauen Laserdioden, die sowohl für die blaue Grundfarbe sorgen als auch einen gelb leuchtenden Phosphor anregen. Dieses gelbe Licht wird anschließend durch ein klassisches DLP-Farbrad sequenziell in die zwei weiteren Grundfarben Rot und Grün aufgespaltet. Positiv überrascht waren wir bei dem System von der geringen Lautstärke in Anbetracht der enormen Lichtleistung, negativ überrascht hingegen von dem für empfindliche Augen deutlichen Regenbogeneffekt, der bei starken Kontrastübergängen in Erscheinung treten kann. In dieser Hinsicht sind die LED-Modelle den laserbeleuchteten Modellen weiterhin überlegen. Die Fernbedienung dürfte der Profi -Sparte entstammen, denn statt auf elegantes Design setzt sie auf eine möglichst große Funktionsvielfalt, Laserpointer inbegriffen. Die Steuerung arbeitet zuverlässig, die zugehörige Menüstruktur ist leider die spartanische Variante, das moderne Bediensystem des Ultrakurzmodells hat der LV nicht geerbt. Immerhin: Alle relevanten Bildparameter sind an Bord.

Licht und Farbe

Wir kommen zu der Domäne, in der der UHZ65LV besonders stark sein soll. Der Hersteller verspricht nicht weniger als 5.000 Lumen, ohne dass Einbußen in der Farbdarstellung eingegangen werden müssen (vom Hersteller „Amazing Color“ getauft). Diese zweifelsohne eindrucksvolle Werksangabe haben wir überprüft: Aktiviert man das Preset „Bright“ und projiziert ein vollweißes Testbild, so zeigt das Messgerät eine Lichtleistung von 4.980 Lumen, nahezu eine Punktlandung. Erfreulich ist dabei zudem, dass das Bild in diesem hellsten Modus nicht so grünlich erscheint wie bei vielen lampenbasierenden Modellen. Nur rund 15 Prozent Helligkeit verloren wir durch die Kalibrierung auf die D65-Farbtemperatur der Videonorm. Experten wissen, dass die Weißhelligkeit bei einem DLP noch nicht hinreichend für die Bildhelligkeit ist, entscheidend ist vielmehr, wie hoch der Helligkeitsanteil an reinen Farben ist (Color Light Output / Farbhelligkeiten). Aber auch hier gibt sich der UHZ65LV keine Blöße: Rund 2.500 Lumen setzt er in den drei Grundfarben (Rot, Grün, Blau) um, nimmt man die Sekundärfarben (Zyan, Magenta, Gelb) hinzu, durchbricht er sogar die 4.000-Lumen-Grenze bei farbigen Bildinhalten.

Tatsächlich wird also ein Großteil seiner Lichtleistung in Farben umgesetzt. Dennoch müssen wir Kritik üben: Die Farbraumabdeckung des UHZ65LV ist in Anbetracht der Helligkeit gut, aber sie entspricht nicht ganz der versprochenen 100-Prozent-Abdeckung der HDTV-Norm BT709. Zumindest bei unserem Testgerät ist die Grundfarbe Rot zwar voll gesättigt, aber leicht in Richtung Orange verschoben, sodass sich eine Abdeckung von 98 Prozent ergibt. Alles in allem zeigt der UHZ65LV eine sehr gute, wenn auch nicht perfekte Farbgenauigkeit. Bleibt der Kontrast, auch hier wissen Experten: Je heller ein Projektor, desto geringer ist meist der Kontrast, da es schwer ist, so viel Lichtenergie zur Darstellung von Schwarz zu absorbieren. Andererseits haben schon diverse LaserTV-Modelle trotz hoher Lichtleistung eindrucksvolle Dynamikwerte erzielt. Dies gilt auch für den UHZ65LV: Wie sein „dunklerer“ Bruder erzielt er einen nativen Kontrastumfang von 2.000:1, was für die aktuelle DLP-Generation ein gutes Ergebnis darstellt.

Der Dynamikumfang wird durch ein adaptives Laserdimming („Dynamic Black“) auf bis zu 8.000:1 gesteigert. Hierbei tritt in dunklen Szenen vereinzelt ein Helligkeitspumpen auf, wir hoffen auf eine Optimierung per Software- Update. Ebenfalls wäre es wünschenswert, dass die Laser-Helligkeit auch im Dynamic Black Modus gedimmt werden könnte, bislang ist eine Reduktion der Helligkeit nur im statischen Laser-Modus möglich.

Während in abgedunkelten Räumen moderate Lichtleistungen bei Beamern (500 bis 1.500 Lumen) ausreichen, um einen hellen Bildeindruck zu vermitteln, kann ein Beamer in nicht abgedunkelten Räumen fast nicht hell genug sein. Selbst die 5.000 Lumen eines UHZ65LV sind relativ noch nicht viel. Wie kommt das? Das Stichwort „relativ“ wurde schon gegeben: Wie hell ein Beamer unter Restlichtbedingungen projiziert, hängt direkt von der Helligkeit der Umgebung ab. Die Regel ist denkbar einfach: Je heller die Umgebung, desto heller muss der Projektor strahlen. Durch das logarithmische Sehempfi nden unserer Augen ist es subjektiv schwer zu bewerten, wie hoch die tatsächlichen Helligkeiten wirklich sein müssen. Die amerikanischen Bildspezialisten bei Dolby haben hierzu anschauliche Beispiele veröffentlicht. Die Sonne strahlt bei gutem Wetter mit einer so hohen Leuchtkraft, dass kein Beamer dieser Welt dagegen „ankommen“ kann. Und selbst künstliche Lichtquellen können so eine Strahlkraft aufweisen, dass Projektoren am Rande ihrer Leistungsfähigkeit ankommen.

Der Dynamikumfang des Lichtes im echten Leben beträgt mehrere 100.000 Nits, selbst helle HDR-Fernseher mit bis zu 2.000 Nits können hier nicht mithalten.

Schärfe & Signalverarbeitung

Beim UHZ65LV kommt die XPR-Pixelshifttechnologie mit größerem DLP-Chip (DMD) zum Einsatz: Mit einer Diagonale von 0,66 Zoll (1,68 cm) beherbergt er native 2.716 x 1.528 Spiegel, was rund 4,1 Millionen Bildpunkten entspricht. Durch diagonales Verschieben dieser Bildpunkte wird die Auflösung auf volle 8,2 Millionen UHD-Pixel erhöht. In der Praxis ergibt sich eine Detailschärfe, die nur wenig hinter der nativen UHD-Auflösung von Sony- und JVC-Modellen zurückfällt.

Wie schon sein Bruder UHZ65 gehört der UHZ65LV zu den schärfsten und detailreichsten UHD-Heimkinobeamern seiner Preisklasse und ist in dieser Hinsicht den aktuellen LCD-Konkurrenten klar überlegen. Dank einer 120Hz-Zwischenbildberechnung gelingt es dem Modell, die hohe Schärfe auch in Bewegungen zu halten. Sie ist in verschiedenen Stärken dosierbar. Doch bis heute ist es Texas Instruments (Bauer des DMD und der passenden Steuerelektronik) offensichtlich nicht gelungen, diesem Chip die native Spielfilmfrequenz von 24 bzw. ein Vielfaches dessen beizubringen.

Das Color Management des UHZ65LV arbeitet nach Profi -Standard mit Koordinatensystem.

Durch die fixe Bildwiederholfrequenz von 60 Hz (50 Hz für TV-Material) werden Spielfilme von der Blu-ray mit dem 3:2-Pulldown dargestellt, was für zusätzliches Bildruckeln sorgt. Erst durch die Zwischenbildberechnung wird dieses Ruckeln weggebügelt, was wiederum für einen leichten Soap-Opera-Look sorgt, der Spielfilmpuristen stört. Gelöst hat man hingegen die mangelnde 3D-Fähigkeit, tatsächlich unterstützt der UHZ65LV alle 3D-Formate. Man benötigt nur eine der vielen am Markt erhältlichen DLP-Link-Brillen und schon kann der dreidimensionale Spaß losgehen, der in Anbetracht der hohen Lichtausbeute des UHZ65 ebenfalls besonders überzeugend gefällt. Selbst mit dem unvermeidbaren 75-prozentigen Lichtverlust durch das Shuttersystem verbleiben helle 1.000 Lumen. Leider lässt sich die Zwischenbildberechnung bei der 3D-Darstellung nicht aktivieren.

Bildqualität in der Praxis

Über 4.000 Lumen kalibrierte Helligkeit, guter nativer Kontrast mit zusätzlichem Laserdimming, gute Farbraumabdeckung, hohe native Auflösung mit Zwischenbildberechnung: In der Summe seiner Bildeigenschaften macht der UHZ65LV schon mal eine gute Figur.

Drei adaptive Dimming-Modi stehen zur Dynamiksteigerung zur Verfügung. Die maximale Laserlichtleistung kann nur im statischen Modus (ohne Dimming) verringert werden.

Doch wie gerecht wird er dem eigentlichen Ziel, die Großbildprojektion alltagstauglicher zu machen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir den UHZ65LV mit einer Kontrastleinwand kombiniert und einen Nachmittag als Fernsehersatz genutzt. Durch die hohe Helligkeit und Farbraumabdeckung zeigt das LV-Modell eine kräftige Abbildung, die sich gut gegen Fremdlicht durchsetzen kann. Da Fernsehen mit Nachrichten, Daily-Soaps, Nachrichten, Sport und Talkshows überwiegend aus hellen Bildinhalten besteht, kann der UHZ65LV hier seine „LightPower“ voll ausspielen und überstrahlt das Tageslicht.

Der UHZ65LV bietet für diverse Anwendungsprofi le zahlreiche Werkspresets, die nachträglich modifi ziert werden können.

Trotz des leichten Lichtverlustes der Kontrastleinwand (Gain 0,8) bleibt genügend Resthelligkeit im Bild, um nicht gegenüber der Umgebung dunkler zu wirken. Ganz ohne Raumoptimierung geht es jedoch nicht: So darf es keine direkte Sonneneinstrahlung geben, das Licht sollte mit Gardinen oder Lamellenvorhängen gebrochen werden. Abends verlagern sich die Umstände und damit die Anforderungen: Das Sonnenlicht weicht und auch Kunstlicht stellt den lichtstarken Beamer vor keine großen Herausforderungen. Doch das Abendprogramm besteht eher aus Spielfilmen und Serien, die einen höheren Kontrast und vor allem mehr dunkle Szenen mit schwarzen Bildanteilen aufweisen. Hier kann der ALR-Screen seine Stärken ausspielen: Er filtert Streulicht aus dem Bild und erhöht so den In-Bild-Kontrast. Diese Aufgabe gelingt gut und dank des hohen ANSI-Kontrastes des Beamers von 360:1 kann es die Bildplastizität über weite Strecken mit einem günstigen LCD-TV aufnehmen.

Allein der Schwarzwert in dunklen, kontrastarmen Szenen zeigt Beamer- typische Schwächen. In Sachen HDR muss sich der UHZ65LV modernen Flachmännern gegenüber geschlagen geben, nicht wegen der Helligkeit, sondern wegen der geringeren Farbintensität und des schwächeren Schwarzwerts.

Der Testbericht Optoma UHZ65LV (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 3800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

Operation gelungen: Der Optoma UHZ65LV ist ein strahlend heller Wohnzimmer-Projektor, der gleichzeitig gehobene Heimkino-Ansprüche erfüllt. Einzig beim Schwarzwert sind ihm Kollegen mit weniger Lichtleistung voraus.

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