Onkyo TX-RZ740 (Test)

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Die mittelgroße und leichte Fernbedienung liegt gut in der Hand. Große Tasten erleichtern die Bedienung im Dunklen, eine Beleuchtung fehlt aber.

Mit 950 Euro ist der TX-RZ740 von Onkyo 250 Euro günstiger als der TX-RZ840, den wir auf Seite 36 testen. Unterschiede ergeben sich vor allem bei Gehäuse und Leistung, nicht aber bei der Ausstattung. Denn bei den Kern-Features gleichen sich die Probanden: So klotzt auch der „kleine“ Onkyo mit 9 Endstufen, 11.2-Processing, Multiroom-Funktion, THX-Select, IMAX-Enhanced sowie Dolby Atmos und DTS:X plus Dolbys neuem „Height Virtualizer“.

Unterschiede fallen zuerst beim Gehäuse auf, das beim RZ840 deutlich wuchtiger bzw. um knapp 2,5 Zentimeter höher ausfällt. Ob das nötig ist, sei dahingestellt, der Blick unter den Deckel offenbart jedenfalls noch viel  Luft nach oben. Weniger hochwertig wirkt auf jeden Fall die Plastikfront des 740ers, der große Bruder bot hier noch Aluminium plus eine schwere Alu-Klappe, hinter der sich das Bedienfeld zugunsten einer schöneren Optik versteckt. Weiterer Pluspunkt für den RZ-840: Er bietet mehr Leistung, wie unsere Labormessung offenbart. Zu den Verbesserungen beider Modelle zählt Onkyos Einmess-System „AccuEQ“, das nun 9 statt 3 Messpositionen berücksichtigt. Neu ist zudem die DSP-Klangschaltung „Vocal Enhancer“, die die Wiedergabe von Dialogen verbessern soll.

Veränderungen gab es aber nicht nur bei der Software, sondern auch bei der Hardware: So offeriert das HDMI-Board jetzt kürzere Signalwege und  größere Flächen für sauberere AV-Signale. Ein neuer Quad-Core SoC erweitert die Netzwerkfunktion um die Hochgeschwindigkeitsspezifikation 802.11ac 2×2 MIMO Wi-Fi, zudem ist der Chip kompatibel mit Dual-Band 802.11b/g/n.     

Ausstattung und Praxis

Die Verstäkerkomponenten werden bei Onkyo nicht nur nach ihren technischen Merkmalen gewählt, sondern auch „aufgrund ihrer hör- und messbaren Leistung“, so der Hersteller. Man entscheidet also auch in Hörvergleichen, was am besten klingt. Das „THX Select“-Zertifikat garantiert genügend Leistung für die Beschallung von Räumen bis 57 Kubikmetern, hierfür passierte der Receiver 2.000 Benchmark-Tests in 75 Kategorien. Mächtig fährt der 740er auch bei den Endstufen auf, 9 für 950 Euro sind eine Ansage. Wie beim größeren Modell soll auch hier eine verstärkte Stromleitung die Energieversorgung verbessern. Die 11.2-Signalverarbeitung ermöglicht den Einsatz von 7.2.4-Lautsprecher-Sets.

Gute Konnektivität: 7 HDMI-Inputs (einer vorn) und 2 Ausgänge sollten für die meisten Heimkinos reichen, nur eine Koax- und Toslinkbuchse sind allerdings etwas knapp bemessen. Die 11.2-Pre-outs gefallen uns sehr gut, auch der Phono-Anschluss erfreut. Zwei Antennen sorgen für eine sichere Streaming-Verbindung.

Nicht genutzte Endstufen können für die aktive Beschallung von zwei weiteren Hörräumen oder für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher genutzt werden. Passiv gibt der Onkyo mittels Vorverstärker-Ausgängen Tonsignale an zwei Nebenräume aus, hierfür werden separate DACs verwendet.

Die Boxen-Konfiguration

Mit 9 internen Endstufen versorgt der Onkyo 5.2.4- oder 7.2.2-Boxen-Sets. Bereits bei der Verkabelung muss man sich entscheiden, ob man lieber hintere Höhen- oder hintere Surround-Lautsprecher nutzen möchte. Denn einen fliegenden Wechsel zwischen diesen Varianten bietet der TX-RZ740 aufgrund von nur 9 Boxen-Terminals nicht. Dank 11.2-Processing und Pre-outs lässt sich der RZ740 auch als Vorverstärker für externe Endstufen nutzen, was die Befeuerung von 7.1.4-Boxensets ermöglicht.

Im 7.1.4-Betrieb muss ein Boxenpaar von einem externen Verstärker befeuert werden. Welches zeigt der Onkyo leider nicht an, hierfür muss man im Handbuch nachschlagen: Es sind die Back-Rears.

Bei der Konfiguration sind exotische 3D-Kons-tellationen wie 3.1.2 oder 2.1.2 ohne Surround-Speaker möglich. Dolbys Height Virtualizer oder Onkyos eigenes Boxen-Virtualisierungs-Programm „Theater-Dimensional“ versuchen in diesem Fall, die fehlenden Lautsprecher durch DSP-Algorithmen akustisch zu ergänzen.

Übrig gebliebene Endstufen lassen sich im TX-RZ740 für die aktive Beschallung von zwei Nebenräumen (Zone 2 und 3) verwenden, auch das Bi-Amping der beiden Hauptlautsprecher ist möglich.

Decoder & Klangschaltungen

An Ton-Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Mixer Dolby Surround und Dolby Height Virtualizer sowie DTS Neural:X – DTS Virtual:X fehlt jedoch. Das Cross-Format-Upmixing ist beim RZ740 zur Zeit weder bei Dolby- noch DTS-Streams möglich. Ob ein Firmware-Update die Sperre aufhebt, muss sich zeigen – Onkyo konnte uns diesbezüglich keine Antwort geben.  3D-Sound von Auro gab es bei Onkyo noch nie, was zu einem Punktabzug führt. Dank THX-Zertifizierung kann der RZ740 zwar mit den Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Games“ aufwarten, bei 3D-Sound funktionieren diese jedoch nicht.

Im DTS / IMAX Menü kann man Parameter der Basswiedergabe auch manuell einstellen.„IMAX Bass Feeding“ regelt, ob die Bässe eines jeden Kanals nach IMAX-Vorgaben an den Subwoofer abgegeben werden.

Das Lautsprecher-Setup offeriert die Abstände der Boxen zum Hörplatz leider nur in 3-Zentimeter-Schritten, 1 Zentimeter würden uns besser gefallen. Die Pegel-einstellung klappt mit Einheiten von 0,5 Dezibel präziser, allerdings lässt sich der recht laute Rauschgenerator nicht abschalten, was eine Pegelung mit externen Testsignalen umständlich macht. Komfortabler geht da die automatische Einmessung via AccuEQ, die 9 Messpositionen berücksichtigt, über die Bühne. Zu den klangopti-mierenden Features gehört auch die Entzerrung stehender Basswellen sowie die Accu-Reflex-Funktion zur Phasenkorrektur von 3D-Aufsatz-Lautsprechern. Der gelungene Equalizer stellt 15 Frequenzbänder zwischen 25 Hz und 16 kHz zur Verfügung, von denen sich 9 gleichzeitig nutzen lassen. Der Woofer-Kanal wird mit 5 Bändern zwischen 25 und 160 Hz geregelt. Apropos Woofer: Diese lassen sich nicht getrennt regeln und erhalten somit stets das gleiche Signal.

Video und Multimedia

Bildseitig setzt der TX-RZ740 wie sein größerer Bruder auf HDMI 2.0 samt HDCP 2.3 sowie die HDR-Kompatibilität mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Die Integration von HDR10+ fehlt derzeit allen uns bekannten AV-Receivern. Der Video-Scaler rechnet nur 1080p-Signale auf UHD-Auflösung hoch, der rudimentäre Video-EQ schärft das Bild beim Hochrechnen auf Wunsch dreistufig an.

Mitteilungsfreudig: Der RZ740 gibt Infos zum ein- und ausgehenden Ton, bei DTS:X und Dolby Atmos fehlt aber die Angabe der Kanalkonfiguration des Originalstreams.

In Sachen Streaming ist der Onkyo mit FlareConnect, Chrome-cast, DTS Play-Fi, AirPlay und Blue-tooth ziemlich komplett. Zudem lässt er sich mit Geräten von Sonos verbandeln, allerdings wird hierfür der „Sonos Connect“-Adapter benötigt (400 Euro). Zum kostenlosen TuneIn-Web-radio gesellen sich die Bezahldienste Tidal, Deezer, Spotify und Amazon Music. Der Media-Player liest auch Hi-Res-Formate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und DSD.

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung bot der TX-RZ740 teils bis zu 40 Watt weniger als der sehr kräftige RZ840, ausreichend ist die Power aber trotzdem: Mit 7 voll ausgelasteten Kanälen stellte er gute 73 (4 Ohm) bzw. 76 (6 Ohm) Watt pro Kanal zur Verfügung und steigerte sich bis zu 2 x 189 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm). Im Durchschnitt zog der TX-RZ740 rund 326 Watt Strom aus der Steckdose.

Beim Hörtest klang der Onkyo auch nach Onkyo: Mit Rockmusik von Steely Dan groovte der Kleine schon fast wie ein Großer, überzeugte mit Kontrolle im Bass, plastischen Instrumenten und feiner Auflösung, die Becken schön strahlen ließen. Dabei kippte der Sound auch bei hohen Pegeln nicht ins Unangenehme.

Die Einmessung nahm dem Klang der Front-boxen viel Bass, brachte dafür aber etwas mehr Ordnung und Klarheit. Der Subwoofer drückte danach aber dermaßen, dass wir den Pegel entschärfen mussten. Unseren obligatorischen Testlauf mit Dolby-Atmos-Trailern (Amaze, Audiopshere) absolvierte der RZ740 ohne Murren mit einem großem und realistischen Klangfeld, das nur hinten noch etwas mehr Rauminformationen hätte vertragen können. Höhen-Effekte wie die Synthesizer in „Audio-sphere“ hob der Receiver gekonnt über den Kopf. Die „Late Night“-Schaltung zur Dynamik-reduktion funktionierte bei Dolby-Ton ausgezeichnet, blieb bei DTS-Sound aber ohne hörbare Wirkung.

Mit Stereo-Musik spielte der RZ740 musikalisch und stressfrei, dabei mit toller Räumlichkeit und straffen Bässen; Letztere dünnte die Einmess-Automatik etwas aus, weshalb wir den Pure Audio Modus bevorzugten.

Der Testbericht Onkyo TX-RZ740 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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