Lange war es still um Onkyo, doch jetzt schicken die Japaner ihre neuen AV-Receiver ins Rennen. Mit HDMI 2.1, Dolby Atmos, Dirac und THX möchte der 1.600 Euro teure TX-RZ50 der Konkurrenz die Stirn bieten. Wie gut das gelingt, klärt unser Test.
Aufgrund finanzieller und rechtlicher Widrigkeiten kamen mehrere Jahre keine neuen Onkyo-Verstärker auf den deutschen Markt. So finden Sie unseren letzten Onkyo-Test in Ausgabe 11-2019. Doch diese Probleme sind überwunden und eine Reihe neuer Modelle steht in den Startlöchern. Der 1.700 Euro teure TX-RZ50 macht bei uns den Anfang, in Amerika ist er schon seit Ende 2021 erhältlich. Wurde hier also alte Technik nach Deutschland verschifft? Mitnichten!

HDMI 2.1 und viel Streaming
Denn Voraussetzung für ein erfolgreiches Comeback ist aktuelle Technik – vor allem bei der Videotechnik, die in den letzten Jahren auf HDMI 2.1 aufsattelte und auch im Onkyo-Amp ihren Dienst tut. Der TX-RZ50 akzeptiert Auflösungen bis 8K/60p- bzw. 4K/120p an 3 seiner 7 HDMI-Eingänge sowie an den beiden HDMI-Ausgängen. Die HDR-Standards Dolby Vision, HDR10+, HDR10 und IMAX Enhanced werden mit Ausnahme des Front-HDMI-Ports an allen Buchsen unterstützt. Zudem beherrscht der Amp die für Gamer nützlichen Features Variable Refresh Rate (VRR) und Auto Low Latency Mode (ALLM) für flüssigen wie verzögerungsfreien Spielspaß. Auch die bis dato praktisch nicht nutzbaren Features QMS (Quick Media Switching) und QFT (Quick Frame Transport) sind an Bord.
Ganz groß präsentiert sich der Onkyo in Sachen Streaming: So sind nicht nur Bluetooth (mit aptX HD), Chromecast und AirPlay 2 verfügbar, sondern auch das noch wenig verbreitete DTS Play-Fi. Zudem wurden wichtige Steaming-Dienste im Gerät integriert. Dabei sind das TuneIn Webradio, Spotify, Deezer, Tidal und Amazon Musik HD; Apple Music ist hingegen nicht an Bord. Neben dem Webradio kann man auch analoges (FM/AM) bzw. digitales (DAB) Radio empfangen.
Die Fernbedienung wurde schon bei älteren Modellen eingesetzt. Dem Plastikgeber fehlt eine hochwertige Anmutung, bei der hohen Anzahl dicht gedrängter Tasten verliert man schnell die Übersicht. Alltagsfunktionen sind zudem nicht genügend abgehoben. Ebenfalls suboptimal: Eine Beleuchtung fehlt.
Im Laufe der Jahre hat sich THX (heute in der Hand von Razer, Lucasfilm und Creative Technology) in den Bereichen Audio, Video, Professional und Lifestyle spezialisiert, neben Home-Entertainment-Produkten werden auch Kinos zertifiziert. Noch vor 10 Jahren war THX ein Gütesiegel, das sich Hersteller und Heimkino-Enthusiasten einiges kosten ließen. Mittlerweile hat das Label an Attraktivität eingebüßt, auch weil Standards aufgeweicht wurden und selbst PC-Plastikboxen mit dem Logo werben. Die Zertifizierung von AV-Receivern erfolgt für unterschiedliche Leistungsklassen:
„THX Certifi ed Compact“: Produkte für die Nutzung in kleinen Räumen bis ca. 28 Kubikmeter und rund 2,4 Meter Betrachtungsabstand zum Bildschirm.
„THX Certifi ed Select“: Produkte für mittelgroße Räume bis ca. 57 Kubikmeter mit rund 3 Meter Betrachtungsabstand zum Bildschirm.
„THX Certifi ed Ultra“: Produkte für große Heimkinos bis 85 Kubikmeter Volumen mit einem Betrachtungsabstand zur Leinwand von rund 3,5 Meter.
„THX Certifi ed Dominus“: Produkt für sehr große Heimkinos mit bis zu 184 Kubikmeter bei einem Betrachtungsabstand bis zu ca. 6 Metern zur Leinwand.
Im AV-Receiver-Segment ist Onkyo einer der wenigen Hersteller, die weiterhin auf das THX-Siegel setzen. Neben der Einhaltung technischer Parameter (z.B. bei Leistung, Rauschabstand, Verzerrungen, Frequenzgang, Bass-Management) bringen THX-zertifi zierte AV-Receiver auch praktische Funktionen zur Anpassung des Kinotons an die Heimkino-Umgebung mit.
So gesellen sich zu den THX-Klangprogrammen (Movie, Music, Game) eine Schaltung für Loudness („THX Loudness Plus“), eine Basseingrenzung bei wandnahem Sitzplatz („Boundary Gain Compensation“), eine Frequenzangleichung aller Lautsprecher für tonal gleich bleibende Panning-Effekte („Timbre Matching“) sowie eine Anpassung des höhenbetonten Kinotons an die tonalen Gegebenheiten von Heimkino-Räumen („Re-EQ“).

Das THX-Logo ist beim Onkyo TX-RZ50 nicht prominent an der Front, sondern auf der Oberseite des Geräts angebracht.
Zudem arbeitet der TX-RZ50 besonders geschmeidig mit Sonos-Produkten zusammen und ist für die Roon-Platform zertifiziert. Musik lässt sich auch via USB oder externe Server zuspielen. Die Sprachassistenten sind mit Amazon Alexa, Google Assistant und Appel Siri komplett – das klappt aber nur mithilfe externer und kompatibler Geräte.
Dirac, AccuEQ und die Decoder
Mit der neuen Gerätegeneration nutzt Onkyo erstmals das Einmess-System von Dirac. Eine Lizenz ist bereits als Vollversion (komplette Frequenzgang-Korrektur) im Verstärker integriert und muss nicht wie bei Denon und Marantz zusätzlich erworben werden. Ein kompatibles Messmikrofon liegt bei, so dass man für die Optimierung nur ein Tablet/Handy und die Onkyo Controller App (Android, iOS) benötigt. Alles weitere zu Dirac haben wir im Kasten auf der nächsten Seite zusammengefasst. Alternativ hat der TX-RZ50 Onkyos eigenes Einmess-System „AccuEQ“ an Bord, das bereits in älteren Modellen seinen Dienst verrichtete. Ein Parallelbetrieb beider Mess-Systeme ist nicht möglich, man muss sich für eines entscheiden.
Als einer der weniger AV-Receiver am Markt besitzt der TX-RZ50 eine THX-Zertifizierung („Select“) und hat daher THX-Features bzw. THX-Programme (siehe Kasten oben) integriert. Mit 3D-Ton hat THX aber nichts am Hut und spielt nur „zweidimensional“. Zudem lässt sich Dirac nicht mit THX nutzen, sondern wird bei Wahl der drei THX-Klangmodi ignoriert. Dasselbe gilt für Onkyos eigene Klangprogramme (TV Logic, Orchestra, Unplugged, Studio Mix, Game-RPG, Game-Action, Game-Rock, Game-Sports), die jedoch mit Hilfe von Dolby Surround oder DTS Neural:X nicht nur einen 3D-Upmix durchführen, sondern sich auch bei nativem 3DSound aktivieren lassen.
Apropos Mix: Das Cross-Format-Upmixing mit den Mischern von Dolby und DTS klappte im Test einwandfrei. Bei den Virtualisierern (also dem Hinzufügen virtueller Schallquellen ohne physische Boxen) ist der Dolby Atmos Height Virtualizer dabei, das DTS-Pendant fehlt hingegen. IMAX Enhanced-Inhalte gibt der Receiver aber wieder.
Während Dolby Atmos und DTS:X in praktisch allen AV-Receivern Standard sind, sieht es mit Auro 3D anders aus. Auch beim TX-RZ50 verzichten die Japaner auf den 3D-Sound der Belgier. Das kommende AV-Flaggschiff TX-RZ70 (3.300 Euro) wird hingegen Auro unterstützen.

Info-Menü: Bei Druck auf den Info-Button der Fernbedienung poppt ein dreiseitiges Menü mit Infos zu Ton (Foto), Bild und Netzwerk auf.

Schnellwahl: Die „Quick Menu“-Taste offeriert viele Funktionen für Bild und Ton, hier das Raum-EQ-Menü mit der Auswahl der 3 Slots für die Dirac-Einmessung.

Boxen-Setup: Hier wird die Anzahl der Lautsprecher inklusive Art der Höhenboxen festgelegt. Auch Bi-Amping oder die Beschallung von 2 weiteren Zonen sind möglich.

Viel drin, unter anderem ein rauscharmer Hochstrom-Transformator, Hochstrom-Glättungskondensatoren mit 15.000 μF und ein Anti-Resonanz-Kühlkörper aus stranggepresstem Aluminium, an den sich 9 Endstufen schmiegen.
Vor Beginn der Einmessung muss man das gewünschte Lautsprecher-Setup im Menü des AV-Receivers einstellen. Im Test nutzten wir die Onkyo-App, für die Kommunikation müssen sich Tablet und AV-Receiver im gleichen Netzwerk befinden. Nach dem Anschluss des Mikros erfolgt die Aufforderung am TV-Bildschirm, die Controller App zu nutzen. Im nächsten Schritt kann man zwischen einer 3-Punkte-Messung („Schnell“) und einer 9-Punkte-Messung („Vollständig“) wählen, bevor es zur Pegelkalibrierung geht. Über automatische Testtöne wurden im Test die Pegel aller Kanäle sehr gut aufeinander abgestimmt. Sollte dies einmal weniger reibungslos klappen, lässt sich die Lautstärke jeden Kanals manuell nachjustieren – bis diese im vorgegebenen, grünen Bereich der Pegelanzeige landet. Danach beginnt die Messung in 3 oder 9 Durchgängen. In der Folge muss die ermittelte Frequenzkurve an den AV-Receiver übermittelt werden, der damit alle drei Speicherbänke füllt. Erst dann werden individuelle Änderungen an den Kurven möglich.
Das Modellieren einer eigenen Zielkurve zur Frequenzgang-Korrektur gestaltet sich technisch einfach und ist für jeden Kanal separat durchführbar. Fronts, Surrounds oder Tops lassen sich auch als Paar bearbeiten. Paare können jedoch nicht kombiniert werden, um sich Arbeitsschritte zu sparen, falls man für alle Kanäle die gleichen Korrekturfilter anwenden möchte. Über freisetzbare (und löschbare) Ankerpunkte lassen sich Frequenzbereiche eines Kanals (oder Paars) im Pegel an- bzw. abheben. Der berücksichtigte Frequenzbereich ist standardmäßig von 24 Hz bis knapp 20 kHz gesetzt, lässt sich durch das Verschieben der seitlichen Begrenzungslinien aber frei definieren – kleiner oder zu unserer Überraschung sogar größer von 10 Hz bis 24 kHz (siehe Bild). Nach erfolgreicher Dirac-Einmessung lässt sich der Equalizer des Onkyo nicht mehr nutzen.

Messergebnis (Bild) und korrigierten Frequenzgang kann man sich als Graph in der Onkyo-App anzeigen lassen.

Das Modellieren einer eigenen Zielkurve gestaltet sich in der Onkyo-App technisch einfach über frei definierbare Ankerpunkte.
Der Onkyo TX-RZ50 kommt mit 9 integrierten Endstufen daher und platziert sich damit im gehobenen Mittelklasse-Segment. Dank Pre-outs für maximal 11.2-Kanäle kann der Amp auch ausgewachsene Boxen-Setups in 7.2.4-Konfiguration befeuern, die beiden hierfür benötigten externen Endstufen sind für die zwei Back-Surround-Kanäle vorgesehen. Höhenboxen lassen sich praktisch an allen Positionen betreiben (Height, Top, Dolby Enabled) und beliebig miteinander kombinieren. Wenig praktisch: Die Abstände der Lautsprecher zum Hörplatz kann man nur in 3-cm-Schritten einstellen; 1 cm wäre uns lieber. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umstand, dass sich die beiden Subwoofer-Ausgänge nicht getrennt regeln lassen.
Eine Besonderheit ist der „Klipsch Optimized Mode“ für die bestmögliche Anpassung des Onkyo an kompatible Lautsprecher der Marke Klipsch (Reference und Reference Premiere).
Bedienung und Menüs
Das markante, eckige Design des TX-RZ50 mit stolzen 20 Zentimetern Höhe kennen wir von früher. Der große Volumenregler läuft sehr geschmeidig und wackelt dezent nur bei stärkerem Zug. Hinter der großen, aus dem Vollen gefrästen Aluminium- Frontklappe findet man Tasten zur Bedienung, einen HDMI-Eingang sowie Anschlüsse für Kopfhörer und Messmikrofon. Das grün leuchtende, einzeilige Display wirkt etwas antiquiert, ist aber gut lesbar. Kritik müssen wir hingegen an den Bildschirmmenüs üben, die dünne, weiße und teils abgesoftete Schrift auf schwarzem Hintergrund ist vor allem in hellen Räumen nicht optimal lesbar. Verbesserungspotenzial sehen wir auch bei der Fernbedienung aus Plastik, die für ein 1.600-Euro-Gerät nicht gerade hochwertig wirkt und keine Ausgeburt an Übersichtlichkeit ist.
Über die „Quickmenu“-Taste poppt unten rechts im Bild ein Schnellwahlmenü auf, von wo aus man wichtige Einstellungen für HDMI, Audio, Raum-EQ und Pegel vornehmen kann. Auch zwischen den drei Speichern („Slots“) für Dirac Live kann man hier wählen. Das Info-Menü legt sich ebenfalls rechts unten über das laufende Bild und gibt Auskunft über ein- und ausgehende Ton- wie Bildsignale sowie Netzwerkinfos.

Viel Kontakt: 2 HDMI-Ausgänge und 7 (einer vorne) HDMI-Eingänge sind gut bemessen. 11.2-Pre-outs (Subwoofer nicht getrennt regelbar) sind ebenso vorhanden. Analoges Bild findet über FBAS- und YUV-Eingänge in den Receiver.

Die Onkyo Controller App ist eine übersichtliche Alternative zur Fernbedienung. Die Dirac-Einmessung klappte mit der App problemlos und intuitiv.
Tonqualität
Bei den Messungen lieferte der TX-RZ50 fast dieselben Werte wie der vergleichbare TX-RZ840 von 2019. Im Stereo-Betrieb kletterte die Power auf satte 228 (4 Ohm) bzw. 190 (6 Ohm) Watt pro Kanal. Auch die 134 (4 Ohm) und 122 Watt (6 Ohm) pro Kanal im 5-Kanal-Betrieb sind nicht zu verachten. Immer noch ordentliche 95 Watt pro Kanal waren es im 7-Kanal-Modus an 6-Ohm-Last. Der durchschnittliche Stromverbrauch lag bei rund 341 Watt.
Die Einmessung mit Dirac über die Onkyo-App klappte komfortabel, allerdings mussten wir nachträglich im Boxen-Setup die Crossover-Frequenzen anpassen. Dirac setzte alle Speaker auf 70 Hertz, den Subwoofer auf 120 Hz. Wir bevorzugen hingegen für unsere große Standlautsprecher den vollen Frequenzgang, alle anderen Boxern setzten wir auf 80 Hertz. Auffällig waren die automatisch ermittelten Abstände der Lautsprecher zum Messplatz, denn Dirac setzte alle Werte auf 50.0 Millisekunden. Ändern lassen sich die Werte der Dirac-Messung hier allerdings nicht.
Für den Test ließen wir den Amp im 5.1.4-Modus laufen, also mit 4 Höhenboxen, aber ohne Back-Rears. Wie so oft starteten wir unsere Hör-Session mit Rockmusik von Steely Dan (5.1), die der Onkyo bestens aufgelegt, agil und druckvoll wiedergab. Effektehaschen oder ein vorlautes Klangbild verkniff sich der RX-RZ50, alles klang wie aus einem Guss, räumlich schön ausbalanciert und luftig.
Der Onkyo spielte zudem enorm hochauflösend und schälte feinste Details klar aus der Musik heraus. Dass der Amp dabei nicht aggressiv in die Ohren fuhr, muss man ihm hoch anrechnen. Kuschel-Sound wird also nicht geboten, stattdessen ein dynamisches, klares Klangbild mit Pepp und Pfeffer.
Weiter ging es mit Dolby-Atmos-Clips. Auch hier machte die zupackende Art viel Spaß, besonders der tiefe und dabei saubere Bass gefiel uns. Effekte und Ambientgeräusche hievte der Receiver räumlich überzeugend in den Hörraum. Zwar haben wir schon größere Schallfelder gehört, „klein“ klang der Onkyo aber trotzdem nicht. Höhen-Effekte wie die Synthesizer in „Audiosphere“ oder das Blatt in „Leaf“ waren zudem gut ortbar über unseren Köpfen wahrnehmbar. Natürlich fehlen im 5.1.4-Betrieb die Back-Rear-Boxen, was Räumlichkeit und damit auch Punkte in der Kategorie „3D-Surround“ kostet.
Mit Musik von CD (wir hörten im „Pure Audio“-Modus für die reinste Klangwiedergabe) blieb der Onkyo seinen Tugenden treu und musizierte lebendig, dynamisch und dabei sehr hochauflösend. Das transparente Klangbild bot eine ausgezeichnete Ortung von Instrumenten und Stimmen.

Der Testbericht Onkyo TX-RZ50 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1.600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Onkyo TX-RZ50 feiert das lang erwartete Comeback der Marke in Deutschland mit sehr gutem Klang, exzellenter Streaming-Ausstattung und zwei Einmess-Systemen. Als Wermutstropfen bleiben da eigentlich nur das Fehlen von Auro 3D und die mittelprächtige Fernbedienung.
Andreas Oswald
