Nura Nuraphone (Test)

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Was 2016 mit einem Kickstarter-Erfolg des australischen Herstellers Nura begann, ist nun marktreif. Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, ist das 380 Euro teure Nuraphone kein Telefon, sondern ein Hybrid aus In-Ear- und Over-Ear-Kopfhörer, der das eigene Gehör für eine individuelle Klangkulisse ausmisst. Beim Lieferumfang punktet das Gerät mit einer stabilen Hartschalentasche samt Magnetverschluss sowie zusätzlichen Ohrstöpseln in unterschiedlichen Größen.

Innovativ: In den Silikon-Ohrmuscheln verbergen sich austauschbare In-Ear-Stöpsel, die ins Ohr geführt werden. Lüftungsschlitze sorgen daneben für den Wärmeaustausch. Doch bei hohen Temperaturen wird es trotzdem recht warm.

Am gepolsterten Kopfbügel aus Aluminium ist das Headset in der Größe justierbar. Denn das Nura-phone muss exakt auf den Ohren aufliegen, damit die integrierten In-Ear-Stöpsel gut in den Gehörgang gelangen. Das ungewohnte Trage-gefühl wird durch weiche Silikon-Muscheln verstärkt. Selbige bieten Lüftungsschlitze, damit nicht zu viel Hitze am Kopf anliegt. Das funktioniert bei höheren Außentemperaturen jedoch nur leidlich – die Oberfläche erzeugt immer noch viel Wärme. Das Nura-phone liegt leicht am Kopf an, weshalb es beim Sport verrutschen kann.


Neuartiges Bedienkonzept

Ebenfalls ungewohnt ist die Bedienung, denn per App legt man zunächst ein Hörprofil an. Der Kopfhörer besitzt keinen klassischen Einschalter, stattdessen aktiviert sich das Gerät automatisch, sobald man es aufsetzt. Gleichzeitig wird die zuletzt verwendete Bluetooth-Verbindung aktiviert. Zudem gibt eine freundliche Frauenstimme Auskunft über den aktuellen Akku-Stand. Als einzige Steuer-elemente dienen zwei Touch-Tasten an der Außenseite der Ohrmuscheln, die sich (ebenso per App) frei belegen lassen. Wiedergabe, Lautstärke oder Geräuschunterdrückung lassen sich mit einfachem oder doppeltem Tippen auslösen. Wegen ihrer ungünstigen Position bedient man die Tasten jedoch des Öfteren versehentlich. Die Ohrmuscheln bieten von Haus aus eine passive Geräuschunterdrückung, die durch eine aktive verstärkt wird. Daneben lässt sich der „Social Modus“ aktivieren, bei dem Außengeräusche dank verbauter Mikrofone hörbar gemacht werden. Nach der Einrichtung  offenbart sich ein klarer Klang, der sich an das eigene Gehör anpasst. Musik vieler Genres kommt detailreich und druckvoll aus den beiden 40-mm-Treibern. Vor allem Gesang und Sprache erschallen glasklar. Höhen und Mitten sind stimmig, nur beim Bass hapert es. Tieftöne wirken hier und da aufgesetzt und übersteuern teils schon bei mitt-lerer Lautstärke. Mit der App kann man Bässe jedoch über den „Immersion“-Regler herunter-pegeln. Mit unterstütztem aptX-Standard kommt die Soundkulisse stimmiger und mit homogenerem Bass daher.

Raffiniert: Das Nuraphone passt sich dem individuellen Frequenzgang des eigenen Ohrs an. Dafür zuständig ist die kostenlose „Nura“-App für iOS und Android, die man per Bluetooth mit dem Kopfhörer verbindet. Die App führt zunächst einen Hörtest durch, bei dem verschiedene Frequenzen in den Gehörgang gesendet werden. Deren Resonanzen werden durch interne Mikrofone ausgewertet. Das Nuraphone misst dabei sogar otoakustische Emissionen (OAE), die vom Ohr gesendet werden. Das Resultat ist eine individuelle Klang­kurve, die als eines von drei Profilen im Kopfhörer gespeichert wird und unabhängig von der App verwendbar ist. Per App pegelt man auch den „Immersion Modus“, der für Tieftöne sorgt, ein. In der Praxis reicht hier bereits ein Wert im unteren Drittel der Skala, denn sonst übersteuern Bässe maßlos. Weniger schön: Um die App zu nutzen, muss man zustimmen, dass Hörmessungen sowie Profildaten an den Hersteller weitergegeben werden.

In der „Nura“-App legt man per Hörtest bis zu drei Profile an, deren Messwerte als buntes Diagramm angezeigt werden (links). Der Basseinsatz lässt sich per „Immersion“ justieren (rechts).

 

Kurzum besitzt das Nuraphone wenige Mankos in Sachen Bedienung und Bässe, die der Hersteller jedoch durch Software-Updates verbessern könnte. Schließlich wurde so auch die aktive Geräuschunterdrückung nachgereicht. Unveränderbar ist allerdings das ungewohnte Tragegefühl mit Silikon-Ohrmuscheln.                       stu

Der Testbericht Nura Nuraphone (Gesamtwertung: gut, Preis/UVP: 380 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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